Verstand und Herz sind beide ratlos

  • Das stimmt, Miriel - man muss die eigenen Probleme bearbeiten. Meine Therapeutin hat mir damals allerdings zu diesem Thema auch etwas gesagt, was mir sehr zu denken gegeben hat: Man kann Beziehungsverhalten nicht prophylaktisch "ändern". Man kann Verhaltensweisen erlernen, um sich in bestimmten Situationen bewusst nicht so zu verhalten, wie man es gerade unbedingt möchte.
    Aber die Situationen im realen Leben sind so unterschiedlich, dass man unmöglich alle vorher so durchspielen kann, dass man sie auf jeden Fall wiedererkennt.
    Beziehungsverhalten - destruktives, unbefriedigendes - Beziehungsverhalten kann man am besten am akuten Fall bearbeiten.
    Und es ist so: wenn ich solo bin, komme ich prima klar! Alles super. Die Probleme kommen - und kamen - erst in den Beziehungen. Das war auch davor schon so, obwohl kein Alk im Spiel war.
    Bevor aber jetzt ein falscher Eindruck entsteht: sie hat mir mit keiner Silbe dazu geraten, die Beziehung weiter zu führen - genauso wenig, wie das Gegenteil. Sie hat mir auch nicht gezeigt, was sie darüber denkt.

    Sie hat damit einen Wunsch von mir angesprochen, meine Muster in meinem Beziehungsverhalten ein für alle Mal "zu heilen". Dafür ist es ja eine Sucht/Abhängigkeit. Aber ich glaube, richtig verstanden, was sie meinte, habe ich erst viel später.

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Ich weiss nicht, also mir begegnes meine Verhaltensmuster, die ich in einer Beziehung habe, auch im Leben ohne Partner immer wieder.

    Das belaeuft sich auf Familie, Freunde und auch auf das Berufliche.

    Aber um das zu erkennen, hat es bei mir auch Jahre gedauert.

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

  • Natuerlich ist jede Beziehung anders und das Beziehungsverhalten immer dann akut, wenn die Beziehung grade da ist.

    Ich persoenlich wuerde es aber garnicht unbedingt BEZIEHUNGSverhalten sondern allgemein Verhalten(smuster) nennen.

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

  • Mir half es unglaublich den Fehler

    1. nicht nur bei dem "falschen" Partner

    und

    2. nicht nur in Liebesbeziehungen

    zu suchen.

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

  • Bei mir ist das - glaube ich jedenfalls - nicht so.
    In allen anderen Beziehungen habe ich ein sehr gutes Auge dafür, ob Geben und Nehmen im Gleichgewicht sind. Ich habe dann auch kein Problem mit Abgrenzung oder Selbstbehauptung.
    Wenn ich was nicht will, sage ich das und mache auch etwas nicht nur, damit ich Anerkennung bekomme, obwohl es mir eigentlich zu viel ist. Anerkennung von anderen ist mir im beruflichen Bereich zum Beispiel nicht besonders wichtig, wichtig ist mir, ob ich selbst mit dem Ergebnis zufrieden bin. Ich arbeite da wirklich in erster Linie für "mich".

    Bei mir hängt das meiste "Suchtpotential" an der Paarbeziehung. Da hängen die meisten Hoffnungen und Sehnsüchte dran ... nach wie vor, leider.

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  • Ja, das ist bei mir auch so. Also das das Suchtpotential in der Paarbeziehung am hoechsten ist.

    Es war auch nur ein Gedanke dazu.

    Im Grunde bist du ja schon auf dem Weg, DEINEN Weg zu gehen.

    Aber dieses Warten auf die Aktion des Gegenueber um reagieren zu koennen, wie Nici sagt, sich vom Aktiven ins Passive zu verlagern, das empfinde ich als sehr gefaehrlich, weil man in dem Moment immernoch abhaengig ist.

    Eben von dem Tun des Anderen, auch wenn wir uns in Sicherheit waegen (wie ich auch zu oft), klappt die Falle sehr schnell wieder zu und wir befinden uns in dem "Warte"-Zustand, in dem wir unsere eigenen Gefuehle wieder auf Eis legen und nur noch in seiner Welt leben.

    Ich weiss kein Rezept dafuer, das ganz zu umgehen, ich denke, es ist, Arbeit Arbeit Arbeit.

    Und daran sind wir ja gerade :)

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

  • Vielleicht habe ich es falsch oder nicht klar formuliert (was daran liegen kann, dass ich es selbst erst schrittchenweise immer klarer sehe).
    Es gibt einfach zwei Möglichkeiten. Ich bewege mich und er bewegt sich und wir schauen dann, ob wir uns beide - jeder in seine Richtung, aber trotzdem gemeinsam - weiterbewegen wollen. (Kann ja auch sein, dass ER dann gar nicht mehr gemeinsam weitergehen will).
    Oder er bewegt sich nicht, aber ich bewege mich, dann bewegen wir uns sicher nicht gemeinsam weiter.
    Dass ICH mich so oder so bewegen werde, steht mittlerweile außer Frage.
    So klar, wie dieses Gefühl mittlerweile ist, war es allerdings vorher noch nicht.

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  • Mh :)

    Deine Worte klingen klar und das freut mich.

    Und ich finde deine Ansicht sehr gut. Und klar, auch bei mir gibt es da natuerlich diese Gedanken, aber ich weiss auch, wenn nur einer sich bewegt, koennen wir nie an irgendeiner Stelle gemeinsam ankommen.

    Und auch ich hab schon oft gedacht, dass es ja auch sein kann, dass er dann garnicht mehr will, wenn er sich mal bewegt, was ich ihm wuensche.

    Mh.

    Es ist wirklich schoen zu lesen, dass du immer mehr sortierst. :)

    Weiterhin viel Kraft!

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

  • Ja, diese Klarheit und Ruhe fühlen sich sehr gut an - und ich spüre sie in dieser Form tatsächlich nach all den Jahren auch zum ersten Mal.
    Die Distanz, die zu früheren Zeitpunkten immer wieder "geschafft" habe, war kopfgesteuert und ohne wirkliche "innere Beteiligung".
    Das ist diesmal anders. Es löst aber auch große Gefühle der Traurigkeit in mir aus. Vielleicht muss das so sein.

    Jetzt gehe ich mal raus in die Sonne.

    Dir auch viel Kraft, vor allem erst einmal für morgen!

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  • Diese unglaubliche Traurigkeit kenn ich sehr gut, ich glaube es liegt an der wirklichen Erkenntnis, dass man einfach machtlos ist, was das andere Leben angeht.

    Aber eben nicht dem Eigenen gegenueber. Und das ist ja auch gut so.

    Viel Spass draussen, ich mach jetzt mal sauber, bevor die Familie kommt :)

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

  • Zitat von inbetween


    Wie war es bei dir, Nici - habt Ihr beide auch noch weiter an Euch gearbeitet, nachdem Entzug und Therapie durch waren?
    Wir haben das nicht gemacht - beide nicht.


    Hallo Lea,

    "Entzüge" waren es wohl nie, wohl eher Trinkpausen. Und auch wenn wir teilw gemeinsam und jeder separat bei Therapeuten waren, kann man wohl auch nicht von einer Therapie sprechen.
    Trinkpausen können sehr sehr lang sein, und bieten Platz für sehr viel aufkeimende Hoffnung.

    Deinen Satz mir der kopfgesteuerten Distanz ohne innerliche Beteiligung -
    find ich so super trefflich.
    Und das Gefühl der darauf folgenden Traurigkeit,
    ja wie sehr ich das noch kenne.
    Ich war traurig .... ja warum ? teilweise über die verlorene Liebe ? die eingebildete Liebe ? die verpatze Zeit ? über meine Dummheit es nicht gemerkt zu haben ?
    das ich soo lang brauchte um zu verstehen ? über die Einsamkeit, die ich nun spürte und die doch schon soo lange da war ?über die Tränen der Kinder?...
    Ja, liebe Lea, die Traurigkeit darf schon sein.

    Aber sie wird auch ersetzt. Du wirst es spüren, und Du wirst immer mehr davon wollen.
    LG nici

  • Ja loslassen tut weh, so weh, tief innen drin,
    es tut halt AUCH deshalb weh, weil es oft so schön war trotz des ganzen co-Dingens..... und ich bewahre diese "Schönheit" gerne in meinem "Schatzkästchen des Lebens" auf. :)
    Und wenn´s Not tut, dann heule ich mir die Augen aus.
    Grüße von Marion

  • Liebe MaryLou,
    es tut gut, dass du mich da verstehst. Heute abend ist es ganz schlimm.
    Ich bin hundemüde vom Heulen.
    Zum Glück weiß ich, dass es morgen schon wieder besser sein wird.
    Gute Nacht und danke.
    Lea

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  • Guten Morgen, Marion,

    und noch einmal danke! Es geht schon wieder besser.
    Ich werde heute eine lange Wanderung machen und die Sonne genießen.
    Lass es dir auch gut gehen!

    Mit vielen lieben Grüßen
    Lea

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  • Hallo Lea,
    das freut mich sehr, dass es dir wieder besser geht und dass ich ein wenig helfen konnte.
    Wenn ich nicht schon Party hätte würde ich mitwandern.
    :)
    Da hab´ich schon lange solch eine Lust zu, wir kommen aber nicht dazu.
    Der ganz normale Wahnsinn in einer "Großfamilie" halt.

    Von hier ist eine fette Wolkendecke aber auch Sonne im Herzen zu vermelden.

    Mach´s gut und viel Spass

    Marion

  • Hallo Marion,

    Party und Großfamilie klingt auch nach einem schönen Programm! Bei mir ist es (noch) umgekehrt: draußen scheint die Sonne, im Herzen ist es noch ein wenig bewölkt.
    Mal sehen, ob sich das noch ändert im Laufe des Tages.

    Dir auch viel Spass!
    Lea

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  • Liebe Lea,

    ich weiss selbst, wie schwer es ist, sich dazu durchzuringen, etwas fuer sich zu tun.

    Am Wochenende ist es bei mir immer noch schwieriger als unter der Woche.

    Traurigkeit gepaart mit der Gewohnheit des vorherigen... und dann noch die Angst..davor, was sein wird oder koennte...
    ...das fuehrt oft dazu, dass ich garnichts mache am Ende.

    Nach langem Hin- und Herringen den Morgen ueber, habe ich mich jetzt einfach ohne noch weiter zu denken fertig gemacht und gehe jetzt raus.

    Ich glaube, am Wichtigsten ist es, die Schritte, die wir uns so denken ,auch wirklich zu gehen.

    :)

    Ich finde es gut, dass du dir deine Zeit fuellst.

    Traurigkeit darf sein. Sie ist notwendig, um zu verarbeiten.

    Traurigkeit als stiller Begleiter, wenn er nur nicht die Ueberhand nimmt, ist ok.
    Und ich glaube, man merkt schnell, dass es durch vieles ersetzt werden kann...

    Kleinigkeiten, langsam, Schritt fuer Schritt fuehren uns hoffentlich bald aus dieser Traurigkeit heraus.

    Ich wuensche dir ganz viel Kraft dafuer!

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

  • Hallo, Ihr Lieben,

    jetzt bin ich wieder zurück. Sechs Stunden mit dem Hund durch sonnendurchfluteten Buchenwald getigert und danach noch ein Bad im Bach genommen.
    Das war schön!
    Auch im Herzen scheint wieder die Sonne. :D:D
    Jetzt noch einen schönen Tee und dann – überlege ich mir, wie viele Zimmer ich in meiner neuen Wohnung will.

    Ein fröhlicher Gruß an alle von einer entspannten
    Lea

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