Verstand und Herz sind beide ratlos

  • Vielen Dank, Karsten, für's Freischalten, hier ist mein Text aus dem Vorstellungsbereich (ich weiß nicht genau, wer den lesen konnte).
    Auch allen anderen: vielen Dank für's Lesen und Antworten.

    Liebes Forum,

    der Titel meines Threads trifft in mehr als einer Beziehung zu: Ich habe in den letzten Wochen sehr viel in diesem Forum gelesen, weil ich deutlich fühle, dass ich mich beruflich und privat in einer Umbruchsituation befinde und hier Antworten auf verschiedene Fragen gesucht habe, die mich stark beschäftigen.
    Ich bin seit mehreren Jahren mit meinem Freund zusammen, der - häufig - klar erkennen kann, dass er ein Alkoholproblem hat, der auch einen stationären Entzug hinter sich hat mit anschließender Therapie (auf diese Weise war er ein Jahr lang trocken), der beruflich sehr viel mit Alkohol in Kontakt kommt und jetzt seit zwei Jahren wieder zunehmend trinkt.
    Wir leben nicht zusammen und führen seit einem Jahr eine Fernbeziehung, das Zusammenziehen ist aber seit langem geplant.
    Es gab viele unschöne Vorkommnisse -, viel Peinliches, aber auch viel Unwissenheit meinerseits.

    Das Lesen der Beiträge in den verschiedenen Foren hat bei mir sehr unterschiedliche Gefühle ausgelöst. Einerseits geben mir die Threads der zufrieden trocken gewordenen Alkoholiker Hoffnung, dass auch mein Freund es schaffen kann.
    Andererseits sehe ich vor meinem geistigen Auge schon die Warnungen im Bereich der Co-Abhängigen, dass ich meinem Freund schnellstens den Laufpass geben sollte.
    Dann wiederum denke ich: wenn ich Alkoholismus wirklich als Krankheit akzeptieren könnte (was ich bisher noch nicht wirklich gut kann) - dann würde das für mich bedeuten, dass ich ihm und mir diese Chance gerne noch geben würde.

    Für ihn wäre das Zusammenziehen mit einem Umgebungswechsel verbunden - kompletter Cut mit seinem bisherigen Umfeld.
    Darauf gründet er seine Hoffnung, dass er es schaffen kann.
    Beruflich ist der Alkohol allerdings weiterhin quasi vorprogrammiert.
    Was bei mir die Hoffnung, ehrlich gesagt, schwinden lässt, denn so stark erlebe ich ihn nicht, dass er in einer trinklustigen Runde den Alkohol ablehnen könnte.

    Mir fällt die Entscheidung einfach unendlich schwer und ich bin mir sehr klar darüber, dass sie mir auch hier keiner abnehmen kann.

    Ich erhoffe mir von diesem Forum vor allem schonungslose Rückmeldungen (wenn ich mir selbst etwas vormacht) und Begleitung auf dem Weg, in welche Richtung er auch gehen wird.

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Liebe InBetween,

    erst einmal schoen, dass du hierher gefunden hast!!

    Wie wir alle strauchelst auch du zwischen den Zweifeln ob weitere Unterstuetzung oder Trennung.

    Ich halte mich erstmal zurueck mit meinen Ratschlaegen.

    Ich selbst war selbst in einer Fernbeziehung und habe mich erst vor kurzem getrennt.

    Langes Hoffen und Unterstuetzen haben mir letztendlich jegliche Energie zum Leben geraubt und ihm letztendlich nicht weitergeholfen.

    Dass dein Freund schon einen Entzug hinter sich hat laesst ja darauf schliessen, dass er sich des Problems bewusst ist. Viel gravierender finde ich dann aber, dass er weitertrinkt....

    Ein Umfeldwechsel, "Cut" wie du es nennst, ... ja, das kann sicher hilfreich sein, ABER die Grundproblematik ist nicht weg und vor ihr davonrennen geht definitiv NICHT!

    Wir hatten auch sehr grosse Plaene (Zusammenziehen, etc.) und ich dachte, wenn er erstmal aus seinem Umfeld heraus ist, neu anfangen kann, etc... aber ich musste wirklich erkennen, dass das einfach absolut keine Loesung ist.

    Das sind meine Gedanken dazu.

    Wie lange seit ihr zusammen?
    Was tust du fuer dich?
    Wie geht es DIR?

    Mit vielen Gruessen

    Miriel

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

  • Liebe Miriel,

    vielen Dank für deine Antwort - wir sind schon sehr lange zusammen, über sechs Jahre. Die Geschichte gleicht der von vielen anderen hier sehr. Es wurde schleichend immer schlimmer, Beleidigungen, Drohungen usw. waren irgendwann an der Tagesordnung, kombiniert mit Versuchen, mir wegen alles und dem ein schlechtes Gewissen zu machen, Verständnis für seine eigene Situation einzufordern (meine aber aus meiner Sicht komplett zu missachten ...) usw.
    Was ich in dieser sehr schwierigen Zeit allerdings gelernt habe, ist, mich abzugrenzen - in gewissen Punkten jedenfalls, bei weitem nicht in allen. Ich habe z.B. nie für ihn gelogen - weder bei seinem Chef angerufen noch Menschen in meiner Umgebung, die mir wichtig sind, verschwiegen, was es zwischen uns für Probleme gab (und gibt).
    Trotzdem habe ich noch einige Züge der Co-Abhängigkeit, die ich ganz schwer ablegen kann, z.B. der Kontrollzwang. Ich weiß (trotz Fernbeziehung) immer sofort, wenn es wieder schlimmer wird. Und mein Hauptproblem ist, ich beiße mich dann fest, ich will alles (wider besseres Wissen) "klären", weise ihn auf das Problem hin (was in der akuten Situation natürlich nichts bringt ... usw.

    Manchmal denke ich, es wäre am besten, wenn wir nicht zusammenziehen würden, sondern weiterhin getrennte Wohnungen hätte, und dann warten wir ab, was passiert ...

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Ups, ich habe ja ganz viele Fragen nicht beantwortet: wie geht es mir? Im Moment nicht so gut - ich grüble viel, wäge ab, fühle mich manchmal schlecht, weil ich das Gefühl habe, ich nehme ihn nicht mehr ernst in seinem Wunsch, wirklich ein trockenes Leben zu führen.
    Ich kriege es nicht wirklich hin, Alkoholismus als Krankheit anzusehen, sondern mache ihm - leider - ganz oft Vorwürfe. Oft fehlt mir auch der Respekt für ihn, weil er nicht einfach "nein" sagen kann, nicht nur in Bezug auf den Alkohol und Situationen entstehen, deren (unerfreulichen) Ausgang man lange vorher hätte absehen können.
    Die Fernbeziehung hat vieles leichter gemacht, was die Abgrenzung angeht - ich habe ein bisschen Angst, dass das beim Zusammenziehen schwieriger werden könnte.

    Und ich stimme dir zu: Probleme lösen sich nicht einfach durch einen Umgebungswechsel.
    Andererseits (nach dem, was ich gelesen habe), könnte ein Umgebungswechsel verschiedene Dinge erleichtern.
    Ach, ich fühle mich im Moment einfach überfordert ...

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Liebe InBetween,

    ich wuerde dir von einem Zusammenzug abraten.

    Es gibt vielleicht andere Meinungen hier, aber ein Zusammenzug in einer "rueckfaelligen" Situation !

    Wie soll das funktionieren?

    Die Gefahr ist so gross, dass sich genau dann solche Mechanismen einbauen, die du momentan eben noch nicht hast (und das ist auch gut so! )

    Als ich mit meinem XY ueber zusammenziehen zog, lief das ungefaehr gedanklich in diesen Phasen ab:

    1. Zusammen ziehen, alles wird gut
    2. Zusammen ziehen, nichts aendert sich
    3. Getrennte Wohnungen, dann hat jeder sein Eigenes, dann wird alles gut
    4. Getrennte Wohnungen, nichts aender sich
    5. Garkein Zusammenkommen......

    Mir wurde einfach klar, dass er sich so sehr auf mich fixiert und auch auf die Beziehung, dass er IN der Beziehung nie wirklich klar ueber sein eigenes Problem denken werden kann, weil er stets mich im Hinterkopf hatte....

    Er arbeitete also nicht wirklich darauf hin, ohne Alkohol zu leben, sondern eher daraufhin den Alkohol durch die Beziehung, neues Umfeln, etc. "ersetzen" zu koennen.

    Dass das nicht moeglich ist, musst auch ich schmerzhaft erkennen und dementsprechend handeln...

    Alkoholismus als Krankheit - aufjedenfall ein guter Schritt FUER DICH, dass du das erkennst. Das macht es fuer dich leichter, mit Situationen umzugehen, aber natuerlich auch schwerer, konsequent zu sagen, was DU fuehlst.

    Denn das ist wichtig! Krankheit hin oder her. Deine Wuensche, deine Situation, deine Gefuehlswelt, das alles bist DU und deswegen ist das auch alles wertvoll und auch alles "sehens"wert, wenn duverstehst was ich meine.

    Wenn seine Krankheit dein ICH uebernebelt, dann ist es nicht mehr das, was sein sollte.

    Deine Selbstzweifel, ob du ihn nicht mehr ernst nimmst, mit seinem Wunsch trocken zu werden...

    Du musst ihn im Grunde garnicht ernst nehmen. Das muss nur er selbst!

    Du bist nicht verantwortlich fuer SEIN Leben sondern nur fuer DEINS und deswegen bist du auch nicht verantwortlich dafuer IHM das Gefuehl zu geben, dass er es ernst meint.. das waere ja voellig absurd.
    Das Gefuehl kann nur er sich selbst geben.

    Ich finde es gut, dass du die Dinge hinterfragst und dass du nicht mehr nur sagst, dass alles schon irgendwie gut wird.. denn das ist ja gerade die Spirale..

    Umgebungswechsel kann sicherlich gut sein, aber er muss ja nicht an einer Beziehung haengen.

    Ich wuensche dir viel Kraft

    Mit vielen Gruessen

    Miriel

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

  • Mit dem Problem des Zusammenziehens während eines "Rückfalls" hast du sicher recht.
    Fatal ist, dass er lange Trockenpausen einlegen und durchalten kann und das auch weiß (ein Punkt, der es mir z.B. sehr schwer macht, sein Trinken als Krankheit zu sehen). Ich bin mir sicher, er wird eine Trockenpause einlegen können, wenn wir zusammenziehen - ob das als "Sprungbrett" reicht, ist die andere Frage.

    Es stimmt auch, dass er sich selbst ernst nehmen muss. Sein Selbstwertgefühl kann nicht von außen kommen. Aber ich trage wohl manchmal auch dazu bei, dass er sich schlecht fühlt. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, dann reagiere ich auf sein Trinken fast reflexartig mit Abwertung. Das gefällt mir nicht an mir.

    Mein größtes Problem ist wohl, dass ich noch nicht am Tiefpunkt angelangt bin. Und ich weiß, dass ich mich wahrscheinlich mein halbes Leben lang fragen würde, ob es nicht doch besser gewesen wäre, die Probe auf's Exempel zu machen (und eben das Zusammenziehen zu wagen). -
    Ich hänge im Moment einfach in einer Schleife fest, aus der ich nicht wirklich herauskomme :(

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Liebe InBetween,

    deine Worte erinnern mich sehr an mich selbst, so wie ich dachte, oder auch immernoch denke.

    Trinkpausen legte mein XY IMMER ein, wenn wir zusammen waren (auch fuer Wochen).. das konnte er, und das gab mir auch immer wieder sehr viel Zweifel an mir selbst, ob ich ueberhaupt richtig liege mit meiner Wahrnehmung, er sei alkoholkrank.

    Aber natuerlich lag ich richtig!!

    Deine Zweifel bezueglich des Zusammenziehens... Weisst du, ich habe diese Gedanken sehr oft durchspielt... den letzten gemeinsamen Urlaub habe ich abgesagt, das heisst, wir hatten uns vor der Trennung jetzt auch wirklich laengere Zeit GARNICHT mehr gesehen und auch da habe ich gedacht, denke manchmal noch immer, haette ihn nicht wenigstens nochmal sehen muessen, persoenlich sprechen muessen, etc.

    Aber dann weiss ich, wieviele Male ich es einfach getan habe, etc...

    Aber auch ich habe irgendwann unkontrolliert auf das Trinken reagiert, was ich garnicht wollte, aber weil es mich eben auch krank gemacht hat, so wie dich. Reflexartig trifft es, denn es kommt wie ein Reflex, es ist wie "angelernt", ein Knopf der gedrueckt wird, wenn du den Alkohol in seiner Stimme hoerst oder was auch immer....
    Auch ich habe irgendwann fuer MICH beschlossen, dass ich so nicht mehr reagieren will, nicht weil ich ihm damit schlecht tat, sondern mir selbst. Denn jedes Mal wenn er trank, ging es mir schlecht !
    Das waren meine ersten Schritte, mich davon zu befreien, dass meine Stimmung von seiner Trinkerei abhing.....
    und dann ging es eben immer weiter ..

    Vor schon langer Zeit hatte ich ausgesprochen, dass ich NICHT mit ihm zusammenziehen moechte (da war von Trennung noch nicht die Rede), aber allein diese Entscheidung hat sehr viel gekostet, mich aber sehr frei gemacht.
    Ich musste sie treffen, weil ich im Grunde einfach nur in mich hineinhoeren musste und dann wusste, dass ich unglaublich viel Angst vor einem Zusammenzug habe auf Grund seiner Sucht.

    Und dann habe ich auch irgendwann klar und laut gesagt, dass ich SO keine Zukunft mit ihm sehe. Auch das war verdammt schwer zu sagen, obwohl es doch schlicht und ergreifend meiner Gedanken entsprach.

    Meine mit letzten Worte an ihn waren, dass ich MEIN Leben NICHT mit dem Alkohol teilen will und ich MEIN Leben FREI und unkontrolliert gestalten will.

    Es ist schon bemerkenswert, dass wir immer so verquer denken und uns fragen, ob wir nicht bereuen werden, dass wir es nicht doch versucht haben (Zusammenzug in deinem Beispiel)


    - Aber warum haben wir denn keine Angst davor, dass wir vielleicht auch denken koennten "Warum habe ich nicht die Proble auf's Exempel gemacht und mich getrennt -

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

  • Schwierige Fragen, das alles.
    Einerseits sagt mir eine innere Stimme (genau wie dir) - "wer weiß, ob das gut gehen wird" und "lieber nicht".
    Andererseits weiß ich auch, dass ich vorher mit noch niemandem bei so vielen Dingen auf einer Wellenlänge lag.
    Und ich habe den Eindruck, dass ich an dieser Beziehung auch deshalb festhalten möchte, weil auch meine "Beziehungsstrukturen" problematisch sind, und ich zum ersten Mal wirklich klar sehe, wo meine Probleme liegen.
    Ich weiß nicht, ob das nachvollziehbar ist. Aber ich hätte ein bisschen das Gefühl, dass ich bei einer Trennung auch vor meinen eigenen "Problemen" weglaufen würde.
    Es ist wirklich zu vertrackt :roll::roll:

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Auch dieses

    "Wir harmonieren so gut, ich kann endlich so sein wie ich bin, ich habe das Gefuehl, ich bin angekommen."

    Wie kennen es glaube ich ALLE.

    Denn auch das ist meiner Meinung nach ein Teil dieser Abhaengigkeit, in der wir uns befinden.

    Das soll nicht heissen, dass ihr nicht wirklich harmoniert und auf einer Wellenlaenge seit, aber eben, dass dieses Gefuehl der Seelenverwandtschaft eben genau diese Gefahr des Nichtloslassenkoennens in sich birgt.

    Dass du deine eigenen Probleme jetzt siehst, das glaube ich dir, aber dass du eine Trennung als Weglaufen siehst, das sehe ich anders.
    Eine Trennung waere im Grunde der Schritt dahin, sich wirklich mit DEINEN Problemen auseinanderzusetzen. IN der Beziehung gibt es doch genug Probleme, die ER hat, mit denen du dich beschaeftigen kannst, da werden deine zweitrangig, was im Grunde fuer dich auch gut ist, denn dann brauchst du dich mit denen nicht weiter selbst zu belaestigen.
    Es ist IMMER einfacher, gerade fuer uns Co-Abhaengigen, sich um jemand anderen zu kuemmern, damit wir uns mit unserem eigenen Chaos nicht auseinandersetzen muessen.
    Trennung bedeutet also IMMER ein ALLEINE MIT SICH sein und natuerlich darf man davor Angst haben, ABER man darf sich auch darauf freuen, jetzt wo man erkannt hat, dass da was ist, um das man sich kuemmern sollte bei SICH SELBST, dass man ENDLICH die Chance hat, es auch zu tun!!

    Ich bin am Loslassen und ich kann dir sagen, ich vertraue darauf, wenn wir (ich und mein XY) wirklich seelenverwandt sind, so wie ich es lange glaubte, dann wird uns diese Seelenverwandtschaft auch wieder zusammenfuehren. Irgendwie. Irgendwann.

    Und wenn nicht, dann soll das auch so sein.

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

  • Flucht ist im Grunde das Verbleiben in einer Beziehung, in der du "gebraucht" wirst, um nicht das Gefuehl haben zu muessen, du seist nichts wert.

    Doch, hoer mal in dich!

    Du wirst gebraucht! Und zwar von DIR SELBST!!

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

  • Es stimmt. Ich kann/will noch nicht loslassen. :(
    Kennst du die Bücher von Melody Beattie? Sind seit einigen Jahren meine Begleiter - mal helfen sie, mal nicht.

    Nun ja - ein paar Monate habe ich noch, bis es soweit wäre (mit dem Zusammenziehen).
    Vielleicht sehe ich bis dahin klarer.
    Ich danke dir sehr für deine direkten Worte, Miriel - ich werde jetzt mal einen langen Spaziergang machen und nochmal über alles nachdenken.

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Ich bin glaube ich was meine Wortwahl angeht noch sehr "schonend" von daher ist es sicher gut, wenn hier mal noch eine paar andere Meinungen einfliessen :)

    Die Buecher kenne ich nicht. Werd's mir gleich mal anschauen.

    Ein paar Monate vor dem geplanten Zusammenziehen war auch ich noch stark der Meinung, dass es klappen kann.

    Lass dir Zeit, mach dir keinen Druck.
    Du darfst Zweifeln, du darfst Fuehlen, auch negatives zu diesem Thema. Du darfst DU sein.

    Mit vielen Gruessen und viel Kraft fuer dich.
    Geniesse deinen Spaziergang.
    Hoere in dich!

    Miriel

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

  • Hallo liebe inbetween,
    willkommen im Forum :wink:
    Zu deinen Zeilen fällt mir spontan ein Spruch ein: Hoffen und Harren, macht Frauen zu Narren...
    Hier schreibt dir eine... !!!
    Das gucken auf XY und seine Sucht hat mich kein STÜCK weitergebracht !!!
    Das permanente, jahrelange abscannen, ist`s Abhängigkeit etc. pp. hat mich selbst nur mürbe gemacht - weitergebracht hats mich nicht wirklich :cry:
    Was will und wünsche ich mir mit mir und in Beziehung ??? Was sind meine Bedürfnisse ??? Du schreibst von gleicher Wellenlänge - das ist doch schön - was mich persönlich u. a. auch mürbe gemacht hat, war einfach dieser stumme/stille Begleiter/in mit Namen Alkohol... wie eine Fußfessel, immer wieder von mir ignoriert, toleriert, die Fessel nach hinten geschoben - und dann immer wieder doch drüber gestolpert !!! Folge: ich habe mich aus unserem gemeinsamen Freundeskreis rausgelöst und mir alkoholfreie Freundschaften aufgebaut - ;-)))

    Hier im Forum kannst ja auch Berichte von ganz starken Frauen lesen, die ihr Leben auf fantastische Weise selbst in die Hand genommen haben und sich für SICH und IHREN WEG entschieden haben...
    Ich wünsch dir, dass dein Herz in dir wieder die Oberhand gewinnt und du für dich eine gute Entscheidung findest !!!
    Liebe Grüße, die SommmerSonnne
    8)

  • Hey inbetween!

    Noch eine kleine Ergänzung, welche Botschaft du sendest, falls ihr zusammen zieht:
    "Es ist alles okay, ich bleibe bei dir, wie du bist.. Du musst dich nicht ändern, ich ziehe dennoch mit dir zusammen."

    Dann bleibt er in der für sich bequemeren Situation, der Alk zieht mit in deine neue Wohnung ein.. Warum es sich unbequem machen und den Weg eines neuen Entzugs gehen, wenn er bei dir auch weiterkommt, ohne etwas zu ändern?

  • hallo liebe inbetween,

    erst einmal herzlich willkommen hier.
    Beim Lesen deines Treats kam mir der Gedanke, das dein xy, falls ihr zusammenziehen solltet, es dann auch bequemer haben wird, deine Co-Knöpfe zu drücken. Denn wenn du, wie beschrieben Abneigung zeigst reflexartig, dann reicht dein Gesichtsausdruck schon, um noch ein Glas zu trinken. Er findet sozusagen dann mal wieder einen Grund zum Trinken bzw. weitertrinken. Wenn man zusammenlebt ist die Symbiose perfekt. Ich rate dir dringend davon ab, zumal ich aus Erfahrung weiß, wie schwierig, traurig und elend eine Trennung ist von einem Alkoholiker. Besser, du wehrest den Anfängen und schützt dich.
    Es ist zwar eine Krankheit. Aber wie bei einer anderen Erkrankung jedweder Art, liegt die Verantwortung beim Erkrankten, nach der Diagnose ,den Anweisungen des Arztes zu folgen, bzw. sich mit der Krankheit auseinanderzusetzen, bzw. krankmachende Faktoren zu meiden. Gruß, Broti

  • Es gab viele unschöne Vorkommnisse -, viel Peinliches, aber auch viel Unwissenheit meinerseits

  • Ich danke euch sehr für die vielen Antworten und die offenen Worte!
    Leider komme ich im Moment einfach nicht zu einer klaren inneren Einstellung, ich gehe mir mit diesem Hin und Her gerade selbst fürchterlich auf die Nerven.
    Ich hätte es gern einfach und klar ...

    Ja, die peinlichen Situationen und die Vorwürfe - am Anfang hat er mich damit sehr gut eingefangen, aber irgendwann hat es dann bei mir "klick" gemacht und ich habe mich nicht länger quasi mitverantwortlich für sein Verhalten gefühlt. Wenn er sich daneben benimmt, dann ist das sein Problem, nicht meins.
    Manchmal (bei den Beleidigungen) habe ich mir vorgestellt, dass er am Tourette-Syndrom leiden würde (Stichwort "Krankheit"). :wink:
    Da hat mir eine ganz gute innere Distanz verschafft.

    Es ist auch nicht so, als würde mich sein Verhalten komplett aus der Bahn werfen - das hat es am Anfang kurzzeitig, aber letztendlich passe ich schon ganz gut auf mich auf.
    Dass wir derzeit eine Fernbeziehung führen, liegt z.B.daran, dass ich mich beruflich verändern wollte und umgezogen bin. Meine (zumindest finanzielle ...) Unabhängigkeit bedeutet mir sehr viel, denn so habe ich jederzeit die Chance, im Zweifelsfall tatsächlich meine Koffer zu packen und zu gehen.
    Also auf bestimmte Bereiche hat er bei mir keinen Zugriff mehr, bzw. ist die Abhängigkeit nicht ganz so ausgeprägt, und ich fühle mich auch nicht als Opfer.

    Es tut mir Leid, wenn ich euch gerade genauso auf die Nerven falle, wie mir selbst - wahrscheinlich sind diese ganzen Erklärungsversuche typisch und ich sehe einfach den Wald vor lauter Bäumen nicht.
    Vielleicht muss ich auch einfach noch einmal böse auf die Nase fallen, bis ich's wirklich kapiere :roll:

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Auch wenn manche mich vielleicht wegen meiner Unentschlossenheit als "hoffnungslosen" Fall sehen - trotzdem danke ich euch! Auch wenn ich noch nicht klar sehe, ist meine Stimmung viel besser geworden, seit ich hier schreibe!

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

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