Sich selbst von Co-Abhängigkeit heilen?

  • hallo leute!

    wie seht ihr das? kann man es ohne therapie aus der co-abhängikeit eines
    EKA rausschaffen?

    ich habe tierische angst vor einer therapie. ich will meine seelischen
    abgründe nicht sehen. wenn ich allein bin und über sie nachdenke,
    fühle ich mich down und vor allem- paralysiert!

    das ist überhaupt mein krankheitsbild: kopf in den sand stecken und wenn
    es doch hart auf hart kommt und ich die realität nicht verleugnen kann,
    bin ich paralysiert, lasse mich komplett hängen, selbst morgens
    aufstehen kann dann zur harten probe werden.

    ich habe total angst davor, dass eine therapie mich wieder in so einen
    depressiven abgrund stürzt... ist das irrational? oder muss man
    zwangsläufig (in der selbsterkenntnis) durch tiefen gehen?

    da ich auch 2 kinder habe, für die ich sorgen will, habe ich das gefühl,
    mir eine übermäßige arbeit an mir selbst nicht leisten zu können-
    jedenfalls nicht eine, die mich dann soweit in mein ich drängt, dass
    ich keine kraft mehr für einen alltag habe...

    dennoch habe ich auch angst, dass ich somit vielleicht zu sehr verdränge
    und ich unehrlich zu mir selbst bin?

    im moment "therapiere" ich mich durch das genießen des mit-mir-allein-seins.. durch das ausbauen von freundschaften, die mir gut tun. durch
    in mich horchen, ob ich grad ICH bin oder wieder mein altes, verdecktes,
    schauspielerndens ich. ich spüre mich auf alle fälle mehr, als vor ein
    paar jahren.

    und ich bin, was die kinder angeht, mehr für sie da (da ich vorher sehr
    darauf fixiert war, es anderen recht zu machen oder unheimlich viel
    energie draufging, mich selbst überhaupt am laufen zu halten... da ich
    sozusagen einen abklatsch meiner alkoholabhängigen mutter geheiratet
    habe, von dem ich mich aber bis jetzt auch nicht komplett habe lösen
    können. aber ich lebe nun schon 2 jahre allein mit den kindern und
    seither lebe und BIN ich wieder...).

    wie ist eure erfahrung? wie oft geht man überhaupt zu einer therapie?

    wie schwer/leicht viel es euch in der ersten zeit?

    danke für euer vertrauen.

    LG fatima

  • Hallo Fatima!

    Wenn das morgendliche Aufstehen schon zur harten Probe werden kann, sitzt du doch schon am Abgrund.
    Auch ganz ohne Therapie.

    Ich habe viel gelesen, viel mit Menschen gesprochen und Emails an Alice Miller geschrieben.
    Was wäre, wenn sie mir nicht zurückgeschrieben hätte, weiß ich nicht.
    Ganz ohne Begleitung ging es jedenfalls nicht, weil Therapie ohne ein Gegenüber nicht funktioniert.

    Es ist deine Entscheidung und du solltest dich damit auch wohl fühlen!

    LG

  • Hallo Fatima,

    "das ist überhaupt mein krankheitsbild: kopf in den sand stecken und wenn
    es doch hart auf hart kommt und ich die realität nicht verleugnen kann,
    bin ich paralysiert, lasse mich komplett hängen, selbst morgens
    aufstehen kann dann zur harten probe werden."

    Das wäre für mich ein Grund, eine Therapie zu beginnen. Schlimmer kann es doch nicht werden?

    Ich gehe momentan zu einer Beratungsstelle und spreche dort mit jemandem. Die Gespräche sind danach nicht schlimm. Es ist etwas anstrengend, so intensiv nachzudenken, aber mir geht es nach den Terminen besser als vorher.
    Du kannst das ja für einen Versuch mal angehen und wenn es absolut nicht funktioniert, lässt du es eben sein. Wenn es dir gut tut, gehst du öfters hin.

    Ich hätte Angst davor, dass es ohne Therapie für dich und die Kinder schlimmer wird als mit Therapie.
    Und wenn du schon soweit bist, dass du keine Kraft zum Aufstehen hast, glaube ich kaum, dass das Selbstheilen funktioniert.

    Alles Liebe,
    Natalie

  • Liebe Fatima,

    seit Anfang des Jahres mache ich eine Therapie. Ich habe bestimmt 20 Jahre gewusst, dass ich sie brauche, aber für mich immer Ausreden gefunden, noch zu warten, oder ich habe alles verharmlost und mir eingeredet, dass ich halt ein bisschen schrullig und anders als die anderen bin.
    Eine Ausrede war, dass ich doch für meine (2) Kinder da sein muss. Im Nachhinein war ich zeitweise eine ganz schlechte Mutter, weil ich durch die große Belastung mit zwei alkoholkranken Eltern viel rumgeschrien habe und oft die Geduld nicht hatte und die Kraft mich mit den beiden auseinanderzusetzen.

    Eine Therapie ist auch immer nur der Anfang eines Weges. Es tut mir gut und es bringt mich weiter, wenn ich über meine -manchmal verqueren- Gedanken im Zusammenhang mit Kontrolle, Verantwortlichkeit und Ängsten reden kann, ich weiß aber auch, dass ich noch weiter arbeiten muss, mit einem anderen Therapeuten, der mir hilft, mich an mein Trauma ranzutasten. Aber alles in meinem Tempo und so wie ich es will.

    Ich hatte immer Angst, der Therapeut würde mich dazu drängen, meine Familie zu verlassen, um mich selbstverwirklichen zu können, das ist aber überhaupt nicht so. Das Verhältnis zu meinem Mann und zu meinen Kindern hat sich verbessert, weil ich mich ernster nehme, auch mal was für mich fordern kann und merke, dass ich nicht weniger geliebt werde, wenn ich mehr fordere. Ich schreie nur noch sehr selten, weil ich gelernt habe, dass ich nicht auf meine Kinder und meinen Mann wütend bin, sondern auf meinen Vater.

    Therapie ist anstrengend, aber auch hier kann man seinen eigenen Weg finden. Weil mir wöchentliche Sitzungen zu anstrengend waren (ich bin danach völlig erschöpft und bekomme an diesem Tag eigentlich nichts mehr geregelt), gehe ich jetzt nur alle 14 Tage hin.

    Im Nachhinein war es meine beste Entscheidung seit Jahren, diese Therapie begonnen zu haben.

    Liebe Grüße

    Daniela

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