• Ich habe hier des öfteren von der Kapitulation vor dem Alkohol gelesen.
    Bisher konnte ich nicht alle Threads lesen, deshalb meine Frage:

    Wie sah die Kapitulation bei Euch aus?
    Ich bin nämlich grad verunsichert bei der Thematik Trinkpause oder Kapitulation...
    Könnt Ihr mir den Unterschied begreiflich machen.?

    Es bedankt sich im voraus eine etwas verunsicherte
    Nyana

    Jedes Anlehnen, an wen oder was auch immer, führt zu nichts.
    Wichtig ist die eigene, persönliche Intuition, die Arbeit an sich selbst.

    Chögyam Trungpa

  • Hallo Nyana, ich möchte Dich hier im Forum begrüßen. Ich bin auch ziemlich neu hier. Diese Frage nach der Kapitulation habe ich mir auch oft gestellt und stelle sie mir noch immer.

    In meiner SHG stelle ich den anderen auch immer die Frage, wie habt Ihr kapituliert. Ich bekomme oft gesagt, daß dies unterschiedlich ist und daß man es nur aus sich heraus erfahren kann. Ich dachte auch, daß ich nach meinem Unfall im April kapituliert hätte, aber dem war nicht so. Es kamen noch einige Rückfälle, ich fühle es als einen inneren Prozeß und ein immer wieder darüber klar werden, warum ich nun das 1. Glas nicht stehen lassen kann.

    Es wäre natürlich toll, wenn über Nacht ein "Erwachen" oder eine "Erleuchtung" kommen würde, so jetzt habe ich kapituliert, ich denke, daß gibt es nur ganz, ganz selten.

    LG

    Roswitha :roll:

  • Hallo nyana,

    es gibt immer wieder schöne Worte für einfache Dinge.
    Abstinent leben - kein Suchtmittel konsumieren.

    Ich kam irgendwann an den Punkt, daß ich bereit war ALLES in Frage
    zu stellen und ALLES zu tun, damit ich die Finger vom Alkohol lasse.
    Ich lebe seitdem abstinent, ich hoffe es bleibt so und ich tue einiges dafür.

    Worte wie "trocken", "nüchtern", "Trinkpause", "Kapitulation", "Tiefpunkt" usw. dienen oft nur als "Gehhilfen" für Alkoholiker.
    Viele Dinge davon sind vieldeutig und können oft erst im Rückblick bewertet werden.

    Ich z.B. halte nichts davon, jemandem der nach mehreren Jahren Abstinenz rückfällig wird im Nachhinein mangelnde Trockenheit, keine Kapitulation, keinen Tiefpunkt usw. "zu bescheinigen".
    Ich weiß nämlich, daß jemand der heute so über andere redet und sich selbst als trocken, nüchtern, erleuchtet usw. sieht nach dem ersten Wiedergenuß seines Suchtmittels in der genau gleichen Lage sein wird.

    LG Jürgen

  • Zitat von Nyana

    Ich habe hier des öfteren von der Kapitulation vor dem Alkohol gelesen.
    Bisher konnte ich nicht alle Threads lesen, deshalb meine Frage:

    Wie sah die Kapitulation bei Euch aus?
    Ich bin nämlich grad verunsichert bei der Thematik Trinkpause oder Kapitulation...
    Könnt Ihr mir den Unterschied begreiflich machen.?

    Es bedankt sich im voraus eine etwas verunsicherte
    Nyana


    Hallo Nyana,
    bei mir war das so, dass ich mir zwar Gedanken um meinen Alkoholkonsum gemacht hatte und diesen "heldenhaft" versuchte zu reduzieren oder eben ganz aufzugeben,
    Das gelang auch, sogar über Jahre ( in der Zeit als ich schwanger war und ca. für 2 oder drei Jahre danach, anspruchsvoller Beruf u.s.w. )
    mir war schon ziemlich früh bewusst, dass da irgendetwas nicht stimmt bei mir ( und dem Alkohol )
    ich wollte mir beweisen dass ich nie und nimmer eine Alkoholikerin bin
    das nenne ich heute "Trinkpausen"

    als ich endlich eingesehen hatte, dass ich tatsächlich eine Alkoholikerin bin
    hab ich "kapituliert" :
    nicht mehr heldenhaft gegen den Alkohol gekämpft
    eingesehen, dass er stärker ist als ich und ich die Sucht nicht "besiegen" kann, nicht alleine
    ich hatte "kapituliert" in dem Moment als ich einsah dass ich Hilfe brauche
    und mit meinem ganzen Heldentum und meiner Gscheidheit nicht weiterkomme.

    Ab da begann ein anderer Lebensabschnitt für mich

    L.G.

  • Zitat

    Viele Dinge davon sind vieldeutig und können oft erst im Rückblick bewertet werden.

    Zitat

    ich hatte "kapituliert" in dem Moment als ich einsah dass ich Hilfe brauche
    und mit meinem ganzen Heldentum und meiner Gscheidheit nicht weiterkomme.


    Zitat

    und daß man es nur aus sich heraus erfahren kann.

    Ich dank Euch sehr und *rumpel* (das war der Stein von meinem Herzen)!

    Ich dachte nach dem Lesen hier und nach meinen intensiven Träumen in der letzten Zeit ich hätte vielleicht .....-etwas übersehen.

    Puh, jetzt weiss ich zumindest, dass ich auch kapituliert habe.

    Herzliche Grüsse von einer erleichterten
    Nyana

    Jedes Anlehnen, an wen oder was auch immer, führt zu nichts.
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    Chögyam Trungpa

  • Ja, ich hatte das erste Mal in diesem Jahr letztlich einen recht heftigen Alkoholtraum.da hab ich erstmal gebraucht, um wieder in der realität zu landen und hatte richtig Angst vor einem Rückfall (Ich dachte es wäre ein Zeichen).
    Ist aber alles wieder gut-ich weiss jetzt wos herkam (bisschen viel Druck und urlaubsreif)

    Jedes Anlehnen, an wen oder was auch immer, führt zu nichts.
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    Chögyam Trungpa

  • das kenn ich, das ist grausam weil man tatsächlich richtig besoffen in so einem Traum ist
    und alle Felle schwimmen einem davon
    dann wacht man völlig fertig auf und denkt sich " Gott sei Dank, es war nur ein Traum"

    ich hatte in 2einhalbJahren Abstinenz 2x so einen Traum

    ich glaube jeder hat solche Träume, grade am Anfang
    sie vergehen Nyana

    mich plagen heute keine Träume mehr

    L.G.

  • Zitat

    sie vergehen Nyana

    Dein Wort in Gottes Ohr...

    Danke fürs Mutmachen!

    Jedes Anlehnen, an wen oder was auch immer, führt zu nichts.
    Wichtig ist die eigene, persönliche Intuition, die Arbeit an sich selbst.

    Chögyam Trungpa

  • Hallo Nyana,

    willkommen im Forum!

    Ich habe heute noch immer (hm, wenn ich genau nachdenke zwar schon länger nicht mehr ...) manchmal Alkoholträume. Aber ich denke, das ist absolut normal und hat nichts mit Vernachlässigung der Trocken"arbeit" oder zu geringem Abstand zum Alkohol zu tun. Heute machen sie mir einfach keinen grossen Eindruck mehr. Und natürlich wurden sie viiiiel weniger.

    Meine Kapitualtion ... schwierig .... bei mir war das nicht ein Ereignis, das mich von heute auf morgen geläutert hat. Es war ein schleichender Prozess, die Summe all der negativen Auswirkungen und Erlebnissen: Die andauernde Zermürbung, das tägliche Scheitern meiner Vorsätze, die Schuldgefühle mir selber und meinen Kindern gegenüber, die Unfähigkeit so einer geregelten Arbeit nachzugehen (da meine Entzugserscheinungen morgens einfach zu augenscheinlich gewesen wären), das permantente Vergessen von gesagtem, versprochenem, vereinbarten, immer die Sorge, ob ich noch genug Bier im Haus habe, das tägliche Versagen, die Übelkeit, die Entzugserscheinungen, die Scham, das scheinbare "keine Wahl haben", ... (ich könnte ewig so weitermachen :wink: ).

    Wenn ich heute zurückdenke, sind da schon bestimmte Erlebnisse, die mich zwar in genau dem Moment nicht vom Saufen abhalten konnten, die sich mir aber ins Gehirn gebrannt haben. Das sind Gefühle und Bilder, auf die ich jederzeit Zugriff habe; die ich auch gar nicht vergessen möchte, weil sie abschreckend auf mich wirken. Zu oft habe ich mir bewiesen, dass ich den Kampf gegen den Alkohol nicht gewinnen kann. Ich kann`s immer und immer wieder versuchen oder den Kampf beenden und dem Alkohol den Rücken kehren.

    Hui, das wurde länger als geplant :lol: . Sorry! :wink:

    gruss liv

    Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden ...

  • Zitat

    Ich kann`s immer und immer wieder versuchen oder den Kampf beenden und dem Alkohol den Rücken kehren.

    Liebe Liv,


    Zitat

    Hui, das wurde länger als geplant . Sorry!

    das tat mir jetzt einfach nur gut!
    Danke.

    Ja, ich begreife das auch jetzt, was mit Kapitulation gemeint ist.

    Viel Glück weiterhin von

    Nyana

    Jedes Anlehnen, an wen oder was auch immer, führt zu nichts.
    Wichtig ist die eigene, persönliche Intuition, die Arbeit an sich selbst.

    Chögyam Trungpa

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