Guten Morgen, geschätzte Foristen!
Frank (garcia) hatte angeregt, einen Musikthread im Freizeitbereich zu eröffnen. Ich begrüße diesen Vorschlag sehr. Wenn es hier auch um Auseinandersetzungen mit klassischer Musik, bzw. bestimmten Werken, Epochen, Stilrichtungen gehen soll, ist die Verknüpfung von Musik und Rausch und seiner pathologischen Entgleisung, der Sucht, sinnfälliges Thema hier.
In einer Alkoholgesellschaft wie der deutschen begleiten uns (Alkohol-)Trinksprüche und -lieder buchstäblich von der Wiege bis zur Bahre. Und das seit vielen Jahrhunderten. Wer die deftigen "Fress- und Sauflieder" der Ranaissance kennt, kann über "S*x, Drugs and Rock'n Roll" nur müde lächeln. Viele kennen vielleicht das launige Schunkellied "Schnaps, das war sein letztes Wort, dann trugen ihn die Englein fort." Der grausame Tod eines Suchtkranken wird (wie passend) lachend und betrunken im Bierzelt gegröhlt. Auch Udo Jürgens' "Der Teufel hat den Schnaps gemacht" lädt zum Schunkeln, Tanzen und Trinken ein...
Vorsicht ist also geboten bei pseudokritischen "Anti-Alkohol"-Liedchen, die angeblich vor den Gefahren des Trinkens warnen wollen: ihre Musiksprache ist regressiv und affirmativ, sie folgt den den Kinderliedern entnommenen Tonfolgen (wenn auch leicht maskiert) genauso wie alle Popmusik, die eben deshalb bei labilen, schlecht individuierten Jugendlichen so erfolgreich ist. Kurz: diese pseudokritischen Liedchen können Suchtkranke genauso triggern wie ihre (vermeintlichen!) Whiskey & Wine-Antipoden.
In diesem Thread kann gebündelt werden, was in sehr vielen Einzelthreads sehr häufig (!) thematisiert wird: der Zusammenhang von der Musik, mit der wir aufwuchsen und der eigenen Suchtkarriere, wobei besonders die von den tyrannischen Sekundäreltern (jugendliche peer groups) anbefohlene Musikgeschmack und -konsum eine dominante Rolle spielen dürfte.
LG Jonas