Die größten Kritiker ...

  • ... edit ...

    Ich habe gerade ein Problem.
    Eine gute Freundin von mir ist gerade auf dem besten Weg in eine Beziehung mit einem cholerischen Alkoholiker.
    Die ersten Übergriffe haben schon stattgefunden, sie entschuldigt ihn, er habe Stress, usw. usw.
    Es gibt immer wieder Situationen, in denen sie Angst vor ihm hat, dann ruft sie mich an und fragt mich, was sie machen soll - ich sage ihr dann, das muss sie selbst entscheiden, versuche ihr die unguten Situationen vor Augen zu führen ... vergeblich.
    Heute habe ich ihr gesagt, sie soll mich mit dem Thema in Ruhe lassen.
    Mein Bauch sagt mir, das war richtig - hier im Forum kann ich auf Fragen antworten, bei der Freundin bin ich zu nah dran. Ich will das Elend einfach nicht aus der Nähe miterleben. :roll:

    Kennt Ihr das?

    Viele liebe Grüße
    Lea

    edit Martin, bitte keine Zitate einstellen, danke

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Hallo Lea,

    nein, in dieser Art kenne ich solch Problem nicht. Also nicht in meinem persönlichen Umkreis, sag ich mal. Dadurch, dass ich hier im Forum und auch in meiner realen Gruppe mich mit Angehörigen von Abhängigen auseinander setze, weiß ich aber sehr wohl, dass es auch anstrengend sein kann. Oder mich auch triggert. Dann ziehe ich mich auch zurück, und setze eine Grenze.

    Ich finde es gut, dass du dich von deiner Freundin abgrenzt, weil dich dieses Thema einfach zu sehr berührt. Dein Bauch sagt dir nun, dass es richtig so ist. Woran zweifelst du da also?

    Viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo inbetween,
    ist diese Freundin denn Eine von denen, die Dir in Deiner Situation oft als Taschentuch gedient hat? Dann verstehe ich Deinen Zwiespalt...
    Vielleicht ist es am Besten, wenn Du es klar ansprichst, ihr gegenueber. Dass Du fuer sie da sein moechtest, wenn es schlecht geht, dass Du aber aufgrund Deiner noch frischen Erfahrung nicht in der Lage bist, Dich dem Geschehen zu nah auszusetzen. Dass Du sie wohl verstehst und mitfuehlst, aber ihre Schilderungen in Dir zu viele frische Wunden aufreissen.
    Letztendlich laeuft es darauf hinaus, was hier im Forum ja auch oft angesprochen wird. Jammern und sich mal aussprechen ist gut und oft noetig. Wenn es aber dann dabei bleibt, wenn aus den Jammer-Sessions immer nur die Kraft gesaugt wird, um sich dem Wahnsinn wieder zu stellen...und wieder und wieder....dann ist es weder hilfreich noch gut und laesst den "Helfenden" ausgesaugt und schlaff zurueck.
    ----
    Da es bei Deiner Freundin ja wohl um den Anfang einer Beziehung geht und JETZT schon Gewalt und Angst im Spiel sind ..... koenntest Du dieser Freundin ja evtl. den Link hierher geben (wenn Du magst) oder ihr sachlich erklaeren, was sich da anbahnt und dass Du es nicht mitansehen kannst, wie sie offenen Auges ins Unglueck rennt.
    Dass Du ihr aber keinen Tipp oder Rat geben kannst, wie sich die Sache zum Besseren aendern laesst.
    Dass sie sich entscheiden muss, ob sie Gealt und Angst fuer eine tragfaehige Grundlage einer Beziehung haelt.
    Gruesse, Lindi

  • Vielen Dank für Eure Antworten, Aurora und Lindi.

    Tja, woran zweifele ich - mein Bauch gibt mir klare Ansagen, zweifeln lässt mich also vielleicht gerade mein eigener Anspruch, für eine Freundin in einer solchen Situation "da" sein zu wollen (was auch immer das dann genau heißt - das versuche ich gerade zu definieren).

    Fakt ist, dass es im Moment relativ sinnlos ist, an ihren Verstand zu appellieren und ihr von meinen eigenen Erfahrungen zu berichten - sie ist dann kurz einsichtig und zwei Minuten später verabredet sie sich!
    Ich finde es extrem krass, das einmal so von außen mitzubekommen, diesen "Wahnsinn", nenne ich es jetzt mal ... das Forum hier habe ich ihr empfohlen, aber vom Tiefpunkt ist sie meilenweit entfernt, die Verliebtheit lässt sie alles andere ausblenden.
    Das ist beängstigend.

    @ Lindi: eine "Taschentuchfreundin" ist sie nicht, ich kannte sie damals noch nicht. -
    Was ich gerade so absurd finde von außen zu beobachten (obwohl ich es ja von mir selbst kenne!) ist, dass sie genau merkt, dass etwas grundlegend falsch läuft - aber sie kann die Konsequenz nicht ziehen!! Das ist wohl Sucht.

    Ich sehe halt gerade keinen Sinn darin, mit ihr zu reden - ich möchte aber auch nicht das Jammern hinterher anhören (und auch nicht sagen "siehste ...").

    Ich fühle mich halt etwa kalt und herzlos gerade (Stichwort Jammern), aber vielleicht hilft ihr das schneller zum Tiefpunkt?

    Jedenfalls fallen bei mir gerade noch einmal so viele Groschen, dass ich mir ein Denkmal draus bauen kann ... :?

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Hallo inbetween,
    *hmja* .... *seufz* ..... steter Tropfen hoehlt den Stein .....oder so.
    Ich hab so das Gefuehl, dass Du sie nicht "ueberzeugen" wollen solltest. Also nicht mit Vernunft und Logik. Das prallt (noch) voellig ab.
    Ihr eventuell aufzeigen, dass Du "ihren Weg" nicht aus der Naehe begleiten willst/kannst, aber jederzeit fuer sie da bist, FALLS sie was aendern will.
    Das kann natuerlich bedeuten, dass sie sich erst einmal ganz von Dir zurueckziehen wird.
    Was verbindet euch sonst noch?
    Koennt ihr die Freundschaft weiterpflegen und DAS Thema aussparen?

    Das kannst Du ja hier auch oft lesen ...dass sich die "Real-Freunde" irgendwann zurueckziehen weil es einfach sinnlos und super-nervig ist, wenn sich Jemand so verrennt und immer und immer wieder die selbe Litanei ableiert.....Diejenigen fuehlen sich dann nicht verstanden und alleingelassen.

    Es wird schwierig werden, da zu definieren ...was ist fuer Jemand da sein und was ist als Heul-Sack missbraucht werden?

    Vielleicht musst Du auch einfach ein bisschen Zeit ins Land gehen lassen .... und solang (mitfuehlend, aber nicht mitleidend) zugucken wie sie weiter in die Sackgasse rennt.
    Diese Erfahrung kann man wohl keinem abnehmen/ersparen. Sie ist erwachsen. Wie Du auch.
    Lindi

  • Liebe Lindi, vielen Dank für deine Antwort, das hilft mir gerade sehr beim Sortieren.
    Ich werde es wohl so machen müssen, dass ich mich erst mal zurückziehe ... auch wenn ich mich vielleicht ab und an dabei hartherzig fühle.
    Ich kann und will einfach nicht dabei hilflos zusehen müssen, was da passieren wird - es kommt mir vor wie ein einziger irrer Kamikazeflug.
    Ich kenne diese Freundin von einem gemeinsamen Hobby her - das wäre also auch weiterhin ein Berührungspunkt, wenn sie nicht in letzter Zeit auch noch extrem unzuverlässig geworden wäre (ohne ins Detail gehen zu wollen, ist das bei diesem Hobby wichtig). Und auch beim Job scheint sie gerade einiges so schleifen zu lassen, dass es auffällt. Kurz: lange wird es nicht mehr dauern, bis sie sich überall ins Off geschossen hat ... :(
    Selbst ich habe in meinen "besten" Zeiten nicht so eine Selbstgefährdung betrieben. Es ist schlimm, da zusehen zu müssen.

    Aber es stimmt: sie ist erwachsen und ich auch.
    Und jeder Mensch muss, so schmerzhaft sie sind, seine Erfahrungen selbst machen.

    Danke, Lindi :!:

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