Wenn die Vergangenheit Einfluss nimmt

  • Liebe EK´s,

    heute möchte ich hier mal ein paar Dinge ansprechen die mich sein einigen Wochen schwer belasten.
    Meine Kindheit bestand häufig aus Reibereien zum Teil zwischen meinen Alkoholisierten Vater und meiner Mutter aber auch mit mir als Schlichter.

    Nun beobachte ich an mir immer wieder das ich mit meinen neuen "gesunden" Partner Streitereien über den Zaun breche die teilweise unbegründet sind. Wenn er sich darauf einlässt und mit Konsequenzen droht knicke ich ein und buhle um Liebe und Zuwendung.
    Ich kann mich oft an Situationen aus meiner Kindheit und Jugend erinnern in denen dies auch zuhause so lief.
    Gibt es bei euch Verhaltensmuster begründet aus der Kindheit bei denen ihr auch nachhaltig geschädigt seid?
    Wenn ja, wie geht ihr heute damit um? Ist es euch gelungen diese Fehlverhalten abzulegen? Wenn ja, wie ist euch das gelungen?

    Ich hoffe ich konnte das halbwegs verständlich rüberbringen... wenn nicht bitte fragen.

    Vielen Dank.

    Gruß

    Sarawen

  • Hallo Sarawen,

    kein Problem, ich hab dich verstanden.
    Welche Muster ich falsch gelernt habe.. Hm. Also ich habe eine Zeit lang auch geglaubt, dass es ein Zeichen von Liebe sei, einen Streit vom Zaun zu brechen oder jemanden zu kontrollieren. "Ich streite mich mit dir, weil mir was an dir liegt". Das habe ich nun in den Griff bekommen.
    In meiner Familie unterhalten sich die Menschen nicht. Es gibt quasi kein Interesse, keine tiefen Gespräche. Ich musste die Kommunikation erst richtig lernen und mich daran gewöhnen, dass man manche Dinge in Gesprächen erarbeitet und sich so austauscht. Wie man Interesse zeigt und Dinge erfragt. Gelernt habe ich dies erst, nachdem schon einiger Frust in der Beziehung entstanden ist. Ich habe bewusst hingehört, wenn mein Partner mit seiner Familie sprach- wie kommunizieren sie? Was fragen sie? Was ist Thema? Und ich habe ihn darum gebeten, mir dabei zu helfen. Wenn er zB Dinge erlebt hat, sollte er mir entgegen kommen und davon von sich aus berichten oder mich mit Rückmeldungen, was ihm bei manchen Gesprächen gefehlt hat, lenken.
    Weil es nie große Gespräche bei mir zu Hause gab, war ich in "normalen" Gesprächen oft sehr schnell erschöpft; mir fehlte einfach die Ausdauer. Als ich seine Eltern kennenlernte, war das für mich eine Drehung um 180°. Plötzlich gab es lange, intensive Gespräche, ich wurde gefragt, musste richtig zuhören. Nach kurzer Zeit war ich schon erschöpft und wollte mich aus Gesprächen ausklinken- was seine Familie aber nicht zuließ. Da half nur die Übung; jetzt, nach > 3 Jahren geht es.
    Ich habe auch nie gelernt, wie ich mich richtig um meine Gesundheit kümmere. Sobald ich krank werde und mich entsprechend verhalte, mich bspw ins Bett lege, fühle ich mich schlecht: wehleidig, wie ein Hypochonder, als ob ich mich anstelle. Als ich ein Kind war, hatte ich nicht krank zu sein. Alles andere war zu anstrengend für meine Mutter und sie kritisierte mich solange, bis ich wieder funktionierte. Ich habe mich nie richtig geschont, mich zur Gesundung ins Bett gelegt oder gar getraut, bei Schmerzen zum Arzt zu gehen. Was würde der Arzt nur denken, wenn ich wegen Nix bei ihm auftauche? Als 8-Jährige hatte ich wg einer verschleppten Erkältung eine Herzmuskelentzündung.
    Auch nun fällt es mir schwer, meinen Gesundheitszustand richtig einzuschätzen und notfalls zu behandeln. Ich hab schnell ein schlechtes Gewissen und fühle mich schuldig.. Sodass ich manche Erkältungen verschleppt und nun chronisch entzündete Mandeln habe. Auch hier habe ich meinen Freund um oft um Einschätzung und Rückmeldungen gebeten oder frage notfalls in Apotheken nach.

    Soviel dazu.. Wenn ich noch weiter nachdenke, fallen mir sicher weitere Beispiele ein.

    Viele Grüße,
    Natalie

  • Hallo!

    Mir ging es bei mir eher um das Löschen von Programmen als um Korrekturen von Fehlverhalten, nichts desto trotz ist das am besten funktionierende Mittel der Wahl das Gespräch mit einem interessierten, offenen Gegenüber.

    Aber gestritten hab ich als ich so Mitte 20 war auch viel.

    Von daher:

    Bist du dir denn sicher, dass du nicht schon um Liebe und Zuneigung buhlst, bevor du den Streit vom Zaun brichst um am Ende beides eventuell zu bekommen?
    Ich bin mir irgendwie schon ziemlich sicher, dass dein neuer "gesunder" Partner dir nicht während deines Streites die Hand auf die Schultern legt und sagt: Nun ist es aber gut!
    Es hört sich so an als würde er gar nichts sagen, bis du fertig bist mit reden.
    Das heißt, ich bin mir gerade gar nicht sicher, ob es da jetzt nur um dein Fehlverhalten geht.

    Liebe Grüße

  • Hallo Schnuffig,

    da sprichst du einen wichtigen Punkt an den ich bisher ausser Acht gelassen hatte.
    Im Grunde bekomme ich immer dann Liebe wenn ich sie brauche. Es ist nicht so das er sie mir verweigert. Deswegen ist mir mein Verhalten manches mal so unverständlich. Ich rutsche in dem Moment in eine Rolle und kann das dann nicht mal stoppen.
    Die Streitereien sind oft unlogisch und im Nachhinein weiß ich dann nicht mal warum ich daraus solch Drama gemacht habe.
    Oft habe ich das was Zimttee so beschreibt auch bei mir festgestellt. Die Kommunikation fällt mir schwer und hin und wieder verliere ich auch den Faden.
    Oft habe ich den Eindruck ich bin in meiner Vergangenheit gefangen.

    Ist schwer zu beschreiben.

    LG

    Sarawen

  • Liebe Sarawen!

    Das habe ich auch erfahren, mit diesem Gefühl, in der Vergangenheit gefangen zu sein.
    Und trotzdem apropos Vergangenheit :

    Da gibts so ein Tier, das angeblich mal gelebt hat. Eins mit Schuppen und Krallen, prächtigen Nüstern, Flügeln und einem prima Schwanz.
    Wenn es angegriffen hat, hat es nichts hinterlassen als verbrannte Erde und wer es töten konnte, wurde für alle Zeit ein Held.
    Bis heute wohnt es noch unter uns. Es wohnt mit Männern zusammen und wenn's die Nüstern bläht sagen sie:
    Meine Frau, die ist ein Drache.
    Ich glaub nicht, dass es einen Mann gibt, der nicht weiß was damit gemeint ist und der sich nicht auch schon mal gewünscht hätte ein Held zu sein. ;)
    Die altgriechische Bande rund um Hippokrates dachte, dass die Gebärmutter, hystera, anfängt im Körper rumzuwandern wenn man sie nicht mit Samen füttert und sich dann irgendwann im Gehirn festbeißt und Hysterie auslöst.
    Selbst dieser Massagestab, den es heute mit Batterien gibt, wurde eigens dafür erfunden, nämlich um Frau Drache zu entschärfen.
    Und glaubst du, es gäbe eine Psychoanalyse, gäbe es keine Frauen, die ihre Hände in die Hüften stemmten und sagten: Mann, ich habe ein Problem mit dir, auch wenn ich nicht weiß welches!
    Gäbe es nicht.
    Denn in Freuds Aufsatz über die Hysterie kam das Wort Psychoanalyse das erste Mal vor.
    Nur die Erkenntnis, die er darin gewann gefiel nicht.
    Denn da kam heraus, dass Väter maßgeblich beteiligt waren, am Entstehen der Hysterie und zwar so viele Väter, dass er seine Verführungstheorie zurückzog, Ödipus aus der Griechenkiste holte und hey, das war echt gemein von ihm.
    Fritz Riemann, den ich gerne immer wieder lese (Grundformen der Angst) hat sich auch damit beschäftigt und es bei der hysterischen Persönlichkeit trotzdem geschafft mich zweimal zum Lachen zu bringen: Armer Mann! Böse Drachin!
    Oder Derrida, der Philosoph, der einen Schmarrn über Hysterie in zwei Absätze packt, der an Arroganz nicht zu überbieten ist.
    Und so weiter.
    Und so fort.
    Eines haben sie aber alle, Riemann noch am wenigsten, gemeinsam:
    Der Fehler ist alleine bei der Frau zu suchen.
    Witzigerweise bin ich ja nicht mehr hysterisch, seit ich das nicht mehr mache.

    Dein Held, was sagt denn der? Dass er nichts dafür kann, wenn du in deiner Kindheit und Exbeziehung zu wenig Liebe bekommen hast und das jetzt an ihm auslässt? Dass er völlig unschuldig zum Drachenfeuer kommt?
    Und dazu vielleicht noch, dass es zwar bei deinem Verhalten einen Zusammenhang zwischen deiner Kindheit und deinem Heute gibt, aber bei ihm, der ja auch aus ähnlichem Elternhaus stammt, nicht?
    Das sagen viele. Stimmen tut es halt nur nicht.
    Es gibt sogar Männer, die sich nicht in ihrer inneren Burg verschanzen, sobald sie den Drachen riechen. Es gibt welche, die schauen nicht permanent weg bei solchen Streitigkeiten, verschränken die Arme nicht und geben einem nicht das Gefühl man könne auch gleich eine Wand anschreien.
    Dir da alleine die Schuld zu geben ist eine Falle.

    Liebe Grüße

  • Hallo Sarawen,
    mein Vater ist ein sehr unsicherer, cholerischer Mensch, der es kaum erträgt, dass seine Kinder einen höheren Bildungsstand haben als er selbst. Argumentativ waren wir ihm sehr überlegen, sodass er anfing zu schreien, sobald ihm Argumente ausgingen. Notfalls war Gewalt sein Meinungsverstärker. Wir lernten, dass nicht Argumente, sondern die Lautstärke zählt. Ich denke, dass ich im Streit schnell in solche Situationen zurückfalle, da ich es so gewöhnt bin. Dass es unnötig ist, merkte ich dann auch irgendwann. Nur denkt man in manchen Situationen nicht genug nach, sondern fällt direkt in die defensive.

    Natalie

  • Hallo Schnuffig,

    danke für deinen Beitrag. Es erinnert mich ein wenig an dieser Sache "vom Opfer zum Täter - der Weg ist nicht weit".
    Klar hängt es sicherlich auch viel mit dem Gegenüber zusammen und Männer kommunizieren ja auch anders als Frauen. Zumindest hatte ich das mal gelesen.
    Zudem gibt es ja auch den netten Hinweis ... "in jeder Frau wohnt auch ein Drache". Dennoch sind es nicht nur die Verhaltensmuster meiner Gesprächspartner die mich dazu bringen einen Streit über den Zaun zu brechen. Oft sind es Kleinigkeiten die mich in dem Moment so belasten das ich garnicht mehr anders kann. Wenn ich dann dabei bin packe ich natürlich auch gleich den Rest aus - der der mich vorher bereits geärgert hat.
    Dann landen auch gerne mal vergangene Themen auf den Tisch.
    Meine Therapeutin fragte mich was ich dann tun kann um die Situation zu entschärfen!?
    Dies ist in dem Fall schwierig ... denn wenn ich mich erst in Rage geredet habe - ist das stoppen kaum noch möglich.
    Da den richtigen Weg zu finden ist eben sehr schwierig.

    Für meinen Partner bin ich dann in einen dunklen Raum. Rausholen gelingt nur selten. Früher habe ich diese Dinge mit mir oft alleine ausgemacht ... so schnell wie dieser Anfall kommt ist er auch wieder verschwunden.
    Hin und wieder sehe ich mich dann schon eher in der Kindheit gefangen ...ein kleines Mädchen das nicht gelernt hat zu Kommunizieren geschweige denn richtig zu streiten.

    LG

    S.

  • Hi Sarawen!

    Ist das nicht eigentlich das, was du von deiner Therapeutin wissen wolltest und nicht umgekehrt?

    Das mit dem dunklen Raum hast du gut gesagt.
    Wie kommt man denn konkret irgendwo raus wo man eigesperrt ist?
    Fenster einschlagen? Tür eintreten?
    Kurz: mit Zorn und Wut und allem was unter negative Gefühle eingeordnet wird.
    Das befreit, wenn man auf die zornig wird, die diesen Zorn auch verursacht haben.
    Sprich: Deine Eltern.
    Dann kann man diese Anfälle zumindest mal weg lenken von der Person, die es eigentlich nicht betrifft: von deinem Partner.

    Bist du in der Lage, Zorn, Wut und Hass zu empfinden, wenn du daran denkst, was dir als Kind angetan wurde?

    Ich glaub nicht, denn diese Rage ist ja ein Zeichen von Ohnmacht.

    LG

  • Hallo Sarawen

    Dein Thema beschäftigt mich jetzt schon seit Du es aufgemacht hast und irgendwie weiß ich doch nicht so recht wo ich anfangen soll. Irgendetwas scheint mir, liegt da noch so tief verborgen bei Dir. Ich kann es nicht einordnen. Es fühlt sich beim Lesen an, als ob ein innerlicher Druck auf Dir lastet. So ne Art Streß-Druck, der sich dann unkontrolliert genau dort entlädt, wo Du endlich ankommen und (vielleicht? bedingungslose Liebe?) erfahren willst. Mir kommt es manchmal so vor, als ob Du Deinen neuen Partner da irgendwie mit einer Feuerprobe testen willst, ob er wirklich zu Dir steht. Das käme dann wohl aus der Unsicherheit, die Dich in Liebesdingen begleitet. Wenn man Liebe nur für Leistung bekam und Angst vor Zurückweisung hat, dann schleppt man viel Unsicherheit im Gepäck. Unsicherheit kann so irritieren und manchmal ist es dann auch so etwas wie Wut gegen sich selbst, die einen klein macht. Du schreibst, daß Du dieses Buhlen um Liebe genau dann wieder an den Tag legst, wenn Du so grantig warst. Diesen Irrsinn habe ich auch in meinem Elternhaus erlebt. Zuerst habe ich Prügel bezogen, dann wurde erwartet, daß das Kind einsieht, wie notwendig das war und wieder zum Schmusen auf den Schoß kommt. Mir wird heut noch übel bei dieser Erinnerung. Ich hab damals früh dicht gemacht. Aber die Angst vor Liebesentzug sitzt tief und kann mich noch heute verunsichern. Ich hab mich von meinem Elternhaus innerlich verabschiedet. Ich war allein. Immer. Ich bin stolz drauf, daß ich es auch allein geschafft habe ein halbwegs funktionierendes Leben aufzubauen und neue Wege gefunden habe, mir die Sicherheit zu geben, die mir die Eltern entzogen haben. Ich bin ihnen nicht böse. Sie waren's halt nur nicht: Eltern. Dafür daß sie keine Eltern waren, haben sie doch vieles für mich getan, was Fremde nicht tun würden. So hab ich meinen Frieden gemacht. Seit dem ich nichtmehr Wiedergutmachung in einer Form von neuer Mutter-Tochter-Beziehung suche, sondern auf mich selbst schaue und mir sage: Ich komm auch ohne sie klar. Seit dem bin ich nichtmehr so liebeshungrig. Das hing irgendwie zusammen. Und auch der Druck hat nachgelassen. Der Druck
    meine Mutter nicht aufregen zu dürfen und der Zwiespalt, der dann immer entstand: Entweder ich sein - oder mich aufgeben, damit ich meine Ruhe habe. Ihre Einflußnahme prallt jetzt wesentlich früher an mir ab und dadurch ist der Druck weniger geworden. Solange mich die Eltern-Vergangenheit so sehr beschäftigt hat, war ich wie ein Tiger im Zoo. Auf und ab ohne Ausweg. Ohne Freiheit. Immer an der Wand lang und immer irgendwie verletzt. Ich wünsch Dir einen Ausweg. Vielleicht steht die Tür ja schon lange offen, und Du siehst sie nur nicht, weil das eine ungewohnte Freiheit wäre in der Du erst mal Fuß fassen mußt.
    So meine Gedanken dazu. Ich wünsch Dir viel Erfolg!

    Liebe Grüße
    Nys

  • Hallo Nys,
    da ist ein wichtiger Punkt. Man sagt ja immer, dass kleine Kinder mit trotzigem verhalten austesten, wie wir sie gehen können und dass sie trotz allem noch geliebt werden.
    Mir wird gerade bewusst, dass dieses Verhalten von mir damals nie akzeptiert wurde, sondern mit Sanktionen geahndet. Meine Mutter war so überfordert, dass sie mein verhalten nicht aushalten konnte, mich schlug (anfangs musste ich die Hand hinhalten und sie schlug drauf, später rannte sie mit dem Kochlöffel hinter mir her und drohte, ihn auf mir kaputt zu schlagen.) oder sie schrie, schimpfte und beleidigte. Dieses “Kind kann bockig sein und Mutter mag es trotzdem“-Gefühl hatte ich nie. Vielleicht ist diese Reaktion gegenüber meinem Freund vergleichbar und nichts anders als eine Einforderung von Zuneigung.

    Natalie

  • Hallo Nys,

    genau dieses Verhalten das du bzgl. deines Elternhauses beschreibst war bei mir zuhause teilweise auch so.
    Es gab Krach und danach wurde wieder heile Familie gelebt. Für mich war das gelebte Hölle. Nie war ich mir bzgl. Personen oder Gefühle sicher. Zudem wurden Gefühle auch oft totgeschwiegen.
    Vielleicht sind dies alles Themen die ich im Rahmen meiner Therapie aufarbeiten kann.
    Ein Punkt mit dem ich ebenfalls schlecht umkann ist Distanz.
    Viele Punkte sind sicherlich entstanden in der Kindheit. Dennoch frage ich mich natürlich auch wieviel Antrainiert ist und wieviel einfach schlechte Charaktereigenschaft ist!?

    Mittlerweile habe ich dazu auch ein Gespräch mit meinen Partner gesucht und versucht eine Lösung zu finden.
    Ob die Lösung lebbar ist die wir gefunden haben weiß ich noch nicht. Hoffe das Liebe auch in diesen Fall alles schaft.

    LG

    Sarawen

  • Hallo Sarawen

    ich hoffe Du läßt uns an den Fortschritten teilhaben. Da ist auch immer viel für mich dabei, wenn
    ich lese, wie andere Aufarbeitung betreiben und neue Wege finden. Gerade das richtige Maß an Distanz und Nähe, das Miteinander das nicht fordernd am anderen hängt und eigene Bedürfnisse trotzdem leben läßt - ist für mich ein spannendes Thema. Auch was die Eltern-Kind-Beziehungen angeht lerne ich gern noch von anderen. Schnuffig hat ja eine Autorin hier erwähnt, die mich jetzt doch neugierig macht.
    Andererseits denke ich auch, daß ich jetzt erst Mal in Ruhe sacken lassen muß, was sich bei mir verändert hat - sonst komm ich noch unter die Räder. Aber so kleine Erfahrungsberichte hier im Forum, sind für mich sehr spannend und regen immer wieder zur Selbstreflektion an.

    Liebe Grüße
    Nys

  • Hallo,

    momentan versuche ich zu ergründen was diese Streitereinen auslöst. Ist es ein bestimmtes Verhalten oder sind es die Antworten die ich auf bestimmte Fragen erhalte.
    Was es auch ist ... ich muß das umpolen. Nur wie trainiert man eine Eigenschaft ab?
    Eine Frage die ich mir auch stelle ... wie möchte ich zukünftig in solchen Situationen reagieren!? Eigentlich wäre es mir am liebsten ich würde ruhig und besonnen sein. Im Zweifelsfall den Rückzug antreten und das ganze sacken lassen.
    Das Thema bzgl. der Reaktion meines Partners ist auch nicht uninteressant. Manchmal trifft er mich mit seinen Antworten und er begegnet mir mit Distanz. Damit kann ich nicht um.
    Auf der einen Seite ist da offen ausgeprochene Liebe.
    Doch ich kann es nicht annehmen. Innerlich ist eine kleine leise Stimme die permanent in Frage stellt.
    Warum bleibt jemand bei mir ... obwohl es mit Sicherheit Partner gibt die nicht so zweifelnd sind?!

    Zur Zeit habe ich den Eindruck ich stehe vor einen Berg ... und es gibt weder einen Weg dran vorbei noch drüber weg....

    LG

    Sarawen

  • Hi Sarawen!

    Es gibt Worte, die kleiner machen und Worte, die größer machen. Das ist auch abhängig von der Art wie man sie sagt.
    Frau: "Nie räumst du deine schmutzigen Socken weg."
    " Immer liegen deine Bartstoppeln im Waschbecken. Ich finde beides widerlich."
    Mann: " Ist schon recht. Reg dich wieder ab, Schatz. "
    Frau: Abregen, wieso abregen? Reg ich mich auf? Das einzige was mich aufregt sind deine Socken und deine grauslichen Stoppeln."
    Spätestens jetzt steht Frau auf, geht in die Mitte des Raumes und Mann verschränkt schon mal die Arme, sagt nichts, schaut weg.
    Frau: " Kannst du mich nicht anschauen wenn ich mit dir rede? Hallo, das gibts ja gar nicht!"

    Und ab geht die Post. Am Ende muss Frau sich dann entschuldigen und die kleine leise Stimme von der du sprichst fällt auf fruchtbaren Boden.

    Du fragst wie du in den Situationen reagieren sollst. Ich frage dich, was du mit den Gesprächen, Streitereien erreichen willst?

    Entlastung in irgendeiner Form?

    Ich hab zwei Sachen geändert. Oder drei. Wenn du magst, sag ich dir später auch was.

    Liebe Grüße

  • Hallo schnuffig,

    manchmal sind es Aussagen die ich hören möchte. Ich bin 5 Monate mit ihm zusammen. Das ist manchmal Kleinkram. In dem Moment steiger ich mich in die Situation total rein und würde ihn am liebsten rausschmeissen. Klingt übel ist es auch.
    Er ist über 10 Jahre älter als ich ... im Grunde dachte ich das ich durch ihn zur Ruhe komme. Dennoch eskaliert es min. 1x die Woche. Dann ist es wieder friedlich. Themen... mein Kinderwunsch, seine Distanz.... hin und wieder sein Verhalten.
    Es ist immer ganz unterschiedlich.
    Was ich damit erreichen möchte... im Grunde kenne ich die Antwort. Bei dem Kinderwunsch möchte ich das er einfach Farbe bekennt und eben sagt ... ich möchte kein Kind mit dir weil ich schon 3 fast erwachsene Kinder habe. Bei der Distanz möchte ich das er eben sagt das er noch ein bischen der Vergangenheit verhaftet ist und hin und wieder Raum für sich braucht. Den Raum nehme ich mir auch... alleine schon wegen der Co - Problematik achte ich darauf eben auch auf mich zu hören.
    Vielleicht sind dies normale Streittereien ... ich kann es einfach nicht beurteilen ... ich habe nie gelernt zu streiten und in Beziehungen zu kommunizieren. :(

    Welche Dinge hast du geändert?

    Lieben Gruß

    Sarawen

  • Hallo Sarawen!

    Du schreibst, du hast nie gelernt zu streiten und in Beziehungen zu kommunizieren.
    Bist du dir da sicher, dass das stimmt? Ich bin bei Eltern aufgewachsen, die nie gelernt haben, wie man streitet, diskutiert, kommuniziert.
    Und ja, ich wohne in einer Welt, in der das gleiche dann meistens auch unreflektiert für mich gilt.
    Aber bei genauerer Betrachtung hab ich's zuerst von den Tieren, dann beim Lindenstraße schauen gelernt und dann beim Lesen und in der Schule, bei Freunden....du nicht auch?

    Ich glaube die Dinge haben sich eher von selber geändert.
    Aber ich kenne das, was du da beschreibst gut, dieses quälende Warten auf eine Antwort, die nicht kommt, die nicht kommen wird.
    Die nie kommen wird.
    Keine einzige Frau kenne ich, die das nicht kennt.
    Damit ist es dann vorbei, wenn man innere Unabhängigkeit erlangt hat.
    Wenn du der Kuchen bist und die Männer, der Mann, der dein Leben noch kreuzt, die Kirschen und die Schlagsahne auf dem Kuchen sind.
    Köstlich und unwiderstehlich aber nicht essentiell.
    Es reicht zu wissen, ob du Kinder möchtest oder nicht. Es reicht zu wissen, wieviel Nähe du brauchst.
    Dann kannst du Sätze formulieren, die nicht mit einem Fragezeichen enden. Dann kannst du einfach sagen, was du möchtest und lässt so auch dem anderen genug Raum um sagen zu können, was er möchte und nicht das was du hören willst.
    Wer dann immer noch nicht sprechen kann, muss sich schon mal von mir auslachen lassen.
    Und: Du kannst immer noch singen, wenn du merkst, dass du zu weit gehst.

    Liebe Grüße

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