Chaos-Gefühle!?-Verwirrung !?

  • Hallo Soneya,
    Wir sind beide in der gleichen Situation. Mutter Alkoholikerin, seitdem ich denken kann. Bemerkt habe ich es mit 4 oder 5, aber da war es schon die Spitze des Eisbergs. Jetzt bin ich fast mit meinem Studium fertig und hätte jahrelang die gleichen Gedanken wie du. Es begann mit dem Beginn des Studiums, als ich zu Hause auszog.
    Klar kommen die Gedanken erst, wenn man erwachsen ist. Das ist auch reiner Selbstschutz. Kinder wenden sich selbst bei offensichtlichen Misshandlungen und Missbrauch nicht gegen die Eltern, weil die es anders nicht kennen und weil sie zudem abhängig sind.
    Anfangs habe ich meinen Protest gegen die Situation meinem Vater “an den Kopf geschmissen“. Für ihn hat es wohl den Raub seiner Illusion bedeutet und sein Familiensystem in Gefahr gebracht. Deswegen wertete er auch meine Aussagen vehement ab. Du übertreibst, stellst dich an, so ist Fass doch gar nicht

  • So ist das doch gar nicht.. Früher hast du auch nichts gesagt etc.
    Auch kenne ich die Vorwürfe, die ich an meine Mutter gerichtet habe, auch.
    Mit der Universalausrede, dass Alkoholeine Krankheit sei, kann ich mich sich nicht anfreunden. Es gab eine gesunde Zeit, in der sie getrunken hat und noch nicht abhängig war. Das hat im Umfeld von Kindern nichts verloren. Und jetzt säuft sie, will immer noch nichts ändern... Hat die Kindheit ihrer Kinder versoffen, versäumt, eine wirkliche Beziehung zu ihnen aufzubauen. Jetzt ist der Zug für mich abgefahren. Ich muss nicht bei jemandem auf Tochter machen, der nie eine Mutter war. Das fühlt sich falsch an.
    Kontakt abbrechen.. Momentan ist der Kontakt sehr locker und sehr oberflächig. Mir geht es gut :) ich komme langsam zu wirklicher innerer Ruhe. obwohl ich vorher sehr lange dauernervös war. Schon immer, selbst im Kindergartenalter. Ich hatte noch nie lange Fingernägel, hab sie immer abgeknibbelt. Jetzt habe ich zum ersten mal in meinem leben welche und merke, was es bedeutet, Lebensfreude zu spüren.
    Nur, weil ich den Kontakt zu meinen Eltern nahezu auf Null reduziert habe. Schuldgefühle habe ich nicht, weil ich merke, wie gut mir das tut. Im Vergleich dazu habe ich spüren müssen, was die Sauferei meiner Mutter mir angetan hat- ich werde nur wieder gesund, sondern bin chronisch krank geworden. Würde ich weiterhin im Sumpf bei ihnen sitzen, könnte ich gleich von der Brücke springen, dann würde die Krankheit rapide schlechter und mein Leben nicht mehr lebenswert.
    Daher habe ich nun erkannt, wie wichtig so eine Änderung für mich ist und zu was es führen kann, was meine Eltern mich jahrzehntelang aussetzten.

    Liebe Grüße
    Natalie

  • Mein Handy schickt heute oft doppelt ab- vielleicht kann das ein Mod korrigieren?
    Bezüglich: was ist, wenn sie sterben? Werden sie wohl irgendwann, aber wird es leichter, wenn ich mich emotional weiter involviere. Richtig elend wird es doch erst, wenn man mitten in der Co-Abhängigkeit steckt und keinen Abstand gefunden hat. Und der Tod ist dann ein Produkt ihrer Sucht, das sie akzeptierte.
    Soviel dazu..

  • Mir fällt es sehr schwer eine Grenze zu ziehen zwischen "normalem Verhalten", Verhalten was nicht vorkommen sollte aber vorkommt und Verhalten was nicht geduldet werden kann und soll.

    Hallo Liebe Soneya

    Das glaube ich muss jeder für sich selbst enscheiden was "normal" ist weil das ist für jeden anders. Jeder hat andere Grenzen. Es kann keiner hergehen und sagen das musst du noch tolerieren obwohl dir das schon sehr weh tut nur weil es ihm nicht weh tut und für ihn "normal" ist.

    Ich kenne diese Sätze wie "wir hatten doch schöne Zeiten auch", "Du kannst doch nicht so unddanbar sein", "ist doch alles nicht so schlimm sie ist halt krank und verlangt eh nicht so viel" kenne ich alle zur Genüge von den Verwanden und Bekannten meines Freundes und ich kann darüber nur den Kopf schütteln.

    Du musst dir im Prinzip nur eine Frage stellen was tut mir weh wo sind meine Grenzen und was tut MIR gut weil alles andere zählt meiner Meinung nach nicht.

    Mein Vater sagt immer "wenn jeder auf sich selbst schaut ist für jeden gesorgt" was nicht heissen soll das er egoistisch ist sondern einfach das jeder für sein eigenes Glück verantwortlich ist.

    Was ich damit sagen will ist. Wenn deine Mutter trinken will ist es ihre Entscheidung, wenn du damit nicht klar kommst deine und wenn es die anderen nicht verstehen deren Entscheidung. DU hast das recht NEIN und STOP zu sagen wo es DIR weh tut und das kann ganz woanders sein als es bei den anderen ist und trotzdem ist es nicht falsch.

    Deine Mutter ist krank und sie ist selbst dafür verantwortlich sich Hilfe zu holen und du brauchst dir da ganz bestimmt keine Verantwortung oder kein schlechtes Gewissen einreden lassen wenn die gewisse Aussagen von ihr verletzten warum auch. DU bist genauso wichtig wie sie und warum sollte sie dir weh tun dürfen?

    Es kann keiner über die urteilen solange er nicht mindestens für ein paar Monaten in denen Schuhe gelaufen ist

    alles Liebe M.

  • Hallo M.,

    da gehen mir gerade mal wieder die Augen auf.. Mein Vater nannte diesen Spruch (Wenn jeder an sich denkt, ist für jeden gesorgt) auch häufiger- jedoch als Vorwurf, dass man egoistisch sei und sich nicht um den armen Herrn kümmert, der gerade mit der Situation nicht klarkommt. Der Kommentar kam immer, wenn ich ihm erklärte, warum ich mich zurückziehe bzw mich schütze. Nach dem Motto: Wenn du dich um dich kümmerst, dich aus dem Staub machst- wer kümmert sich dann um mich?
    Interessant und aufschlussreich, mal eine andere Deutung zu lesen, vor allem, weil sich die Deutung meines Vaters so festgesetzt hat.

    Alles Liebe,
    Zimttee

  • Hallo Ihr Lieben,

    ich kenne die Sätze auch " was Du immer hast, so schlimm ist das alles doch nicht " von meiner -aus meiner Sicht- co-abhängigen Mutter. "ich hatte schon immer eine blühende Phantasie" und all die Ausreden , die sie selbst braucht, um in ihrem Leben mit meinem trinkenden Vater zurechtzukommen.

    Ich war die Spinnerin, das Alien... mit mir stimmte etwas nicht. Sie die Eltern, die ein ganz normales Familenleben
    hatten, so ist das Bild meiner Mutter.

    Die Schuld bekomme ich, weil ich dies nicht tue und nicht mehr der Kummerkasten bin, bei dem sie sich ausweint.

    Ich kenne das Chaos der Gefühle, wenn ich zwischen" es sind doch meine inzw. alten Eltern" und "sie tun mir nicht gut, ich habe Horror sie zu sehen, mir ihre Probleme anzuhören und mich nicht abgrenzen zu können" stehe.
    Ich fühle moich mies und habe ein schlechtes Gewissen , weil man sich doch kümmert ...

    Eine Freundin sagte mir : ob sich meine Eltern mal Gedanken gemacht haben, was sie mir antun mit ihrem Verhalten.

    Über den Satz denke ich , dass Aussenstehende es auch so sehen können, aber meine Eltern denken darüber nicht nach.

    Bei uns war alles perfekt, meine Mutter hat alles richtig gemacht, sagte sie mir öfter.
    Leider stimmt das Wort nicht mit den gefühlen überin, denn weder sie noch ich wirken glücklich.

    Was mich bedrückt, ist, dass meine Mutter so stark verleugnet obwohl mein Vater fast nichts mehr alleine kann.

    Aber ändern kann ich es nicht. Sie leben ihr Leben , ich meins.

    ich muss mich abgrenzen, denn retten kann ich nur mich.

    Lieben Gruß,
    Tjorven

  • Hallo

    Ja dieses Gefühlschaos ist schlimm.

    Ich sehe das bei meinen Freund auch wenn er es nicht richtig zugibt aber er hofft immer wieder das sich meine Schwiegermutter ändert sich etwas ändert sie etwas einsieht.

    Aber das wird wohl nie der Fall sein.

    Irgendwie ist es schon witzig wie die Alkoholiker und die Co Abhängigen mit Schäuklappen durch die Welt gehen so als wären wir alle verrückt und nur sie und ihr Verhalten "normal".

    Womit ich persönlich am wenigsten klar komme sind diese Stimmungsschwankungen. Im einen Moment ist alles ok und im nächsten wird man ohne Grund einfach angegriffen.

    Ich frage mich was in diesen Menschen wirklich vorgeht kann der Alkohol einen Menschen echt so verändern ihn so den Blick auf die Realität nehmen das er gar nichts mehr mit kriegt nicht mal mehr das er sein eigens Kind verletzt

    lg m.

  • Kann der Alkohol einen Menschen so verändern.... Ja, das kann er und das tut er. Leider.

    wir sind aber nicht für das verhalten unserer eltern verantwortlich. jeder von uns EKAs ist in seiner Kindheit so vernachlässigt worden, jeder auf seine weise. Wann immer man die chance hat sein leben wieder in den griff zu bekomme sollte man es tun. Und wenn man sich dazu von den eltern distanzieren muß, weil es einem gut tut, sollte man es tun.
    Wenn andere angehörige noch in diesem coabhängigen-teufelskreis drin stecken und noch nicht so weit sind das alles zu durchblicken dann muß man sich nicht von denen beeinflussen lassen, muß sich auch nicht erklären oder diejenigen bekehren. Denn genau dann verfällt man ja erneut in ein co-verhalten denen gegenüber und steckt wieder mitten drin.
    Genau in der Abiphase und während des Studiums ist es so wichitg seine eigene energie zusammen zu halten, denn es ist dein eigener grundbaustein fürs leben. lass dir das vo niemandem nehmen, denn du kansnt froh sein dass du so weit gekommen bist, trotz der miesen umstände.
    ich kann dir nur sagen, dass du jetzt dir selbst am wichitgsten sein solltest, egal was andere sagen und denken. Man kann vorwürfe auch einfach an sich vorbei rasseln lassen.
    Andererseits würde ich auch keine diskussionen mehr um das thema aufkommen lassen, dann gibts auch keine reibereien. 'leben und leben lassen' , so sollte dein motto sein. du kannst nichts ändern am alkoholkonsum der mutter und zum diskutieren hast du noch dein ganzes leben zeit.
    Konzentriere dich einfach auf das was für dich im leben wichitg ist.
    Alkoholisierte herumlaberei solltest du auch an dir abprallen lassen. Das beste ist garnicht erst hinzuhören., ihr im alkoholisierten zustand aus dem wege zu gehen.
    Lass dich NIEMALS auf irgendwelche diskussionen mit einem besoffenen ein. genauso gut kannst du mit einer wand reden. es tut weh von der eigenen Mutter so ein gesäusel zu hören und nicht auf sich zu beziehen. Vielleicht kansnt Du dir einfach vorstellen, dass sie eine rolle für ein Theaterstück einstudiert. Die eigenen Eltern nicht ernst nehmen zu können , ihnen überlegen zu sein ist ein seltsames gefühl. Auch für mich. ich hatte mich damit abgefunden meinen vater über lange zeit links liegen zu lassen. Auch war mir damals egal was aus ihm wird, ob er stirbt oder nicht. heute ist er seit langem trocken, wieder ein anderer mensch. Aber damals war er ein fremder für mich. Und auch wenn es eine Krankheit ist - ein Kind muß nicht zum Opfer der Krankheit seienr Eltern werden. In dieser Krankheit steht sich der Kranke an erster Stelle, denkt nicht an Familie, an Kinder.
    Wer soll da an dich denken, wenn nicht du selbst?
    Es sit nur eine logische Folgerung, dass Du Dir selber am wichtigsten sein sollst, nein, sogar mußt. Wenn nicht einmal deine engsten Angehörigen dich verstehen, weil sie selber noch in diesem Suchtapparat stecken dann hast du im Moment wirklich niemanden ausser Dir selbst. (und dem Forum hier). Auch ich hatte niemanden, der mich unterstützt und vieles hätte auch bei mir anders laufen können.
    Normalerweise sollte zumindest dein vater dich unterstützen.
    Mir tut es sehr weh, wenn ich sehe wir junge leute selber untergehen müssen( was bei dir zum glück ja nicht der fall ist) , weil ihre eltern nicht für sie da sind .Ich weiß, dass es eine große leistung ist für sich selbst sorgen zu müssen ( moralisch, meine ich) und nebenher noch Schule und Studium zu machen. Das ist eine enorme Doppelbelastung und Du kannst ohne schlechtes gewissen einfach das tun was gut für Dich ist. Hier im Forum findest du jede Menge Ersatzmuttis, die dir gut Tipps geben können. Ich denke, dass Du hier gut aufgehoben bist.
    Alles Gute
    Frozen Tears

  • Hallo Soneya,
    das hört sich ja schonmal recht gut an, was Du Dir da für dich erarbeitet hast.
    Alkoholikern kann man es nieeee recht machen. Warum? weil sie regelrecht nach Gründen suchen, um zu trinken. und oft gibts einfach auch nichts. Also immer sind die anderen Schuld, oder nerven, oder sonst was. Mir ist das auch erst heir durchs lesen im Forum bewußt geworden. Zum Glück. weil ich auch zeitweilig schon dachte ich spinne. Es kann doch nicht sein, dass man versucht nett zu sein und dann auch noch angemosert wird. Kritiseren ist ohnehin Tabu usw.

    Und wenn ich das so lese bei Dir kommt mir im Nachhinein wirklich nochmal die Wut hoch. Man ist doch kein Hampelmann, der sich immer schön auf die Launen der alkoholisierten Diva einstellen muß.
    Egal obs ein Alkoholiker oder sonst ein Psychopath ist. Wenn jemand anfängt ich nieder zu machen gehe ich. Ich bin sehr froh darüber, dass ich das hier lernen durfte statt mir ständig Gedanken zu machen, was ICH denn falsch gemacht habe usw. Das sind die Anzeichen für ein schlechtes Selbstbewußtsein, Unsicherheit, die sich einfach automatisch aus einer Kindheit mit Alkoholikern und Coabhängigen entwickeln. Übrigens solltest Du auch nicht unterschätzen welchen schlechten Einfluss auch der andere in der regel coanbhängige Elternteil auf Dich hat. Bei mir die Mutter. Auch die war mir kein gutes Vorbild und keine gute Hilfe. Denn sie war ja selber hilflos, gefangen, süchtig.
    Dass Du da nicht mithüpfst wie die anderen ist eigentlich ein gutes Zeichen, dass du noch nicht auf dieser Schiene der Coabhängigkeit gelandet bist und Deine Augen noch offen hast. Das freut mich für Dich.

  • was ich vor allem erstaunlich finde, ist dass man wirklich LERNEN muss, dass man NICHT Schuld ist.

    Hallo

    Erstaunlich finde ich es eigentlich nicht. Immerhin (egal ob Alkoholiker oder nicht) wird es ja von unseren Eltern beigebracht was richtig und was falsch ist. Immerhin sind wir von der Geburt weg auf die Liebe und die Hilfe unserer Eltern angewiesen und das kann man als Erwachsener dann ja nicht so einfach abstellen. Vorallem nicht wenn es so ist wie bei dir wo offensichtlich die ganze Familie mit Scheuklappen rumrennt.
    Aber naja es liegt in der Natur des Menschen das wir uns schwer tun Fehler ein zu gestehen. Wer gibt schon gern zu das in der eigenen Familie was schief läuft. Immerhin muss das Bild nach aussen hin doch gewahrt bleiben und dabei ist es vollkommen egal ob es eine Alkoholikerfamilie ist oder eine andere.

    Meinen Freund wurde es mit Schlägen klar gemacht das er an allem schuld ist und er die Verantwortung für das Trinken der Mutter übernehmen muss.

    Alle die dagegen was sagten wurden massivst angegriffen und aus der Familie gedrängt. Ging soweit das sogar die Großeltern meines Freundes von ihrem eigenen Hof vertrieben wurden. Hauptsache die Mutter konnte in Ruhe weitertrinken und keiner musste sich dem Problem stellen.

    Gerade erst vor einen halben Jahr wurde zum Beispiel mir erklärt das ich ja wohl nicht alle Tassen im Schrank hätte weil es ja vollkommen normal sei das ein Mensch in so einer Situation trinkt und Schläge für Kinder seien doch das normalste der Welt

    Bleib auf alle Fälle auf deinen Weg ich glaube bzw. bin überzeugt du bist auf den richtigen Weg.

    lg m.

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