• Hallo Lamestain ,
    Willkommen!
    was erwartest du von einem Austausch hier im Forum?
    Dass du deine Kindheit mit einem alkoholkranken Vater hintenanstellst und zum Schluss erklärst, erweckt bei mir den Eindruck, dass du diesen Teil gut verarbeitet hast und mit Distanz sehen kannst.
    Du berichtest von wenig sozialen Kontakten und hast erwähnt, dass dein Kollege Erklärungen dazu hatte. Stimmst du ihm zu, hast du andere Ansätze?

    Viele Grüße,
    Zimttee (der es ähnlich geht)

  • Hallo lamestain,

    tja, das mit dem Wunderlich oder Anderssein wer kennt es nicht!? Um mich hat man oft einen Bogen gemacht. Tochter eines Säufers war noch eines der wenigen netten Dingen mit denen ich mich betiteln lassen durfte.
    Später mochte ich keine Nähe mehr zulassen ... das ist etwas was immer ein wenig geblieben ist. Auch heute noch unterstelle ... mutmaße ich das jemand von vorn nett ist aber im Hinterkopf denkt "die Sarawen" ist blöd.
    Manchmal verbaut man sich damit einiges.
    Meine Freundin sagt mir oft das sie mich lieb hat ... aber auch nur weil sie eben viel von mir weiß. Mein Partner bemüht sich auch. Von ihm kam nur "was hat man dir bloß angetan?". Mitleid möchte ich nicht.
    Ich versuche mittlerweile etwas unvoreingenommener zu sein. Kann manchmal auch sagen "ich mag dich".
    Wenn ich mutig bin gehe ich auch mal auf andere zu.... spreche auch mal einfach jemanden mit einen Hund an.
    Anfangs war das voller Hemmungen aber auf ein Lächeln kommt meist eins zurück.
    Hin und wieder kann es helfen den Kopf auch mal auszustellen.

    Wie geht es dir denn derweil?

    LG

    Sarawen

  • Hallo liebe lamestain,

    wenn ich es nicht besser wüsste, könnte dein Beitrag von meiner Schwester stammen.

    Ich las nun deine Zeilen und jedes Wort kam mir vor, als käme es aus ihrem Mund.

    Hast du auch Geschwister?

    Was ich dir dazu sagen will ist, meine Perspektive, denn ich habe eine, mit der ich. z.B. meine Schwester "betrachte".

    Ich habe mich sehr von ihr distanziert, vor allem im letzten Jahr. Ich konnte es nicht mehr tragen, all das, was sie mit mir geteilt hat. Es war eine riesige emotionale Belastung für mich. Und letztendlich wollte auch sie nur Verständnis, Nähe, Zuneigung, Freundschaft.

    Ich fühle mich auch heute noch sehr oft sehr schlecht deshalb, aber ich musste erkennen, dass ich sie NIE so verstehen werde, wie sie es sich wünscht. Das hat sie aber leider noch nicht erkannt. Die Erwartung, die sie an die Menschen in ihrem Umfeld hat, kann nicht wirklich jemand erfüllen. Auch sie tritt jedem mit Misstrauen gegenüber. Da blieb im Grunde irgendwann nur noch ich als Schwester, um die Vertrauensperson in ihrem Leben zu sein. Diese Rolle konnte und wollte ich aber irgendwann nicht mehr einnehmen.

    Genauso wenig wie andere Menschen genau MEINE Perspektive verstehen können.
    Und das muss ja auch nicht sein. Und das habe ich so für mich herausgefunden. Das ist nicht die Lösung für das Problem aber für mich war es ein sehr wichtiger Schritt, den meine Schwester bisher leider noch nicht gegangen ist.

    Ich schreibe von ihr, weil ich wirklich das Gefühl habe, dass hier Parallelen sind. Ich weiß nicht, ob es für dich hilfreich ist, wenn ich dir das aus meiner Perspektive erzähle.

    Ich finde es super, dass du hierher gefunden hast und ich hoffe, dass dir der Austausch helfen kann.

    Ich glaube, die Angst ist (auch bei meiner Schwester) das größte Problem, sie verhält sich oftmals "gezwungen" unter Menschen. Du beschreibst, dass du dir überlegst, wie du dich hinsetzt, etc.
    Wie man diese Gedanken überwinden kann, dazu kann ich nichts sagen, denn auch bei meiner Schwester habe ich dafür keine Lösung.

    Das Wichtigste ist und bleibt aber denke ich, dass man Verantwortung für sich übernimmt und nicht nach Lösungen im Umfeld zu suchen.. Du schreibst, dass du dachtest, dass es dir gut tun würde, dich zu öffnen, dich aber eben niemand richtig versteht etc...

    Auch dieses Problem sehe ich bei meiner Schwester. Sie hat große Probleme im Alltag. Das Problem ist aber, dass sie diese Probleme bis ins Detail mit Menschen besprechen möchte, Verständnis sucht, Gespräche, etc. Diese Menschen können ihr aber weder helfen, noch verstehen sie gewisse Gedanken. Die Seite, die zuhört ist meist überfordert (z.B. meine Mutter oder Großmutter) macht sich Sorgen, aber ist eben am Ende mit dem "Latein".

    Du sagst, du hast eine Therapie zur Aufarbeitung gemacht. Hast du denn schon einmal über eine Verhaltenstherapie nachgedacht?

    Was hat dir am Konzept von Al-Anon nicht gefallen?

    Ich glaube der Austausch mit Gleichgesinnten ist eines der wichtigsten Dinge, es gibt zum Beipiel auch Selbsthilfegruppen, die sich EmotionsAnonymous nennen. Du kannst es ja mal im Internet suchen, wenn du magst.

    Ich hoffe, ich habe dich nicht überrollt, deine Geschichte erinnert mich so, dass es wohl in mir Gefühle ausgelöst hat, dir zu sagen, was ich dazu denke.

    Ich drücke dich.

    Mit vielen Grüßen

    Miriel

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

  • Hallo Lamestain,

    hm, wie ich das mache? Ich versuche, das zu sagen, was in mir vorgeht und was ich denke. Nur so kann mich jemand verstehen.

    Ich verstehe allerdings nicht, was mit dem besten Freund passiert ist? Auch aus meiner Perspektive sind die Ratschläge, die er dir gab, eigentlich ganz gut. Die würde ich jemandem mit den Problemen auch geben.

    Meine Frage wäre:
    Viele EKAs haben ein Problem, sich auszudrücken, weil sie es eben nie gelernt haben. Nicht ihre Bedürfnisse zählen, sondern die des Kranken. So haben sie nie gelernt, anderen Leuten mitzuteilen, was gerade in ihnen vorgeht.
    Glaubst du, dass du dich anderen Leuten ausreichend mitteilst, wie es dir geht und wie du dich fühlst, sodass diese mit den Infos etwas anfangen können?

    Deine Schilderungen erinnern mich stark an eine Freundin. Auch sie sagt, dass sie nie richtig verstanden werde und niemand wisse, was konkret in ihr vorgehe- aber sie teilt es auch niemandem mit und raten kann ich das leider nicht.
    Auch ich musste erst lernen, dass es okay ist, Wünsche zu äußern. Nun klappt es.

    Liebe Grüße,
    Zimttee

  • hallo,
    ich war früher auch schüchtern und kontaktscheu.irgendwie hatte ich es mir angewöhnt menschen zu beobachten, ich war immer zuschauer. als kind war das wohl recht nützlich, da man ja immer die situation abchecken mußte. ausserdem habe ich mich ja auch abgrenzen und isolieren müssen um zu überleben. habe mir mein eigenes reich gebaut, auch gedanklich. da hatten nur sehr wenige menschen zutritt.
    irgendwann hat sich das allmählich von selbst aufgelöst. ich wohnte später weit weg von zuhause. keiner kannte mich dort und das war eine gute chance für mich etwas neues anzufangen. ich fand mich lange zeit auch nicht so interessant und unterhaltsam. aber mir fehlte einfach nur der mut. denn irgendwann später , mit mehr selbstvertrauen normalisierte es sich. zwischendurch kommen aber auch bei mir wieder solche rückfälle. dann verfalle ich in genau die gleichen verhaltensmuster wie als kind o teenager. an kleinen gruppen teilzunehmen ist keine schlechte sache.
    man muß da nicht untergehen, wenn man sich nicht untergehen läßt.

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