Erinnerungen-alte Gefühle zulassen

  • Hallo liebes Meeting,

    durch ein Telefonat ist mir der letzte Alkoholabsturz meines Vaters, wo ich ihn dazu bringen sollte mit der Feuerwehr mitzugehen in Erinnerung gekommen. Diese Situation mit den Nachbarn in der Whg . Ich habe gehandelt, automatisch. Kein Gefühl.

    Vor einer Weile kam dann Erinnerungen daran und an die kleine Tochter der Nachbarin , die irgendwo im Flur stand und alles mitbekam. Damals kam der Gedanke, dass dieses kleine Mädchen das nicht mitbekommen sollte. Ich wollte sie beschützen.

    Nun kommen Gefühle dazu. Wenn ich weinen könnte, wäre das vermutlich gut und erleichternd.Ich kann aber nicht weinen.
    Ein kleines Mädchen war ich selbst vor vielen Jahren, was seine Gefühle erst unterdrücken musste und dann von sich abgetrennt hat.

    Ich habe mir in letzter Zeit auch DVDs mit alten TVSerien aus meiner Kindheit bestellt. Irgendetwas scheint in mir abzulaufen, vor dem ich auch Angst habe. Obwohl es genau das ist, was vermutlich gut ist, Zugang zu seinen eigenen Gefühlen zu bekommen.

    Angst habe ich vor dem "Überrollt" werden. Das ich damit nicht umgehen kann.

    Ich laufe wie mit einem Kloss im Hals herum, es fühlt sich so fremd an und macht mir gerade Angst.

    Vielleicht kennt jemand das Gefühl des nicht weinen könnens ?

    Wie geht Ihr damit um ?

    Liebe Grüße, Tjorven.

  • Hallo,

    mir geht es heute besser als gestern. Ich habe gestern abend zum ersten Mal meine Gefühle in Briefform an meine Eltern aufgeschrieben. Bisher habe ich das , wenn "nur so" getan, aber das Schreiben mit Anreden meiner Eltern hat mir sehr geholfen. Den Brief will ich nicht abschicken, der war für mich.

    Meine Empfindung dabei war ganz anders als bisher , wenn ich "nur so" für mich schrieb. Ich fühle mich klarer, kann alles nochmal nachlesen , wenn ich will.

    Ich habe beim Schreiben einige Details für mich einordnen können.


    Es tat mir gut.

    LG,Tjorven.

  • Hallo,
    ich wollte einfach mal weitererzählen, wie die letzten Tage waren.

    Es ist nach wie vor etwas in Bewegung in mir, ich habe lange Zeit weder von mir reden noch schreiben können. Im Grunde habe ich die Zeit ,die ich hatte, mit Betäubung in Form von Schlafen oder Fernsehen verbracht. Ich habe nichts gefühlt. Habe im Radio nur einen Infosender gehört.
    Momentan scheine ich wieder zu fühlen : ich kann Musik hören, empfinde wieder, nehme Dinge wahr.

    Ich habe einen Dialog mit jemandem begonnen, der mich weiter an mich heran zu bringen scheint. Ich kann reflektieren, bekomme Dinge eingeordnet.

    Ich bekomme Einblicke in mich, die ich gerade auch zu lassen kann.
    Ich habe den Eindruck , ich bin jemand, der irgendwo versteckt war.

    Die Probleme mit der Abgrenzung zu meinen Eltern sind nach wie vor da. Von dem Brief , den ich an meine Eltern geschrieben habe, habe ich erzählt.
    Durch eine einfache Frage aus dem o.a. Dialog, konnte ich fühlen, dass der Brief eigentlich nur an meine Mutter gerichtet ist. Die Gefühle die viel tiefer vergaben sind , sind die zu meinem alkohokranken stark gealtertem Vater.
    Ich werde ihm auch einen Brief schreiben. Ich weiss noch nie wie, aber da öliegt der so wunde Punkt. es tut so weh.

    Trotzdem ist es gut. Ich fühle etwas, ich möchte den Mut haben weiterzumachen , weitergehen zu können... das nächste was kommt auch an Schmerz zulassen zu können.

    Irgendwie scheint der Auslöser in dem starken körperlichen Verfall meines Vaters zu liegen, der mir zu schaffen macht.

    Ich bin dankbar gerade jetzt hier zu sein, die Impulse bekommen zu haben, etwas was hilft mich weiterzubringen.

    Schöne Grüße,
    Tjorven

  • Hallo ,
    momentan kommt es mir so vor, als wäre ich fast überfordert mit dem ,was ich für Gedanken und Gefühle habe.

    Ich habe das Gefühl , ich komme nicht mit ,das scheint mich zu überrollen.

    Kurzfristig bin ich von zwei AB-Nachrichten nervlich unter Anspannung geraten, da wusste ich wieder wie schlecht meine Belastbarkeit ist. Ich nehme es mal als Hinweis, jetzt langsam zu machen.

    LG,Tjorven

  • Hallo Tjorven!

    Das heißt, wenn du deinen AB in die Tonne schmeißen würdest, hättest du ein Leben, mit Empfindungen und allem was so dazugehört und wenn du ihn abhörst hast du es nicht mehr?

    Kann das sein?

    Liebe Grüße

  • Hallo Tjorven,

    bin gerade in einer ähnlichen Situation: brauche enorm viel Kraft um mich meinen Ängsten zu stellen und habe das Gefühl für Nicht-Ekas ist so etwas nicht so anstrengend.

    Immer öfter werden mir aber die Parallelen zwischen Alkoholismus und Coalkoholismus deutlicher: ich verniedliche den Coalkoholismus (ich hab' halt ein Herlfersyndrom, nicht so schlimm....), ich kümmere mich nur wenig, um das Problem bei der Wurzel zu packen (im Prinzip bräuchte ich auch eine Langzeittherapie, weg von zu Hause, Klinikaufenthalt oder Tagesklinik).

    Andererseits muss ich vielleicht mehr Nachsicht mit mir haben, es gibt Fortschritte und ich bin jetzt seit 40 Jahren Co, das ist eben schon eine lange Zeit. Übrigens hilft mir mein Konatktabbruch zum Vater in dem Sinne, dass ich ruhiger sein kann, mehr Zeit zum Nachdenken habe und nicht so schnell gestresst bin, die wirklichen coalkoholischen Probleme löst der Kontaktabbruch aber nicht.

    Liebe Grüße

    Ringelblume

  • Hallo Tjorven.

    Ich kenne all das, was du da beschrieben hast ganz genau. Diese Angst vor dem Überrollt werden, sitzt auch in mir ganz stark. Oft kann ich meine Gefühle nicht ertragen. Was den Trauerprozess um meinen Vater natürlich nicht erleichtert.
    War den Sommer über bei einem Hypnotiseur, der mir unglaublich geholfen hat. Er sagte mir auch, dass man im Grunde nicht von seinen Gefühlen überrollt werden kann, weil der Verstand sofort abblockt, wenn es zu viel wird.
    Einen Rat geben kann ich dir nicht. Kann dir nur sagen, dass du immer mal wieder reinspüren solltest.
    Wenn du ein paar Literaturempehlungen haben möchtest, brauchst du nur Bescheid zu sagen.
    Ganz liebe Grüsse
    Linda

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