Distanzierung von meiner Mutter

  • Eltern, die einen bedingungslos lieben.
    Das Netz, in das man sich fallen lassen kann, wenn alle Stricke reißen.
    Urvertrauen haben zu besonderen Menschen.
    Mutter-Tochter-Liebe.
    Sicherheit.
    Unterstützung und Rückenstärkung bei allen Widrigkeiten des Lebens.
    Batterien aufladen bei einer Shopping-Tour mit der Mom.
    Gemeinsam lachen und Spaß haben.
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    Ich bin so traurig, dass ich nicht die Chance bekomme, dies alles zu erleben.
    Vielleicht war so was Ähnliches mal da - irgendwann.
    Es ist schon sehr, sehr lang her.
    Und falls es jemals da war, ist es mir kaum noch spürbar...
    Eine schon beinah verblasste Erinnerung an glücklichere Tage...
    Und nun schneidet die Erinnerung mir ins Herz..
    Fast ist mir, als ob sie hämisch dabei lacht.

    Pech gehabt.

  • Hallo Colibri,

    solche Momente des Schmerzes sind leider normal, wenn man "so" Eltern hatte wie wir.
    Meine frühere Thera (Chef-Thera der KLinik) hat mir geraten, dann ganz besonders gut zu mir selbst zu sein und mich auch gut zu schützen, da man dann besonders sensibel sei. Schone Dich, wie wenn eine Grippe im Anmarsch wäre zb.
    Höre gut auf Dich und gib deinen Bedürfnissen Raum.

    Ich denke übrigens, jeder hat so einen "Lebens-Schmerz", ob es nun die Eltern sind oder andere Themen.

    LG
    Girasole

  • Ich habe mich die letzten Tage sehr zurückgezogen und genieße das Alleinsein und die Stille.

    Ich versuche, auf meine Bedürfnisse zu hören, so ganz leicht fällt es mir noch nicht.

    Ich kann mich zB nicht einfach mal ne Stunde vor den TV aufs Sofa legen ohne irgendwas nebenher zu tun. Immer gruschel ich irgendwas, räume dann doch auf, oder putze dies, oder surfe noch im Internet..
    Ich mache auch keine langen Spaziergänge, sondern wenn, dann gehe ich Joggen und laufe die Runde ab... es ist irgendwie alles immer mit einer Art Leistung verbunden.

    Nach der letzten Thera ging es mir dann abends recht schlecht. War einfach sehr viel an dem Tag. Bin weniger belastungsfähig als sonst.

    Immerhin schlafe ich momentan sehr viel, das tut gut.
    So und nun werde ich ein wenig malen, das mache ich ab und zu, das tut auch gut.

  • Hey...

    habe nun seit ca. 1 Monat keinen Kontakt mehr zu meiner Mutter.
    Es fühlt sich so wahnsinnig gut an. Ich kann frei atmen!
    Ich hätte gedacht, dass er "Vorwurf-Anruf" schon viel früher kommt. Er kam nicht! Es ist Funkstille! Das tut so gut.
    Aber er wird kommen.. davor habe ich Angst. Trotzdem: Ich werde diesen Anruf überleben. Und dann einfach so weitermachen.

    Die Therapie ist sehr anstrengend, tut aber sehr gut. Die Knoten entwirren sich langsam. Ich merke, wenn meine Gefühle aus der Vergangenheit "getriggert" werden. Leider kann ich noch nichts dagegen tun. Aber das lerne ich schon noch. Muss ein wenig geduldiger sein und mir noch mehr Ruhe gönnen.

    Wünsche allen, die das lesen, einen schönen Abend :)

    Colibri

  • Hallo CoLibri,

    das Gefühl der Energielosigkeit kenne ich auch und versuche wie du mehr Ruhe ins Leben zu bringen. Derzeit macht mir der unregelmässige Tagesablauf zu schaffen, aber auch Reibereien mit dem Partner, man verballert unnötig viel Power bei emotionsgeladenen Themen wie Sorgen, Ängste, Kummer. Vieles nehme ich zu persönlich, zieh mir "den Schuh" an, von dem ich meine der passt, mache mir unnötig viele Gedanken- kurzum: Manches könnte ich besser gestalten wenn ich meine Einstellung dazu ändere, etwas lockerer werde. Da stehe ich noch eher am Anfang, ich benötige viel Reflexion und suche offene Gespräche und Meinungen um meinen eigenen Pfad und Anregungen finden zu können. Und dazu wiederum braucht man Energien.
    Was du schilderst klingt schon etwas nach einem Burnout, da kann man schon viel machen. Ausreichend ruhen ist eine Sache (wichtig!), die Ernährung spielt ebenso hinein, das emotionale Feld ist allerdings Ausschlag gebend. Wer seine Energieräuber kennt ist schon einen erheblichen Schritt weiter...

    Mein Alkoholkonsum minimierte sich deutlich seit ich Kinder habe, bin lieber voll handlungsfähig und fit als verkatert oder berauscht.

  • Versuch es doch mal mit Vitamin D, schönen Auszeiten wie wandern, radeln, Yoga, Massagen, mir persönlich half Reiki ungemein, Hauptsache es ist eine Auszeit mit dir, für dich.
    LG Kitze

  • Hallo Kitze,

    vielen Dank für deine Worte. Ich habe auch keinen wirklich regelmäßigen Tagesablauf, du hast recht, das erschwert die Sache, zB sich "Rituale" zu schaffen oder so.
    Was du schreibst, kann ich gut nachvollziehen. Bei mir sind die Streits mit meinem Partner auch sehr große Energieräuber. Ich arbeite ebenfalls daran, alles nicht sofort so persönlich zu nehmen und lockerer zu werden.
    Ich habe auch deinen Thread gelesen und kann sehr viel, was du schreibst, nachfühlen. Die Kommunikationsprobleme und den Unterschied zwischen dem, was man sagt bzw. wie man sich verhält und was man aber eigentlich fühlt .. was man aber irgendwie nicht zum Ausdruck bringen kann, warum auch immer..

    Danke auch für deine Vorschläge bezüglich der Auszeiten. Ich denke, ich bin auf einem guten Weg. Burnout? Hmmm.. verstehe zwar , dass du dran denkst, aber diese Erschöpfungszustände kamen eigentlihc nur, wenn meine Batterien absout leer waren, zb nach einem solchen Streit mit meinem Partner. Ansonsten habe ich genug Energie und Spaß, und ich kann mich auch gut wieder regenerieren, wenn es mal "genug" ist. Das kann man bei einem Burnout ja eigentlihc nicht.

    Inzwischen hat meine Mutter angerufen. Der Anruf, vor dem ich so viel Angst hatte. Natürlich hat sie sich genauso verhalten, wie ich es schon vermutet hatte: Jammern, weinerlich, "leidend", warum ich nicht anrufen oder zu ihr kommen würde. Konnte ihr zwar immer noch nicht die Wahrheit sagen und habe mich mit der Arbeit u Zeitmangel rausgeredet, aber habe ihr auch gesagt, dass ich sie in nächster Zeit nicht besuchen kommen werde. Ein großer Schritt für mich. Jetzt bin ich dran, ich muss mich schützen, vor ihrer Sucht und ihrer Depression.

  • Hi CoLibri,

    hast du dich etwas von dem Telefonat erholen können? Ist es nicht bescheuert wenn man Angst davor hat mal ne Ansage zu machen? Kann mich noch so gut daran erinnern wie sich die ersten Male anfühlten, im Vorfeld macht man sich so viele Gedanken und Sorgen, und letztendlich bekommt man einen Schuss vor den Bug... Wir müssen uns eben abgrenzen und schützen, da hilft alles andere nichts, nicht um den heissen Brei reden, nicht durch die Blume. Mittlerweile weiß meine Ma dass ich nur noch mit ihr telefoniere wenn sie nüchtern ist, sonst lege ich auf. Wenn ich zu ihr fahre, mache ich ab jetzt auf dem Absatz kehrt, wenn sie angeduselt ist.
    Freut mich zu hören dass es mit der Erschöpfung nicht so schlimm ist, man interpretiert Geschriebenes ja schnell falsch ;)
    Wir haben mit unserer kleinen Familie einen Kurzurlaub gemacht und sind ein paar Tage in die Berge, zwar leiden alle unter Schlafmangel und sind tüchtig kaputt, aber die Auszeit vom "Alltag" tat vom Kopf her sehr gut... :)
    Ich wünsche euch allen viele sonnige Stunden und einen freien Kopf,
    viele Grüße

  • Hallo Kitze,

    Kurzurlaub klingt wirklich hervorragend, das brauche ich auch bald mal wieder! Zum Glück habe ich tatsächlich einen 2-wöchigen Tapetenwechsel vor mir, freue mich schon sehr darauf :)

    Ja, genau, es ist wirklich bescheuert, vor dem Aussprechen der Tatsachen Angst zu haben! Aber klar - meine Meinung wurde viele Jahre unterdrückt und in die "richtige" (falsche) Richtung gelenkt, aber damit ist jetzt Schluss! Ich denke, ich werde ihr es auch bald sagen, einfach damit ich es auch los bin. Und damit ich mein Schutzfeld endlich schließen und ein Schild davor stellen kann: Bis hierhin und nicht weiter! Ich habe dahingehend schon viel geschafft, jetzt ist der nächste Schritt, ihr meine Entscheidung mitzuteilen und sich dabei nicht persönlich angreifen zu lassen. Aber ich lasse mir damit Zeit, nur langsam.. in MEINEM Tempo.

    Viele Grüße :)

  • Ich bin jetzt mitten im "Tapetenwechsel".

    Es tut so gut. Es wird sich um mich gekümmert. Ich bin sehr dankbar und erfahre hier sehr viel Liebe und Fürsorge. Für MICH! Nicht ICH - für SIE!

    So schön wie es ist, so sehr führt es mir auch vor Augen, was mir alles fehlt bzw. gefehlt hat. Und was nie da war. Deshalb bin ich schon ab und zu auch traurig. Aber es ist mehr ein Schmerz des Akzeptierens und Loslassens. Also ich denke, es ist gut so. Ich weiß, dass mein Schmerz ein Leben lang bleiben wird.

    Der Kontakt ist jetzt konstant quasi nicht vorhanden. Es tut gut. Ich brauche Abstand, und ich werde nicht mehr zu ihr fahren, so lange sie jeden Abend trinkt. Das werde ich ihr auch so sagen.

    Trotzdem habe ich wieder Angst vor dem nächsten Anruf. Ihrer depressiven Stimmung, dem Gejammere, den Beschwerden.. und den Vorwürfen. Ich träume sogar schon davon.

    Aber ich werde es nicht verhindern können, dass es passiert. Ich muss mich selbst schützen. Gleichzeitig habe ich nicht genug Kraft / Mut, selbst aktiv zu werden und sie anzurufen, um ihr meine Entscheidung mitzuteilen.

  • Hallo an alle,

    das Telefonat, vor dem ich solche Angst hatte, hat nun stattgefunden.
    Ich muss mir das alles einfach mal von der Seele schreiben, da es mich sehr beschäftigt.

    Sie hat also angerufen, um jetzt endlich zu erfahren, warum ich mich nicht mehr melde. Sie könne so nicht weiterleben ... war alles wieder auf Drama-Stufe Rot.

    Ich habe ihr ruhig und bestimmt gesagt (wie ich es tausendmal vorher für mich und auch in der Thera geübt habe), dass ich keine Kraft mehr habe und es nicht mehr kann, wegen ihrer Alkoholabhängigkeit. Dass ich mich selbst schützen muss, weil ich sonst daran kaputtgehe, dabei zuzusehen, wie sich meine Mama tot trinkt. Dass ich Abstand brauche, weil es mir sonst das Herz zerreißt. Dass ich aber gerne für sie da bin und sie unterstützen werde, wenn sie sich Hilfe sucht.

    Ich habe all diese Sätze mehrmals wiederholen müssen, denn ihre Reaktion war folgende:
    Sie hat alles abgestritten. Sie leugnet, regelmäßig Alkohol zu trinken (!!!!!!). Sie würde zwar jedesmal trinken, wenn ich da bin, aber nur aus Freude, mich zu sehen (!!!!!). Und überhaupt könne ich das gar nicht beurteilen. Ich würde es mir viel zu einfach machen und sie einfach im Stich lassen. Ich sei sowieso schuld daran, dass sie immer kränker würde. Und da das mit dem Alkhol so abwegig ist, hat sie mir schlussendlich unterstellt, dass es einen anderen Grund geben müsse, warum ich mich nicht mehr melde.

    Ich musste mich zwar sehr konzentrieren, aber ich habe es geschafft, ruhig zu bleiben. Wie gesagt, ich habe meine Sätze mehrmals wiederholt und auch gesagt, dass ich mich nicht mehr angreifen lasse und diese Vorwürfe nichts bringen. Sie wollte die Wahrheit wissen und ich habe sie ihr gesagt. Was sie nun damit anfängt, ist ihre Entscheidung. Ich habe sie gebeten, bei der Suchtberatung anzurufen und erst einmal mit denen zu reden.

    Naja, sie sieht nicht ein, dass sie ein Alkholproblem hat, deshalb kommt es für sie auch nicht in Frage, dort anzurufen. Sie meinte, sie lasse sich von mir nicht erpressen, und dann haben wir wohl nie wieder Kontakt. Und überhaupt könne sie so nicht mehr weiterleben. Auf mein Nachfragen meinte sie allerdings, sie wolle damit nichts andeuten (auf Suizid bezogen).

    Sie hat dann das Gespräch auch von ihrer Seite aus beendet.


    Ich fühle mich so seltsam. Erleichtert? Ein bisschen. Aber auch in Sorge vor dem, was da als nächstes kommt. Immer wenn ich bisher einen "Schritt Richtung Freiheit" getan habe (von denen das hier bisher mit Abstand der größte war), kam irgend ein Hammer, der mir auf den Kopf geschlagen wurde, (irgend eine Aktion von ihr, sei es verbal oder Krankenhaus oder ihre Freundin), womit es mir dann noch schlechter ging als vorher.

    Ich will jetzt aber nicht mehr einknicken. Auch wenn es mir natürlich alles sehr weh tut - ich bin froh, ihr endlich die Wahrheit gesagt zu haben. Auch wenn ich überrascht bin, wie sehr sie alles verleugnet. Ich weiß ja, dass Abhängige das als Schutzmechanismus machen, aber dass es so extrem ist, hätte ich nicht gedacht. Es hat Kraft gekostet, bei mir zu bleiben und weiterhin mit Bestimmtheit zu sagen und zu wiederholen, dass sie ein Suchtproblem hat und dass ich mich durchaus in der Lage sehe, dies zu beurteilen..... Ach aber egal, auf meine Meinung gibt sie eh nichts. Wirklich Respekt hatte sie eh nie vor mir, das erklärt auch, warum sie mich seit der Kindheit so behandelt wie wenn ich ein dummer Trottel oder ihre Leibeigene wäre.

    Es ist einfach Schluss jetzt - Ich lasse mir nicht länger vorwerfen, an ihrer Krankheit, ihrem Krebs, ihrer schlechten Verfassung schuld zu sein. Das sind ihre Suchtmittel, nicht ich.

    Wie kann eine Mutter ihrer Tochter nur so eine Hölle auf Erde bereiten. Das geht einfach nicht in meinen Kopf.

    Aber ich bin zum Glück dabei, aus diesem verrückten Psycho-Karrussel auszusteigen.

    Ich bin seit heute wieder daheim, alleine, ziemlich verwirrt und würde mich über ein paar unterstützende Worte eurerseits wirklich freuen....

    Liebe Grüße
    Colibri

  • Hallo Colibri,

    das liest sich danach, dass Du damit einen großen Schritt gegangen bist. Die Therapie hat Dir wohl mit dazu verholfen. Du scheinst mit dem Ablauf des Telefonats - soweit möglich - zufrieden zu sein, d.h. insbesondere mit Deinen Beiträgen.

    Du hast Kontrolle über Dich gehabt in dieser Situation mit Deiner Mutter.

    Wie geht es Dir heute nun zwei TAge später?
    Gruss Rhein

  • Oh hallo colibri,

    ich lese deinen Beitrag erst jetzt, sonst hätte ich schon früher geantwortet!

    Ja, wie geht es dir?

    Du hast dich tapfer geschlagen, allerdings stelle ich mir so ein Telefonat auch sehr kraftzehrend vor!
    Du darfst dich danach sehr schonen und selbst umsorgen!
    So als wärst du nach zb einer langen Grippe noch schwer angeschlagen.

    Als co kenne ich natürlich dieses leugnen bis zum abwinken. Lallend und schwankend mit einer Fahne bis dort hinaus- aber neiiin, natürlich nichts getrunken.

    die wichtigste Frage finde ich nun:
    Wie kannst du dich vor ihrer nächsten Aktion/ Hammer schützen?
    Als eka kenn ich das von meinem Erzeuger; wenn ich was sagte, was ihm nicht passte, wurde der so bösartig und vernichtend, das war unfassbar.
    Telefon aus, Post von ihm nicht öffnen, bekannte Personen meiden/ ignorieren oder denen sagen "ich will es nicht hören!", wenn sie was über ihn ausrichten lassen. Und zwar bevor sie überhaupt den ersten Satz zuende gesprochen haben.
    es hat keinen Sinn, der Alkohol kann sie zu einer Fratze aus Hass machen. Gerade wenn es um den Alkohol selbst geht.
    ich möchte keinen Alkoholiker beleidigen, aber so war es bei meinem Erzeuger und bei einigen anderen in der Familie, leider!

    Liebe colibri, pass auf dich auf und vor allem sorge gut für dich!
    Tu dir was gutes, am besten jetzt gleich :)

    Alles liebe
    girasole

  • Hallo ihr Lieben,

    vielen Dank für eure Worte. Mir gibt es Kraft, wenn ich hier im Forum Unterstützung finde.

    Wie es mir geht, ist eine gute Frage.
    Ich würde schon sagen, dass es mir gut geht. Ich habe einen großen Schritt für mich gemacht, auf den ich sehr stolz bin. Ich habe auf dieses Gespräch ja monatelang hingearbeitet, weil ich erst lernen musste, diese verbalen Angriffe und Vorwürfe (schuld sein, im Stich lassen, erpressen usw. siehe oben) "auszuhalten".

    Heute weiß ich, dass ich nicht schuld bin und dass ich mehr wert bin, als mich immer so heruntermachen zu lassen. Natürlich ist da immer noch diese kleine Stimme in meinem Kopf, die ständig alles hinterfragt, was ich mache oder denke: Ist das denn wirklich so? Vielleicht hat sie recht, und sie trinkt in Wirklichkeit gar nicht? Vielleicht gehst du doch den falschen Weg? Vielleicht tust du ihr Unrecht?

    Eigentlich weiß ich, dass das absurd ist. Aber egal wie rum man es dreht - ich habe keine Kraft mehr, diesen Weg weiter mit ihr zu gehen, und deshalb schütze ich mich nun endlich - nach 9 Jahren. In dieser Zeit ist viel in mir kaputt gegangen. Aber ich bin auch bereit, es wieder neu aufzubauen.

    Wie ich mich vor weiteren Aktionen, die da kommen mögen, schützen soll, weiß ich nicht. Ich erwarte alles und nichts. Von Kontaktstille bis Pflegefall oder Suizid eigentlich alles. Einsicht und Therapie würde ich mir wünschen, aber das ist anscheinend alles andere als realistisch.

    Ich beginne immer mehr, meine Kindheit zu hinterfragen. Mein Vater hat ihr immer alles recht gemacht, hat sich beschimpfen lassen, hat sich gekümmert, hat sich entschuldigt für ihre Fehler - dasselbe erwartet sie von mir natürlich auch. Aber ich kann und werde das nicht tun.

    Eine "normale" Mutter würde total erschrecken, wenn ihre Tochter zu ihr sagt: Mama, du trinkst zuviel, ich kann dir nicht mehr dabei zusehen, ich habe keine Kraft mehr!

    Aber stattdessen werde ich auch noch beschimpft und beschuldigt... Ich lasse das nun schon lange genug mit mir machen ... aber trotzdem stehe ich immer noch da und bin entsetzt, wie man nur so sein kann. :(

    Eure Colibri

  • Hallo CoLibri,

    ich finde du hast einen wichtigen und guten Schritt gemacht, nämlich klar zu artikulieren dass du am Limit deiner emotionalen Belastbarkeit angekommen bist und dich deshalb distanzierst. Und das ist auch gesund, in dem Fall unausweichlich wenn man sich nicht bis in letzte aufreiben will, denn wichtig ist doch unsere Gesundheit. Ich kenne das nur zu gut wenn man vor den Kopf gestossen wird, man sorgt sich um jemanden der einem wichtig ist/war und es wird nicht angenommen oder gar anerkannt. Das verletzt, besonders im Hinblick darauf dass der Mensch sich zerstört und das Umfeld gleich mitreisst.
    Girasole kann ich mich nur anschliessen, bleibe bei dir und deinem Leben, tu dir was Gutes und versuche das Bewusstsein zu geniessen etwas aus deinem Leben machen zu können.
    In diesem Sinne wünsche ich allen ein wunderbar achtsames und sonniges Wochenende :)
    vlg Kitze

  • In den letzten Tagen ist mein Gefühlsleben mal wieder ganz schön Achterbahn gefahren. Ich war sehr traurig und stellenweise fast verzweifelt. Das war wahrscheinlich noch die Reaktion auf ihrer Worte am Telefon, die mich mal wieder mehr getroffen haben, als ich gedacht habe, auch wenn ich es mir jedesmal nicht eingestehen mag.

    Mittlerweile geht es mir wieder besser. Ich war mit dem Kopf wieder zu sehr in der Vergangenheit und habe die Probleme der Vergangenheit auf die Zukunft übertragen. Ich versuche jetzt, loszulassen, Vergangenheit Vergangenheit sein zu lassen und positiver in die Zukunft zu sehen. Weniger zu zweifeln und wieder mehr Spaß an den Dingen zu haben, die ich tue. Dann macht das Leben auch Spaß und ist wunderschön.

    Man kann schließlich kein Buch schreiben, wenn man stattdessen immer wieder das letzte Kapitel liest.

    Es ist Zeit für die Zukunft, für meine Zukunft, und ich freue mich darauf. Und ich nehme mir fest vor, mir weniger Sorgen um alles zu machen und wieder mehr zu "leben". Habe mich deshalb nächste Woche mit ein paar Freunden verabredet - das habe ich in letzter Zeit auch schleifen lassen. Dabei bin ich eigentlich ein sehr geselliger Mensch. Nur manchmal etwas zu verkopft. :roll:

    Ich wünsche euch auch noch ein schönes Wochenende!

  • Hallo Romila,

    willkommen im Forum. Wenn du dich mit meiner Geschichte etwas identifizieren konntest und ich dir damit vielleicht auf irgendeiner Art und Weise auf deinem Weg helfen kann, dann freut mich das. Ich finde, es ist wichtig zu wissen, dass man nicht der Einzige in solch einer Situation ist, sondern es Mitleidende gibt. Diese Unterstützung ist (zumindest für mich) Gold wert. Werde nachher auch mal bei dir im Thread vorbeischauen.

    Bei mir gibt es soweit nichts neues. Sie hat sich nicht mehr gemeldet. Und ich find das eigentlich gut. Ich will kein künstliches Drama mehr, und keine Vorwürfe. Es anderen recht machen zu wollen, ist echt das dümmste, was man machen kann. Entweder man wird so akzeptiert, wie man ist. Oder eben nicht - und dann soll derjenige einfach gehen. Der muss an meinem Leben ja nicht teilhaben. Auch wenn es meine eigene Mutter ist. Gerade sie sollte mich eigentlich so akzeptieren und lieb haben wie ich bin. Wenn das nicht der Fall ist - dann halt nicht. Ich habe genug Menschen, die mich lieben und schätzen, so wie ich bin.

    Ich hege gar nicht mehr die Hoffnung, dass sie sich noch ändert. Ehrlich gesagt will ich nur, dass sie mich endlich in Ruhe lässt, so hart das auch klingt. Mein Leben ist so schön, da brauche ich keine düstere Wolke über mir...

    Habe das Gefühl, dass sich in meinem Kopf langsam wieder einiges "gerade rückt"...

    Liebe Grüße!

  • Hallo CoLibri,
    was du nach und nach in deinen Beiträgen schreibst, klingt immer besser und stimmiger, das freut mich sehr zu lesen :)
    Ich denke immer wieder: Deine Blutsfamilie kannst du dir nicht aussuchen, aber man kann sich eine Wahlfamilie schaffen. Und das ist tröstlich, Freunde oder Mitleidensgenossen zu haben die einen ver- und beistehen.
    lg

  • Hi ihr Lieben.

    Es ist jetzt über 1 Monat her, dass ich das letzte mal Kontakt mit meiner Mutter hatte.

    Lasst mich es mal so beschreiben: Ich befinde mich in einem stickigen Raum, in dem man die Luft schneiden kann und wo es stinkt bis zum umfallen. Es ist dunkel und alles fühlt sich eng und kompliziert an.

    Und dann öffne ich irgendwann endlich ein großes Fenster. Frische, kühle Luft strömt hinein und die Sonne erhellt den ganzen Raum. Ich Strecke mich und atme tief ein und aus. Denn ich kann endlich wieder atmen. Ich habe endlich wieder Luft, und die Dinge in meinem kopf rücken sich gerade.

    Und ich bin einfach nur so froh, das Fenster gefunden und geöffnet zu haben - der Weg dorthin war schwer genug.

    Jetzt heißt es: durchatmen!

    Gute Nacht!
    Colibri

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