Hallo Linde, das ist eine super Idee. Ich denke auch, dass ich es so machen werde. Zwar werde ich die Leute nicht mehr zu Kaffee und Kuchen treffen, da ich dafür zu weit entfernt wohne, aber auch übers "ab und zu einfach mal so telefonieren" geht das bestimmt auch. Ich setze mich da jetzt nicht mehr unter Druck. Was ich erfahre, erfahre ich, und wenn nicht, solls halt so sein. Es ist für mich nicht sehr dringlich, das zu wissen. Es wäre schön, weil es mir vielleicht helfen würde, einige Dinge und Zusammenhänge zu verstehen, aber wichtiger ist trotz allem die Gegenwart und meine eigene Zukunft, ohne meine alkoholkranke Mutter.
Nun sind es schon über 5 Monate Kontaktstille. Ich hätte das früher absolut nicht für möglich gehalten. Wahnsinn. Aber mein Denken und meine Einstellung haben sich auch seit ich die Sache ich Angriff genommen habe zu 180° gedreht. Noch vor etwas über einem Jahr war ich voller Überzeugung, ich müsste unbedingt zu meiner Mutter zurück, um für sie da zu sein.
Heute weiß ich: Das würde mich kaputt machen. Ich würde von der selbstbewussten, erfolgreichen, glücklichen Frau wieder zurückschrumpfen auf das kleine, fremdbestimmte, unsichere (innere) Kind, das die Hände nach seiner Mama ausstreckt, weil es einfach nur geliebt werden will... und nicht versteht, dass dies in der Form, in der es das bräuchte, aufgrund der Alkoholkrankheit niemals passieren wird... passieren kann ..
5 Monate Funkstille. Es ist einiges passiert seitdem. Ich habe mich entwickelt, ich bin gefestigt, ich weiß was ich will, ich kann mich fokussieren und ich bin glücklicher. Ich kümmere mich um mich und um die Menschen, die mir wichtig sind. Das habe ich vorher auch schon, aber jezt kümmere ich mich wirklich um mich.
Ich arbeite im Moment sehr hart und manchmal bin ich traurig, weil mein Wunsch (bzw. der Wunsch meines inneren Kindes) nach Anerkennung und Lob seitens meiner Eltern - also meiner Mutter - nicht erfüllt wird. Ich weiß das - trotzdem tut es weh. Denn es ist ja nicht so, dass sie mich nur nicht lobt, sondern sie verteufelt das was ich tue. Sie lehnt alles ab, weil es mich davon abhält, bei ihr zu sein.
Ich vermisse in dieser Zeit sehr meinen Vater. Dieses Jahr werden es 10 Jahre, seit er uns urplötzlich verlassen hat.
Ich würde so gerne mit ihm reden... mit ihm zu sprechen hat gut getan, egal über was... Er wäre eine wahnsinig große Unterstützung für mich.. Nunja, dafür lebt er in mir weiter und ist auf diese Weise immer bei mir .. So stelle ich mir das vor oder tröste mich damit.
Seit seinem Tod ist meine kleine Familie auseinandergefallen. Ich hab alles getan, um das aufzuhalten, aber die Alkoholsucht meiner Mutter liegt nicht in meiner Macht. Ich kann es nicht ändern. "Take it or leave it" Ich kann es nicht hinnehmen.. darum musste ich gehen. Mir geht es besser damit - Aber traurig über diesen ganzen Verlauf bin ich trotzdem sehr. Zum Glück nicht dauerhaft, aber ab und zu überkommt es mich und ich werde wehmütig. Denke an die schönen Kindheitstage, Erinnerungen an meinen Dad und unsere gemeinsamen Unternehmungen und den Spaß, den wir zusammen hatten.
Meine Mutter war schon immer griesgrämig und abweisend anderen Menschen gegenüber. Ich weiß nicht, was früher (in ihrer Kindheit?) vorgefallen ist, aber irgendetwas muss da sein. So, wie sie auf diese kranke Art versucht sich zu schützen, muss ich auch mich schützen. Allerdings auf gesunde Art und Weise. Und wer weiß, vielleicht komme ich ja doch in den nächsten Jahren in den Genuss, eine neue kleine Familie gründen zu können... die es besser haben soll...
So, jetzt habe ich mir mal wieder alles von der Seele geschrieben. Danke an jeden Einzelnen, der sich die Mühe gemacht hat, das zu lesen.. Es tut sehr gut diese Gedanken und Gefühle hierlassen zu können.
Ich wünsche euch allen weiterhin viel Kraft 