Wie Schuld/Pflichtgefühl wegbekommen?

  • Hallo Hilfslos,

    da ich auch Einzelkind und Halbwaise bin, weiß ich, wie es sich anfühlt, wenn die ganze Last nur auf den eigenen Schultern liegt. Es gibt keine Geschwister, mit denen man sich das Leid teilen kann. Das ist sehr schwierig in unserer Situation - deshalb glaube ich, dass wir erst recht auf uns achten müssen. Es ist wichtig, genau auf die Antennen deines Selbstschutzes zu hören.

    So wie es sich anhört, war "Tag X" für dich ein Tag, an dem deine Grenzen und deine Kraft überschritten wurden. Nimm das bitte ernst, das ist ein Alarmsignal und ein Zeichen deines Selbstschutzes für eine klare Grenze!

    Das mit dem Pflichtgefühl kenne ich auch. Aber mittlerweile habe ich eingesehen, dass Eltern nicht gegen, sondern mit einem arbeiten sollten. Und man aus diesem grausigen Spiel aussteigen muss. Denn sie machen es nicht, solange man ihnen mit dem eigenen Verhalten den Weg ebnet.

    Zu diesen Verträgen: Was soll das sein, was du später übernehmen müssen solltest? Wenn er das auf seinen Namen abgeschlossen hat, läuft das auch auf seinen Namen. Oder hast du irgendwo unterschrieben?

    Komplett habe ich mich noch lange nicht gelöst, aber ich denke, ich bin auf einem guten Weg.
    Was ich dir aus eigener Erfahrung ans Herz legen möchte: Informiere dich und lass dir helfen! Und wenn dir schreiben hilft, kannst du das hier tun...

    Liebe Grüße und viel Kraft!
    Colibri

  • Hallo Hilflos,

    bei einer Doppelbelastung musst du NOCH mehr auf dich achten!
    Höre auf deinen Körper und deine Seele und setze Grenzen.

    Wenn dein Vater im alkoholisierten Zustand Verträge abschließt, ist er doch in dem Moment nicht geschäftsfähig. Ich bin jetzt in Jura nicht wirklich bewandert, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Verträge rechtlich wirksam sind, sollte es tatsächlich vor Gericht gehen oder darum, dass du einspringen sollst.

    Abgesehen davon: Warum lässt du dich denn anpumpen? Wieso spielst du bei den Spielchen mit? Wieso sagst du, du MUSST es bezahlen? Dem ist nicht so. Ich verstehe das aber gut. Es ist oft schwer für uns, "Nein" zu sagen, wenn wir um Hilfe gebeten werden. Aber er muss selbst die Verantwortung für sein Leben und seine Handlungen übernehmen. Nicht du.

    Das mit dem überteuerten Telefonvertrag kenne ich von meiner Mutter auch. Auch das in unseren Augen sinnlose Geld ausgeben. Vom Alkohol ganz zu schweigen.

    Wenn er nicht mehr ist, kommt es vom Erbe her drauf an. Wenn er dir nur Schulden hinterlassen sollte, musst du das Erbe meines wissens gar nicht antreten. Falls dich das sehr beschäftigen sollte, lass dich doch einmal rechtlich beraten. Dann bist du auf der sicheren Seite.
    Das wäre auch schon eine der Möglichkeiten, dir helfen zu lassen. Denn dann hast du schon mal die Infos darüber, was du juristisch für Rechte und Pflichten hast. Und zu wissen, wo du stehst, hilft!

    Ansonsten fallen mir noch folgende Möglichkeiten ein, die dir helfen könnten:
    - Hausarzt
    - Suchtberatung
    - Hier im Forum schreiben
    - Psychotherapie
    - Selbsthilfegruppen
    - evtl. Entspannungstrainings oder andere Aktivitäten, die dir gut tun: Autogenes Training, Achtsamkeitstraining, Meditation, PME nach Jakobson, Yoga, Sport etc.

    Ich hoffe, ich konnte dir helfen. Wünsche dir ganz viel Kraft !!

    Lg Colibri

  • Hallo Hilflos,

    wenn Du finanziell für ihn immer wieder einspringst, verlängerst Du sein Leiden.
    Er muss lernen, für seine Taten einzustehen, egal wie. Punkt.
    Nur wenn er wirklich merkt, dass alles den BAch runter geht, besteht eine Chance, dass er selbst was ändern möche.
    Solange es bequem ist, und er machen kann, was er will, weil die TOchter ja den Kopf hinhält- ja, warum sollte er dann was ändern wollen bzw. aus der Sucht raus wollen?
    Die Sucht ist eine schwerwiegende Erkrankung mit der Schwierigkeit mangelnder KRankheitseinsicht.
    Und die entsteht nunmal nur durch Leidensdruck!!

    Ich glaube schon, dass man geschäftsfähig ist, wenn mal alkoholisiert Geschäfte tätigt. Soweit ich weiß sind es nur Kinder nicht, und Menschen die einen gesetzl. Vormund für geschäftl. bzw. finanzielle Angelegenheiten haben, die "entmündigt" sind.

    Aber nirgendwo steht, dass dann die Tochter bezahlt. Wo kommen wir denn da hin?
    Soll doch der Gerichtsvollzieher kommen, viell. wacht er dann auf.

    LG
    Girasole

  • Hallo Hilflos,
    falls er nach dem Tod nur Schulden hinterlassen sollte, kannst du das Erbe ausschlagen. Die Geschichte läuft dann über das Nachlassgericht und ist an relativ enge Fristen gebunden, die du auf keinen Fall versäumen darfst, sonst hängst du am Fliegenfänger. Aber du hast auf jeden Fall die Möglichkeit und bleibst daher nicht auf seinen Versäumnissen sitzen. Der Nachteil ist natürlich, dass damit dann alles "weg" ist. Falls er also noch ein Haus hinterlassen sollte, dann müsste man einmal gut gegenrechnen, ob ein Verkauf des Haus eventuelle Schulden abfedern kann und möglicherweise noch etwas übrig bleibt. Für diese Fragen werden sich aber sicherlich Hilfen finden lassen.

    Was seine jetzigen Finanzaktionen angeht, für die du einspringst. Auch wenn es dein Vater ist, es kann doch nicht sein, dass dein Leben deswegen finaziell den Bach herunter geht. Für ihn ist das doch jetzt derzeit eine recht bequeme Sache: Er kann seine Verträge unterschreiben und wenn es hart auf hart kommt, dann springst du ein. Vielleicht wäre es für ihn ganz heilsam, wenn einmal tatsächlich der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht und er einmal mit den Konsequenzen leben muss. Es ist doch eine Sache, wenn ein Famlienangehöriger wirklich knapp bei Kasse ist und man ihm finanziell unter die Arme greift. Da bin ich vollkommen bei dir - das ist ein Grund wo man in meinen Augen zusammenhalten sollte. Aber nicht, wenn er - am liebsten auch noch im Suff - irgendwelche Sachen eingeht, die hinterher die anderen tragen sollen und die auch nicht aus der Portokasse bezahlen, sondern sich selber dafür auch noch tatsächlich einschränken müssen. Und auch wenn du ihm Geld zuschießt: Naja, was macht er damit? Kauft er damit wieder seinen Alk? Und du musst verzichten? Hmgrfmpf, das ist doch in Schräglage.

    Zu deiner letzten Frage, wann das sich verpflichtet fühlen aufhört, kann ich nicht viel sagen. Ich schreibe "nur" aus der Co-Sicht. Derzeit habe ich gar keinen Kontakt zu meinem Ex. Ich würde auch lügen, wenn ich sage, dass ich ihn nicht vermisse. Aber es geht nicht, wenn er trinkt. Ich kann sein Leben nicht gerade biegen. Aber das kannst du auch bei deinem Dad nicht. Dennoch ist es etwas vollkommen anderes, Einfluss auf sein Leben nehmen zu wollen (was nicht möglich ist, wenn er trinkt) oder aber für seine Suff-Kapriolen auch noch gerade stehen zu müssen.

    Ich wünsche dir auch viel Kraft und auch die Ruhe um den Weg finden zu können, der für dich richtig ist.

    Alle guten Wünsche
    HM

  • Hallo Hilflos,

    ich denke diese Zwickmühle muß jeder für sich selber beantworten und seinen eigenen Weg finden. Ein Patentrezept gibt es nicht.

    Meine erste Frage wäre, ob der Krankenaufenthalt wirklich nichts mit dem Alkohol zu tun hat. Sagt er das, oder die Ärzte oder hat er betrunken ...

    Würde das was ändern? Ja und nein. Ich würde ihm helfen, bei Alkohol-induzierten Folgen wäre meine Bereitschaft aber viel schneller aufgebraucht.

    Gruß

  • Hallo Hilflos,

    weiß das Krankenhaus das Dein Vater Alkoholiker ist? Bezüglich Narkose, Blutungen, Nachsorge, Entzugserscheinungen etc.

    Oft geben Alkoholiker das bei der Narkosebesprechung nicht an und dann liegt der auf dem Tisch und das Spiel geht los ...

    Gruß

  • Hallo Hilflos,

    ich halte es ganz persönlich für sinnvoll, diese Information an das Krankenhaus zu geben, evt. an den Narkosearzt direkt. Er unterliegt der Schweigepflicht Du aber nicht.

    Gruß

  • Hallo,

    war zu schnell. Oder lass Dir von Deinem Vater den Bericht für die Narkosevorbesprechung geben, dort muß es vermerkt sein. Dann hast Du auch den Namen des Arztes.

    Gruß

  • Hallo hilflos

    ich würde mir als allererstes überlegen, ob du dich da wirklich hineinverwickeln willst!
    wieso solltest du wie bei einem unmündigem kind infos an die Ärzte geben.
    er ist erwachsen und kann dies selbst tun.
    Damit steigst du voll in die co-rolle ein.
    Zweitens hilft verdrängen nur eine begrenzte Zeit. Wie du nun selbst feststellen konntest.
    Warum suchst du dir keine langfristige Beratung oder Therapie o.ä.?
    Du scheinst ja auch starke Ängste zu haben, da du gleich an Komplikationen bei der op denkst!

    Lg girasole

  • Naja, bei einer OP, die unter Vollnarkose durchgeführt wird, finde ich es nicht so wahnsinnig "lebensfremd" über Komplikationen nachzudenken.

    Ehrlich gesagt, wäre mir auch vollkommen egal, ob eine kurze Info an die Ärzte jetzt "co" ist oder nicht. Wenn anzunehmen ist, dass er die Info über seinen Alkmissbrauch für sich behält - und das halte ich auch nicht für unwahrscheinlich - würde ich das den Ärzten auch mitteilen. Ich denke es ist nicht viel Aufwand auch wenn er natürlich in einem gewissen Punkt wie ein unmündiges Kind behandelt wird. Aber wenn er sich möglicherweise durch sein Verschweigen in eine akute Gefährdung begibt, dann würde ich auch nicht gegenüber seinen Ärzten zu diesem Thema schweigen.

  • Ja honeymaker,

    "Egal ob co" und "egal ob unmündig behandelt"...
    dazu fällt mir nicht mehr viel ein, außer:

    Es hat schon seine Gründe, dass du hier bei co- Abhängigkeit schreibst.....

    lg
    girasole

  • Mit mit dem Unterschied, dass es mir nicht egal ist "ob co oder nicht".
    Du hast zum co-sein aufgefordert und das finde ich unmöglich.
    "Naja ein bisschen wie ein unmündiges kind behandeln" - das ist genau das, wovon die leute hier wegkommen wollen.
    so heißt sogar der Titel hier: wie weg von schuld/ Pflichtgefühl.

    Es liegt eben nicht (!!) In der Verantwortung der cos, infos an Ärzte zu geben.
    oder sonstwie für den süchtigen was zu managen.

    lg
    girasole

  • Zitat

    Es liegt eben nicht (!!) In der Verantwortung der cos, infos an Ärzte zu geben.


    Das habe ich auch nicht gesagt. Wenn ich aber den Verdacht habe, dass ein Alkoholiker - zu dessen Krankheitsbild Lügen und damit auch Verschweigen gehört - seinem Arzt wichtige Informationen vorenthält und es sich bei diesem Alkoholiker auch noch um einen nahen Verwandten handelt, dann würde ich das dem Arzt sagen. Ich habe nicht gesagt, dann muss ich das dem Arzt sagen. Wenn Hilflos sich jetzt Sorgen über ihren Vater macht und darüber beunruhigt ist, dass seine Vorerkrankung nicht bekannt wird und der Arzt möglicherweise auch Informationen überliest, wird diese Info - die sicherlich keinen großen Aufwand nach sich zieht - zu ihrer Erleichterung beitragen. Nämlich darüber, dass die Ärzte informiert sind. Mehr nicht.

    Hilflos hatte ansonsten in ihrem Strang thematisiert, dass sie sich offensichtlich dabei abstrampelt, ihren Vater bei seinen finanziellen Abenteuern zu unterstützen. In diesem Punkt bin ich deiner Meinung, dass es nicht ihre Aufgabe ist, sich bei der Lösung seiner Probleme aufzureiben.

    Diese Aspekt hier ist ja eine vollkommen andere Geschichte. Ich habe dazu meine Einschätzung geschrieben und mehr nicht. Mir ist daher nicht klar, wo du die "Auforderung zum Cosein" liest. Die habe ich nicht ausgesprochen. Es geht hier um eine OP des Vaters und um wichtige Informationen, die möglicherweise fehlen und sich ebenso möglicherweise negativ auswirken können.

    Bleib' mal locker.

    LG
    HM

  • Hallo Hilflos,

    gut, dass die OP nun geschafft ist.
    Und gut, dass du dein Geld wieder hast.

    Das sind doch schon mal zwei richtig gute Sachen.
    Dass du über die Funkstille froh bist und trotz dieser auch nicht allzuviel über ihn nachdenkst, werte ich auch als ein gutes Zeichen.

    Das mit den Feiertagen kann ich nachvollziehen. Mir hilft es mittlerweile, mir bei diesen aufkommenden Gedanken immer wieder zu sagen "Egal, was kommt, ich bin nicht schuld." Und ruhig bleiben.

    Steck die Energie anstatt in solch negative Gedanken lieber in was schönes für DICH :)

    Liebe Grüße Colibri

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