Überübermorgenland - Postfach :-)

  • Hallo Katha, hallo Andreas,

    ich klinke mich mal (ungefragt) auch in die Diskussion.

    Hilfsbereitsschaft bis zur Selbstaufgabe auf der einen,
    aber alles Eigene immer irgendwie selbst regeln auf der anderen Seite,
    das ist das Scheißspiel (sorry für den deftigen Ausdruck, den wissenschaftlichen kenne ich nicht),
    aus dem ich schon seit Jahrzehnten nicht rauskomme.
    Früher habe ich es nicht einmal bemerkt, dass da ein Spiel läuft.
    Und was mich heute dabei am meisten nervt:
    Ich spiele immer noch mit, obwohl ich weiß, dass es mir schadet.

    Um die Situation noch ein wenig nervender für mich zu machen,
    kommt dann noch ein zweiter Defekt ins Spiel:
    Ich übe immer ziemlich unnachsichtige Kritik für eigene Aktivitäten
    und "pflege" einen laschen Umgang mit zum Teil offensichtlichen Fehlern anderer.

    So ... jetzt ist dies auch mal geschrieben.
    Besser geht's mir deswegen zwar nicht.
    Aber vielleicht ein wenig anders.

    Glücklicherweise habe ich nicht nur diese beiden Defekte.
    Auf diese Weise kommt wenigstens ein wenig Abwechslung ins Spiel.
    Diesen Monat kann ich mich endlich einmal mit einem Profi austauschen.
    Ich will nicht mit ihm tauschen...

    Ein sehr kompetenter Halbprofi hat mich schon seit ein paar Wochen
    unter seinen Fittichen. Und ich muss sagen ... es hilft! Sehr sogar!!!

    Viele Grüße
    Correns

  • Hallo Katha,

    da habe ich ja -scheint's- ganz schön was angestossen. Es sollte auf keinen Fall als Kritik rüber kommen, sondern es war einfach eine Feststellung, wie ich dich hier wahrnehme.

    Ich bin selbst nicht so eine Macherin und wünsche mir oft etwas mehr davon. Okay, ich bin schon sehr selbständig und ich kann die meisten Sachen und Herausforderungen des Lebens durchaus allein und ohne große Hilfe bewältigen. Ich bin auch für mir nahe stehenden Menschen eine verlässliche Ansprechpartnerin, Zuhörerin und Ratgeberin und ich helfe gerne, wenn es erforderlich ist und wenn ich das leisten kann. Das sehe ich als selbstverständlich an.

    Doch ich wünsche mir manchmal mehr Power, Durchsetzungsfähigkeit und auch Selbstvertrauen. Wie gesagt bin ich in vielem sehr langsam, kann schwer Entscheidungen treffen und mache mir manchmal selbst das Leben schwer. Was zB. meinen beruflichen Weg angeht - das ist gleich nach meiner Alkoholkrankheit meine größte Baustelle in meinem Leben-, so stehe ich da mit 43 Jahren wieder ganz am Anfang und fühle mich wie eine etwa 15-16 jährige, welche kurz vor ihrem Schulabschluss steht und sich überlegt, wo es beruflich hingehen könnte. Diese Phase habe ich nie wirklich gehabt, dafür war bei mir zu Hause kein Raum da- da war Alkohol, Streit, Gewalt und ich wusste nie, was mich erwartet, wenn ich nach Hause komme. Ich habe die Rolle übernommen, meine Mutter zu beschützen und mich für sie verantwortlich gefühlt- was mit mir war, war völlig egal. Naja, das ist eine lange Geschichte....ich habe dann zwar Ausbildungen angefangen, zwei wieder abgebrochen und die dritte dann auch abgeschlossen, als Bauzeichnerin- aber ich habe nie in diesem Beruf gearbeitet. Das hat viele Gründe gehabt, u.a. habe ich auch da schon mißbräuchlich Alkohol getrunken, angefangen habe ich mit ca. 16 Jahren. Leider habe ich viel zu spät, erst mit 30 jahren, meine 1. Therapie angefangen, aber auch da ging es noch nicht um Alkohol. Ich merke gerade, das wird irgendwie zu lang jetzt....

    Also, auf jeden Fall habe ich keinerlei Berufserfahrung, ausser meine Tätigkeit im Kiosk und ich weiß so überhaupt gar nicht, was ich machen möchte, wo ich Lust drauf habe, was mir Spaß oder Freude machen würde. Ich habe mir meine berufliche Entwicklung regelrecht durch die Sauferei kaputt gemacht.

    Diese Erkenntnis macht mir schon zu schaffen, und ich versuche sie anzunehmen, es ist halt jetzt so, wie s ist. Und in dieser Situation könnte ich schon etwas von gewissen Macherqualitäten gut gebrauchen. Was ich damit sagen möchte ist, das es alles Vor- und Nachteile hat. Jede/r muss ihren/seinen individuellen, für sich passenden Weg finden und dabei können wir alle viel voneinander lernen.

    Ich finde es übrigens sehr bemerkenswert und wunderbar, das du so ausführlich schreibst, ich lese dich wirklich total gerne und habe dabei oft etwas neues zum drüber nachdenken und fast immer ist auch viel zum Schmunzeln dabei.... :wink:

    Ich wünsche dir eine schöne und angenehme Woche,

    mit lieben Grüßen, Lena

  • Hallo Andreas, Correns und Lena :)

    Ich habe mich total über Eure Kommentare gefreut und Jeder kann hier gern grätschen, klinken, lostreten oder einfallen (für den ersten Satz in seinem letzten Post wird Andreas allerdings abgestraft und ich habe ein paar Schikanen auf Hochglanz poliert und raffitückisch platziert *g)

    Ich antworte gern Morgen mit etwas mehr Ruhe auf Eure Posts, aber heute war mein erster Arbeitstag. Mir brach fast das Kreuz vom stundenlangen Stehen beim Abwaschen und ich bin ständig mit dem Arm an einem Schrank kleben geblieben und mit den Füßen am Boden :-). Das macht aber nix, weil mich zum Schluss Jemand mit glänzenden Augen ansah und sagte: „Du bist echt ´ne Perle! (*kicher*). Heute wurden eine Menge Fliegen mit einer Klappe erlegt!“ Das sehe ich genauso.

    Schöne Grüße
    Katha

  • Hallo Andreas,

    nun habe ich mir die Situation mit Deinem angeheirateten Verwandten immer wieder durch den Kopf gehen lassen und mir fallen nur noch zwei Möglichkeiten ein: Entweder ist der Bursche jetzt verlegen, weil er quasi „in Deiner Schuld“ steht oder er ist wirklich total abgefeimt und meint, er müsse sich jetzt nicht mehr bemühen, nachdem er bekommen hat, was er wollte. An die zweite Möglichkeit kann ich kaum glauben (und will ich auch am besten gar nicht, obwohl mir solche Subjekte schon öfter über den Weg gelaufen sind).

    Eine meiner Freundinnen wollte sich damals von ihrem Partner trennen. Sie wartete aber ab, bis er das kleine Tischchen, das er ihr gerade baute, damit sie im Bett frühstücken konnte, fertig gestellt hatte. Danach wurde er dann entsorgt. Tja, so gar nicht mein Fall.
    Ich kann mich nur wiederholen: Find´ raus, von welcher Fakultät Dein Verwandter ist ;-).

    Viele Grüße
    Katha

    PS: Ich bin gestern von der Perle zum Engel befördert worden xD

  • Hallo Correns,

    interessante Randbemerkung (…Scheißspiel („sorry für den deftigen Ausdruck, den wissenschaftlichen ich nicht“)) :)

    Correns, was Du beschrieben hast, hätte ich mir komplett 1:1 überstülpen können.
    Interessant fand ich auch Deine Bemerkung in Deinem Thread über die Sparsamkeit Deiner Mutter mit Lob und dass Du auf diese Weise gelernt hast, Leistung mit Liebe (oder Zuneigung, Anerkennung, etc. gleichzusetzen).

    Diese Haltung ist mir vor allem immer bei männlichen Suchtabhängigen aufgefallen, meistens im Zusammenhang mit dem Vater. Nie war es gut genug, wenn es gut war, hätte man es (natürlich ausschließlich nach Papi´s Plan) noch besser machen können. So rennt und rennt und rennt man…und kommt nie ans Ziel.
    Da spielte ganz sicher auch ein (unbewusstes) Konkurrenzverhalten eine Rolle, denn der Vater wollte seine Rolle als Überflieger natürlich nicht mal teilweise abgeben. Schwierig, wenn aus den Jungs Männer werden.
    Mein Pech war, dass meine Mutter absolut emanzipiert war und das auch sein musste, weil mein Vater oft Monatelang nicht zu Hause war. Sie schlüpfte mühelos in die Rolle, die sonst eher den Vätern vorbehalten war.

    Unsere Väter/Mütter/Eltern waren unsere schärfsten Kritiker. Wenn diese Kritik wegfällt, weil z.B. die Eltern vom Alter schon ziemlich angenagt sind und schwächeln oder gar gestorben sind, übernehmen viele Menschen für sich diese Rolle des Kritikers und gehen gnadenlos und hart gegen sich selbst vor, seltsamerweise aber nie gegen Andere (vielleicht weil sie sich erinnern, wie sehr sie unter dieser Dauerkritik gelitten haben).

    Noch seltsamer finde ich es allerdings, dass wir Alle, wo wir doch viele Dinge durchschauen, nicht in der Lage sind, sie selbst kurzfristig zu ändern.
    Ich kann heute bereits Hilfe annehmen und auch mal „nein“ sagen, doch bin ich noch weit entfernt von dem, wie der überwiegende Teil der Bevölkerung diese Dinge handelt.

    Ich denke allerdings, generell nicht mehr oder weniger zu helfen, ist die falsche Lösung.
    Ich habe nachgedacht und lande immer wieder bei dem Spruch, der schon uralt ist und den sich auch die AA einverleibt haben, die sich allerdings wiederum auf eine höhere Macht berufen:
    Gott, gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
    den Mut,
    Dinge zu ändern, die ich ändern kann
    und die Weisheit,
    das eine vom anderen zu unterscheiden.

    Wenn ich „Gott“ jetzt dabei mal unter den Tisch fallen lasse für Jeden, der an einer höheren Macht zweifelt, komme ich zu dem einzigen Weg in Punkt 3, der funktionieren kann, ohne dass ich in der Geschlossenen lande oder mir einen Burnout zulege. Er besagt nichts anderes, als dass ich mir schon die Mühe machen muss, jede Situation und jeden Menschen einzeln zu beleuchten und dann eine Entscheidung zu treffen.
    Und natürlich benötige ich dann noch genügend Rückgrat, um Anderen meine Entscheidung mitzuteilen.
    Die ganz großen Energiefresser in meinem Leben haben mittlerweile das Weite gesucht, weil ich langsam lerne, gut „nein“ zu sagen, wie ich Andreas mal geschrieben habe.

    So werde ich also weiterhin versuchen, bewusst zu unterscheiden, Gelassenheit üben und weiterhin eine L(R)ippe riskieren, wenn ich lossprinte, wo Schwächere leiden müssen. Das nehme ich so hin, denn es gehört zu mir, an allem anderen kann ich weiterhin arbeiten.

    Viele Grüße und einen entspannten Abend noch
    Katha

  • Zitat von Katharsis

    Hallo Andreas,

    nun habe ich mir die Situation mit Deinem angeheirateten Verwandten immer wieder durch den Kopf gehen lassen und mir fallen nur noch zwei Möglichkeiten ein: Entweder ist der Bursche jetzt verlegen, weil er quasi „in Deiner Schuld“ steht oder er ist wirklich total abgefeimt und meint, er müsse sich jetzt nicht mehr bemühen, nachdem er bekommen hat, was er wollte. An die zweite Möglichkeit kann ich kaum glauben (und will ich auch am besten gar nicht, obwohl mir solche Subjekte schon öfter über den Weg gelaufen sind).

    Eine meiner Freundinnen wollte sich damals von ihrem Partner trennen. Sie wartete aber ab, bis er das kleine Tischchen, das er ihr gerade baute, damit sie im Bett frühstücken konnte, fertig gestellt hatte. Danach wurde er dann entsorgt. Tja, so gar nicht mein Fall.
    Ich kann mich nur wiederholen: Find´ raus, von welcher Fakultät Dein Verwandter ist ;-).

    Viele Grüße
    Katha

    PS: Ich bin gestern von der Perle zum Engel befördert worden xD

    Hallo Katha,

    nee, ich will gar nix rausfinden. Sowas beschäftigt mich ein, zwei Tage, dann hak ich das ab und denk nicht mehr dran.

    Und normalerweise interessieren mich so Kleinigkeiten auch nicht. Schlimm wirds nur, wenn sich diese Kleinigkeiten häufen. Eigentlich geht es mir mit allem so...ich häufe Kleinigkeiten zu nem mittleren Berg an und wunder mich dann, daß ich ins Schwitzen komme, wenn ich da raufkraxeln muß.
    Mit Beziehungsthemen funktioniert das bei mir inzwischen besser...ich spreche Dinge, die ich nicht okay finde, zeitnah an, sag was und warum mir was nicht passt. Aber erst, seit ich abstinent bin. Vorher hab ich auch da unzählige Kleinigkeiten angehäuft und bin dann, meistens im Suff, förmlich explodiert, hab dann jede Klitzekleinigkeit mit erheblicher, akustischer Untermalung auf dem Silbertablett serviert und damit regelmäßig frustrierte, ungläubige und enttäuschte Menschen um mich rum zurückgelassen...und hab mich dann in meine Werkstatt zurückgezogen, um mir den Rest zu geben.

    Für mich zählt es zu meinen persönlichen Grundbausteinen, nichts mehr anzustauen, sondern rechtzeitig Dampf aus dem Kessel zu lassen...ein leises "pffft" statt nem lauten "Bang". Das Beste ist: Es funktioniert.

    Allerdings nicht immer und überall...

    Zu Deiner Freundin:

    Die Situation ist wie gemalt für mich...wenn ich nachträglich erfahren hätte, daß sie nur wegen dem Tischchen gewartet hat, hätte ich aber mit tausendprozentiger Sicherheit meine Motorsäge ins Spiel gebracht und aus dem Tischchen ein Holzpuzzle mit 487 Teilen gebastelt...:-)

    Schönen Gruß und schöne Zeit

    Andreas

  • Hi Andreas,

    ich will´s ja immer nur verstehen (ich Nervennager *g). Lappalien kümmern mich auch weniger und ich überlege nicht gleich bei jeder seltsamen Reaktion, ob der Betreffende mit zwei Jahren vielleicht mal direkt vom Pöttchen auf den Kappes geknallt ist. Wenn ich jedoch genau weiß, dass ich aus irgendwelchen Gründen noch sehr lange mit dem Gegenüber zu tun haben werde, kläre ich das. Nur so, für mich, auch wenn nichts Neues mehr gesagt werden wird unter dieser Sonne.

    Mir ging´s ähnlich wie Dir. Ich hatte quasi ein Sparkonto für Emotionen wie Wut und Zorn, die ich nie sofort rausgelassen habe, bis ich explodierte.
    Ich habe auch erst mit der Abstinenz gelernt, Dinge zeitnah anzusprechen, um sie nicht eskalieren zu lassen. Heute habe ich dieses Bedürfnis nach Klarheit und ich kann mich erst wieder ruhig im Spiegel angucken, wenn ich gesagt habe, was in meinem Inneren vor sich hin brodelt. Fühlt sich besser an.
    Auch nerviges Verhalten von Anderen im Keim zu ersticken und gleich den Riegel zu schieben, bevor sie eine böse Überraschung erleben, wenn sie mich für ein konstant gutmütiges Schäfchen halten, bekommt allen Beteiligten einfach besser, weil man noch relativ sachlich bleiben kann. Sachlichkeit schätze ich.

    Motorsägen auch :D. Ich hab´s dem armen Kerl natürlich nicht verraten, aber meine Freundin blieb nicht mehr lange meine Freundin, denn das ist eine Haltung, die sich auf alle Bereiche erstreckt.

    Ich hatte heute wieder eine meiner tollen Ideen, die mir zeigt, dass ich manchmal doch das Denken den Pferden überlassen sollte :-): Der Mann, den ich jetzt betreue, tat mir höllisch leid, weil er wegen seiner Gehbehinderung kaum mal aus der Hütte fallen kann und ich hoffte, es würde ihm gut tun, sich mal unters Volk zu mischen.
    Weil er dringend verschiedene Dinge benötigte, habe ich ihn an einen Einkaufswagen gehängt und in Rekordzeit von zwei Stunden durch ein riesiges Möbelhaus gelotst.
    50 % der Zeit ist er mir laut fluchend durch die Gänge nachgerollt und ich bekam eine leise Ahnung davon, wie es sein muss, z.B. 30 Jahre verheiratet zu sein :-). Die Blicke der anderen Leute sprachen jedenfalls Bände und ich kam mir vor wie ein Monster, finde aber, er hätte mir sagen können, dass so eine Shoppingtour auf seiner Wunschliste gleich nach Kannibalismus kommt. Hinterher bekam ich von ihm wieder massenweise Komplimente für meine Geduld und das würde mir nun wirklich niemand glauben von den Menschen, die mich kennen. Ich hab den gern, den Knaben.

    Dir noch einen schönen Abend und viele Grüße
    Katha

    PS: Wie weit seid Ihr mit dem Teich?

  • Zitat von Katharsis


    Ich hatte heute wieder eine meiner tollen Ideen, die mir zeigt, dass ich manchmal doch das Denken den Pferden überlassen sollte :-): Der Mann, den ich jetzt betreue, tat mir höllisch leid, weil er wegen seiner Gehbehinderung kaum mal aus der Hütte fallen kann und ich hoffte, es würde ihm gut tun, sich mal unters Volk zu mischen.
    Weil er dringend verschiedene Dinge benötigte, habe ich ihn an einen Einkaufswagen gehängt und in Rekordzeit von zwei Stunden durch ein riesiges Möbelhaus gelotst.
    50 % der Zeit ist er mir laut fluchend durch die Gänge nachgerollt und ich bekam eine leise Ahnung davon, wie es sein muss, z.B. 30 Jahre verheiratet zu sein :-). Die Blicke der anderen Leute sprachen jedenfalls Bände und ich kam mir vor wie ein Monster, finde aber, er hätte mir sagen können, dass so eine Shoppingtour auf seiner Wunschliste gleich nach Kannibalismus kommt. Hinterher bekam ich von ihm wieder massenweise Komplimente für meine Geduld und das würde mir nun wirklich niemand glauben von den Menschen, die mich kennen. Ich hab den gern, den Knaben.

    Moin Katha,

    Deine Ausführungen bringen mich immer irgendwie dazu, mir das Ganze bildlich vorzustellen. Und ich sah da gestern einen mit einem Spanngurt an einen Einkaufswagen fixierten, alten Herren, der von Dir durchs Möbelhaus gerollt wird..."Achtung, eine Durchsage...der 80jährige, gehbehinderte Herr X. sucht verzweifelt nach seiner gutmütigen Perle und kann ab sofort an der Kasse abgeholt werden" :)

    Ich denke, es ist dem guten Herrn X ziemlich schnuppe, ob Du ihn durch ein Möbelhaus, die Produktionshalle einer Textilfabrik oder einen Erotikcenter schiebst...Hauptsache, er ist mit dabei und hat etwas Abwechslung von seinem Alltag...und spürt, daß er wieder eine Rolle spielt, ernst genommen wird, wahrgenommen wird.

    Was solls, wenn die Anderen ungläubig vor sich hinglotzen...die Mission heiligt in diesem Fall die Mittel :)

    Schönen Gruß und schöne Zeit

    Andreas

    P.S.:

    Finde Deinen Ansatz bei Correns sehr zutreffend. Ich bin ja eh ein Verfechter der Theorie, daß man Glück und Freude nur dann wirklich empfinden kann, wenn man das Gegenteil davon ebenfalls gründlich kennengelernt hat.

  • Andreas :D

    Niemals würde ich Andere mit Spanngurten fixieren, aber tatsächlich überlegte ich kurz, was es mich kosten könnte, einen Knebel einzusetzen *fg.
    Nun ist der gehbehinderte Herr kein 80Jähriger, sondern nur wenig älter als ich, was mich umgehend an den Punkt bringt, wo meine eigene Trockenheitsarbeit wieder einsetzt :-(.

    Viele Grüße und ein entspanntes Wochenende
    Katha

  • Zitat von Katharsis


    Niemals würde ich Andere mit Spanngurten fixieren, aber tatsächlich überlegte ich kurz, was es mich kosten könnte, einen Knebel einzusetzen *fg.
    Nun ist der gehbehinderte Herr kein 80Jähriger, sondern nur wenig älter als ich, was mich umgehend an den Punkt bringt, wo meine eigene Trockenheitsarbeit wieder einsetzt :-(.

    Moin Katha,

    den letzten Satz wirst Du mir bei Gelegenheit nochmal näher erklären müssen...da fehlt mir als Aussenstehender noch die logische Komponente oder ich bin einfach zu dämlich, um sie zu erkennen.

    Tja, Knebel...wenn ich dürfte, würde ich die wohl in der Großfamilienpackung hängerweise aus dem Supermarkt nach Hause schleifen. Es gibt tatsächlich Menschen (auch in meinem Umfeld), die den ganzen Tag vor sich hinbabbeln, jeden noch so unnützen Gedanken verbalisieren und damit ihre weniger mitteilungsbedürftigen Mitmenschen an den Rande des Nervenzusammenbruchs bringen. Ich frag mich oft, ob da im Hintergrund so ne Kasse vor sich hinklingelt...pro Wort gibts dann 10 Cent in die Quasselkasse.
    Ich kann schon auch mal quasseln, Unsinn meistens...aber den ganzen lieben langen Tag ständig den Mund auf- und zumachen ? Aufgrund des Kalorienverbrauchs vielleicht eine weitere Diätvariante ? :)

    Schönen Gruß und schönes WE

    Andreas

    P.S.: Am Teich ist momentan Schaffenspause...die Pumpe ist noch nicht bestellt und folglich auch noch nicht da :)

  • Zitat von Katha - es war vor drei Tagen -

    ...(der) Weg ... besagt nichts anderes,
    als dass ich mir schon die Mühe machen muss,
    jede Situation und jeden Menschen einzeln zu beleuchten
    und dann eine Entscheidung zu treffen.
    Und natürlich benötige ich dann noch genügend Rückgrat,
    um Anderen meine Entscheidung mitzuteilen...


    Guten Morgen Katha,

    das sind zwei ganz wichtige Punkte.
    Jede Situation ist anders. Jede Person ist anders.
    Dennoch muss ich mich immer wieder davor hütten,
    in Standardreaktionen zu verfallen.
    Das passiert mir vor allem dann, wenn ich selbst nicht im Lot bin.

    Und auch vor dem zweiten Punkte
    - nämlich meine Entscheidung mitzuteilen -
    scheue ich mich ab und zu.
    Manchmal verstecke ich mich hinter der Hoffnung,
    der andere wird meine Gedanken und Wünsche schon lesen können.
    Glücklicherweise bringe ich aber oft das Rückgrat auf.
    Nur eben nicht immer.

    Viele Grüße vom (fast) perfekten
    Correns

    Wenn nur alle Menschen so wären wie ich sein sollte.

  • Guten Morgen Andreas,

    so kann´s gehen: Da sabble ich nur noch einen Bruchteil von dem, was ich früher so rausgelassen habe, erwarte aber stattdessen, dass Jeder selbstverständlich nachvollziehen kann, wie die Brücken zu schlagen sind zwischen meinen Gedankenfetzen :-).

    Mein … äh „Bepuschelopfer“ ;) ist gerade mal Anfang 50, Leberzirrhose, Bauch gespannt wie eine Riesentrommel von den Wassereinlagerungen, aber ansonsten total abgemagert, weil es sich so auch schlecht essen lässt (trotz Hunger) und andere Organe und Gelenke schwer in Mitleidenschaft gezogen. Er hat nicht halb soviel Zeit mit der Sauferei verbraten wie ich und das sagt mir wieder, dass es keine Schonfristen gibt: Es kann uns jederzeit erwischen, wenn wir trinken. Klingt vielleicht hart, aber mir führt es wieder vor Augen, wo ich auf keinen Fall landen möchte :-(. Ich kompensiere vieles mit Bewegung und draußen herumzuhopsen in der Natur macht mich immer noch dankbar und ruhig – nicht auszudenken, was passieren könnte, wenn diese Möglichkeit wegfallen würde und ich ebenfalls auf einen Radius von 37 m eingeschränkt wäre, ständig auf Hilfe angewiesen und mich selbst nicht mal mehr richtig pflegen könnte. So werde ich fast täglich unbeabsichtigt in meiner Motivation bestärkt und setze mich damit auseinander = Trockenheitsarbeit.

    Wenn ich Tagelang keinen Menschen gesprochen habe, was öfter mal vorkommt, muss ich auch aufpassen, dass ich andere (fremde) Leute nicht in Grund und Boden quatsche *g, aber ich habe ein Auge drauf. Mir ist aber keine Gesellschaft schon längst lieber als schlechte und so passt es wieder. Viele Menschen fühlen sich aber offensichtlich nicht wohl, wenn Stille herrscht und versuchen krampfhaft, diese zu füllen, daher dieser Dauerquassler-Effekt. Schweigen miteinander will, denke ich, echt gelernt sein. Dann spüre ich, ob der Andere sich neben mir wohl fühlt oder nicht und benötige keine Worte. Im Fall der Glühwürmchen habe ich auch nicht losgesabbelt, sondern nur ein „Oh“ rausgelassen, weil ich so überrascht und fasziniert war, aber offensichtlich war auch das schon zuviel ;-).

    Das bringt mich nun zu den Gedanken, die man teilen sollte oder auch nicht. Herzlichen Dank für Eure Feedbacks, auch an Euch, Jürgen und Matthias. Ich habe mir das Ganze durch den Kopf gehen lassen und bin für mich zu dem Ergebnis gekommen, dass es einen Unterschied macht, ob man allein lebt oder eben nicht. Wenn ich ständig Menschen um mich herum habe, mit denen ich meine Gedanken teilen kann, kommt auch immer wieder neuer Input und ein Austausch bereichert.
    Wenn ich aber allein lebe ohne ständigen Austausch, mich selbst analysiere oder Dinge erlebe, die mich überraschen, freuen oder ärgern, mir Gedanken mache, über das, was ich ändern muss und/oder kann, dann glaube ich, dass die völlige „verbale Entleerung“ ein Gefühl der Einsamkeit entstehen lassen kann, weil im Inneren nichts zurück bleibt, keine Substanz.
    So sieht meine Idee zu dem Statement meines guten Freundes aus.

    Der Sommer ist kürzer als Du denkst und vielleicht solltest Du doch mal die Pumpe bestellen, während ich Deiner Frau einen Katalog mit Superluxusliegen und Palmengedöns zukommen lasse :-).

    Schöne Grüße zurück und auch Euch ein entspanntes Wochenende.
    Katha

  • Guten Morgen Correns,

    die Standardreaktionen habe ich zum Teil bei mir einfach akzeptiert, weil ich bemerkt habe, dass sie zu meinem Charakter gehören und der Leopard ändert seine Flecken nicht ;-).
    Ich kann Verhalten ändern, aber nicht das tief verwurzelte Gefühl zu Situationen in mir.

    Nur ein Beispiel: Neulich erzählt mir eine Freundin, die einen anstrengenden und anspruchsvollen Job hat, dass ihre Chefin, die weit weniger qualifiziert ist als sie selbst, sie und andere Kollegen regelmäßig 2-3 Mal in der Woche vor der versammelten Mannschaft grundlos herunterputzt. Jeder hört sich das nur schweigend an, senkt den Kopf und akzeptiert diesen Schwachfug, weil er halt von der Chefin kommt und alle auf ihren Job angewiesen sind.
    Ich habe zugehört und in meinem Inneren brodelte es. Sie guckt mich an und meint: „Du siehst grade aus wie ein Husky!“ Damit konnte ich wenig anfangen und sie erklärte, dass meine Augen wieder metallicgrün geblitzt haben und sie richtiggehend sehen konnte, wie ich anfing zu kochen. Ich warf mal ein Auge auf mich selbst, spürte meinen konzentrierten Blick, die ansteigende Körpertemperatur, die angespannte, vorgebeugte Haltung, als wäre ich bereit zum Sprung. Für mich ist es offensichtlich völlig gleichgültig, ob eine solche Situation mich selbst betrifft oder Andere und der Schlittenhund blitzt immer wieder mal durch :-).

    Ich bin weder cholerisch noch aggressiv, aber ich habe einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, der in solchen Momenten anfängt zu tickern wie ein Geigerzähler.
    Ob der nun anerzogen oder angeboren ist, spielt für mich keine Rolle, denn er ist da, wird immer bleiben und gehört zu mir wie die Nase in meinem Gesicht.
    Meine Freundin gab mir den gutgemeinten und wahrscheinlich auch einzig richtigen Rat, vor allem im Berufsleben dieses Gefühl zumindest nicht nach außen dringen zu lassen, aber ich weiß eines ganz genau: Ich müsste mir ein komplett neues Gesicht zulegen, um dieses Vorhaben umsetzen zu können und muss dementsprechend eben in einem Umfeld arbeiten, in dem dieser Charakterzug entweder hilfreich oder zumindest nicht hinderlich ist. Kann man machen nix :-).

    Die Hoffnung, dass Andere meine Gedanken und Wünsche lesen können, habe ich zum größten Teil vor vielen Jahren schon aufgegeben.
    Ich bin ja nun ein Mädchen ;) und habe den größten Teil meines Lebens fast ausschließlich mit Männern verbracht. Den Klassiker unter den typisch (überwiegend) weiblichen Reaktionen haben sie mir frühzeitig ausgetrieben: Wir sind verletzt, beleidigt, zornig, etc.. und schmollen erst einmal, anstatt Tacheless zu reden. Auf die Frage, was uns denn über die Leber gelaufen ist, antworten wir mit einem „Nichts“ (dazu gehört die vorwurfsvoll vorgeschobene Unterlippe, auf der man einen Penny parken könnte und eine steife Körperhaltung inkl. beharrlichen Schweigens, das sich über Tage hinziehen kann). Wenn Dich aber ständig mehrere Männer gleichzeitig genervt anstarren und die Augen verdrehen, gewöhnst Du dir das schnellstmöglich ab, wenn Du ernst genommen werden willst :-).
    Menschen erziehen sich in der Gruppe halt auch gegenseitig.

    Wenn ich heute fast erwarte, dass die Zusammenhänge zwischen meinen Gedanken nachzuvollziehen sind (und es manchmal halt doch nicht passiert), dann liegt es nur daran, dass ich die Technik der direkten Rede nach wie vor noch ausfeilen muss, denn aussprechen kann ich sie heute. Ich schweige nur noch, wenn ich der Meinung bin, dass das Gegenüber mir eine falsche Motivation unterschieben würde und wütend oder beleidigt wäre, denn dann macht jedes weitere Wort absolut keinen Sinn mehr und ich verschwende nur Energien. Dann ziehe ich mich raus.
    Ich möchte auch längst nicht mehr die beste Kopie meines Ideals werden, sondern die (möglichst) beste „Katha“ innerhalb meiner Möglichkeiten zur Veränderung und da gibt es noch saumäßig viel zu tun :-).
    Für mich liest es sich verdammt gut, was Du fast täglich schreibst und Dein Humor dabei gefällt mir gut. Um Deine Beständigkeit (auch in der Unbeständigkeit) beneide ich Dich ein bisschen. Nur.. sei nicht allzu streng mit Dir ;-).

    Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und ich freue mich mit Dir über die positiven Nachrichten, die Du erhalten hast.

    Herzliche Grüße
    Katha

  • Hallo Katha,

    super Antwort! Du kannst ziemlich gut mit Worten!
    Das Bild vom Leoparden passt nicht ganz zu mir.
    Ich bin eher ein (etwas langsames) Rennschwein.
    Danke auch für die Wortschöpfung "Schwachfug".
    Das kann ich im Büroalltag künftig sehr gut gebrauchen.

    Das Strengseinmitmirselbst kann ich wohl nicht so leicht ablegen.
    Aber manchmal gelingt es mir ganz ordentlich.
    Und außerdem ist es ja auch schön,
    dass ich noch Potenzial nach oben habe.

    In zwei Wochen werde ich den ersten Termin
    mit einem Profi bereits hinter mir haben.
    Mal sehen, ob der meine Festplatte etwas richten kann.
    Hauptsache er sagt nicht:
    "Herr Correns Sie haben keinen Minderwertigkeitskomplex.
    Sie sind minderwertig!"
    Aber ich denke, ein Profi drückt sich anders aus.

    Viele Grüße
    Correns

  • Hallo Correns,

    erst einmal herzlichen Dank für die Blumen, das Kompliment gebe ich gern zurück.
    „Rennschwein“, da hab´ ich wieder gut gelacht :-). Wir wissen ja beide, dass es nicht wichtig ist, wann man ins Ziel kommt, sondern eher, dass man seinen Mors erst einmal an die Startlinie geschwungen hat und dann kontinuierlich dran bleibt.
    Das fehlt mir in den letzten Tagen, denn hier war es einfach zu heiß. Nutzt ja nichts, wenn ich kurz vor dem Herzkasper mit hochroter Rübe durch die Botanik taumle, also habe ich im Garten gesessen und gelesen bis zum Abwinken und prompt ein schlechtes Gewissen bekommen wegen der Faulenzerei ;-).

    „Streng sein mit sich selbst“, alle Anderen dürfen, nur man selbst nicht… das ist schon eine Last. Seitdem mir aber Jemand geflüstert hat, dass Menschen gar nicht gemacht sind, um perfekt zu sein und auch nicht perfekt sein müssen, weil das voll öde ist :-), kann ich ein bisschen netter mit mir umgehen. So bin auch ich beruhigt, dass das Potential nach oben sich in den nächsten 27 Leben kaum verringern wird bei meinem Tempo und damit ganz bestimmt keine Langeweile aufkommt.

    Dein Profi wird ganz sicher keine derartige Bemerkung machen, und falls doch, darfst Du dem Mann mit Spikes an den Schuhen ganz kräftig gegen´s Schienbein treten :-). Ich glaube übrigens, dass unsere Haltung sehr weit verbreitet ist und viele Menschen einfach nicht über den Druck sprechen, dem sie sich täglich selbst aussetzen.
    Das Wort „minderwertig“ ist mir im Zusammenhang mit Menschen noch nie in den Sinn gekommen. Was ich allerdings öfter höre, ist das Wort „Asi“, was von vielen Menschen gern mal unter das Volk geschleudert wird, häufig auch von Jugendlichen. Wenn ich nachgefragt habe, was der Betreffende unter dieser Bezeichnung versteht, bekam ich oft zur Antwort: „Na, die ham keine Kohle und so…“ Das haut mich ja immer wieder um und bestärkt mich in meiner Überzeugung, dass ein Großteil der Menschheit am besten noch einmal ganz von vorn anfängt.

    Dir wünsche ich eine gute Zusammenarbeit mit Deinem Profi. Die Auseinandersetzung mit sich selbst ist ja nicht nur anstrengend, sondern auch spannend und es ist ein gutes Gefühl, wenn nach den Bemühungen plötzlich die Groschen fallen. Ich habe in dieser Beziehung zwei, drei sehr kurze Anläufe genommen und geriet an ziemliche Schnarchhaken, die mir nichts Neues nahebringen konnten. Der letzte Therapeut fragt mich bei jedem der drei Besuche, was er denn für mich tun könne. Da mir darauf keine gescheite Antwort einfallen wollte, brach ich das Ganze ab, stiefelte wieder nach Hause, lasierte und lackierte sämtliche Möbelstücke im 4-Stunden-Takt und renovierte meine Wohnung. Ich kann also wirklich nicht behaupten, dass Therapien - und seien sie noch so kurz, nichts bringen ;-).

    Dir einen schönen Sonntag und viele Grüße
    Katha

  • Hallo Thalia,

    so, für heute ist die Hütte geputzt, der Bauch ist gefüllt und ich freue mich irrsinnig darauf, gleich durch den Wald zu laufen. Es ist zwar unheimlich schwül draußen, aber 10°C weniger als gestern: Es hat geregnet! :-).

    Völlig umsonst habe ich hier Wellen geschlagen, was meine Worte im Luftleeren Raum betrifft :-). Ich habe hier noch nie meine Kommentare nachgelesen, weil ich dazu keine Zeit und noch viel weniger Lust hatte, aber vor einigen Tagen habe ich mich verklickt und bin auf einem Nick gelandet statt auf dem letzten Kommentar eines Threads. Da kam mir wieder in den Sinn, unter meinem Nick mal meine erste Vorstellung zu suchen und ich wurde fündig. Erst habe ich mich gekrümmt für das dicke Brett vor meinem Kopf, weil ich nicht früher auf diese Idee kam, dann für das, was ich da verzapft hatte damals ;-).

    Das Bild von Rilke finde ich schön, es erinnert mich daran, dass ich mich mal wieder dringend um die Erweiterung meines Komfortkreises kümmern muss. Dein abgewandeltes Bild dazu kann ich sehr gut nachvollziehen.

    Was ich nicht verstehe, ist Dein Mitteilungsbedürfnis trotz Deiner Verschlossenheit.
    Ich bin kein verschlossener Mensch und ziemlich offen und vertrauensselig. Das zwingt mich dazu, besonders auf meinen Umgang zu achten, wenn ich nicht als reiner Pausenfüller für gleichgültige, gelangweilte oder klatschsüchtige Menschen fungieren will.
    Ich kann also schlecht nachvollziehen, wie es bei Dir ist: Rührt Deine Verschlossenheit eher daher, dass Du dich anderen Menschen schwer öffnen kannst, obwohl Du es möchtest?
    Oder möchtest Du nur das Wenige, was Du bereit bist, von Dir preiszugeben, von anderen Menschen wirklich genau verstanden wissen?
    Verschlossene Menschen kenne ich aus der Vergangenheit immer nur als ausschließlich ruhig und eher schweigsam: Sie behalten Ihre Gedanken und Gefühle gern für sich und öffnen sich entweder spät oder nie, was ich auch völlig in Ordnung finde

    Mein „external brain“ hat mir noch exakte Daten geliefert zu den Glühwürmchen :-): Sie schwärmen insbesondere in der dritten Juni-Dekade, aber in warmen Sommernächten auch bis Ende Juli. Du hast also immer noch Zeit und Gelegenheit genug, sie selbst zu erleben.
    Und ja, es war magisch und ich werde es ganz sicher nie vergessen.

    Herzlichen Dank auch Dir für Deine Gedanken zu meiner Frage und einen entspannten Sonntag.

    Schöne Grüße
    Katha

  • Guten Morgen Katha,

    ich habe vorsichtshalber schon mal die Möbel,
    die ich lasieren könnte, identifiziert.
    Dabei habe ich festgestellt,
    dass ich recht wenig aus Echtholz besitze.
    Aber zwei Schränke und eine Pendeluhr
    würden sich auf einen "Schnarchhaken" freuen...

    Aber ich hoffe natürlich sehr,
    dass ich nächste Woche nicht zum Baumarkt muss.

    Viele Grüße
    Correns

  • Liebe Pink-Lady,

    Dein letzter Besuch bei mir ist zwar schon zwei Wochen her, doch habe ich oft an Deine Worte gedacht: Du trägst sehr viel Wärme, Herzlichkeit und Verständnis in unsere Threads und dafür möchte ich Dir danken.
    Sicherlich wäre sprechen auch gar nicht mehr nötig, wenn wir zusammen durch die Botanik hopsen würden :)

    Um sich durch meine Kommentare zu forsten, benötigt man schon etwas mehr Zeit als üblich, da ist was dran ;-). Ich schreibe hier öffentlich und wenn ich nicht gerade gefühlsmäßig total übersprudele, ist mir das auch bewusst. In meinem Vorstellungsthread, den manche Leute schon für die berüchtigte never-ending-story hielten, schrieb mir aber zu Anfang bereits Jemand, er würde meine Kommentare nur quer lesen, weil sie einfach zu lang wären :-).
    Das wiederum brachte mich auf den Gedanken, dass die Länge meiner Texte damit auch eine Art Sicherung darstellen und mich auf diese Weise weniger Menschen wirklich lesen :-).
    Ich kann mir gut vorstellen, wie manch einer ahnungslos losklickt, prompt von einer Wortflut erschlagen wird und panikartig meinen Thread wieder verlässt *g. So tippsle ich hier quasi fast privat so vor mich hin xD.

    Beneidenswert finde ich es, dass Du einer Begleitung ein Naturerlebnis nicht aufdrängen musst. In dieser Hinsicht habe ich gestern einen klassischen Verhaltensrückfall hingelegt :-).
    Er fing an mit einem konzentrierten Blick und einem „Hmmm…“ und endete mit einem strahlenden Lächeln und dem Satz: „Du bist mein Projekt!“
    Wundert mich jetzt noch, dass der arme Kerl nicht vor Schreck von der Bank geknallt ist :D.
    Immerhin konnte er danach schmunzeln und möchte heute wieder etwas mit mir unternehmen. Ich denke aber, ich werde heute eine ganz ruhige Kugel schieben, da ich vom Wochenende noch ziemlich platt bin und morgen fit sein will für die neue Woche.

    Dir wünsche ich einen wunderschönen entspannten Sonntag.

    Ganz liebe Grüße
    Katha

  • Hallo Katha,

    ich nehme das mal mit rüber zu Dir, okay ?

    "Guten Morgen Andreas,

    eine reale Gruppe ist nicht mit dem I-Net vergleichbar. Ich würde nicht mein Leben darauf verwetten, bin aber doch davon überzeugt, dass in der Anonymität des Online-Lebens sehr viel mehr Betroffene einfach sang- und klanglos wieder in der Versenkung verschwinden und somit weitere Runden drehen müssen.
    Es kommt natürlich auch auf Dein privates Umfeld an: Du hast offensichtlich Deine Familie, Deine Freunde und hast Dich diesen Menschen gegenüber öffnen können. Nach dem, was ich von Dir gelesen habe, hast Du dein Leben nicht großartig umstellen müssen, sondern hast nahezu dieselben Unternehmungen mit denselben Menschen wie früher gestartet, nur eben jetzt ohne Alkohol.
    Es gibt aber viele Menschen, die wegen ihrer Alkoholsucht total isoliert sind und auch keine Familie mehr haben oder zumindest nicht in ihrer Nähe. Da ersetzen die realen Gruppenmitglieder zunächst die sozialen Kontakte und Du fühlst dich einfach dort gut aufgehoben, weil alle dasselbe Ziel haben. Die Gruppendynamik trägt dazu bei, dass man sich eben nicht selbst aus dem Auge verliert, wenn Jemand am Anfang mit einer Fahne aufläuft.
    Es ist ein Gemeinschaftsgefühl, das in der anonymen Internetwelt oft fehlt, weil geschriebene Worte die menschliche Begegnung nicht ersetzen können.
    Tatsächlich habe ich in all den Jahren noch nie erlebt, dass Jemand rückfällig geworden ist, weil ein Anderer schwächelte, im Gegenteil: Es bestärkte die anderen Gruppenmitglieder nur in ihrer erklärten Absicht, weiterhin auf ihrem Weg zu bleiben und ein abstinentes Leben zu führen. Schwer zu verstehen sicherlich für Jemanden, der nie eine reale Gruppe besucht hat."

    Liebe Katha,

    ich kann Dein Plädoyer für die reale SHG schon nachvollziehen und Du hast insofern natürlich recht, daß das Internet keine persönlichen Ansprechpartner ersetzen kann.

    Selbst Deine These, daß man in der Anonymität des Internets vielleicht eher wieder versumpft, will ich gar nicht mal anzweifeln.

    Dann einigen wir uns doch einfach drauf, daß eine echte SHG für viele Menschen hilfreich sein kann, sei es, weil man dort gleichgesinnte Menschen trifft, sei es, weil man dort überhaupt Menschen trifft (sprich soziales Umfeld) oder was auch immer.

    Nun habe ich von Anfang an hier geschrieben, daß ich ein Mensch bin, der selbst verinnerlichen muß, um was es geht. Wenn die Hürde mal genommen ist, dann geht bei mir alles...oder zumindest fast alles. Die Hürde muß und kann ich aber nur alleine nehmen, das kann keiner für mich erledigen. Wenn die Hürde mal genommen ist, dann bin ich auch bereit, Hilfe oder Ratschläge anzunehmen.

    Und aus dieser Erfahrung heraus weiß ich ganz genau, daß eine reale SHG wie bei Eni geschildert bei mir eher kontraproduktiv gewesen wäre...die Tatsache, daß da ein nasser Alkoholiker sitzt und behauptet, nicht getrunken zu haben, ohne daß ihm irgendjemand widerspricht, hätte bei mir nen Fluchtreflex ausgelöst. Da hätte mein Verstand ganz klar gesagt: Das hier soll Dir weiterhelfen ? Das kannste knicken.

    Nun bin ich ja ich und Gott sei Dank nicht jeder, insofern bin ich mit meiner Meinung und Einstellung vielleicht sogar eher die Ausnahme...das soll letztendlich bewerten, wer will.

    Ich weiß nur, daß ich für MICH bewerten muß, was für meine Abstinenz gut ist und was nicht...und das hab ich in meinem Beitrag getan. Ist ja nicht so, daß ich Eni geschrieben habe "Nix wie weg da" :)

    Schönen Gruß und schöne Zeit

    Andreas

  • Hallo Andreas,

    herzlichen Dank für Deinen Beitrag: Einigen wir uns also darauf, dass wir uns einig sind, dass Jeder seinen individuellen Weg finden muss ;-).
    Ich habe Dir auch nur geschrieben, weil ich weiß, dass Du generell über Kommentare nachdenkst. Ich verschwende meine Energien ja nie, um die vorgefertigte Meinung Anderer zu ändern, denn den Atem spare ich, um auf heiße Suppe zu pusten :-).

    Ich lasse mir auch nichts überstülpen (will das auch selbst bei Anderen nicht tun), muss selbst nachvollziehen und verinnerlichen können und bin damit in realen SHG´s nun wirklich kein Einzelfall. Völlig klar ist, dass uns Niemand etwas abnehmen kann. Da muss Jeder letzten Endes allein durch. Genau aus diesem Grund würde es absolut nichts nutzen, einem Anderen vorzuwerfen, er habe getrunken.

    Der absolut wichtigste Punkt ist für mich aber nach wie vor, dass man sich in einer realen SHG öffentlich (wenn auch anonym) zu seiner Alkoholsucht bekennt. Dies ist oft der schwierigste Schritt und war für mich ungemein wichtig. Ich habe ja nun dämlicherweise meinen Entzug selbst durchgezogen, weil ich nicht wusste, dass es lebensgefährlich ist. Ich hatte eher im Kopf: „Haste Dir selbst eingebrockt, nun löffle auch allein aus!“
    Danach kam mir in den Sinn, dass ich mir auf diese Art alle Hintertüren offengehalten hatte und ich bin danach für drei Wochen in eine Entzugsklinik gegangen, einfach um mich vor anderen Menschen sagen zu hören: „Ich bin Alkoholikerin!“ Damit es mich in meiner Mitte erreicht, ich mir die Krankheit bewusst machen konnte. Keine Ausflüchte mehr, keine Verharmlosungen, sondern ungeschminkte Tatsachen.
    Ich habe nicht gelogen, als ich getrunken habe. Ich hatte einfach keine Veranlassung dazu, weil ich schon immer getan habe, was mir gerade richtig oder nötig erschien. Ich weiß aber von vielen Mitbetroffenen, dass sie Partner, Familie und Freunde ständig belogen oder Ausflüchte gesucht haben, Absprachen nicht eingehalten haben, etc… Da hilft dieses Bekenntnis dann doch, die Türen hinter sich zu schließen und sich bewusst zu machen, dass man ein fettes Prob hat.

    Immer, wenn ich hier lese, dass Jemand keine Zeit findet, Gruppen zu besuchen, frage ich mich, ob der Betreffende sich auch dann keinen Freiraum schaffen könnte, wenn er beispielsweise zur Dialyse müsste. Dann sorge ich mich stets ein bisschen, ob in diesem Bewusstsein die Tatsache einer lebensbedrohenden Krankheit bereits angekommen ist…

    Mein Plan B läuft öfter mal unter der Bezeichnung „Nix wie weg da“ :D, natürlich nur dann, wenn Plan A mir nicht vorgibt, dass es wieder mal an der Zeit ist, Dinge auch auszuhalten (Schlagermukke ausgenommen) ;-).

    Und jetzt freue ich mich auf ein vorgezogenes Osterfeuer auf meinem Grill heute Abend und Geschichten von Oscar Wilde, die mir ein Pyromanenkomplize erzählen wird :-).

    Dir wünsche ich einen schönen Feierabend.

    Liebe Grüße
    Katha

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