Wie kontrolliert Ihr Eure Gedanken?

  • Hallo Marc,

    ich habe ein wenig die Übersicht verloren, wielange trinkst Du nicht mehr? :?:

    In den ersten Tagen und Wochen ist mir die Umstellung auch schwer gefallen. Ich war unruhig, hatte ganz erhebliche Gefühlsschwankungen und habe massiv an mir und meinem Durchhaltevermögen gezweifelt.

    Ich find es wichtig, dass Du hier viel schreibst und nicht alles mit Dir allein ausmachst. Weiter so.

    Viele Grüße
    step

  • Hallo Marc,

    Zitat von step-by-step


    Ich find es wichtig, dass Du hier viel schreibst und nicht alles mit Dir allein ausmachst.

    genau wie step schreibt habe ich es auch gemacht. Nach meinem Krankenhausaufenthalt merkte ich schnell das ich alleingelassen mit meinen Gedanken und Gefühlen nicht all zu weit kommen werde. Viele hatten im KH erzählt, das es ohne SHG am Anfang schwierig werden wird. Die meisten in der eigenen Umgebung verstehen die Gefühle und Gedanken des trocken werdenden Alkoholikers nicht.
    Zum Glück sah ich im Forum schon vorher meine SHG. Ich habe im ersten Jahr mir alles von der Seele geschrieben. Mir hat es von Anfang an Unterstützung in einem „Kampf“ gegen etwas anfängliches Unbekanntes gegeben. Ich habe oft versucht mit eigenen Empfindungen aus dem Sumpf des Alkohols zu kommen. Nichts aber auch gar nichts hat mir etwas gebracht. Immer wieder siegte der Alkohol. Erst als ich innerlich kapitulierte konnte ich meinen neuen Weg anfangen zu gehen. Ich meldete mich im nicht öffentlichen Bereich an. Dort schrieb ich sehr viel von meinen Gedanken und Gefühlen. Durch die Antworten oder immer wieder Aufmunterungen schaffte ich wieder 24 Stunden nicht zu trinken. Es ist kein leichter Weg. Aber irgendwann wurden aus den 24 Stunden Tage. Daraus ergaben sich Wochen. Dann war der erste Monat zu Hause geschafft. Es war ein super schönes Gefühl. Doch der Geist stand noch sehr auf wackligen Beinen. Jeden Tag, bis heute, schaue ich in meine SHG. Warum ?, ganz einfach. Ich fühle mich durch eine SHG verstanden, da viele meine Gefühle zum Alkohol verstehen können. Ich weiß ich bin nicht der einzige der jeden Tag neu diesen Weg gehen möchte. Heute gehe ich ihn gerne und mit viel wiedergewonnener Freude dem einen Leben gegenüber.

    Lieben Gruß
    Nobby :wink:

  • Hallo Marc!
    Ratschläge zum Trockenwerden und -bleiben kann ich keine geben; aber ich kann dir meine Sicht auf die Dinge mitteilen. Vielleicht findest du ja etwas für dich darin.
    Daher hier mal ein kurzer Abriss meines "Trockenheitsweges".


    Während meiner Saufzeit war ich immer mit mir alleine. Die einzigen Kontakte nach aussen waren meine Arbeit und ab und zu mal ein Besuch eines entfernt wohnenden Freundes. Achja, und mein loser Kontakt in Richtung Ex-Lebensgefährtin.

    Wirklich gepflegt habe ich diese Kontakte aber nicht, mir war es wichtiger, daß ich meine Ruhe habe. Daß ich alleine sein kann und meinen alltäglichen Frust mit mir selbst ausmachen kann.
    Überhaupt: Ich war der irrigen Meinung, daß ich meinen Frust und meine Probleme alleine bewältigen kann und dazu keinerlei Unterstützung brauche.

    Ich hatte mich hier im Forum angemeldet, weil ich merkte, daß irgendwas passieren muss. Nur was genau, hatte ich keine Ahnung. Zu diesem Zeitpunkt (11/2010) hatte ich mich aber noch nicht wirklich als alkoholkrank gesehen; eher als Konsumenten von Bier und Wein, der gelegentlich mal zuviel trinkt.
    Ich hatte eine Adresse einer Suchtberatungsstelle rausgeschrieben, aber eigentlich wollte ich da gar nicht hin.

    Warum?
    Weil dort nur süchtige hingehen. Und Alkoholiker.
    Und zu beiden Gruppen hatte ich mich nicht gezählt. Insbesondere zur Gruppe der Alkoholiker konnte ich mich nicht zählen aus folgenden Gründen:
    - ich trank ja fast nur Bier
    - ich hatte eine feste Arbeit und geregeltes Einkommen
    - ich hatte eine eigene Wohnung
    Kurzum: Ich sah mich als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft und demnach konnte ich auch kein Alkoholiker sein.
    2011 habe ich dann den schritt zum Arzt gewagt, ihm meine Problematik geschildert und dann den Entschluss, nicht mehr zu trinken, in die Tat umgesetzt.

    Ich hatte es sogar geschafft, 1 Jahr nicht zu trinken, worauf ich superstolz war. Aber nach Ablauf des Jahres 2011 war Schluß und ich war wieder auf der alten Schiene. Was war schief gelaufen?

    - ich war während der gesamten Zeit niemals ehrlich zu mir und meiner Umgebung, hab mir alles schöngeredet
    - ich habe den Kontakt ins Forum abgebrochen; war ja "nicht mehr nötig", weil ich nix mehr trinke.
    - ich habe mich mit dem Thema Alkohol nicht mehr groß beschäftigt, denn "ich habe es ja geschafft".
    - ich hatte mir selbst "bewiesen": tatsächlich haben die anderen ein Problem, nicht ich. Schließlich hab ich es ja geschafft, die anderen aber nicht.
    Also hab ich munter weiter gesoffen und das schlimmste war; nach dieser langen Pause soff ich noch mehr als vorher! Ich wusste ja, daß ich jederzeit aufhören kann, also wars ja egal!

    Ich schreibe heute aus einer komplett anderen Blickrichtung. Im Mai 2014 ließ ich mich krankschreiben, weil ich total am Ende war; im Juli 2014 habe ich mich in eine reale Entgiftung einer Psychiatrie begeben und danach eine Langzeittherapie gemacht. Nächste Woche trete ich meinen ersten Arbeitstag wieder an. Dazwischen liegen nun fast 8 Monate!

    Erst durch diese lange Pause und die ganze Therapie habe ich festgestellt, daß mein Blick auf die eigene Situation total vernebelt war. Eine reale Einschätzung konnte ich gar nicht mehr vornehmen; auch 2010 war dies schon nicht mehr möglich.
    2010 dachte ich, daß ich Entgiftung nicht brauche, weil ich ja nicht "vergiftet" bin, keinen harten Alkohol konsumiere und meine Leberwerte ja im erträglichen Level liegen"
    Als ich 2014 zur Entgiftung ging, hatte ich einen Blutdruck um die 170/100 und einen Ruhe Puls von 90-100!! Zu dem Zeitpunkt habe ich das gar nicht realisiert und diesen Zustand schon als normal empfunden. er tat ja auch nicht weh.
    Ausserdem hatte ich schon über Wochen einen latenten Dauerkopfschmerz, den ich auch schon als gegeben hinnahm.

    Aber genau aus solchen Konstellationen heraus entstehen schwere körperliche Schäden und die Angst vor einem Krampfanfall war da.
    Im Laufe der Therapie habe ich festgestellt, daß sich Entspannung komplett anders anfühlt, daß sich normale Puls- und Blutdruckwerte komplett anders anfühlen! Durch den ständigen Sport in der Therapie lernte ich wieder meine Muskulatur kennen und meine Kondition heute ist mit der vor der Therapie um Längen besser.

    Eine für mich wichtige Erkenntnis aus diesem Ablauf ist, daß es tatsächlich so ist, daß man einen maroden Körperzustand unter Alkoholeinfluss als normal ansieht, man macht sich gar keine großen Gedanken mehr dazu und "schlittert" so langsam weiter nach unten.

    Für mich sehr wichtig war auch der Kontakt zu den Mitpatienten. Da ich ja in meiner Saufzeit jegliche Kontakte gemieden hatte, lieber alleine sein wollte ("meine Ruhe haben"), war das natürlich extrem schwer, plötzlich den ganzen Tag von fremden Personen umgeben zu sein. Aber es hat mich wieder dazu gebracht, zu kommunizieren. Real zu kommunizieren!
    Es gab z.B. nicht umsonst in der Einrichtung ein Laptop-Verbot, kein WLAN usw.
    Hab ja die meiste Zeit während des Saufens nur noch vor dem Rechner verbracht.
    In der Therapiezeit hatte ich dann auch ausreichend Gelegenheit, meine Rückkehr ins Privatleben wieder zu organisieren. Und für mich sehr wichtig war: Wieder unter Leute, aktiv werden, etwas für mich tun!
    Da ich in jungen Jahren sehr viel Sport gemacht habe, hat mich dieser während der Therapie auch stark angesprochen. So hab ich mir hier jetzt ein kleines Sportprogramm in meinen Alltag integriert, bestehend aus 2x/Woche schwimmen gehen und 1x/Woche Tischtennis spielen.

    Eine sehr wichtige Säule für meine Trockenheit gibt es noch: der Besuch von SHGs.
    Schon während der Entgiftung hatte ich ja Kontakt zur Caritas (wegen Antrag auf LZT) und bin dann in deren Räumen 2x/Woche zum Kreuzbund gegangen. Nach meiner Entlassung aus der Entgiftung waren noch 2 Wochen Zeit und da habe ich mir AA angeschaut. Dort bin ich dann auch fest bis heute geblieben, weil deren Konzept mich eher anspricht.
    Aber egal welche Gruppe; für mich wichtig war der reale Kontakt zu anderen Alkoholikern.
    Erst recht jetzt, nach Ende der Therapie ist es mir wichtig, im Privatleben möglichst reale Kontakte zu anderen Menschen zu haben; sowohl im Verein, als auch in den Gruppen.
    Ich hätte nie gedacht, daß ich mich während meiner Saufzeit so isoliert hatte, aber es war tatsächlich so.

    Heute geht es mir gut, ich hab einen sauberen Muskelkater vom Training gestern und geniesse noch die restlichen Tage Urlaub.

    Bleib am Ball Marc....trocken lebt es sich besser...

    Mein Leitsatz seit meiner Klinikaufnahme 3.7.14:
    "Ich bitte um Hilfe bei meiner Krankheit - alleine schaffe ich es nicht!"

  • ich habe eben so viel geschrieben, aber es wurde nicht gesendet, plötzlich bin ich hier rausgeflogen aus dem Forum.

    Egal, das schreibe ich jetzt nicht noch einmal alles.

    So, um es kurz zu machen:

    Ich bleibe am Ball!

    Für heute ist alles wieder okay! Danke!

    LG
    Marc

  • Hallo Marc,

    Zitat

    ich habe eben so viel geschrieben, aber es wurde nicht gesendet, plötzlich bin ich hier rausgeflogen aus dem Forum.

    beim einloggen solltest du unten „Bei jedem Besuch automatisch einloggen“ ein Haken setzen. Die bessere Möglichkeit liegt aber im Benutzen von einem Textverarbeitungsprogramm wo du anschließend den Text hier einkopieren kannst.

    Gruß Nobby

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