• Liebe Katrin,

    o je. das klingt nach einer wirklich harten Zeit für dich. Ich habe ein bisschen den Eindruck, als bräuchtest du eine Pause, um Kraft zu tanken, bevor du überhaupt an der aktiven Änderung deiner Situation arbeiten kannst.
    Du sprachst von urlaub mit ihm? Kannst du den nicht vielleicht alleine für dich nehmen, um zur Ruhe zu kommen?

    Zitat von Kartin


    ich will ja was ändern, aber ich schaffe es nicht, immer gebe ich nach, immer verzeihe ich, und immer wieder diese Enttäuschungen. gönne ich mir selbst denn kein friedliches Leben? bin ich vielleicht die Kranke in dieser Beziehung?

    Du bist nicht DIE Kranke, sondern vermutlich auch krank. Oder besser gesagt, du hast dir eine Menge krankmachende Verhaltensweisen angewöhnt.
    Ich finde deine Gedanken dazu allerdings ziemlich gesund. Vielleicht lohnt es sich, wenn du mal weiter in diese Richtung forschst, ob du dir das wirklich alles antun musst oder ob du vielleicht doch die Wahl hast.

    Zitat von Kartin

    Immer habe ich Angst um meinen Mann, auch wenn wir getrennt sind, nach seinen Anfällen bedauert er alles, weint, ist verzweifelt. Da kann ich doch nicht hartherzig sein? Ich möchte in meinem Umfeld erreichen dass sich alle wohl fühlen. Aber ich komme mir vor wie das sich abmühende Pferd auf dessen Rücken ein vergnügtes Äffchen tanzt.

    ich verstehe deine Angst gut. Nur: Deine Angst ändert nichts. Deine Angst wird nichts verhindern können. Deine Kraft hat eine viel höhere Möglichkeit etwas für dich zu ändern. Und deshalb finde ich es nicht egoistisch, wenn du auf dich achtest und beginnst mehr für dich zu tun und dir deine Kraft wieder zurück holst.

    Wieso glaubst du, es sei deine Aufgabe, dass sich alle wohlfühlen? Warum denkst du, die anderen müssen sich nicht selbst aktiv um ihr Befinden kümmern?
    Kannst du gedanklich Abstand von der Idee nehmen, das Leben anderer fiele in deinen Verantwortungsbereich (abgesehen von Kindern und Pflegebedürftigen)?

    Dein Exmann ist erwachsen. Er trägt die Verantwortung für sein Leben. Er entscheidet, ob er trinken will oder nicht und es ist ihm völlig egal, was du davon hältst.
    Dasselbe darfst du auch. Du lässt ihn nicht im Stich. Er lässt sich selbst im Stich, denn er hat die Möglichkeit, sein Leben zu ändern.
    Und du kannst deines ändern.
    Es ist möglich :)

    Ich wünsche dir einen guten Wochenstart

    Ahoi

  • Hallo Katrin,

    theoretisch ist es doch ganz einfach:
    - sieh der Tatsache ins Auge: erkenne die Abhängigkeit Deines Mannes als gegeben an und trenne Dich endgültig von der Hoffnung, dass das alles nur ein böser Spuk ist, der von alleine wieder verschwinden wird.
    - akzeptiere den Krankheitswert des Alkoholismus: überwinde Deine Schuldgefühle, höre auf zu helfen und versuche, die Krankheit, die Eskapaden und die Folgen nicht mehr zu verheimlichen.
    - bleibe konsequent: kündige nichts an, was Du nicht durchführst oder durchführen willst; andersherum führe aber die Dinge durch, die Du ankündigst.
    - übernimm Verantwortung für Dein eigenes Leben und übergib ihm die Verantwortung für seins. Er ist nicht länger ein Teil von Dir selbst, für dessen Handlung Du verantwortlich bist.

  • Hallo Katrin,

    das ist wirklich sehr, sehr schwierig.
    Dieses Mitleid und diese Sorge kenne ich auch noch gut. Und das Gefühl der Verantwortung. Und der Schuld, ihn im Stich gelassen zu haben.

    Er sucht jetzt Kontakt zu deiner Schwester, er sucht sich eine neue Co. Eine Verbündete. Und sie springt auch drauf an, anscheinend. Er kennt schon die Knöpfe die er drücken muss, um bei anderen Menschen Mitleid hervor zu rufen und sich als Opfer hinzustellen.

    Ich kenne auch diese Vorwürfe meiner Mitmenschen. "Du kannst ihn doch nicht im Stich lassen" oder "ohne dich geht er ganz unter" oder "wenn du ihn verlässt, geht er kaputt daran". So und ähnlich prasselte es auf mich ein. Und passend dazu hat auch mein Ex sich verhalten, na klar.

    Das hat mich lange auch gelähmt, denn ich habe mich verantwortlich gefühlt. Warum machen Mitmenschen sowas? Ich weiß nicht so Recht. Bei meiner Mutter kann ich mir denken, für sie war es wichtig, das "heile Welt Bild" nicht zerstört zu sehen. Mich finanziell versorgt zu wissen. Und - man hält zusammen bis zum Schluss... Bei anderen Leuten war es wohl auch Mitleid und Unwissenheit. Das heißt, nee, wenn ich mir überlege, wer mir solche Dinge gesagt hat... das sind auch alles Cos gewesen. :roll: .

    Ich habe ja auch andere Dinge gehört von Menschen. "Das hast du nicht nötig, dich so behandeln zu lassen" oder "er ist ja erwachsen, setz da eine Grenze" oder "lass dir das nicht gefallen" oder "ich wär schon längst abgehauen". Aber das wollte ich ja gar nicht hören. Ich fand diese Äußerungen so hartherzig... und ach nee, soooo konnte ich doch nicht sein...

    Und weißt du was. Jetzt höre mal auf dich zu schämen. Wofür schämst du dich? Dafür, dass es dir gut geht? Ist das nicht dein gutes Recht, dass es das tut?

    Und was meinst du, wofür du verantwortlich bist? Ist er nicht erwachsen? So wie du dafür Sorge trägst, dass es dir gut geht, kann er das auch. Er hat doch aber kein Anrecht darauf, dass du dafür zuständig bist.

    Zitat

    Es wird mir alles so schwer, ich kann die Verantwortlichkeit nicht abschütteln.

    Doch, du kannst es schon. Aber es tatsächlich nicht leicht. Es erfordert viel Mut und viel Schmerz und Durchhaltevermögen. Da sind eben viele alte Muster, die immer wieder anspringen. Wenn er sich eben so verhält oder wenn andere Leute dir Vorhaltungen machen. Ich rede da aus eigener Erfahrung.

    Als ich eben mich loslöste war das irre schwer. Ich habe ja praktisch gegen meinen inneren Schweinehund gearbeitet, gegen alles, was mir in fast 50 Jahren eingebläut worden war. Das ist schon eine Hausnummer. Da ist einfach aushalten angesagt. Konsequenz, auch wenn es noch so schwer fällt und mega Unbehagen bereitet. Mir war manchmal richtig übel und ich hatte Schmerzen, aber das habe ich einfach ausgehalten. Und mir vorgesagt, warum ich das mache. All diese bösen Dinge, die passiert sind, Jahr für Jahr. Und dass er erwachsen ist und selbst für sich sorgen kann. Ich muss und kann das ja auch! Meine Kinder können das, meine Geschwister, Freunde, Menschen um mich eben... warum also nicht auch er?

    Und es ist mein Recht Dinge zu beenden, wenn sie mir nicht gut tun! Ich darf das! Und du auch!

    Lass dir Zeit, Kopf und Herz in Einklang zu bringen. Das geht leider nicht von jetzt auf gleich. Aber lass den Kopf mal Chef sein. Der dir immer wieder sagt, dass du Recht hast, glücklich zu sein. Dass du keine Verantwortung hast für einen erwachsenen Mann. Dass du eben da auch auf Unverständnis bei deinen Mitmenschen stößt, die es nicht anders wissen. Dass du da vielleicht auch Konfrontationen hast. Aber als Endprodukt kommt dabei für dich was Großartiges bei raus! Nämlich ein freies, zufriedenes, ruhiges, selbstbestimmtes Leben.

    Viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

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