• Hallo Brass,

    ein weiterer Monat ist vergangen. Wie geht es Dir jetzt? Ich würde mich über eine weitere Zwischenbilanz von Dir freuen. :)

    Bin ja selbst auch blutiger Anfänger oder Frischling wie es hier immer so schön heisst.

  • Update

    Hallo an Alle!

    Tatsächlich ist mehr als ein Monat rum seit meiner letzten Meldung hier (bin sonst eher im geschlossenen unterwegs).

    Ich habe in der Zeit das Therapie-/Rehathema für mich durchdacht und entschieden, vorläufig keine Reha zu machen [Achtung, das ist jetzt keine Beratung für Andere. Wenn ihr für euch entscheiden wollt, sprecht das mit eurem lokalen Suchtberater durch]. Der Alltag fühlt sich meist gut oder normal an, ich hatte kaum Depri-Phasen, ich arbeite an meinem Selbstbewußtsein. Wenn ich in eine Maßnahme geh, dann will ich da auch ein konkretes Problem bearbeiten- und das sehe ich im Moment bei mir nicht, auch mein Berater ist bei dem Plan dabei. Den treffe ich nun etwa im Monatsturnus und schaue ansonsten, dass ich im Forum aktiv und ab und an in einer lokalen Gruppe da bin. Trotzdem halte ich mir das offen: wenn ich im Alltag Probleme bekomme, stelle ich einen Antrag [zur ambulanten Therapie].

    Interessant finde ich in dem Zusammenhang, wie viele (Nichtbetroffene) gleich eine Meinung zu Therapiemaßnahmen haben, sobald man sich outet. Ich kenne da jemanden, der jemanden kennt, der auch schon mal... Meine Gedanken: Innerlich durchatmen und den eigenen Weg gehen.

    Wenn ich nach vorn schaue und über Lebensgestaltung nachdenke, fällt mir derzeit nicht viel ein. Ich bin zufrieden.

    Zeitlich hab ich weniger das Problem, Löcher füllen zu müssen, als zu schauen, wo ich Lücken lasse, um einfach mal alleine mit mir selbst zu sein. Meine Gemeinde tut mir sehr gut, deswegen bin ich dort nun öfter anzutreffen und auch aktiver, hab ein wenig Verantwortung übernommen. Ich merke schon, dass ich stinkig werde, wenn ich meine übliche Sonntagsroutine mit Essen in der Familie (Eltern, Großeltern, Geschwister...) und Nachmittags Gottesdienst und auströdeln mit den Leuten da nicht bekomme. Offenbar entwickle ich mich zum Spießer :lol: Tatsächlich läuft in diesen Wochen recht viel, privat und auch beruflich, noch fühlt es sich gut an, mehr muss es dann aber auch nicht sein. Ich freue mich auf das Himmelfahrtswochenende, mal weg quer durch Deutschland mit Freunden.

    Kritisch sehe ich noch immer -und das wird auch so bleiben- gesellschaftliche Anlässe, bei denen man z.B. in Restaurants geht. Das war letztens mal so mit meinem Kollegen, ein Abendessen, und nun letztes Wochenende wieder. Beim ersten Mal hab ich mich danach ein wenig wackelig gefühlt und in mein Zimmer verzogen, am Sonntag war es nicht so problematisch. Trotzdem fühle ich mich in den Umgebungen nicht wohl und -das klingt jetzt komisch- freue mich, auch kein Bedürfnis danach zu haben.

    Ich hab einfach kein Bock mehr auf Kneipen. Zumindest Stand März/April 2016.... Bin gespannt, was das Wochenende bringt- es steht eine Hochzeit an (nicht meine); ich erwarte keine Exzesse, hab aber recht deutlich angekündigt, möglicherweise mal recht plötzlich zu verschwinden. Glücklicherweise ist es nur eine halbe Stunde weg, ich kann mich also verziehen, sobald ich mich nicht mehr wohl fühle. So grad jetzt beim Schreiben hätt ich auch mehr Lust auf Wochenende durchschlafen--naja. Heute mal etwas zeitiger das Licht aus wär vll ein Anfang.

    Viele Grüße
    brass

  • Hallo,

    ich möchte das hier gern fortsetzen. Ich fang mal von hinten an: ich bin trocken seit Anfang Februar (schon klar, manch einer wendet den Begriff nach 4 Monaten nicht an. Über 'nur Abstient' bin ich aber ein wenig hinaus. Denke ich.). Und oft bin ich glücklich damit, zufrieden fast immer. Manchmal fehlt mir was. Wenn dem nachfühle, ist es ein Bedürfnis nach Rausch :? Für mich ist das wieder ein Beleg für meine Sucht.

    Nach der angekündigten Hochzeit hatte ich im Forum eine kleine Diskussion um die Grundbausteine und meine Einstellung zu Risiken. Ich bin mit den Gedanken noch immer nicht komplett durch. Allerdings war ich unentschlossen, was ich mit meinem Geburtstag mache und war einfach egoistisch: nichts, gar nix. Das war die richtige Entscheidung für mich. Einerseits wäre eine Party eine weitere Risikosituation gewesen. Andererseits möchte ich mich weniger mit Erwartungen auseinandersetzen, die Handlungsdruck in mir aufbauen. Soll heißen: wenn andere eine Party erwarten, heißt das noch lange nicht, dass ich eine ausrichten muss, wenn ich mich damit nicht gut fühle. So ähnlich versuche ich das mit anderen Dingen auch zu halten: mehr auf mich selbst hören, weniger auf das, was andere von mir erwarten (bzw. was ich glaube, dass sie es von mir erwarten. In Bezug auf den Geburtstag hat z.B. fast keiner was gesagt, wobei mein erweiterter Familienkreis auch weiss, warum)

    Ansonsten: im Beruf geht es auf und ab, oft Alltag, manchmal auch Adrenalinkarussell. So weit es geht, nehme ich Ärger nicht mit nach Hause. Nach und nach automatisiere ich Verhaltensweisen zum Selbstschutz: wenn ich gereizt und übellaunig bin, Fragen an mich selbst: habe ich Hunger? Durst? Übermüdet? Das hilft mir, nicht aus unnötigem Grund Suchtdruck zu entwickeln.

    Thema Leben geht weiter. Morgen ist wieder ein langer Tag. Lasst es euch gut gehen.

    brass

  • Hallo,

    ich war lange nicht da und will mich mal wieder melden. Nach dem letzten Post hatte ich gut ein Jahr im internen Bereich ein Tagebuch geführt, danach bin ich seltener hergekommen. Ich habe mich im neuen Leben eingerichtet, in 'nachher'. Die Anfangsprobleme- Alk(p)träume, Suchtdruck usw- sind sehr selten geworden. Meistens bin ich froh darüber, keinen Alkohol trinken zu müssen. Mir hilft dabei, dass meine Partnerin auch abstinent lebt. Wir sind quasi unsere eigene kleine Gruppe. Über lange Zeit die letzten Jahre hatte ich Auf- und Abphasen, also z.T. recht lange glückliche Phasen, dann wieder düstere. Das ist ein Grund, warum ich hier wieder reinschaue. Ich glaube, dass die Depriphasen schon immer da waren (va im Winter, wenn das Licht fehlt), schon in der Schulzeit. Und ich denke, dass diese Zeiten die sind, in denen ich dann am häufigsten per Alk den Notaus im Hirn gesucht habe. Das will ich für mich beackern. Meine y ist sehr tolerant mit mir, wenn ich meine Wolke mit mir rumschleppe... ich bin dann zu nicht viel zu begeistern und vergrabe mich in der Freizeit zu Hause mit Büchern. Der Witz an diesen Phasen: es gibt keinen richtigen Grund (Job/Beziehung/... alles soweit in Ordnung). Also versuche ich, mir die guten Dinge bewußt zu machen und die guten Dinge zu genießen.

    Der andere Grund: ein Lebenszeichen. Ich bin noch da. Ich lebe abstinent. Es gibt ein 'nachher', und es ist oft auch ein gutes Nachher.

    Viele Grüße
    Motek

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!