bin mal wieder an allem schuld...

  • meine freundin hat mir grad mal wieder diverse smsen geschickt, in denen sie quasi mich für ihr alkoholproblem verantwortlich macht. so nach dem motto: ich wäre ja nur noch desinteressiert, gefühllos, abweisend, da muss sie ja trinken! toll, wie da ursache und wirkung vertauscht werden. ganz davon abgesehen, das sie dieses problem schon lange vor mir hatte. und doch hat sie mich damit mal wieder getroffen :(

  • Naabend darkened,

    bist Du tatsächlich so ? Wieso lässt Du Dir weiterhin Schuldgefühle einreden ?

    Wetten, dass Du versuchst, ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen ?
    Wetten, dass Du jegliche Bemerkung zum Thema Alkohol vermeidest um sie nicht zu verärgern ?
    Wetten, dass Du zu ihr liebevoll, geduldig und charmant bist ?
    Wetten, dass Du alles tust, damit sie friedlich gestimmt ist ?

    Öhm ... die Liste kann man sicherlich noch weiterführen. Du versuchst alles - aber es kommt nichts an. Sie ist egoistisch und schafft es doch jedesmal wieder, dass du dich schlecht fühlst.

    Mensch, schau in den Spiegel - siehst Du Dich tatsächlich so, wie sie dich beschreibt - Du weisst doch sicher was du wert bist.

    Mach Dir mal eine Liste und schreib all das Negative auf und und stell das Positive gegenüber.

    Ich denke zur Zeit überwiegt die Negativliste.

    Hoffentlich hast Du auf diese haltlose sms nicht geantwortet. Werde konsequent - ignoriere solche Ausbrüche. Sonst wirds sich nie was ändern.

    Grüßle
    Diandra

    Mögen alle meine Fehler sich auf ihre Plätze begeben und möglichst wenig Lärm dabei machen.

    Überwältigend was geschehen kann,
    wenn sich die Fingerspitzen zweier Menschen
    ganz leicht berühren,
    am richtigen Ort
    und zur rechten Zeit!

  • Zitat von Diandra

    Wetten, dass Du versuchst, ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen ?
    Wetten, dass Du jegliche Bemerkung zum Thema Alkohol vermeidest um sie nicht zu verärgern ?
    Wetten, dass Du zu ihr liebevoll, geduldig und charmant bist ?
    Wetten, dass Du alles tust, damit sie friedlich gestimmt ist ?

    ja, lange zeit war ich wirklich so. nur fällt es mir zunehmend schwerer! und wenn ich mich dann zurückziehe versteht sie überhaupt nicht warum ich es tue und es ist dann für sie natürlich wieder anlaß noch mehr zu trinken und mir die schuld zu geben.

  • Hallo darkened,

    Du bist nicht Schuld. Das mußt Du Dir immer wieder klar machen, dann wirst Du auch einen Umgang mit ihr finden, der Dir nicht schadet.

    Sie trinkt, weil sie es so will. Sucht Gründe dafür, um sich selbst nicht ganz so schlecht dabei zu fühlen. Ein Partner ist immer ein willkommener Grund.

    Wenn er selbst keinen Streit anfängt, wird eben einer provoziert, damit sie wieder trinken "darf".

    Ist ein ganz blödes Spiel. Hab es leider auch viele Jahre mit meinem Ehemann so gespielt.

    Es gibt keinen Grund zum Trinken!

    Viel Glück und denk immer schön zuerst an Dich.

    lg
    Teufelchen

  • Hallo darkened,

    so breite Schultern kann keiner haben, um all das, was ein anderer Mensch in seinem Leben erlebt hat und die daraus resultierenden Konsequenzen auf seine Schultern zu laden. Das ist nicht Dein Ding und tausend Vorwürfe können Dir nur dann Schuldgefühle bringen, wenn Du es zulässt und Dich rechtfertigst. Dein Ding ist einmal eine Liste zu machen, wie Diandra schreibt, versuche doch alles im Kopf zu ordnen und einen Überblick zu bekommen, sie wird Dich vielleicht verwundern.

    Du kannst die Schuld für andere übernehmen, aber Schuld kannst Du nicht daran haben. Es ist verdammt schwer bestimmte Dinge einfach vorbeirauschen zu lassen oder selbst nicht in Vorwürfe zu verfallen, aber es geht und kann viel Auftrieb bringen. Wie Teufelchen schreibt: „Du bist nicht Schuld. Das musst Du Dir immer wieder klar machen, dann wirst Du auch einen Umgang mit ihr finden, der Dir nicht schadet“ - „Dir nicht schadet“ ist der Punkt. Wenn meine Frau einmal der Ansicht ist, ich wäre wie alle anderen etc., dann kann mich das sehr verletzen, aber ob der Schuh passt, liegt nur in meiner Hand.

    Lieben Gruß kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • hallo darkend,

    trösten kann ich dich nicht, dich nur ermutigen, dir bloß alle diese schuhe nicht anzuziehen. ich glaube, bei jedem alkoholiker sind immer die anderen schuld, dass er/sie trinkt.

    meine mutter hat mir allen ernstes gesagt, dass ich - ihre tochter - schuld sei, dass sie trinkt. da war ich zehn! jetzt bin ich schuld, dass mein freund derzeit einen auftrag sausen lässt, weil ich mich geweigert habe, ihm geld zu leihen. früher oder später wird das der grund sein, warum er wieder massiv loslegen wird. ich verstehe ihn ja nicht, ich hab ihn nicht mehr lieb, ich distanziere mich, ich bin egoistisch, ich fröne meinem "es mir gut gehen lassen", ich wage es, mir von meinem verdienten geld unnötigerweise ein t-shirt zu kaufen, derweil er jetzt "wie arme leute" bei aldi einkaufen muss, ich blockiere urlaubsträume (weil ich ihm/uns keinen urlaub bezahle, auf den ich keine lust habe, derweil er geld für alkohol, zigarillos, filme und computerkramausgibt), ich wage es, alleine ins kino zu gehen, derweil er zu hause einsam ist (mitgehen? so einen scheiß sehe ich mir doch nicht an. zitat ende). ich hab was gekocht und ihm eine portion in meinen kühlschrank gestellt. er hätte heute 400 meter von seiner wohnung zu meiner gehen müssen und es sich holen. nein, er geht an die pommesbude und jammert hinterher, er habe seit wochen kein richtiges essen mehr gehabt. uswuswusw.

    ich hab für mich beschlossen, (zumindest ihm gegenüber, innen drin habe ich ein tierisch schlechtes gewissen) unbeeindruckt von all den tiraden zu sein. habe eine kontaktanzeige aufgegeben, um leute für freizeitunternehmungen kennen zu lernen, und habe mir einen flug über meinen geburtstag nach marseille gebucht. ehe ich mir den auch wieder versauen lasse "du hast ja gut feiern. mir geht es soooo schlecht..." seit ich mehr an mich denke, geht es mir (graduell) besser und ich hoffe, dass es bei ihm ankommt und vielleicht etwas verändert. ich trenne mich (noch) nicht vom ihm, aber ich demonstriere, dass ich ein eigenes leben leben kann, will und werde, wenn er weiter trinkt. vielleicht hilft´s. ich weiß es nicht.

    pass auf dich auf

    lavendel

  • vielen vielen dank für eure antworten.

    am mittwoch abend hatte ich gelegenheit mal ein gespräch im nüchternen, klaren zustand mit ihr zu führen und ich habe mich bemüht meine sichtweise auf unsere situation klarzumachen. ich habe versucht ihr zu erklären wie ich mich fühle, wenn sie getrunken hat bzw. wenn ich mitansehen muss wie sie immer mehr und mehr trinkt, bis schließlich alles wieder so eskaliert das es unerträglich wird. sie sieht natürlich erwartungsgemäß nicht alles, aber vieles ganz anders. vor allem macht es mir angst, dass sie das trinken trotz aller folgen als etwas völlig normales und als einen festen bestandteil ihres lebens betrachtet, von dem sie einfach nicht lassen will. es scheint so, als würde für sie das leben jeglichen sinn verlieren, wenn sie keinen alkohol mehr trinken würde, als wären bier und co. die einzig genießbaren getränke auf dem markt... ich jedenfalls habe für mich entschlüsse gefasst und diese werde ich umsetzen!

    @Emokid Lyra: deine schilderung erinnert mich an ein geständnis dass sie mir vor einigen wochen gemacht hat. sie hatte letztes jahr in der reha nach ihrer magen-op auch was mit einem typen laufen. ihrer aussage nach hat sie nicht mit ihm geschlafen aber rumknutschen und ein paar andere dinge mehr sind halt wohl gelaufen. und da war mit sicherheit auch alkohol im spiel, denn sie hat mir bereits kurz nach ihrer rückkehr erzählt, was da so trinktechnisch abgelaufen ist, von besäufnissen in den dorfkneipen bis zum einschmuggeln von alkohol in die reha-einrichtung.

  • hi jahdawta!

    Zitat von Jahdawta


    Konnte mich trotzdem bisher nicht endgültig lösen...
    Warum? Keine Ahnung!!!

    genau so siehts aus. im kopf ist manchmal alles so klar und doch schafft man es nicht die konsequenzen zu ziehen...

    wir hatten nun zeitgleich zwei wochen urlaub, in der ersten woche davon waren wir verreist. in dieser woche hat sie sich sehr zurückgehalten, was das trinken betrifft und wir sind auch gut miteinander ausgekommen. bis zum letzten abend. da reichten ein paar bierchen plötzlich nicht mehr, es mussten auch noch schnäpse her und prompt endete dieser abend mal wieder im desaster. ich habe bewußt nur ein bier getrunken und danach ausschließlich nichtalkoholisches, was mit den worten: "wie langweilig" kommentiert wurde...

    nach unserer heimkehr haben wir uns dann 2 tage nicht gesehen. anschließend lief es dann doch wieder ganz passabel, nicht optimal, aber es war akzeptabel. bis zum sonntag abend, an dem das ende des urlaubs und die anstehende rückkehr in den arbeitsalltag als grund für das besäufnis herhalten musste. als ich bei ihr eintraf war sie bereits ziemlich angetrunken, so dass ich eigentlich direkt wieder gehen wollte. ich bin aber dann doch geblieben, weil es zunächst doch so aussah als wäre ein halbwegs vernünftiger umgang möglich, doch nach kurzer zeit kippte die situation dann doch wieder und ich bin gegangen. zumindest das habe ich geschafft, auch wenn ich es mir selbst am nächsten tag als sie wieder nüchtern war vorwerfen lassen musste. ihrer ansicht nach war ich wieder der auslöser für das debakel.

  • hallo jahdawta!

    ja, genau das meine ich. sie hat zwar zwei oder drei bierchen getrunken oder ein paar gläser sekt oder wein aber sie hat nicht die grenze überschritten, ab der sie zu der unerträglichen person wird, vor der ich eigentlich nur weglaufen möchte. dein vergleich mit jekyll und hyde trifft die sache recht gut glaube ich!

  • hallo darkend,

    ich kann dir nur empfehlen: geh, wenn sie trinkt (und du das nicht erträgst). was ist das denn für ein abend, wenn du innerlich mit den zähnen knirschst, sie wahrscheinlich beobachtest und die gläser zählst. das ist doch nicht mehr passabel, oder? ich hab das am anfang auch noch gemacht und immer gedacht "soooo schlimm ist es ja nicht", aber tief in mir drin fand ich es furchtbar, da fand ich schon das erste glas furchtbar, weil ich nämlich genau wusste, dass es nicht bei einem bleibt, und mir ausrechnen konnte, wie ich mich ne stunde später fühle, wenn er sich das sechste glas wein aus der küche holt, ich bei meiner apfelschorle sitze und nur heulen könnte. ich hab das irgendwann nicht mehr ertragen. das sehen, riechen, hören meines angetrunkenen freundes. ich hab richtig angefangen mich vor der person zu ekeln, die da vor mir saß, und die achtung zu verlieren, und das wollte ich nicht. schließlich liebe ich ihn, und will nicht, dass sich solche gefühle in mir entwickeln, solange ich diese beziehung noch retten will.

    liebe grüße

    lavendel

  • hallo lavendel!

    genauso wie du es beschreibst geht es mir in diesen situationen auch! weggehen ist also offensichtlich die einzige praktikable möglichkeit. sie versteht natürlich nicht warum ich es mache und hat am letzten sonntag auch sehr verärgert darauf reagiert, aber das muss ich wohl in kauf nehmen.

  • wir haben uns am dienstag übrigens noch einmal heftig wegen dieser problematik gestritten und uns seitdem nicht mehr gesehen. einerseits juckt es mich nun in den füßen zu ihr rüber zu gehen. andererseits habe ich allerdings angst, dass sie mich wieder angetrunken empfangen wird, womit sich die aktion dann schon wieder erledigt hätte. und das risiko, dass sie an- oder betrunken ist liegt nach meiner einschätzung bei ca. 90% :cry:

  • hallo darkend,

    kann mich so gut in dich hineinfühlen. und kann nur gebetsmühlenartig widerholen, was hier immer geschrieben wird: (wenn du noch mit ihr willst): im nüchternen zustand das gespräch suchen und ruhig und sachlich erzählen, wie es einem selbst geht, wie man sich fühlt, wie man die beziehung erlebt, was man vermisst, was man nicht mehr mag und nicht mehr haben will. dann aufzählen, was man sich wünscht, und dass das so, wie es jetzt läuft, einfach zusammen nicht mehr geht.

    ich hab meinem freund bei dem gespräch (s. unter "mein ultimatum - oh weh - und doch erleichtert" ausführlich geschrieben, wie ich dieses gespräch geführt habe. ich hab meinem partner deutlich gesagt, dass ich ihn als menschen liebe, aber dass ich ihn so, wie er derzeit war, nicht mehr mag. dass ich ihm nicht mehr vertraue und so mit ihm nicht mehr leben kann und möchte. dass ich die achtung verliere, habe ich nicht gesagt, aber ich denke, das kommt an. und einmal verloren heißt ja nicht für immer verloren, finde ich. wenn sich das gegenüber wieder wandelt hin zu dem menschen, der er oder sie mal war, kommt das ja wieder.

    ich bewundere meinen freund, der sich seit dem gespräch wirklich mühe gibt. er war heute mit mir eis essen, das haben wir im ganzen jahr noch nicht gehabt, weil bei ihm ausgehen immer trinken hieß. jetzt macht er pläne für einen italienisch-kurs. und da kann ich ihm sagen, dass ich ihn toll finde - und meine das auch. also: wenn du dir eine fortsetzung der beziehung wünschst: versuch es. und wenn nicht: dann musst du nägel mit köpfen machen. die angst, alleine zu sein, darf kein grund sein, an einer für dich schädlichen situation festzuhalten. du bist mehr wert! :D

    liebe grüße

    lavendel

  • ich weiss dass du recht hast und es ist mir alles so klar... und doch ist es schwer und frustrierend! ich werde natürlich noch einmal versuchen es ihr zu erklären, wenn sie nüchtern ist. vorausgesetzt ich habe noch einmal die gelegenheit dazu.

    ich drück dir die daumen lavendel, dass dein freund wirklich die kurve kriegt!

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