• Hallo Thebegin,

    herzlich willkommen :) .

    Vieles von dem, was du beschreibst, kenne ich auch von mir. Und ich würde das auch als coabhängiges Verhalten sehen.

    Dieses Kontrollieren zum Beispiel. Dieser Wunsch danach, alles im Griff haben zu müssen, das Leben selbst in der Hand zu haben. Das gibt ein Gefühl von Sicherheit. Und unsicher ist ein Co allemal. Selbstvertrauen, Selbstsicherheit, das sind eher Fremdwörter. Nicht in einem selbst spürbar. Daher wird ein Gerüst gebaut zum Festhalten.

    Ja, man glaubt, es ist normal. Bei mir ist es auch so, dass ich aus einer Familie komme, in der es sehr viele Alkoholiker gab, in der das Trinken dazu gehörte. Das war "normal"... Das hat mich zuerst auch an meinem Exmann mit angezogen, er passte genau in das Schema, das ich seit meiner Geburt gewissermaßen kannte.

    Als ich erkannte, dass da was ganz schief lief mit seiner Trinkerei, als es mich immer mehr störte, da versuchte ich schon, meine Vorstellung von Ehe und Beziehung zu verwirklichen. Es wieder herzustellen (obwohl es nie da war, es war nur meine rosarote Brille, die das sehen wollte). Ich dachte, ich wäre stark genug, ihn verändern zu können. Ihn passend nach meinen Vorstellungen formen zu können. Ihm helfen zu können. Und nur ich alleine konnte das schaffen... dachte ich.

    Coabhängigkeit ist eine sehr vielschichtige Angelegenheit!

    Als mir damals Dinge klar wurden, als ich mich getrennt hatte, da waren alkoholisierte Menschen für mich ober ekelhaft! Heute hat sich das gemildert. Alkoholismus ist eine Krankheit, Menschen erkranken daran, auch das ist eine sehr vielschichtige Angelegenheit, aber keiner sucht sich das aus!

    Und ich bin immer noch erschrocken, wie weitreichend diese Krankheit in unserer Gesellschaft vertreten ist...

    Ups, jetzt ist meine Enkelin wach geworden und meine Oma-Pflichten rufen! :D .

    Ich wünsche dir einen guten Tag
    viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Liebe Thebegin,

    oh weia, da kommt mir so viel bekannt vor in dem, was du schreibst.
    Ich habe schon oft gedacht, Coabhängigkeit hat auch immer die gleichen Muster. Genau wie der Alkoholismus. Es gibt natürlich auch immer einen Teil Individualität, abhängig von den Lebensumständen, aber trotzdem gibt es sehr, sehr viel, was immer wieder gleich abläuft.

    Das, was du über dich schreibst, über deine Ehe, das zeigt das typische Co-Bild, finde ich. Dieses übergroße Gefühl der Verantwortung. Das tolle Gefühl dabei, die einzig verständnisvolle Person für ihn zu sein. Die einzige, die ihm helfen kann. Dieses Gefühl, ich alleine verstehe diesen Menschen und muss ihm doch helfen. Er geht sonst unter, er macht das ja nicht absichtlich, er hatte eine schwere Jugend/einen schweren Arbeitsalltag/eine böse Exfrau/ schlimme Erlebnisse... so in etwa. Es wird versucht, ihn auf den rechten Weg zu bringen, indem auch ein gewisser Druck ausgeübt wird. Es ist immer wieder die Hoffnung, es geschafft zu haben. Es ist ein Festklammern an den Umständen aus Angst vor der eigenen Zukunft, aus Angst vor Eigenverantwortung. Dieses sich stets zurücknehmen in den eigenen Bedürfnissen.

    Ich finde es klasse, wie du dich mit diesem Thema befasst und wie viele Dinge dir dadurch klar geworden sind. Wichtig dabei ist es zu sehen, dass du nicht aus Berechnung so gehandelt hast. Natürlich hast du in der Hoffnung gehandelt, dass er sich "bessert". Aber von Schuld zu sprechen, dass der Coabhängige, in dem Fall du, auch seine Situation verschlimmert hast, das finde ich falsch.

    Du hast so gehandelt, wie es aus deinem Verständnis heraus richtig war. Erst mit dem Auseinandersetzen der Krankheit Alkoholismus und der Verhaltensstörung Coabhängigkeit kann dir vieles klar werden. Ich wollte meinem Exmann nie schaden, im Gegenteil, ich wollte ihm doch nur helfen! Dass gerade das verkehrt war und ich ihm Verantwortung damit genommen habe, das war mir doch nicht klar. Ich habe in meinem Muster gelebt.

    Und das macht auch einen Coabhängigen so attraktiv für einen Alkoholiker und einen Alkoholiker so attraktiv für einen Co. Beide erkennen im anderen bestimmte, ihnen altbekannte Verhaltensweisen. Das lässt sicher werden, das bringt Verständnis und Wohlfühlen.

    Ein selbstbewusster Mensch wird nicht so schnell in die Co-Falle tapsen. Glaube ich.

    Ich denke auch, dass du das schaffst, Dinge für dich zu erkennen und zu verändern!

    Ja, und Enkel sind toll. Unsere Enkelin ist inzwischen 8 Jahre alt. Da meine Tochter nicht mehr lebt :cry: ist sie in den Ferien oft mehrere Tage bei uns. Unser Schwiegersohn genießt dann auch mal seine klinderfreie Zeit. Sie war von Mittwoch Nachmittag bis vorhin hier... Super schön und super anstrengend.

    Ich wünsche dir einen schönen Sonntag
    liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Liebe Thebegin,

    ich antworte dir erst jetzt, denn wir sind im Urlaub. Und ich habe mein Läppi dabei, aber wlan hat nicht gut geklappt bisher. Irgendwie auch ein Zeichen... Es tut mir gut, auch mal nicht mich "zu kümmern" hier :wink: . Ich muss da nämlich ziemlich aufpassen, dass mein Helfersyndrom nicht wieder ausbricht. Aber dir möchte ich jetzt gerne antworten. Es macht Spaß, dieser Austausch mit dir! Und bringt auch mir eine Menge. Denn ich setze mich dann ja auch mit meiner eigenen Sache auseinander. Und das ist immer wieder wichtig für mich.

    Ich freue mich, wenn du mit meinen Beiträgen hier was anfangen kannst :) . Ich "opfer" aber keine Zeit hier, ich mache das gerne und wie gesagt auch in meinen Grenzen. Ich finde es wichtig, wenn Cos mit vielen Erfahrungen und gegangenen und erfolgreichen Wegen sich mit Cos auseinander setzen, die sich gerade auf den Weg gemacht haben. Es gibt wenig Austauschmöglichkeiten für Coabhängige, finde ich. Also hab bloß keine Angst hier zu nerven oder so, im Gegenteil, Hau in die Tasten und lass alles raus, was dir einfällt!

    Zitat

    Ich danke dir umso mehr für deine Zeit.

    Ich freue mich aber sehr über diese schöne Rückmeldung. Es ist schön, positive Rückmeldungen zu erhalten und auch, dass Menschen, dass du was damit anfangen kannst. Das finden viele selbstverständlich. Und darum danke ich dir auch, dass du mir diese Rückmeldung gibst! Das ist mir sehr wichtig!

    Zitat

    Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr finde ich etwas das ich nicht finden will und das unausweichlich ist.

    Ja, das ist so... als ich damals damit anfing und mir auch mein eigener Anteil an dieser Beziehung da immer klarer wurde, da habe ich Rotzblasen geheult, zwischendurch.

    Dieses Gefühl gegen Windmühlen zu kämpfen kenne ich (natürlich :wink: ) auch. Denn mein Exmann hat zwar immer "jaja" gesagt und Verständnis zwischendurch gezeigt und Besserung versprochen, aber er konnte das einfach nie auch so leben dann. Nur mal kurz, mehr nicht. Die Sucht ist einfach stärker. Und ich dachte immer, er solle sich doch nun mal anstrengen, er muss doch einfach mal was kapieren, er muss das doch für mich und die Kinder machen, liebt er mich nicht, vielleicht bin ich ja doch schuld...

    Ich habe gelernt, dass ich keinen Menschen, egal ob anhängig oder nicht, nach meinen Vorstellungen verändern kann. Ich kann auch keinem Menschen weiter als bis vor die Stirn gucken, also was er denkt oder so. Das ist heute noch sehr schwierig für mich, das so zu sehen und zu akzeptieren, also in meinem Leben, das ich jetzt habe. Da bin ich immer noch am Üben...

    Zitat

    Wenn er die Tür abends aufschloss, und ich wusste etwa wann das sein würde, habe ich mich schnell eingeschlossen und nicht mehr gewagt mich zu rühren.
    Kein Licht, kein Nichts.

    Wie unfassbar traurig! In deinem eigenen Heim hast du dich so zurück genommen, dich selbst weggesperrt gewissermaßen. Wie gut, dass du das jetzt nicht mehr machen musst.

    Ich mag den Herbst. Es bedeutet für mich Rückzug und zur Ruhe kommen auch. Ich mag die bunten Blätter und auch die Nebel, die so rumschweben :) . Aber ich bin dann auch irgendwann immer froh, wenn die Weihnachtszeit kommt. Ich freue mich auch diesmal schon darauf. Bzw. merke ich gerade, ich freue mich diesmal endlich wieder auf diese Zeit... ein gutes Zeichen...

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

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