Hallo,
ich bin Leguan43 und befinde mich in einer Krise.
Ich kämpfte 15 Jahre schamvoll vor der Außenwelt versteckend für mich alleine gegen meine Alkoholsucht, die ich noch nicht einmal als solche erkannte. Jahre gingen auch ohne Alkohol, aber wo getrunken wurde, trank ich mit. Erst als ich unter starkem Alkoholeinfluß im April meine Ehe auf Spiels gesetzt habe, weil ich mit einem mir völlig fremden Mann Sex hatte, wurde mir klar, daß ich unbedingt etwas in meinem Leben verändern muß.
Auf meine Alkoholproblematik kamen nicht mal die Psychologen, geschweige denn ich. Erst ein "Zufall" brachte mich an die richtige Therapie. Da versprach mir eine "Werbung im Münchener Wochenblatt" ein Team von Psychologen, bei denen ich sofort Aufnahme finden würde bei einer ambulanten Suchtberatung für Alkoholkranke. Ich ging hin und war begeistert, vom ersten Tag an war ich glücklich über meine selbstgewählte Abstinenz.
Endlich konnte ich über alle mein Probleme und ernsthaft und angstlos über meine Trinkgewohnheiten nachdenken und sprechen. Und ich fühle mich so guuut ohne Alkohol!!!
Ich erkenne immer besser, wie sich alles aneinanderreihte, Probleme im Alltag und in der Arbeit, Mangel an Selbstwertgefühl, Alkohol, eine Schraube ohne Ende.
Aber jetzt, nach 2 Monaten stecke ich in einer Krise. Ich lebe fast isoliert, getrennt von meinem Ehemann in einem Appartement, wo ich keine Freunde habe. Meine Ehe wird geschieden, ich habe enorme finanzielle Einbusen in den kommenden Monaten, meine Existenz macht mir wieder einmal ernsthaft Sorge.
Ich bin so unsicher, was richtig ist. Wenn ich darüber nachdenke, was ich hier bei euch gelesen habe, weiß ich, die Abstinenz ist mir doch das Wichtigste. Aber ich will nicht meine Arbeit vernachlässigen, sie ist mir auch wichtig, gerade jetzt, wo ich das Geld so dringend brauche. Ich habe nichts erspartes, will mir ein neues Leben aufbauen, ohne Alkohol, aber von irgendetwas leben muß ich doch auch.
Ich versuche mich von der Therapie zu lösen mit Gedanken wie, ich schaffe es ohne Therapie, die Arbeit ist jetzt wichtiger als jeden 2. Abend in die Therapie zu fahren. Sturheit macht sich breit in mir, ich bin nicht mehr glücklich darüber, die einjährige Therapie durchzuziehen. Die Gruppengespräche werden geführt von Psychologen, es wird oberflächlich über persönliche Probleme gesprochen, ich scheue mich bereits auch schon, ehrlich über meine Sorgen zu sprechen, weil die Angst der Therapeuten vor Rückfällen immer gleich auf WARNSIGNAL gestellt sind. Ich tröste mich mit dem Gedanken, ich schaffe es allein. Ohne Vorschriften seitens der Therapeuten, die mir die Termine festlegen, wann ich zu kommen habe. Ohne auf die Warnungen meiner Therapeuten zu hören, ich schaffe es nicht ohne die Therapie.
In diesem Zweifel suchte ich nach Hilfe und fand das Forum hier. Ich las schon so vieles hier, das mir wieder Mut machte, daß ich den richtigen Weg gewählt habe, nie wieder auch nur einen Tropfen Alkohol zu trinken.
Aber wie schaffe ich es, ohne darüber sprechen zu können, wenn ich die Therapie abbreche und es geht mir nicht gut. Ich hoffe so, ich schaffe es mit Selbsthilfegruppe und eurem Forum auch. Aber auch die Selbsthilfegruppe muß ich noch finden. Bis 01.09. muß ich mich endgültig entschieden haben. Schreibt mir bitte eure Erfahrungen, ob es überhaupt geht ohne Therapie, oder ob ich blauäugig und selbstbetrügerisch denke. Ihr kennt mich nicht, aber eure eigenen Erfahrungen kennt ihr. Und ich freue mich, euch kennen zu lernen, Ihr seid grundehrlich euch selbst gegenüber, das tut mir unendlich gut, seid es auch mir gegenüber.
Lieben Gruß Leguan43
(in Zukunft fasse ich mich kürzer )