Festhalten an Krankheiten

  • Hallo zusammen

    allgemein meine eigene Erfahrungen zur Diskussion.

    Je länger ich mich mit den Symptomen einer Krankheit auseinandersetze oder darin verweile umso mehr rufe ich sie herbei oder halte die Krankheit am Leben. Behandle ich nur die Symptome und erkenne die Ursachen umso schneller werde ich gesund. Es sei denn ich will krank sein.
    Ich muss akzeptieren das es eben auch unheilbare Krankheiten gibt.

    Wenn ich das auf die Sucht beziehe.
    Ursache: zuviel gesoffen
    Symptome: psychische und physische Auswirkungen
    Behandlung: Akzeptieren, schuchtspezifische Symptome erkennen und behandeln.

    Nun zu meiner Frage, wenn meine Erfahrungen stimmen.

    Warum soll ich dann Suchtgedanken zu Ende denken, wenn es mich darin nur festhält?

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut,
    das hier widerspricht sich für mich:

    Zitat

    Je länger ich mich mit den Symptomen einer Krankheit auseinandersetze oder darin verweile umso mehr rufe ich sie herbei oder halte die Krankheit am Leben.

    Zitat

    Ich muss akzeptieren das es eben auch unheilbare Krankheiten gibt.

    Wenn ich eine unheilbare Krankheit habe, werde ich mich wahrscheinlich lebenslang damit auseinander setzen müssen.
    So wie bei vielen anderen chronischen Krankheiten auch.
    Sie geht ja nun mal nicht mehr weg, es gibt keine Heilung.
    Von daher werden wohl auch Symptome immer mal wieder auftreten.

    Zitat

    Warum soll ich dann Suchtgedanken zu Ende denken, wenn es mich darin nur festhält?

    Ob man das sollte oder lieber nicht sollte, weiß ich nicht.
    Ich kann Dir aber sagen, das das Zuende denken von Suchtgedanken unabdingbar zu MEINER Trockenheitsarbeit dazu gehörte.
    Dieses Zuende-Denken hat bei mir sicher ganz viel dazu beigetragen, nicht wieder zu trinken und ich scheute diese Gedanken auch nicht.
    Hierbei ist von mir aus aber WIRKLICHES Zuende-Denken gemeint !
    Und dabei kam nie was Gutes bei raus, denn zu diesen Gedanken gehörte dann auch, das es bei mir NICHT bei 1-2 Gläsern bleiben würde !
    Das ich weiter saufen würde, die ganze Nacht und vielleicht auch noch am nächsten Tag.
    So wie es früher eben war. Dazu die ganzen anderen schlimmen Begleiterscheinungen vom Suff.
    Dazu wäre nun aber noch gekommen, das ich ja dann rückfällig geworden wäre, und alles bisher erreichte wäre den Bach runter.
    So sahen meine Zudende-Denken-Gedanken aus und besonders oft tat ich das in den ca. ersten beiden Jahren meiner Trockenheit.
    Aber ich behielt es auch noch lange bei "innerlichen Checks" bei, heute tue ich es allerdings kaum noch, ich brauche es nicht mehr.

    Festgehalten fühlte ich mich auch nie in meiner Krankheit, trotz intensiver Beschäftigung damit.
    Ich denke nicht, das ich trocken geblieben wäre, wenn ich mich nicht intensiv mit meiner Krankheit auseinander gesetzt hätte.
    Ich wollte einfach verstehen, wie es dazu kommen konnte, und die Erklärung: "Ich habe zu viel gesoffen und nun bin ich alkoholkrank"
    wäre mir doch etwas zu schlicht gewesen, da steckte schon mehr dahinter.

    Ich für meinen Teil konnte die Trockenheit gleich von Anfang an genießen, was mich aber nicht daran hinderte, mich mit meiner Krankheit
    auseinander zu setzen. :wink:
    Ich habe das übrigens auch nie als Belastung empfunden, mich mit meiner Krankheit zu beschäftigen, es hatte eher was von einer spannenden
    Entdeckungsreise zu mir selbst.

    Ich habe bei gewissen Aussagen eher das Gefühl, das Angst vor diesen Entdeckungen dahinter steckt, und so lässt man es lieber und geht nicht in die Tiefe. Ist ja auch bequemer so.
    Und wer weiß, was dabei raus kommt :shock:
    Von daher finde ich es eher mutig, sich mit seiner Krankheit auseinander zu setzen, anstatt alles zu verdrängen und es bei der schlichten Aussage zu belassen "ich hab halt zu viel gesoffen, und dadurch bin ich Alkoholiker geworden".
    Denn so "einfach" war es wohl eher kaum, oder sagen wir es mal so, ich würde es so niemanden abkaufen 8)

    Mir soll es letztendlich egal sein, wie jemand trocken bleibt.
    Aber die Beschäftigung mit unserer Krankheit führt nicht unabdingbar in den Rückfall, sondern eher davon weg.
    Und es hat auch nix mit nassem Gedankengut zu tun.

    Hartmut, mir fällt bei Dir auf, das Du anderen sehr schnell nasse Gedanken unterstellst, da wird wohl ziemlich in Kategorien gedacht bei Dir?
    Ich schau mir lieber erstmal den Gedanken selbst an, woher kommt der, und wie gehe ich damit um?
    Außerdem ist es völlig normal, in den ersten Jahren der Trockenheit auch noch nasse Gedanken mit sich rumzuschleppen.
    Darf man das hier denn nicht mal zugeben?
    Dann würde diese ganze SHG keinen Sinn machen, oder sind hier nur noch vorbildlich Trockene erwünscht, die ne Gehirnwäsche in Sachen nasses Gedankengut hinter sich haben?
    Um nasse Gedanken abzulegen braucht es einfach auch seine Zeit.
    Und ich bin sogar der Meinung, die Beschäftigung mit unserer Krankheit und auch ihren Symptomen lässt uns schneller nasse Gedanken hinter uns lassen...weil wir beginnen zu verstehen.

    Und nicht zuletzt kann durch das Verstehen der Krankheit auch das Suchtgedächtnis im Zaum gehalten werden.
    Bei mir meldete es sich ja auch immer mal wieder, wenn auch nicht besonders heftig.
    Weil ich das aber schon kannte, sagte ich dann irgendwann nur noch zum dummen Suchtgedächtnis: Ach Du mal wieder...da schau her... :roll:
    Du nervt mich nur noch... also ZIEH LEINE !
    Ich habe akzeptiert, das es da ist, aber das ist auch schon alles, ansonsten kann es mich mal gern haben.
    Ich lasse gar nicht erst zu das es mich noch irgendwie triezen kann.
    Diese Macht hat es schon lange nicht mehr.

    LG Sunshine

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