• Hey...weiss garnicht ob ich hier so richtig bin. Angehöriger Irgendwie nicht...oder?
    Ich versuch mal die Geschichte...erstmal möglichst kurz...darzustellen.
    Mein (nicht fester) Freund hat ein Alkohol Problem.
    Also eigentlich ist alles aus dem Ruder gelaufen und ich hab schon seit drei Wochen kein Lebenszeichen von ihm. Angefangen hat alles vor fast drei Jahren...er kam neu in den Betrieb weil er einen Ortswechsel machen wollte...von Alkohol und Drogen weg kommen. War also kein Geheimnis. Wir haben uns über anderthalb Jahre langsam angenähert und immer besser verstanden. Mal Händchen halten...mal kuscheln. Ich hab nie ein Geheimnis draus gemacht das ich keine Beziehung will und ich ihn einfach sehr mag. Ich hatte bis dahin immer was mit Frauen. Für ihn war es angeblich ok...er sagte einfach nur froh zu sein das ihn mal jemand wirklich mag. Das ganze wurde etwas enger...knutschen füreinander da sein. Ich kenne fast alle seine Geschichten aus der Vergangenheit...vielleicht. Er wollte sich ändern. Aber ich denke das ich der Grund bin das es wieder schlimmer wurde. Vor zwei Monaten hatte ich das erstemal so ein Gefühl das er trank wenn ich nicht für ihn da war...vielleicht war ich es auch nicht genug.
    So auf die Schiene wenn du nicht da bist kann ich nicht anders...also sei es.
    Seit Anfang des Jahres war er sehr oft nicht arbeitsfähig. Eskaliert ist es so Anfang März...da dachte ich noch ich bin gut...er wollte das ich mit ihm zum Arzt gehe...ambulante Entgiftung. Hat er zwei Wochen durchgezogen...dann müsste ich zu einem Lehrgang...als ich wieder da war hörte ich schon von Kollegen das er völlig neben sich war. An der Arbeit betrunken, ausfallend, eklig....er hat vor einigen Angestellten über mich geredet...privates....intimes. Das hätte ich ihm nie zugetraut. Zu mir war er anders....immer lieb. Aber auch das war wohl nicht das erste mal. Mir hat es nur niemand gesagt. Natürlich war ich sauer...mein Vertrauen total angeknackst. Das merkte er die nächsten Tage bestimmt auch. Vier Tage später musste ich wieder zu einem Lehrgang...da ich seit dem Vorabend nach ein paar komischen Nachrichten nichts mehr gehört habe war ich schon super nervös. 100 Kilometer entfernt...irgendwann vormittags schrieb ne Kollegin ob ich was wüsste...er ist nicht zum Dienst gekommen....super! Da er ein Zimmer im Betrieb hat...suchte sie und fand ihn völlig betrunken im Badezimmer. Er war wohl auch sehr agressiv...das kenne ich echt nicht von ihm....aber mittlerweile denke ich es gibt ihn zwei mal. Das was ich kenne und einen echtes A......Sie überzeugte ihn ins Bett zu geh'n. In der Mittagspause bekam ich einen aufgeregten Anruf von ihr.. er hat versucht sich die Pulsadern aufzuschneiden. Ich befahl ihr...egal was er jetzt will...Krankenwagen rufen. Ich brach den Lehrgang ab und fuhr 100 Kilometer zurück...weiß bis heute nicht wie. Gesehen hab ich ihn dann erstmal nicht...er kam für zwei Wochen in ne Klinik. Da stand ich...enttäuscht, traurig und sauer. Nach 10 Tagen fuhr ich dahin...dachte ein Gespräch bin ich ihm schuldig. Er kann mich doch nicht so erpressen da zu sein! Totale Traurigkeit und Einsicht von ihm. Ich sagte ihm das ich es nicht mehr kann! Da unser Betrib mit Gästen...vor allem Jugendlichen arbeitet war das ganze auch da ein riesen Thema. Wir verabschiedeten uns im guten. Er musste ein paar Tage später nochmal in den Betrieb um seine Sachen zu packen...erstmal in die alte Heimat und ne Therapie machen. Ist wohl hier auch gut bekannt das das ne Wartezeit hat. Weil der Weg sehr weit ist wurde ihm erlaubt noch zwei Nächte zu bleiben. Die Oberen hatten mittlerweile beschlossen das er für den Betrib nicht haltbar ist und ihm bei einem Gespräch vor Ort einen Aufhebungsvertrag unterzeichnen lassen. Ich verstehe ja was jetzt passierte...er hatte keine Arbeit mehr...keinen Wohnraum mehr und mich nicht mehr. Also trank er! Ich wollte ihm am Tag der Abreise zum Bahnhof fahren...als ich ihn abholen wollte war er sehr, sehr betrunken! Ich weigerte mich ihn zu fahren...ich hatte Angst um ihn und um andere. Aus Verzweiflung rief ich meinen Kollegen und die Chefin dazu. War es ein Fehler? Hätte ich ihn einfach fahren sollen? Da er noch immer nicht auf mein flehen hörte erstmal wieder in die Klinik zu geh'n sagte ich zu ihm: Du bist ein A... mich in so eine Situation zu bringen. Das war unser letzter Kontakt...die letzten Worte. Meine Chefin rief Krankenwagen und Polizei. Die haben ihn mitgenommen. 2 Stunden später stand er wohl wieder da. Der Zutritt wurde ihm verwehrt.. er hat mit dem Aufhebungsvertrag auch unterschrieben das Gelände an dem Tag zu verlassen. Irgendwann ist er gestürzt...war wohl immer noch gut dabei. Also wurde er wieder von Polizei und Krankenwagen mitgenommen. Hat jetzt auch noch ne Anzeige wegen Hausfriedensbruch. Das letzte was ich hörte war das er laut Polizei zwei Tage später bei seiner Familie angekommen ist.
    Ich schrieb ihm nach zwei Wochen mal zum Geburtstag....das ist jetzt eine Woche her. Handy ist wohl weg oder aus. Es haben noch mehrere versucht ihn zum Geburtstag zu erreichen...nix.
    Jetzt sitz ich hier und mach mir Vorwürfe...habe ich ihn wieder dahin getrieben...andererseits bin ich sauer und traurig und vermisse ihn. Warum hat er mich so oft angelogen? Ich habe mittlerweile soviel erfahren. Gibt es dem Menschen den ich so mochte garnicht?
    Das war eine kurze Vorstellung aber glaubt mir immer noch nur ein Bruchteil. Hat gut getan es mal zu schreiben.
    Meint ihr so was ist vorgegeben bei der Vergangenheit...oder hab ich was dazu beigetragen?

  • Hallo Nordy,
    jetzt hat alles geklappt!
    Es lag daran, daß gleichzeitig ein Forums-update gemacht wurde.
    Aber nun kann es losgehen.

    Was du da gerade mit deinem Kollegen erlebt hast, ist wirklich aufwühlend.
    Aber bitte schau genau hin.
    Er hat ja schon getrunken, BEVOR er dort überhaupt die Arbeitsstelle angenommen hat. Und das ist drei Jahre her.

    Zitat

    Vor zwei Monaten hatte ich das erstemal so ein Gefühl das er trank wenn ich nicht für ihn da war...vielleicht war ich es auch nicht genug.

    Zieh dir den Schuh nicht an. Es gibt überall Ärzte, Suchtberatungsstellen, Selbsthilfegruppen. DA hätte er genau die richtigen Ansprechpartner suchen können. Stattdessen geistert das herum, daß du oder deine Arbeitskollegen oder die Chefetage ihn trocken halten können. Aber das funktioniert von außen nicht. Es ist sein Leben, seine Verantwortung.
    Keine Arbeit, keine Wohnung mehr, Freundin auf Fortbildung...

    Zitat

    Also trank er!

    Nein, auch hier hat er VORHER schon getrunken. Bitte schau genau hin.

    Jeder Anlaß ist einem Alkoholiker recht zum Trinken, die Arbeit, das Wetter, die Politik, Zahnweh, die Freundin, einfach alles. Das mag mit seiner privaten Lebensgeschichte oder Kindheit zu tun haben. Aber es ist nicht dein Job, ihn trockenzulegen oder trockenzuhalten. Das kann nur er.

    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hey Linde,
    aber irgendwie ist genau das das Problem. Vor drei Jahren als er her kam hatte er es ja besser im Griff (oder ich hab da noch zu wenig mitbekommen). Und leider bleibt immer der Zweifel ob er es nicht besser hinbekommen hätte. Wenn er mich nicht kennengelernt hätte oder ich "anders" gewesen wäre. Diese Gedanken kriege ich nicht aus dem Kopf.
    Und diese Ungewissheit was er jetzt macht...wie es ihm geht. Macht er jetzt ne Therapie? Ist er jetzt komplett unter die Räder gekommen?

  • Hallo Nordy,

    das es mit dem Trinken schlimmer geworden ist, liegt an der Krankheit, nicht an Dir. Es ist doch oft so, dass das Trinkverhalten nicht auf einem Level bleibt, sondern zunimmt. Alkoholiker finden IMMER Gründe, noch mehr zu saufen. Liebeskummer, Sorgen auf der Arbeit, Wohnung weg.... dabei sind gerade DAS doch Gründe, endlich mit dem Trinken aufzuhören!!!

    Du hättest es nicht ändern können. Auf keinen Fall bist Du Schuld.

  • Zitat

    Vor drei Jahren als er her kam hatte er es ja besser im Griff


    Hallo Nordy,
    drei Jahre sind eine lange Zeit. Ich habe hier schon oft gelesen, daß Alkoholiker mit der Zeit immer öfter bzw. immer mehr trinken müssen, damit sie überhaupt noch eine Wirkung spüren. Ich weiß nicht, wie es bei deinem Kollegen ist und ob er sich selber überhaupt als Alkoholiker sieht. Man kann auch als nahe Angehörige den Verlauf der Krankheit nicht wirklich einschätzen.

    Wie gehts denn dir damit, daß jeder dir schreibt, daß du keine Schuld und keine Verantwortung hast? Ist das schwer anzunehmen?

    Es ist ja ein erwachsener Mensch. Ganz anders ist es mit der Verantwortung, die man für ein Kind hat. Aber er ist erwachsen und soweit noch handlungsfähig - wenn er denn überhaupt etwas ändern will.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hey Linde,
    es ist schwer anzunehmen!
    Mein Verstand sagt mir ja auch das es immer so gekommen wäre.. ABER. ...
    ich Zweifel immer wieder daran....

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!