• Hallo zusammen,

    vielen Dank für die Aufnahme. Ich lese schon seit einigen Wochen still mit, und habe jetzt den Mut gefunden mich anzumelden.
    Zu meiner Situation:

    Vor 6 Wochen haben mein Ex-Freund und ich uns nach 3 jähriger Beziehung getrennt.
    Er hat seine eigene Wohnung und war Dauergast bei mir. Er ist geschieden, hat 2 Kinder.

    Von Beginn an hat mein Ex-XY viel Alkohol konsumiert. Zunächst habe ich mir nicht viel dabei gedacht, und es als die üblichen beiden Feierabendbiere akzeptiert. Hin und wieder gab es Ausrutscher, da er keine Kontrolle über den Alkoholgenuß hat(te). Ich habe das zwar gewusst, und versucht dies dezent zu steuern, aber dass er Alkoholiker ist, wurde mir erst im Herbst letzten Jahres klar. Warnungen einer Bekannten, die mich beim Kennenlernen darauf hingewiesen hatte, er sei Alkoholiker habe ich nicht ernst genommen und es für üble Nachrede gehalten.

    Ende letzten Jahres fing er an immer mehr zu trinken. Schon auf der Arbeit direkt nach Feierabend. Im März wurde es dann wirklich schlimm, es gab keinen Tag mehr ohne Alk.

    Aufgrund dessen habe ich immer mal wieder über Trennung nachgedacht, und habe ihm dennoch immer wieder eine Chance nach der anderen gegeben. Im Mai war es dann soweit, es gab Streit und er trennte sich von mir weil ich so "anstrengend, launisch, stressig" sei. Fakt war, dass ich seinen Alkoholkonsum in Frage gestellt habe, und er sich kontrolliert fühlte. Diese Trennung wurde dann 2 Tage später in eine Beziehungspause umgewandelt, er wollte einen Selbstenzug probieren, gab sich aber dann keine große Mühe mehr. Die Beziehungspause/Beziehung habe ich dann nach weiteren 2 Tage beendet, weil er keine Vorstellung hatte wie es weitergehen soll bzw. Zeit für sich brauche, was für mich nach einer Ausreden zum unkontrollierten Weitersaufen klang und ich darauf sagte, wir beenden es lieber, ich wolle mich nicht hinhalten lassen. Wenige Tage später starb mein Vater. Hier zeigte er keinerlei Mitgefühl.

    Seit November letzten Jahres ist sein Konsum rapide angestiegen, mindestens 4-6 Bier jeden Abend, manchmal eine Kiste Bier in 2-3 Tagen. Ich habe ihn auf seinen problematischen Konsum angesprochen, und er ist auch freiwillig zum Arzt, aber nie zur Suchtberatung etc. Er könne für niemand anderen und auch nicht für sich selbst mit dem Trinken aufhören. Er gab sogar zu, dass der Suff wichtiger ist als die Beziehung, die er ja am Ende als anstrengend empfand. Ich habe selbst 2 Kinder aus erster Ehe und konnte und wollte die Situation so nicht aufrecht erhalten. Mir ging es psychisch und auch physisch immer schlechter, da ich mich hilflos und ohnmächtig fühlte.

    Die Ex-Frau will ihn zurück, seitdem sie wieder Single ist (Sommer 2018). Er hat ein Interesse seinerseits immer geleugnet, aber zwischenzeitlich habe ich mitbekommen, dass er wieder bei ihr ein und aus geht. Das hat mich sehr verletzt, zumal er 2 Wochen nach der Trennung behauptet hat, jemand ganz Neues kennengelernt zu haben.

    Wenn er knapp bei Kasse war, habe ich ihm Geld geliehen. Ich habe für ihn gekocht und gewaschen, war für ihn da. Wenn ich Halt und Unterstützung brauchte, war er allerdings nicht für mich da. Er war zumeist betrunken. Kneipenbesuche hat er mir verschwiegen, trotz der Abmachung mich nicht zu hintergehen. Das hat mein Vertrauen zu ihm erschüttert.

    Unser Kontakt war bis zum Austausch unserer Sachen Ende Juni sporadisch und auf den Austausch der Gegenstände beschränkt. Die gesamte Trennung fand per Whatsapp statt, kein Gespräch von Angesicht zu Angesicht. Bei der Übergabe der Sachen, sagte er mir ich habe mich richtig verhalten, und ich sei ein feiner Mensch und sollte mich nicht von Menschen wie ihm kaputt machen lassen.

    Ich versuche loszulassen, aber es will mir nicht gelingen. Ständig drehen sich meine Gedanken darum, wie und warum es enden mußte. Meine Vernunft hat mir ganz klar den Weg gezeigt, aber die Gefühle kommen nicht hinterher....


    Es grüßt Euch
    Brokenstorm

  • Hallo Brokenstorm,

    herzlich willkommen in unserer online-SHG.

    Loslassen - eine schwierige Angelegenheit. Leider gehen Gefühle, die ja mal schöne Gefühle waren, nicht einfach auf Knopfdruck weg. Und auch wenn es nach und nach immer schlimmer in deiner Beziehung wurde, es ist ja trotzdem ein Ende, eine Trennung. Und das tut immer weh und braucht Zeit zum Heilen.

    Was machst du denn nun für dich? Tust du dir gute Dinge an? Denn das ist eine gute Möglichkeit, die Seele zu streicheln, gewissermaßen.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Liebe Aurora,
    Liebe Alle,

    ich treffe mich mit Freunden, versuche mir selbst gut zu tun, aber es gibt jeden Tag immer noch Zeiten an denen ich beginne zu grübeln....
    Da ich vor der Beziehung keine Erfahrungswerte mit Alkoholikern hatte, frage ich mich dann:
    Hätte ich etwas anders machen können? Ist das Verhalten Alkoholkranker immer rücksichtslos? Kalt? Nur auf den eigenen Vorteil bedacht? Ist es wirklich so egal was der Partner empfindet?
    Ich weiß, man kann Sucht nicht verstehen, aber das Verhalten bleibt trotzdem unfassbar.

    Liebe Grüße
    Brokenstorm

  • Hallo Brokenstorm,

    Du hättest nichts anders machen können. Ein Alkoholiker hört erst dann auf zu trinken, wenn ER oder SIE selbst es will. Und selbst das WOLLEN heißt auch noch nicht, dass es klappt, gegen die Sucht etwas tun zu können. Es muss klicken.

    Verschwende Deine Zeit nicht damit, Dir Gedanken darüber zu machen.

    Liebe Grüße

  • Ach und eines ist mir bei Dir noch aufgefallen, ich glaub schon im Vorstellungsbereich neulich. Dein Partner hat sich letztendlich ne andere Frau gesucht. Warum machst Du Deine Trennung letztendlich daran fest, dass er Alkoholiker ist? Nur weil er Alkoholiker ist, muss er nicht zwangsläufig fremd gehen. Das hat mit dem Alkohol nichts zu tun. Es gibt auch Alkoholiker, die treu bleiben und Ihre Partnerin nicht verlassen.

    Nicht jede schlechte Charaktereigenschaft ist auf den Alkoholismus zu schieben.

    Von daher würde ich mich gar nicht so über die Gründe den Kopf zerbrechen. Wichtig ist, für Dich zu sorgen und Dir Gedanken zu machen, wie Du weiter kommst.

  • Hallo Cadda,

    danke für Deinen Beitrag.

    Du hast Recht, ich hätte nichts anders machen können.

    Das mit der anderen Frau schiebe ich gar nicht auf seine Alkoholkrankheit, aber auf die Tatsache, dass er in der Phase in der die Ex-Frau wieder die Bildfläche betrat - und er sich nicht klar zu mir bekannt hat und ihren Bemühungen damit ein Ende gesetzt hätte - noch mehr als je zuvor getrunken hat und immer weiter immer mehr getrunken hat. Laut meiner Therapeutin konnte er sich wohl nicht entscheiden, und durch das gesteigerte und vermehrte Trinken hat er eine Aktion, die Trennung, provoziert. Diese neue Frau gab es nicht (Lüge), und dass da niemand anders ist (er ist jetzt zurück zur Ex-Frau) war auch eine Lüge.
    Insofern hast Du Recht, schlechte Charaktereigenschaften sind trotz Alkohol vorhanden, werden ggf. verstärkt.

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