• Hallo
    ich bin 39 Jahre alt und müsste eigendlich recht zufrieden sein mit meinem Leben. Ich habe 2 Kinder, 11 und 13 Jahre alt und bin Erzieherin von Beruf.
    Verheiratet bin ich auch und seit 20 Jahren lebe ich mit meinem Mann zusammen.
    Seit meinem 15 Lebensjahr trinke ich regelmäßig, wobei ich immer Pausen (wärend der beiden Schwangerschaften) einhalten konnte.Jetzt erlebe ich gerade meinen zweiten ambulanten Entzug und mir geht es sehr schlecht, ich glaube das liegt auch daran,das ich es nicht fertig gebracht habe irgend jemandem ausser meinem Hausarzt von meiner Alkoholsucht zu erzählen. Mein Hausarzt hat mir Tabletten verschrieben und hat gesagt, das ich innerhalb einer Woche wahrscheinlich von ca. 1,25l Wein auf 0,2 bis gar nichts mehr runter kommen würde. Ich kann das nicht glauben und die Medikamente machen mir Angst, weil ich immer so schreckliche Kofpschmerzen davon bekomme. Vor einer Woche bin ich um 23 Uhr von zu Hause weggegangen und war um 4 Uhr am Morgen erst wieder zu Hause und meine Therapeutin hat gesagt, das ich das nicht tun soll, weil das gefährlich ist. Heute war ich wieder bei ihr und habe mich nicht getraut ihr zu sagen, das ich wieder trinke. Sie ist immer noch der Meinung, das ich seit Dezember 2005 trocken bin, obwohl ich seit Mai 2006 wieder trinke. Ich habe keinen Mut ihr es zu sagen. Ich will nicht das sie mich wegschickt. Ich habe Angst, das sie mich aufgibt. Ich brauche Hilfe. Ich kann diese "Heile Familie" nicht mehr aufrecht erhalten. Der Hausarzt hat mir Distraneurin verschrieben und gesagt es hilft. Ich kann nicht mehr schlafen und meine Tage müssen weiter gehen wie immer. Was soll ich tun. Bitte helft mir. Fünf Monate habe ich durchgehalten und als ich den ersten Schluck wieder genommen hatte, wusste ich, das alles wieder von vorne anfängt und ich hatte das Gefühl, nichts dagegen tun zu können. Aber nach 39 Lebensjahren sollte mann doch endlich erwachsen werden und sein Leben in die Hand nehmen können. Das einzige das mir heute noch helfen kann, ist an den Rhein zu gehen und das schwarze Wasser anzuschauen, wenn die Dombeleuchtung aus ist. Ich darf das nicht, hat die Therapeutin gesagt, sie hat gesagt, wenn es mir nicht gut geht, soll ich in die Tagesklinik gehen. Aber wenn die mich nicht mehr raus lassen, kann ich morgen nicht arbeiten gehen und meinen neuen Job habe ich gerade erst vor den Sommerferien angefangen. Ich weiss nicht, ob das die richtige Seite für mein Problem ist, aber ich weiss, das ich jetzt Hilfe brauche. Ich habe heute Abend verstanden, das ein "heimlicher Entzug" nicht möglich ist und das man seine Familie und Freunde braucht, um zu Überleben. Durch Zufall bin ich auf diese Seite gestoßen und ich bitte um Hilfe.

  • Hallo Jochen,
    heute Nacht habe ich einfach nur Angst und ich bin sehr froh, das ich zu so später Stunde noch eine Antwort erhalten habe. Meine Terapeuthin hat schon immer gesagt, das ich mich einer Gruppe anschließen sollte, aber ich habe geglaubt, das ich das auch alleine schaffe. Ich werde mich umschauen. Ich wünsche dir alles Gute.
    Frodo.

  • Moin Frodo,

    Ehrlichkeit ist eine ganz wichtige Eigenschaft, die du bei Alkoholkrankheit praktizieren musst. Ehrlichkeit dir selbst und Ehrlichkeit deinen Nächsten gegenüber, d.h. Arzt, Therapeuten, Gruppen und auch deiner Familie.
    Wie du bereits erkannt hast, ist es alleine zu schwer, fast unmöglich, vom Alkohol weg zu kommen.
    Der erste Schritt wäre, so denke ich, zu deiner Ärztin zu gehen und die Fakten auf den Tisch zu legen. Wie soll sie dich auch behandeln und beraten, wenn sie dein Krankheitsbild falsch sieht (erkennt) und von anderen Bedingungen ausgehen muss.
    Natürlich ist das für dich ein schwerere Schritt, weil man ja auch einen vorgetäuschten Schwindel zugeben und auffliegen lassen muss. Aber das ist bei der Alkoholkrankheit nicht unbedingt ungewöhnlich.
    Da musst du jetzt durch. -
    Und du wirst sehen, wie befreiend es sein wird, wenn alles gesagt ist und eine neue Basis geschaffen worden ist.
    Also tief durchatmen und ran an die Front. Und mit offenen Karten spielen.
    Ich würde ihr sagen, dass es dir fürchterlich leid tut, sie es bitte nicht persönlich nehmen solle, aber dein Krankheitsbild sich in den letzten Monaten sehr verschlechtert hat, insofern dass du eben seit Monaten wieder trinkst. Und eben die Scham darüber dich dazu bewegt hat, nicht mit der Wahrheit ihr gegenüber zu stehen. Und dass das ja auch ein klassisches Verhaltensmuster eines Alkoholkranken (-abhängigen) wäre. So in etwa. -
    Und mit Einsicht und Wahrheit kommt man immer am weitesten. Ich denke, dass deine Ärztin da Verständnis dir entgegen bringt.

    Ich persönlich halte von Medikamentenzugabe, dass der Alkoholkonsum reduziert werden soll, überhaupt nichts. Das sind halbe Sachen.
    Es müssen Maßnahmen ergriffen werden, die dich in einen Lernprozeß begeben, dein Leben gänzlich ohne Alkohol gestalten und genießen zu können.
    Mein praktischer Hausarzt hat mich seinerzeit via Überweisung an Fachärzte in einem Klinikum (MHH Hannover) weiter vermittelt, bei denen ich gut aufgehoben war. Diese haben mir Wege gezeigt.
    Evtl. kannst du auch diese Bitte an deine Ärztin richten (oder sie fragen, was sie denn davon hält), ohne ihr den Eindruck zu vermitteln, ihre Kompetenz in Frage zu stellen. Aber schließlich wird sie ja (nur) prakt. Ärztin sein.
    Soweit erst einmal mit Schritt 1.

    Ich wünsche dir viel Kraft und freue mich, wieder von dir zu hören.

    Gruß, Freund

  • Hallo, hier bin ich wieder!
    Die Nacht war noch schrecklich, aber ich bin ein gutes Stück weiter gekommen. Ich habe meinem Mann alles erzählt und das tat gut. Da ich nicht arbeiten konnte, ist er zu unserem Hausarzt gegangen um mich Krank schreiben zu lassen. Der Arzt wollte mich Mittags sehen. Nach einem langen Gespräch, hat er mich davon überzeugen können eine Entgiftung im Krankenhaus zu machen. Morgen soll ich dort anrufen und werde wahrscheinlich am Freitag aufgenommen.Damit ich direkt alles hinter mich bringe, habe ich für heute Abend einen Termin bei meiner Terapeutin gemacht. Davor habe ich ein bischen Angst.
    Jetzt gibt es kein zurück mehr.
    Vielen Dank Euch allen!
    (Übrigens habe ich mich bei den Daten vertan, weil ich gar nicht glauben konnte wie schnell die Zeit vergeht. Das erste mal habe ich im Dez.04 aufgehört zu trinken und im Mai05 wieder angefangen.)

  • Du hast das richtige getan,offen und ehrlich sein ist das a und o,zu schämen brauchen wir uns eigentlich nicht, denn Alkoholismus ist eine teufliche Krankheit
    alles gute aus dem Dreiländereck D/F/L

  • Hallo frodo,

    wollte Dich auch noch hier im Forum willkommen heißen.

    Das hast Du alles prima gemacht, hast nicht mehr gezögert, und das war gut so. Hast Dich Deinem Mann anvertraut, ganz super !! Und auch gleich beim Arzt gewesen, alle Achtung. Jetzt hast Du eine gute Chance, wieder trocken zu werden, hoffentlich für immer.

    Ich drücke Dir ganz fest die Daumen für Deinen weiteren Weg.

    Liebe Grüße von der Lilly

  • Hallo Frodo,

    gut gemacht.

    Diese Quälerei mit den Distras ist wirklich das letzte. Alles andere findet sich schon.
    Dein Therapeut wird wahrscheinlich die Therapie unterbrechen, aber er wird mit Sicherheit kein Urteil fällen. Inwieweit eine Fortsetzung sinnvoll ist, und wann, müsst Ihr eben im Gespräch klären.

    Das ist Krankheitsalltag und als völlig normal anzusehen. Hauptsache Du bist erstmal aus dieser Isolation raus, dann fällt vieles schon leichter.

    Ich wünsch Dir alles Gute und viel Kraft

    Grüsse White

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Hallo zusammen,
    ich war bei meiner Therapeutin und es war ein sehr angenehmes Gespräch.
    Wenn ich aus dem Krankenhaus komme, werde ich weiter zur Therapie gehen.Es ist gut, das ich jetzt nicht immer ein schlechtes Gewissen haben muss, weil ich sie hintergehe oder anlüge.
    Es ist schön, so viele Rückmeldungen zu bekommen, das hilft mir sehr. Ich hoffe, das ich auch bald in der Lage sein werde andere zu unterstützen.

  • Hallo Frodo,

    das hast du wirklich gut gemacht! So viele gute Schritte in so kurzer Zeit - toll!

    Die Sache mit der Scham, naja....
    Ich denke, in dem Augenblick, indem man sich so ein Elend wie den eigenen Alkoholismus bewusst macht und danach richtig handelt (wie du jetzt gerade), kann man erst einmal stolz sein und ein bischen besser in die Zukunft blicken!

    Ich wünsche Dir viel Kraft und alles Gute!

    Peter

  • hallo frodo,

    viel glück auf deinem weg. du wirst sicher in den nächsten tagen auch mein schicksal lesen können. bis dahin wünsche ich dir von gazem herzen die stärke der abstinenz und ehrlichkeit.

    lg. ari

    Ich bin der Kapitän meines Lebens.

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