Hallo Ihr, seit ein paar Tagen bin ich erst dabei, seit August lese ich hier mit. Mir hilft seit Sonntag das Lesen im Forum jeden Tag, wenn ich auch nur ein bisschen Lust zum Trinken verspüre, wie eine Hand, die mir beim Laufenlernen hingehalten wird, falls ich sie brauche. Ich möchte anfangen, ein bisschen von mir zu erzählen, so könnt Ihr mich besser kennen lernen und mir tut es gut.
Einer der Gründe, warum ich mit dem Trinken begonnen hatte, war Unsicherheit. Ich bin ein Alkoholikerkind (beide Eltern) und kämpfe seit jeher mit dem Gefühl der Wertlosigkeit. Ich bin daher relativ leicht zu verunsichern, wenn man mir laut und unangenehm kommt. Ich habe über einen längeren Zeitraum versucht, dass mit Alkohol zu überspielen, das Ende vom Lied war aber, dass zur Unsicherheit noch das schlechte Gewissen hinzu kam und ich mich außerdem noch weniger ernst genommen fühlte (und bestimmt auch immer weniger ernst genommen wurde) - und dadurch noch unsicherer. Und dass ich süchtig nach Alkohol wurde. Dadurch habe ich mir von manchen Menschen viel zu viel gefallen lassen, da sinkt zudem das Selbstwertgefühl manchmal in den Keller...
Ich bin erst seit wenigen Tagen trocken und kann nicht sagen, dass ich vor Selbstsicherheit strotze, aber ich habe festgestellt, dass ich total dankbar und stolz bin, dass ich in diesen Tagen nicht zur Flasche gegriffen habe, obwohl ich es in einigen Situationen sonst getan hätte, sogar als ich innerlich vor Hilflosigkeit vor Wut gezittert habe. "Du kriegst mich nicht dazu," habe ich bei mir gedacht, "Du wirst schon noch sehen, wohin Dich Deine verlogenen Behauptungen führen werden - jedenfalls bringst Du mich nicht zum Trinken damit." Ich hab's geschafft, auf der Sachebene zu bleiben - und das hat mein Gegenüber mit Sicherheit nicht erwartet. Ich hatte das übrigens selbst nicht von mir erwartet.
Ich möchte in der nächsten Zeit meine Nüchternheit ganz bewusst erleben und beobachten, wie meine Mitmenschen darauf reagieren. Wenn ich beispielsweise dem, der mir immer über den Mund fährt, ganz ruhig sage: "Ich fühle mich immer ganz schlecht, wenn Du mich nicht ausreden lässt." Und wenn der mir dann z.B. sagt, ich erzähle sowieso nur Müll, einfach aufzustehen und freundlich zu sagen:" Dann ist eine Unterhaltung zwischen uns keine gute Idee, nicht wahr?" So oder so ähnlich stelle ich mir das vor, und ich spiele solche Situationen derzeit andauernd in meinem Kopf durch, in verschiedenen Varianten. Ich kann die Menschen um mich herum nicht ändern, aber ich kann mein Verhalten ändern und dadurch an Sicherheit gewinnen.
Wisst Ihr, ich glaube, herauszufinden, wer man eigentlich wirklich ist, ist ein großes Abenteuer. Man wird Menschen gewinnen und verlieren, man wird an die Wand laufen und in offenen Armen landen. Aber man muss sich nicht mehr verstellen - und das ist ein wirklich gutes Gefühl...
LG, Meni