Hallo Frozen Tears!
Wenn ich so lese was Du schreibst erinnere ich mich ein wenig daran, wie mein Vater damals mit seinen Gefühlen umgegangen ist.
Ich glaube, das er damals nicht weit genaug "in sich hinein gehorcht" hat, als ihm die Möglichkeit dazu in der Langzeittherapie gegeben wurde.
Ich mache ihm bestimmt keinen Vorwurf daraus (mal abgesehen davon, würde er dann auch nicht wieder lebendig werden... ), aber ich fange ihn jetzt besser an zu verstehen. Und das erleichtert mich irgendwie ein wenig.
Du sagtest, dass bei Alkoholikern die Fähigkeit zu kommuniezieren eingeschränkt, bzw. gar nicht vorhanden ist.
Ich habe meine Eltern immer bewundert, wie ruhig und sachlich sie miteinander umgegangen sind (obwohl sie beide abhängig waren. Meine Mutter ist noch heute abhängig), aber mittlerweile glaube ich (obwohl sie viel miteinander geredet haben), dass sie nur oberflächlich kommunieziert haben, dass sie sich gar nicht mit ihren "inneren" Problemen auseinander gesetzt haben. Vielleicht war es so eine Art Tabuzone.
So weit ich weiß, haben sie viel über uns, also ihre Töchter, geredet. Über allgemeine Familienprobleme, aber nie wirklich über das, was wirklich tief in ihnen gesteckt hat.
Ich habe, nachdem mein Vater frisch aus der Langzeittherapie kam, Ansätze an ihm beobachtet offen über Dinge reden zu wollen, die wirklich in ihm vorgingen. Aber vielleicht haben wir falsch reagiert und er hat sich wieder zurück gezogen. Schließlich wurde er ja auch wieder rückfällig und starb letztendlich an den Folgen der Sucht...
Ich glaube, er hat in irgendeiner Situation Angst vor sich selber bekommen (Angst vor dem wahren Ich? Angst vor dem Selbst?? Angst vor Schwäche, die eigentlich gar keine war???) und ist in sein altes Schema zurück gefallen, weil er damit besser umgehen konnte. Weil er es so gewohnt war.
Er kannte nur diese Art zu "leben" und hat nicht zugelassen, etwas anderes anzunehmen, anders mit dem Leben umzugehen. Und das ist auch etwas, was die Kinder von Alkoholikern annehmen. Sie bekommen diese Art zu Leben "vorgemacht". Deswegen habe auch ich solche Probleme damit gehabt, und erst durch meinen neuen Partner, der mir Unterstützung gibt wo er kann, habe ich angefangen mal "nachzuhaken", wo bei mir "der Fehler" liegt...
Ich fühle mich im Moment so (nachdem ich endlich "das Problem" analysiert habe), als wäre ich ein Computer, der formatiert wurde. Zwar ist die Software drauf, es funktioniert alles, aber ich fühle mich irgendwie leer, was allerdings ein gutes Gefühl ist. Ich habe mich noch nie so "frei" gefühlt. Und ich bin so offen für neue Dinge. Und ich bin froh, diese Chance bekommen zu haben.
@Teaser:
Wo ich gerade an dieser Stelle bin möchte ich Dich hier einmal ganz doll "drücken"! Teaser, Dein Tipp mit dem Buch "um die Kindheit betrogen" war das beste, was mir passieren konnte! Ich habe es durchgelesen und bin dabei mein Leben neu zu ordnen. Das habe ich Dir zu verdanken und darauf kannst Du stolz sein!! Ich glaube durch diesen Tipp hast DU mir einen Weg in ein neues Leben aufgezeigt. Ich danke Dir von ganzem Herzen.
Und wenn Du es schon schaffst anderen zu helfen, wirst Du auch die Kraft für Dich haben Dein Leben neu zu ordnen.
Lieben Gruß, KM