Suche Erfahrungen mit Langzeittherapie

  • Hallo Silberstreifen,

    morgen sind es 3 Wochen, dass ich hier in meiner 16-wöchigen Langzeittherapie bin.

    Bevor ich hierhin kam, hatte ich natürlich auch gemischte Gefühle. Aber ich habe bis jetzt nur positive Erfahrungen gemacht. Klar müssen die Therpeuten auch mal unangenehme Fragen stellen, aber ich habe für mich gelernt, wenn ich alle Fragen offen und ohne Beschönigung antworte, fühle ich mich sogar gut dabei. Und das sogar in den Gruppenstunden (oder vielleicht gerade deswegen).

    Am kommenden Samstag habe ich den ersten Ausgang. Komischerweise habe ich aber nicht das Gefühl, dass ich endlich mal aus dem Knast rauskomme. Natürlich gehe ich gerne heim, aber ich komm dann auch gerne wieder.

    Ich kann aber nur für mich und 'meine' Klinik https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…eim.de/4.0.html sprechen.

    Viele Grüße

    pauly

    Es ist nicht leicht, das Glück in sich selbst zu finden,
    doch es ist unmöglich, es anderswo zu finden.

    Agnes Repplier

    Abstinent seit Oktober 2006

  • Hallo Silberstreifen!
    mag jetzt paradox klingen,aber was du da so geschildert hast,hört sich gut an!!
    Ne Therapie is kein zuckerschlecken und gerade heut zutage wo überall gelder gestrichen werden,stellen gekürzt und gespart an jedem ende wird,sind viele kliniken auf patienten angewiesen und machen besseren wissens schontherapien um patienten zu halten!
    dein mann würde wenn er da abbricht nicht nur die therapie beenden,sondern auch den kampf gegen den alkohol.denn so ein abbruch ist auch immer psychisch mit viel konsequenzen für dejenigen verbunden!
    Ich gebe hier nur meine erfahrungen weiter und weiß von meinem "ex"freund,der vor nem viertel jahr seine therapie abgeschlossen hat,daß er als resume des ganzen sieht,das es da,wo er war,viel zu lasch herging,dadurch viele rückfälle waren,und ihm die therapie dadurch nicht soviel gebracht hat,wie er sich gewünscht hat.
    bestärke deinen mann,das durch zu halten!
    so leicht die klinik zu wechseln ist auch nicht,aber soweit ich weiß möglich!
    da müstet ihr mit dem versicherer,der die reha zahlt,in verbindung setzen!hoffe für euch,das dein mann es schafft!
    lg pjal

    Es gibt keine dummen fragen,nur dumme antworten!

  • Servus Silberstreifen,

    ich kann mich den bisherigen Kommentaren nur anschliessen.
    Was passiert hierbei, warum reagieren manche Alkoholiker in der Therapie so?
    Ihnen wird schonungslos "die Maske runtergerissen", "der Spiegel vorgehalten", der ganze seelische "Müll" der letzten Jahre / Jahrzehnte kommt hier komprimiert und in sehr kurzen Zeitabständen "ans Tageslicht".
    Vielleicht kannst Du Dir vorstellen, dass das nicht gerade angenehm ist. Für manchen Patienten kommt zu diesem Zeitpunkt erstmalig die Erkenntnis, was alles in seinem Leben "schief" lief (und das kann eine sehr beschönigende Umschreibung sein...).
    Warum brechen dann manche Alkoholiker die Therapie an diesem Punkt ab?
    Auch relativ einfach erklärt: wir Alkoholiker haben eine sehr ausgeprägte "Fluchtreaktion" vor Problemen. Wir haben sie jahrelang perfekt ignoriert, und was nicht zu ignorieren war, wurde kurzerhand "runtergespült". Das "Runterspülen" hat sich (zumindest in der Therapie) ja nun mal erledigt - also bleibt nur die Flucht, weg von diesem unangenehmen Dingen, die man ja gar nicht hören will, geschweige denn, sich damit zu beschäftigen.

    So, Dein Partner hat jetzt Angst davor, dass "er drankommt". Diese Angst wird berechtigt sein, denn er hat gesehen, dass bei seinen Mitpatienten "aufgeräumt" wurde, und zwar auch in den hintersten Winkeln und Schubladen. Und er ahnt, dass das auch ihm "blüht". Und er weiss weiterhin, was in diesen Winkeln und Schubladen bei ihm so "rumliegt". Das will er natürlich auch nicht sehen, dafür hat er es früher ja weggesoffen...Und schon greift bei vielen wieder die "alte Strategie": Mitleid suchen ("die sind so brutal und unfreundlich"), Verantwortung wird abgeschoben ("andere sind auch schon gegangen"), und die Flucht ergriffen...und endlich hat man wieder einen Grund zu saufen (das war ja alles so schlimm, das kann man ja nicht aushalten).

    Sorry, war jetzt etwas viel Text, aber das ist halt auch ein recht typisches Phänomen.

    Mein Tip: bestärke ihn, dass "das halt jetzt sein muss", dass er das schafft, und vor allem: "ohne" geht's schon mal gar nicht! Er muss sich mit seinen Problemen auseinandersetzen, diese aufarbeiten und neue Strategien entwickeln, sonst ist sehr schnell wieder "alles beim Alten".

    LG
    Spedi

  • Silberstreifen,

    Zitat

    Ich selber kann mir eigentlich auch nicht vorstellen, was an den Fragen der Therapeuten so schlimm sein kann.

    das kann nur der Betroffene selbst beurteilen - und das kannn ganz, ganz heftig sein. Schliesslich erkennen manche Betroffene, welch ein besch..., verkorkstes, abartiges und menschenunwürdiges "Leben" sie bislang hatten.
    Ich kann es nachvollziehen, wenn mancher dabei "am Boden zerstört" ist. Aber: derjenige wird ja nicht "alleine gelassen" in dieser Situation, er wird ja von professionellen Helfern begleitet.

    LG,
    spedi

  • hallo silberstreifen

    ich bin grade am anfang so manches mal heulend aus der therapie nach hause gegangen, hatte ne ambulante, teils aus wut über meine therapeuten, weil die meine maske gelüftet haben, da kommte ich nicht wie üblich die coole spielen die alles im griff hat, teils aus wut und verzweiflung über mich selbst, weil ich erkennen mußte wie erbärmlich ich doch teilweise war. mir half dort auch mein rumgejammer alla keiner hat mich lieb und ich habe es ja viel schwerer als andere hier nichts, die masche kennen die nämlich zur genüge. es viel mir unendlich schwer die regeln zu akzeptieren, zu begreifen das sich dort keiner manipulieren läßt. das ich dort nicht durchkomme mit all meine tricks und kniffen die ich ja jahrelang antrainiert hatte um meinen willen zu kriegen.
    erst als ich das begriffen habe ging es mir dort gut und ich konnte vernünftig an meiner trockenheit arbeiten.

    es ist sehr hart in den spiegel zu schauen aber unumgänglich wenn man trocken werden will.

    gruß doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

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