Guten Morgen,
heut morgen, beim Aufwachen, kam mir als erstes der Gedanke an Freiheit und Zufriedenheit in den Sinn und das Empfinden, frei und zufrieden zu sein. Einfach so – ohne dass irgendwelche besonderen Dinge geschehen wären.
Gestern Abend hatte ich mich mit jemandem unterhalten und dabei wieder einmal festgestellt, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben eine so lange Zeit (ein Jahr und acht Monate) alleine lebe. Eine Zeit, in der ich mit meinen guten und schlechten Tagen klarkommen muss. Nicht immer alleine, ich kann mir jemanden suchen, mit dem ich sprechen kann, mit dem ich etwas unternehme. Die erste Zeit habe ich sehr viel unternommen. Wohl, um nicht zu merken, dass ich alleine bin. Im Laufe der Wochen und Monate habe ich mir dann immer wieder Tage genommen, an denen ich nichts verabredet habe und so habe ich nach und nach gelernt, zu genießen. Der Genuss meiner ruhigen Wohnung, mich in Dinge zu verdrößeln, die mir Spaß machen. Schreiben, lesen, backen, laufen, nähen oder ein einfach mal vor dem Fernseher abzuhängen. Nur meinen ureigensten Bedürfnissen Rechnung zu tragen.
In meinem bisherigen Leben war Freizeit immer mit anderen Menschen verbunden. Mein Ex-Mann, mein Sohn, mein „Ex“, nie konnte ich mir vorstellen, ohne einen anderen Menschen in meiner unmittelbaren Nähe leben zu können. Immer wieder hatte ich mir, wenn eine Beziehung zu Ende war, innerhalb weniger Wochen etwas Neues gesucht. Immer mit der hintergründigen Angst, dass der dann doch wieder nicht bei mir bleibt. Hab vorsichtig agiert, taktiert und auch manipuliert, damit diese neue Beziehung hält. Gehalten hat keine. Ich glaube, weil ich nie gelernt hatte, alleine zu leben. Ich denke, wenn ich jetzt jemanden kennen lernen sollte, wird das anders. Ich kann gleichberechtigt und ohne Verlassenangst mit jemanden zusammen sein, weil ich weiß, dass ich alleine klarkommen kann.
Muss mich nicht mehr verbiegen und meine eigenen Bedürfnisse ignorieren und verstecken. Nicht mehr dem Anderen nach dem Mund reden oder alles für ihn tun, nur damit er bei mir bleibt. Ich denke wirklich, dass es so eine Art Erwachsenwerden ist, was ich die letzten 20 Monate durchgemacht habe. Und es fühlt sich gut an.
Dann werde ich mich jetzt mal ganz erwachsen und vernünftig auf den Weg ins Regenzimmer machen und mich anhübschen fürs Büro. Verrückt und kindlich kann ich dann heute Nachmittag durch den richtigen Regen tollen, der schon wieder an die Scheiben trommelt.
Bis denne
Ette