Rückblickend war ich blind

  • Hallo Marietherese,

    erst einmal ein herzliches Willkommen hier :D

    Es ist nie zu spät, jetzt bist Du ja hier :)
    Also so gesehen sind oder waren wir alle mehr oder weniger blind. Vieles erkennt man auch erst im nachhinein.

    Du hast Dir eine ganze Menge gefallen lassen. Gut, dass Du einen Schlussstrich gezogen hast, als auch noch körperliche Gewalt ins Spiel kam.

    Du hast das einzig richtige getan um Dich zu schützen. Du gehst sogar in eine Therapie um Dir helfen zu lassen. Jetzt ist es an Dir zu erkennen, dass Du dich nur um dich selber kümmern musst.

    Dein Freund ist süchtig. Deswegen lügt er und wird agressiv. Er schiebt Dir die ganze Schuld zu, damit er weiterhin einen Grund zum trinken hat. Allein wird er sich aus dieser Sucht nicht befreien können. Nur helfen kannst Du ihm dabei nicht. Das muss er selber wollen. Er muss sich gezielt Hilfe suchen. Er scheint noch nicht seinen absoluten Tiefpunkt gefunden zu haben.

    Liebe Marietherese, bleib konsequent und lass Dich nicht mehr von ihm runterziehen. Jeder ist für sein Glück selber verantwortlich. Kümmer Dich um dich selber und tu Dir viel Gutes.

    Grüßle
    Diandra

    Mögen alle meine Fehler sich auf ihre Plätze begeben und möglichst wenig Lärm dabei machen.

    Überwältigend was geschehen kann,
    wenn sich die Fingerspitzen zweier Menschen
    ganz leicht berühren,
    am richtigen Ort
    und zur rechten Zeit!

  • Liebe Marietherese,

    es sind Erfahrungen wie Deine, die einem die Sprache verschlagen.

    Es gibt kein Mittel nicht darauf reinzufallen und die Liebe, die meint es eigentlich nur gut und ist doch ein großer Gegner. Sie lässt uns blind tanzen, auf dem Dach.

    Ich weiß jetzt eines: was auch kommen mag, ob verlorenes Bares, Folgeschäden im Bauch oder was wir alles mit uns rumschleppen, wir schaffen das. Unsere Knochen sind vielleicht nicht mehr die Jüngsten, nicht mehr biegsam wie mit zwanzig, aber wir haben noch Mächtiges auf der Pfanne, mehr als mit zwanzig.

    Du hast richtig gehandelt, viele machen das aus Liebe, aus Unkenntnis nicht. Ich rede mit meinen Kids darüber, es hilf mir. Es haut uns immer wieder von den Beinen, es gibt kein Mittel dagegen, nichts zu verstehen, aber es gibt auch kaum Wunden, die nicht verheilen. Du hast mit 53 viel mehr auf der Pfanne als mit zwanzig und Du wirst das packen. Es gibt viel mehr Normales als wir denken, halt daran fest.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Marietherese!

    Auch von mir ein herzliches Willkommen...
    Deine Geschichte ist erschütternd, doch Du hast den ersten Schritt für Dein eigenes Happy-End getan! Dein Bericht liest sich so, als wärst Du auch eines der vielen "Stehauf-Männchen" die hier herumgeistern... Es macht Mut zu lesen, wie Du Dich befreit und Dir Hilfe gesucht hast. Das ist schön!
    Auch ich habe lange gebraucht um zu begreifen, dass ich Hilfe benötige. Aber es ist nie zu spät. Jeder neue Tag ist auch ein Neuanfang!
    Ganz lieben Gruß von KM

    Der richtige Weg ist nicht unbedingt auch der einfachste...

  • Guten Morgen Marietherese :D ...

    Auch wir anderen haben unsere Tage, an denen wir praktisch auf dem Zahnfleisch kriechen. Ich kann sehr gut nachempfinden, wie es Dir momentan geht. Aber es ist zumindest schon mal ein Anfang, dass Du das Gefühl hast zumindest zwei Schritte vorwärts und nur einen zurück zu machen... umgekehrt wäre schlimmer.
    Ich habe in letzter Zeit oft über meine Vergangenheit nachgedacht, das Umfeld wie und wo ich aufgewachsen bin. Was für verwirrende komplizierte Gefühle ich schon als Kind durchlebt habe. Als Kind galt ich immer als Heulsuse und Hypersensibel, litt an starken Stimmungsschwankungen und von meiner Pubertät möchte ich erst gar nicht anfangen :roll: ...
    Heute weiß ich dass ich als Kind und Jugendliche einfach innerlich Hilflos war mit dem, was um mich herum passierte. Das Ergebnis waren Depressionen, die sich bis heute immer mal wieder in mein Leben schummeln. Ich nenne das "in mein Loch fallen". Dieses Loch ist verherend, denn niemand kann mir da heraus helfen. Eher im Gegenteil, denn obwohl ich versuche in diesem Loch etwas dafür zu tun wieder heraus zu kommen ziehe ich meine Umwelt (meinen Partner und meine Kinder) ungewollt mit in dieses Loch mit hinein... was mich noch depressiver macht. Es ist ein Teufelskreis... Letztendlich muss ich da alleine herausfinden, allerdings falle ich nicht mehr so schnell in diese Tiefs, da ich angefangen habe meine Vergangenheit zu bewältigen...

    Dieses Gefühl von seinen schmerzenden Erinnerungen innerlich aufgefressen zu werden ist sehr schlimm und zuweilen weiß man nicht, wie man dagegen ankämpfen soll. Dann noch die Sache mit den 30 Kilogramm, die Dir zusätzlich Kummer machen. Glaub mir, ich kann Dich so gut verstehen! Ich habe vor sieben Jahren ein "Kampfgewicht" von 127 Kilo gehabt... Alles angefuttert aus Frust, Langeweile, Überforderung... Essen war oft meine einzige Freude... Geholfen hat es mir allerdings auch nicht. Es hat mich letztendlich auch nur noch fertiger gemacht... +
    Vielleicht macht es Dir Mut zu hören, dass ich heute noch immer gegen die Frustpfunde ankämpfe (mittlerweile bin ich so bei 93 Kilo, würde gerne mal einmal im Leben auf 69 Kilo runterkommen...).
    Ich habe als Kind eine Esstörung entwickelt die sich bis heute in mein Leben zieht. Zu erkennen, dass es mit der Art wie ich aufgewachsen bin zusammenhängt, hat bis etwa vor drei Monaten gedauert... Du hast es zum Glück jetzt schon herausgefunden (auch wenn sich das jetzt vielleicht blöd anhört), dass Du Dir Deine Pfunde aus Frust angefuttert hast. Somit kannst Du Dir ein neues Ziel setzen. Vielleicht hilft Dir diese Aufgabe auch dabei, Deine traurige Erinnerung zu bewältigen. Wenn Du Hilfe dabei haben möchtest gegen Deine Pfunde anzukämpfen, stehe ich Dir gerne zur Verfügung. Ehrlich!
    ...Denk einfach daran, dass wir hier alle Stehaufmännchen sind! Wir sind eben "unkaputtbar" :wink: ...

    Lieben Gruß, KM

    Der richtige Weg ist nicht unbedingt auch der einfachste...

  • hallo marie,

    etwas spät, aber dennoch :oops: ein herzliches willkomen hier.

    du hast ja schon eine menge geschafft und konsequenz bewiesen, das ist garnicht so leicht. dazu gratuliere ich dir herzlich!

    ich hoffe, dass du dich hier wohlfühlst, und wann immer du konkrete fragen hast: frag. es gibt immer welche, die dir antworten werden!

    viele grüße

    lavendel

  • Hi Marietherese ...

    Freut mich zu hören, dass Du einen zumindest bunt geschmückten Halbgrauen Tag hattest... Daas ist doch mal was :D ... Weiter so (wir schaffen das schon...)...

    Meine Deprilöcher habe ich in sofern in den Griff bekommen, weil ich in den letzten drei Monaten einiges an mir endlich begreifen konnte und in welchen Situationen ich gerne in solche Löcher falle. Mir gelingt es jetzt besser mal die Notbremse zu ziehen und einfach zu sagen "Hey, das war jetzt Mist! Aber davon lass ich mir nicht den Tag versauen..."
    Therapie? Ich bin auf dem Weg dahin sag ich jetzt mal. Hab ein paar Gespräche bei einer netten Therapeutin von der Diakonie die kostenlos sind, aber ich bin auf der Suche nach einem "eigenen Therapeuten": Wir leisten praktisch nur Vorarbeit... Aber sie macht das sehr gut... Und es hilft einfach nur mal zu reden, reden, reden...
    Leider muss ich jetzt schluss machen, Morgen früh vielleicht mehr :wink: ...
    Schönen Abend noch und lieben Gruß wünsch KM

    Der richtige Weg ist nicht unbedingt auch der einfachste...

  • Guten Abend Marietherese...

    Wie es bei mir gewesen ist? Die Vorgeschichte war schon recht "anstrengend" , kann ich nun rückblickend sagen.
    Als mein Freund mich irgendwann im November darauf immer öfter Aufmerksam machte (wobei ich oft in Tränen ausbrach), dass ich mich in bestimmten Situationen einfach seltsam (den Situationen unentsprechend) verhalte, und ich auch beim Umgang mit den Kindern gewisse "Defizite" an den Tag lege, wollte ich so nicht mehr weiterleben...

    Ich war am Rande der Verzweiflung, denn ich spürte immer deutlicher den Druck auf unserer Partnerschaft. Mein Freund konnte und sollte nicht den Therapeuten für mich machen (auch wenn mir die tiefen langen Gespräche oft guttaten, aber vieles konnte ich nicht erklären und er konnte vieles nicht verstehen. Manchmal war ich nach solchen Dialogen noch fertiger als vorher...), spielte oft mit Selbstmordgedanken herum, verwarf diese wieder, fiel in meine Deprilöcher, kam da nicht wieder heraus...

    Ich googelte dann Anfang Dezember oft im Internet. Bin als erstes auf dieses Forum gestoßen wo ich mich das erste mal in meinem Leben (!!!) richtig verstanden gefühlt habe, und dazugehörig. Es war ein erschreckendes, aber auch ein unheimlich schönes Gefühl. Ich fühlte mich die ersten Tage wie neu geboren... Allerdings war ich mit der Situation überfordert. Ich wusste zwar nun, in welche Schublade ich passte, aber wie konnte ich mein Inneres denn bitte ändern? Ich fühlte mich wie ein formatierter Computer kann man sagen... Zwar halfen mir auch die Büchertips weiter, allerdings kam ich nicht voran.

    Dann ging die Sucherei los. Ich googelte bis mir die Finger glühten und fand am anderen Ende der Stadt einen Verein, der auch erwachsene Kinder von Alkoholikern therapierte. (Manchesmal war ich recht verärgert, wie viel für nasse Alkoholiker getan wird, die trocken werden wollen. Nur nicht für deren Angehörige. Da besteht echt eine Marktlücke, wenn man so will... :roll: ). Beim Erstgespräch riet mir der Therapeut zwar zu einer Therapie, allerdings nicht in dem Stadtteil, da ich völlig fertig mit der Welt war als ich da ankam. Denn ich hatte mich auf dem Hinweg mindestens 8x verfahren und war schon kurz davor gewesen umzukehren... Er gab mir ein paar Telefonnummern mit, allerdings brachten die mich keinen Deut weiter. Ich stand wieder bei Null :cry: ...

    Da bin ich dann an den Punkt gelangt, wo ich über meinen eigenen Schatten sprang. Denn zufällig ist unser Vermieter (der mit bei uns im Haus wohnt) ebenfalls Diplom-Psychologe (er arbeitet mit Kindern und Jugendlichen zusammen, was er allerdings genau macht weiß ich nicht... :oops: ) und ich erklärte ihm, was ich für ein Problem habe, und das ich erwachsenes Kind von Alkoholikern sei. Er war total nett und hilfsbereit. Am nächsten Morgen schon klopfte er und kam mit einer Telefonliste an. So kam ich zur Diakonie.

    Dort allerdings wird nur mit "akut" Betroffenen Angehörigen gearbeitet. Ich bin da eine absolute Ausnahme und wir leisten auch nur Vorarbeit für den Tag (in hundert Jahren oder so :cry: ...) wenn ich dann man einen Therapieplatz bekommen habe... Allerdings lasse ich nicht locker und habe mal weiter im Internet geschaut und siehe da, ich fand gestern morgen einen Verein, der sich an das Leitbild (in auf erwachsene Kinder von Alkoholikern abgeänderter Form) der AA's hält. Dieser Verein ist nur für erwachsene Kinder von Alkoholikern erdacht und ich konnts erst nicht glauben, dass die einzige Anlaufstelle (SHG) in der ganzen Stadt sogar hier in meiner Nähe ist *freuwiedoof*... und dann auch noch Sitzung hat an dem tag, an dem ich sogar Zeit dafür aufbringen könnte.

    Ich war, muss ich dazu sagen, dass ich am Anfang als ich mein Problem anerkannt habe, überhaupt nicht dazu bereit war in eine SHG zu gehen... Da allerdings die Therapeutenmangelsituation mich in Zugzwang bringt, wäre ich davon mittlerweile nicht mehr so abgeneigt und bin, muss ich zugeben, sogar ein wenig neugierig... Ich glaube mittlerweile, dass ich mir das zumindest mal ansehen könnte. Nächste Woche denke ich, werde ich (mal wieder :lol: ...) über meinen berühmten Schatten springen, und da mal hinfahren...

    So, dass war meine Geschichte soweit, was ich Dir zu meinen Therapieversuchen berichten kann...

    Ich wünsche Euch allen noch einen schönen Abend! Gruß, KM

    Der richtige Weg ist nicht unbedingt auch der einfachste...

  • Liebe Marietherese!

    Vielen Dank für Deinen Zuspruch! Das tut echt gut!!
    Schönen Sonnatgabend noch und lieben Gruß, KM

    Der richtige Weg ist nicht unbedingt auch der einfachste...

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