Ambulante versus stationäre Therapie?

  • Hallo,

    ich bin hier neu und suche Rat.
    Bin seit mehreren Jahren Alkoholikerin. Ich habe mich vor ca. 2 Jahren zunächst an die Caritas gewandt, ging zu mehreren Gruppen- bzw. Einzeltreffen. Hatte dann den Eindruck - so schlimm ist es doch nicht, Du hast das alles im Griff. Irrtum, nach einigen Wochen der Abstinenz begann der Kreislauf wieder von vorn. Kontrolliertes Trinken war mir eben nicht möglich. Anfang des Jahres habe ich dann nach langer Wartezeit einen Therapieplatz bei einer Psychotherapeutin ( 1 Sitzung wöchentlich) bekommen. Zunächst ging auch alles gut und ich blieb ein paar Wochen trocken. Auf Anraten meines Hausarztes hatte ich die Alkoholmenge langsam reduziert und habe dann nichts mehr getrunken. Das hielt aber leider nur etwa 4 Wochen vor. Ich bin jetzt also an einem Punkt, wo ich mir eingestehen muss, dass es so nicht funktioniert. Ich habe mich entschlossen in der nächsten Woche zu einer Suchtberatung zu gehen. Will mich über Möglichkeiten der Entgiftung und vor allem über die sich dann anschließenden Therapiemöglichkeiten erkundigen. Jetzt also meine Frage. Was hat mehr Erfolgsaussichten - eine ambulante oder eine stationäre Therapie? Wäre sehr dankbar für jede Art von Info.
    Ich muss dazu sagen, dass ich panische Angst vor einer stationären Therapie habe, verbinde damit so eine Art Gefängnis.

    Vielen Dank im Voraus.

    Alice

  • Servus Alice,

    da kann Dir leider keiner so richtig raten - das ist schon sehr individuell.

    Woher kommt Deine Angst vor einer Stationären Therapie? Wie kommst Du darauf, das könnte eine Art Gefängnis sein / sich so anfühlen?

    LG
    Spedi

  • Hallo Spedi,

    mag ja irrational sein. Ich assoziiere halt so Dinge wie "Wegschließen, Einsperren". Bin im Internet einige Male über solche Hinweise gestolpert. Kein Handy, keine Besuche etc. über mehrere Wochen. Mal abgesehen von meiner beruflichen Situation - selbständig - kann ich mir das für mich nicht vorstellen.

    Gruß

    Alice

  • hi alice,

    lass dich nicht verrückt machen. ich hab noch nie gehört, dass es gefängnis-ähngliche zustände in deutschen einrichtungen dieser art gibt. und schlimmer wie vom alkohol gefangen zu sein kann ich mir sowieso nur wenige dinge vorstellen. und die haben nix mit ner therapie zu tun.

    also ran an den speck. informiere dich und such dir das aus was für dich am besten erscheint. wie schon vorher erwähnt ist das eine sehr indiv. geschichte.

    alles gute und bleib dran
    carnel

    7. Juni 2005

  • Servus Alice,

    also, Kontaktsperren und Telefonverbote gibt es bei diversen Langzeittherapien in geschlossenen Einrichtungen schon.

    Und ich möchte gleich aus eigener Erfahrung hinzufügen, dass ich die für gut befinde!

    Beides sind Maßnahmen die es dem Kranken ermöglichen sollen, dass er sich ganz auf seine Therapie einlassen kann, ganz dort auch "ankommen" kann.
    Angenehmer Nebeneffekt: ich habe dabei auch wieder gelernt, mich in meinen Aussagen auf das wichtigste zu beschränken und exakt zu formulieren, denn mangels Telefon ändert sich die Kommunikation zum Brief (ja, das waren diese handgeschriebenen Blätter, die früher mal der Postbote brachte).

    Berufliche Situation? Nun, die kann durch Saufen auch nicht gerade besser geworden sein, oder? Selbständigkeit hin oder her - das sind Ausreden, und Du weisst das auch.

    Ich lese hier zwischen den Zeilen, dass Du Angst vor einer Langzeittherapie in einer geschlossenen Einrichtung hast.
    Diese Angst hatte ich auch. Warum? Weil ich mir eingestehen musste, dass ich Alkoholiker bin und zum Trockenwerden externe Hilfe brauche!!
    Kann es sein, dass Dich auch diese Angst umtreibt? Es wäre nur nachvollziehbar...

    Aber als Fazit meiner LZT kann ich Dir nur sagen, ich habe es genossen - es war ein wohltuender, geschützter Raum, in dem ich einen Teil meiner neuen Strategien zum trockenen Leben ausprobieren konnte, ohne gleich das volle Rückfallrisiko tragen zu müssen. Ich kann nur gutes daran finden und gehe auch jetzt noch jedes Jahr zum Ehemaligentreffen!

    LG
    Spedi

  • @Snow: dann beantworte mir doch bitte folgende Frage:

    Was passiert mit Deiner Selbständigen Tätigkeit, wenn Du wegen eines Delir ins Koma fällst und einfach mal 14 Wochen in der Klinik verbringst, davon die ersten 6 Wochen auf Intensivstation?

    Das -und nichts anderes- meine ich mit

    Zitat

    Selbständigkeit hin oder her - das sind Ausreden, und Du weisst das auch.

    Aber es ist ja an der Tagesordnung, dass viele Neuzugänge besser wissen, wie ein sinnvoller Beginn der Trockenheit aussieht. :roll:

    LG
    Spedi

  • Hallo Alice,

    nachdem bei Dir schon mehrere Anläufe gescheitert sind, wäre vielleicht mal die Chance es zu schaffen in einer stationären Klinik doch grösser. Oder was meinst Du?
    Meine Frau Iris war in einer Klink in der man nicht eingesperrt wurde. Man durfte auch in die nah gelegene Stadt zum Bummeln oder so. Alkohol war natürlich verboten. Man musste halt immer wieder mal "blasen".
    Meine Frau hat mir aber in der Anfangszeit Ihres Aufenthalts erzählt - dass jedesmal wenn Sie in die Stadt ging, bekam Sie irrsinnigen Durst. Man hat Ihr erklärt, das das Ganze vom Kleinhirn käme. So würde das Gehirn den Alkohol der ja dann in Reichweite ist von Ihr fordern.
    Du siehst also selbst in der Kilnik ist der Kampf gegen den Alkohol noch groß genug. Vielleicht muß man sich dann in einer ambulanten Therapie nicht auch noch diesen Gefahren aussetzen und kann in der Klinik stationär erst mal alles in Ruhe lernen.

    Vielleicht schaust Du ja mal auf meine Seite. Dort wirst Du sehen, wie es endet, wenn man den Lampf gegen den Alkohol verliert.
    Gruß Claus

  • Hallo,

    vielen Dank für die Informationen. Werde morgen zur Suchtberatung gehen und mich beraten lassen.

    Alice

  • Zitat von Sensei


    Ich gebe nicht viel auf die Aussagen von Leuten, die einem Gefängnisfeeling von der LZT vermitteln wollen. Es ist immer das, was ich daraus mache, reine Einstellungssache. Weiss ich alles besser und wehre mich gegen alles werde ich wohl das Gefühl haben im Gefängnis zu sein. Nehme ich dagegen dankbar die Hilfe an, die mir in so einer Einrichtung geboten wird, dazu gehören eben gewisse Regeln, auch wenn sie nicht immer auf Anhieb verständlich sind, habe ich gute Chancen auf Erfolg.

    Hallo alice,

    ich kann mich Senseis Ausführungen bedingungslos anschließen: Ich bin jetzt seit 13 Wochen in meiner LZT und kann nur berichten, dass ich mich hier so wohl fühle, wie schon lange nicht mehr.
    Wie Sensei sagt, ist es aber eine reine Einstellungssache: Ich muss mich einlassen und es zulassen. Je offener und unvoreingenommener Du an die Therapie rangehst, desto schneller wirst Du Dich gut aufgehoben fühlen und die Erfolgschanchen steigen umso mehr.

    Zu den ambulanten Therapieformen kann ich leider nichts sagen.

    Liebe Grüße und viel Erfolg

    pualy

    Es ist nicht leicht, das Glück in sich selbst zu finden,
    doch es ist unmöglich, es anderswo zu finden.

    Agnes Repplier

    Abstinent seit Oktober 2006

  • Ambulante & teilstationäre Therapien haben als Bedingung, den Alltag abstinent bewältigen zu können. Es gibt sehr viele Klienten, die diese Bedingung nicht erfüllen.
    Darüber hinaus ist es für viele nötig, sich dem täglichen Geschäft zu entziehen, also Abstand von allen belastenden Alltagsangelegenheiten zu bekommen. Das betrifft die am ehesten, die ihren Tag mit Familie, Beruf & ehrenamtlichen Tätigkeiten vollgestopft haben, just jene, die sich am ehesten eine ambulante Therapie wünschen.
    Stationäre Therapien allerdings machen meiner persönlichen Einschätzung nach nur unter fachlicher Anleitung Sinn.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

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