Fast am Ende der Kraft .......

  • Hallo zusammen,

    eine sehr lange Zeit lese ich hier schon mit. Eigentlich müsste ich nicht schreiben, denn wenn ich die Geschichten hier lese, müsste ich nur die Namen gegen unsere tauschen uns schon ist es irgendwie unsere. Oder vielleicht auch nicht, ich weiß es einfach nicht mehr.

    Momentan bin ich innerlich leer, ein Gefühl von Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit macht sich in mir breit. Es ist eine Achterbahn der Gefühle die ich gerade durchlebe.

    Hier ein wenig zu meiner Geschichte:

    Kennen gelernt habe ich ihn vor knapp zwei Jahren, eben ein lustiger Zufall. Irgendwie passte alles zusammen und so zogen wir ein halbes Jahr später zusammen. Bis zu dem Zeitpunkt war eigentlich alles so wie man es sich wünscht. Es war ein sehr schönes miteinander. Oftmals brauchten wir nicht einmal Worte um uns zu verstehen. Alles lief rundum sorglos, glücklich.

    Und dann begann sich irgendwie alles zu ändern. Anfangs dachte ich es läge an der vielen Arbeit (er hatte viel Stress, ich den Stress und dazu unser Heim renovieren, Umzug Stück für Stück). Anfangs merkte ich nicht, dass er mehr als üblich trank.

    Als das schlimmste überstanden war, machte sich anderer Stress bemerkbar. Er 3 Kinder von denen er bei zweien mit dem Jugendamt Stress hat und eine ehemalige Selbständigkeit die lange beendet ist und aus der es auch einiges zu regeln gab. Nach und nach hab ich einige Dinge mit ihm regeln können, aber besser geworden ist es dadurch nicht.

    In der ganzen Phase muss es dann angefangen haben und nach und nach merkte ich es, schwieg aber ne lange Zeit weil ich mir nicht sicher war. Reden in seinem Zustand wurde für mich immer schwieriger, weil ein falsches Wort, eine falsche Betonung und er war entweder sauer, beleidigt oder hat einen dann völlig ignoriert. Ich hab dann innerlich beschlossen nicht mehr mit ihm wichtige Dinge zu bereden, wenn er etwas getrunken hat. Das hatte zur Folge das wir mittlerweile so gut wie gar nicht mehr reden, weil Tag täglich der Alkohol sein Begleiter ist.

    Auf Fragen warum er soviel trinkt, kamen Antworten wie „weil ich Durst hab“, oder „um müde zu werden“ oder „weil es mir dann gut/besser geht“. Alles Antworten die für mich nur schwer zu verstehen sind. Dazu kommen dann ab und wann seine „Ausbrüche“, wo er sehr verletzend wird. Er beschimpft mich dann, dass ich auf seinen Gefühlen rum trete, ihn schlecht behandle, ihn erniedrige, nicht würdige was er tut, ihn demütige usw. usw.

    Versucht man mit ihm zu reden läuft es immer darauf hinaus, das er gar keine Probleme hat und ich sie mache. Ein auf und ab eben. Seinem Reden nach bin ich irgendwie an allem Schuld und die Situation wie sie zurzeit ist, hab vermutlich auch ich zu verantworten.

    Irgendwann kam der große Knall, Weihnachten, da bin ich dann abgehauen weil er völlig die Kontrolle verlor. Da kam dann eine Nachricht von ihm, das er einsieht das was falsch läuft, er professionelle Hilfe braucht und unter welchen Vorraussetzungen ich wieder Heim komme. Ich schrieb ihm dann, wenn er wirklich Hilfe will, dass er das nicht allein durchstehen muss, dass ich für ihn dann da sein werde. Ein paar Stunden später kam dann ne Nachricht, das ich besser da bleiben solle wo ich bin, zu Hause würde ich nur ein besoffenes abgebrannte Wrack vorfinden. Ich fuhr am nächsten Tag aber doch nach Hause und wir haben eine Weile geredet, was man machen kann usw. Ich sagte ihm dass es mir überhaupt nicht gefällt wenn er jeden Tag trinkt. Wir schlossen dann einen „Deal“ Er wollte für den Anfang während der Woche nichts mehr trinken. Das gelang ihm auch einigermaßen gut. Ich merkte schon, dass es ihm schwer fiel. Schweißausbrüche in der Nacht. Am Wochenende fragte er dann ob er ein Bier trinken dürfte, er trank dann zwei bis drei und gut. Ich lobte ihn für die kleinen Erfolge, sagte ihm das ich stolz drauf sei, das er es einigermaßen im Griff hat Dann gab es mal gab es einen leichten Streit, er sagte mir dann, das er nur wegen mir den Alkohol minimiert, weil ihm etwas an mir liegt. Weil die Auseinandersetzung so was von daneben war, sagte ich ihm dann dass er es nicht wegen mir tun solle, sondern für sich selbst. Da war ich dann in seinem Augen gemein und das das wirft er mir jetzt noch vor.

    Ein paar Wochen hatte er sich so unter Kontrolle, doch seit Februar ist es wie es war. Jeden Tag Bier und harte Sachen dazu. Reden können wir kaum noch weil sein Tagesablauf jeden Tag der Gleiche ist. Aufstehen, arbeiten nach Hause kommen, essen, dann ein wenig was tun, PC und dann schlafen. Ab dem Zeitpunkt wo er ein wenig rumwuselt ist Bier im Spiel. Also hab ich ihn pro Tag maximal 30 Minuten wo er nüchtern ist.

    Wie ich mich fühle, was ich denke, das muss ich Tag für Tag in mir begraben, ich kann es nicht mehr loswerden. Also ein tägliches „runterschlucken“ der eigenen Bedürfnisse. Leicht ist es wirklich nicht im Moment und ich fühle mich gefangen. Gefangen deswegen, weil er ohne den Alkohol so ein Herzensguter Mensch ist der so viele gute Dinge tut. Und er tut wirklich einiges und dafür liebe ich ihn. Ich weiß auch, dass er mir nie etwas Böses will oder tut.

    Wenn ich einen Wunsch frei hätte der mir erfüllt werden könnte…. Ich würde mir den Mann wünschen den ich mich einst lieben lernte, dem ich blind vertraute, den ich ohne Worte verstand, der seine Gefühle zeigte oder sie einen spüren ließ.

    Und nun sitze ich hier, mein Verstand sagt GEH, doch mein Herz sagt BLEIB, denn die HOFFNUNG stirbt bekanntlich zuletzt. Ich weiß leider nur nicht wie lange ich die Kraft dafür habe zu hoffen.

    Ist ziemlich viel geworden und ich könnte noch so vieles schreiben, aber ich will mal die Lesebereitschaft nicht überstrapazieren.

    Danke fürs lesen !

    Grüße von
    TiN
    -----------------------------------------
    ich wollte siegen,
    wollte groß sein,
    meine gefühle wollt ich los sein,
    doch jetzt steh ich hier und bin allein

  • hallo teufelchen,

    willkommen hier im forum.

    ja, deine geschichte ähnelt ganz vielen hier, das hast du ja schon raus. dann hast du sicher auch schon gelesen, dass es aus solch einer situation nicht viele wege gibt. dein freund muss von selbst aufhören wollen, sonst nützt all dein schimpfen, reden und weglaufen nichts.

    er bräuchte erst einmal eine professionelle entgiftung, das heißt im krankenhaus (siehe seine entzugssymptome) und dann eine art von nachsorge, wobei es da viele möglichkeiten gibt. eine suchtberatungsstelle ist hierfür die richtige anlaufstelle. aber all das funktioniert eben nur, wenn er das auch will.

    du musst für dich überlegen, was DU willst. die gute fee, die dir den mann von früher wiedergibt, gibt es nicht. also musst du was tun :wink:, nämlich dir einen plan für DEIN leben überlegen. willst du so weiterleben? willst du es anders? wie willst du es? und wo kannst DU ansetzen? dazu gehört auch, sich, seine gefühle und bedürfnisse ernst zu nehmen und nicht immer zurückzustecken.

    der alkoholker braucht einen tiefpunkt, damit er etwas tut. manchmal ist so ein tiefpunkt der führerscheinverlust, ärger auf der arbeit oder eben die angst vor dem verlust der partnerin/familie. du solltest ihm in einem nüchternen augenblick sagen, wie es dir geht und wie du dir ein SCHÖNES gemeinsames leben vorstellst. und dass du das leben an der seite eines nassen alkoholikers nicht willst und er sich überlegen möge, was ihm wichtiger ist, du oder der alkohol. aber pass auf, keine leeren drohungen auszusprechen, dann wirst du unglaubwürdig. wenn du also sagst "wenn..., dann..." musst du drohungen auch umsetzen.

    gruß

    lavendel

  • Hallo Lavendel,

    Danke für Deine Worte.

    Ja ich habs vom Kopf her begriffen. Aber was tun wenn Kopf und Herz gegenteiliges sagen. In meinen Gedanken weiß ich was zu tun ist, ab auf den Dachboden, Kartons holen, packen, gehen. Aber in der Realität nicht einfach umzusetzen. Das es die gute Fee nicht gibt, auch aus dem Alter bin ich raus. Immerhin hab ich gestern angefangen mich nach Wohnungen umzusehen. Am Mittwoch zwei Termine wo ich mir welche anschauen kann. Einerseit ein gutes Gefühl, anderseits zerreißt es mich. Mein Gefühlsleben steht völlig auf dem Kopf. Dieses ewige hin und her .... am Rande des Wahnsinns. Es gibt Momente da bin ich so voll Zuversicht und dann kommt der Moment wo ich alles hinwerfen könnte. Es sind immer die Momente wo er so richtig verletzend wird, einem Vorwürfe macht man sei ein böser Mensch der es darauf abgesehen hat ihm allein weh zu tun . Und man steht da und fragt sich warum ??? Warum hilft man immer und immer wieder, warum ist man da wenn er einen braucht ??


    Um Deine Fragen zu beantworten....

    NEIN so will ich nicht weiterleben. Denn das ist kein Leben!

    Ja ich will es anders und ich weiß das nur ich es für MICH und nicht für IHN ändern kann.

    Ansetzen ..... tja der erste Weg wäre mich selbst wiederfinden, mein Bedürfniss mich jemanden mitzuteilen der versteht wie ich mich in etwa fühle, das versuche ich hier. Schwierig weil ich momentan verwirrt, uferlos, haltlos bin. Igerndwie wie ein hilfloses verletzes Tier. So könnte man es beschreiben.

    Das mit dem Tiefpunkt verstehe ich, nur wird es nichts bringen, weil er sieht das Problem nicht bei sich sondern nur bei mir. Wenn ich nur an den letzten Samstag denke, da hatte er seinen letzten "Ausbruch" . Ich sagte ihm da auf seine Frage was wir abends essen wollen, das es mir egal ist was wir essen (sagt er auf meine Frage hin auch immer). Nachdem er dann brummig in die Küche ging, Musik laut und mit Töpfe und Pfanne laut wurde, bin ich hin und verabschiedete mich für den Abend. Nachdem ich auf die Frage was mit ihm los ist keine Antwort bekam, sagte ich ihm das das ich sein Verhalten nicht gut finde und bin dann ins Wohnzimmer gegangen um fern zu sehen ... mich ablenken. Er kam dann und fragte was das soll das ich mich verabschiede für den Aben. Ich sagte ihm dann ruhig das ich zu dem Zeitpunkt keinen Sinn sehe zu reden, weil es nichts bringen würde. Es kam was kommen mußte, er hat dann die Tür so dolle zugeworfen das die Scheibe in Stücke sprang. Hat mich mächtig erschrocken. Dann knallen wieder die Töpfe und Schränke. Ich hatte gewaltig Panik. Er kam dann noch mal rein und sagte "Ich koche dann heute nicht mehr" Sagen konnte ich nichts. Nach einer Weile holte ich dann Besen und Kehrblecht um die Scherben zu beseitigen, er saß in der Küche. Als ich so am zusammenfegen war stand er dann da, mit Besen und half. Er fragte mich ob es mir Spaß macht ihn zu "provozieren" Ich sagte ihm dann nochmal was ich dachte aber kaum eine Reaktion. Als alles fertig war saß ich dann auf dem Sofa, noch geschockt und weinte. Nach einer Weile kam er dann setzte sich zu mir. Bemerkungen wie "Alle Alkoholiker sind scheiße, usw" kamen dann. Er nahm mich in den Arm und entschuldigte sich für das was passierte. Ich sagte ihm das ich Angst habe. Er schaute nur einen Moment und sagte das er mir nie etwas tun würde. Was ich ihm auch glaube. Ich glaube nicht das er mich physisch verletzen wird, aber er versteht nicht das er mich durch seinen Alkoholkonsum psychisch verletzt. Das es mir weh tut, was der Alkohol aus ihm macht und ich spreche nicht nur vom Verhalten. Er meinte dann nur noch ich solle doch mal meine Blockade im Kopf locker machen und das es viele Menschen gibt die mich lieben. Tja und dann sagte er noch "Dummerweise gehöre ich auch dazu" Dann hat er doch noch was zu essen gemacht und ist danach ohne ein Wort ins Bett.

    Gestern haben wir nur ganz wenige Worte gewechselt und das obwohl es sicher nach dem Vorfall einiges zu klären gab. Aber da er Nachmittags schon wieder mit Bier anfing, hat sich das Reden wieder erübrigt. Er ging dann um neun schlafen, länegr konnt er wohl nicht trinken. Auch heute kein Ton von ihm, ok bin auch so gegangen ohne was zu sagen ... er schlief ja noch (normalerweise sag ich aber immer "Tschüss")

    Nun ist halt wieder Funkstille angesagt, wie immer eigentlich. Was es schwer macht den nüchternen Augenblick abzupassen um mit ihm zu reden. Denn bei seinem Tagesablauf, der immer der Gleiche ist, bleibt da kaum ne Möglichkeit zu reden und nach so nem Trouble noch viel weniger. Mit Glück bin ich vor ihm zu Hause und dann besteht zumindestens ein Hauch von einer Chance ihn nüchtern anzutreffen. Wenn ich zu spät zu Hause bin, also nach ihm ist es eben zu spät. Aber es muß bald was passieren.

    Menno und wieder ist es so viel geworden , aber auch daran merke ich das Eile geboten ist, bin kurz vom zerplatzen, mit meinen wirren Gedanken. Aber so sieht es leider in mir raus und ich tue mich schwer daran "aufzuräumen" und zu "sortieren"

    Grüße von
    TiN
    -----------------------------------------
    ich wollte siegen,
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    meine gefühle wollt ich los sein,
    doch jetzt steh ich hier und bin allein

  • hallo teufelchen,

    schreib du nur mal ruhig viel, das tut bestimmt gut, und du wirst auch reaktionen bekommen, wie man dich und dein verhalten von aussen sieht. manches wird dir vielleicht nicht schmecken, aber denk immer dran, dass wir hier wissen, wovon wir reden :wink:.

    das mit den gefühlen kenne ich auch nur zu gut. wenn mein freund mal einen tag nüchtern war, wir ein paar schöne telefonate hatten hab ich mich wieder gefragt, ob ich spinne. als nächstes hab ich mich gefragt, ob ich das schöne mit ihm - was es zwischendurch immer mal wieder gab - missen möchte. dann hab ich mich gefragt, ob ich sechs jahre einfach so wegwerfen möchte.

    wenn es aber wieder los ging mit trinken, mit schimpfen, mit gemeinheiten und ungerechtigkeiten "du tust mir weh, du bildest dir das ein, du machst mir das leben zusätzlich schwer, du lässt mich im stich...." bis hin zu türen knallen, telefon auflegen.... dann wusste ich, dass ich NICHT spinne, dass ich so NICHT weitermachen will - bei aller liebe, die nach wie vor für diesen mann da war (ist). bei mir war der "klick", mein persönlicher tiefpunkt, dass ich mir auf der autobahn überlegt hab "warum reiss ich jetzt eigentlich das steuer nicht rum, dann isses alles vorbei".- da hab ich mich so über mich erschrocken, und alle meine kräfte mobilisiert, mich abzugrenzen, wieder zu mir und meinem wollen zu finden und mein leben zu leben - unabhängig davon, was mein freund tat oder auch nicht.

    leicht war das nicht, natürlich war ich ständig in gedanken bei ihm, aber ich habe schritt für schritt wieder etwas eigenes begonnen. mit freundinnenn ausgehen, kino, theater, oper, für mich alleine schön kochen. ich hab das auch nicht GEGEN ihn gemacht - auch wenn der das so gesehen hat - sondern FÜR mich. langsam kam dann die lebensfreude zurück und damit auch ein gefühl für das, was mir MIT meinem trinkenden freund alles entgeht. und da war ich dann so weit zu sagen "entscheide dich zwischen dem alk und mir". dieses ultimatum hab ich ihm aber erst gestellt, als ich mir ganz sicher war, dass ich ihn wirklich verlassen würde, wenn er weitertrinkt.

    ich hab dazu auch einen nüchternen moment abgepasst. wie wäre es denn bei euch morgens? da ihr zusammen wohnt, müsste das doch machbar sein. geh mit ihm spazieren und sag ihm, was du willst. ich hab das bei mir lange schriftlich vorformuliert, immer wieder gefeilt und dann fast auswendig gelernt, um eben keine emotionalen ausbrüche oder anschuldigungen zu haben. das kann ich nämlich auch :wink:, aber das ist kontraproduktiv. ich hab ausschliesslich von mir geredet, wie ich mich fühle, was ich will und was nicht.

    mein freund hat das problem auch bei mir gesehen und nicht bei ihm. aber zumindest hat er nach besagtem gespräch angefangen nachzudenken. er war ganz still, und das passierte bei ihm sonst selten, sonst hat er immer verbal draufgehauen, wenn ich gemeckert hab. deshalb: ruhig, konzentriert und mit ernst mit ihm sprechen. keine vorwürfe.

    ja, ich kann dir nur viel kraft wünschen. der weg ist schwer, ich weiss das, und er dauert. aber es lohnt sich.

    lieben gruß

    lavendel

  • Hallo teufelchen,

    Gerade las ich bei Dir die "Kochstory" und gruselte mich grad ein bisschen. Die hätt ich original genauso schreiben können, bloß das ich der nasse Alkie war und mein Mann an "allem Schuld". Jo, so war datt hier auch. Ich hab ihm an allem Schuld gegeben, warum auch nicht, prima Grund, mir gleich wieder ne Breitseite zu verpassen.

    Er KONNTE mir gar nichts recht machen. Ich suchte geradezu danach, wieder nen Grund zum Saufen zu finden. Und meine ganze Unzufriedenheit an ihm auszulassen. Das ein oder andere ging auch zu Bruch, zwar nicht absichtlich, aber so als total überzogene Reaktion, Schränke vor Frust zuschmeissen, gegen Türen vor Wut treten (aua) etc.
    Es ging ja gar nicht um die Sache selber...

    Als ich trocken wurde, kam die Zufriedenheit bei mir von allein zurück. Ich sah, das ich mich in vielen Dingen ändern muß. Das tat ich dann. Solchen Ärger wie damals hat es hier nie wieder gegeben.

    Sicher gibt es heut auch Streit, aber ich reagiere da nie mehr so überzogen drauf. Ich geh dann einfach weg, wenn es mir echt zu blöd wird, weil es sich meist um totale Peanuts dreht. Früher wäre ich da wieder ausgeflippt, heut ist es nur noch verbrannte Zeit für mich, ich der ich was besseres machen kann.

    Was ich Dir damit sagen will: Der Alk verändert uns dermaßen, das wir wirklich unausstehlich werden, bei mir war es zumindest so. Und wir fühlen uns noch im Recht dabei, sind selber immer die Armen, denen so böse mitgespielt wurde. Der Alk verändert vollkommen unser Wesen, immer mehr. Ich war gar nicht mehr ich.
    Ich mußte mich eigentlich wieder ganz neu kennenlernen, als ich trocken wurde, war auch erstaunt, was ich alles kann, wovon ich gar nix wußte :shock:

    Du bist NICHT an allem schuld, lass Dir sowas NICHT EINREDEN ! Am Ende kommt es dann nämlich soweit, das Du es selber glaubst. Und dann zerbrichst Du daran, fühlst Dich schlecht und minderwertig.
    Dann lieber beizeiten die Notbremse ziehen. Auch wenn Du jetzt gehst, wird es Deinem Partner helfen, nicht schaden. Er wird so schneller seinen Tiefpunkt erreichen, so brutal sich das auch anhört. Erst dann hat er eine Chance, was für SICH zu tun, eher wird datt leider nix.

    Du mußt was für Dich tun, sonst gehst Du dabei kaputt. DU stehst bei Dir an erster Stelle, nicht ER. Außer natürlich, Du willst als Häufchen Elend irgendwo inne Ecke hocken... Aber wer will das schon ?
    Das alles hinterlässt auch Spuren an Deiner Psyche, das geht da nicht alles spurlos dran vorbei.

    Ich wünsche Dir alles Gute auf DEINEM Weg und freue mich, bei Dir weiterlesen zu dürfen.

    LG an Dich
    Lilly

  • Hallo Lavendel,

    ich kann einiges vertragen, keine Sorge auch negative Reaktionen. Ich bin schließlich auch ein Mensch der seine Vergangenheit hat, die nicht immer gut war. Und perfekt bin ich auch nicht, hab auch so meine Macken. Wer ist auch schon perfekt. Wie gesagt ich lese schon sehr sehr lange hier mit, ich glaube jetzt ein knappes ¾ Jahr. So lange brauchte es mich anzumelden, um meiner Seele Luft zu machen. So lange habe ich mich gedreht und gewendet. Versucht allein damit klar zu kommen. Da ich jetzt an einem Punkt bin, wo ich nicht mehr weiterkomme habe ich mich zu diesem Schritt entschlossen.

    Tja leicht war es nicht hier her zu kommen bzw. mich anzumelden. Das Lesen ist eine Sache, aber zu schreiben eine andere. Aber nun bin ich hier und es tut verdammt gut. die Gedanken auszutauschen. Dafür an dieser Stelle schon mal ein Dank loswerden möchte.

    Diesen auf und ab das macht einen echt wahnsinnig. Manchmal frage ich mich ob ich nicht bald auf die Couch muss. Bin ich vielleicht schon verrückt, bilde ich mir alles ein ?? Wie tief muss man eigentlich sinken um zu begreifen. Denn auch ich hatte einen ganz bösen Tiefpunkt. Dank eines Freundes, dem ich da im wirren Kopf eine SOS-Nachricht geschrieben hatte, bin ich noch hier. Aber das war wohl nicht tief genug. Genauso sein Verhalten vom Wochenende, das scheint auch bei mir nicht zu wirken. Und das obwohl ich richtige Panik hatte. Und so kämpfe ich mich von Tag zu Tag und immer wieder ein Fünkchen Hoffnung.

    Mir gefällt es so nicht. Es gab Zeiten da freute ich mich nach Hause zu kommen. Weil egal wie der Tag auch war, egal was für ein Stress, ich brauchte nur in die Augen meines Freundes zu schauen und ich wusste alles wird gut. Und wie ist es jetzt ??? Wenn ich nach Hause fahre, denke ich nur noch was passiert heute ?? darf ich etwas sagen und wenn ja wie muss ich es dann sagen, damit alles ruhig bleibt. Ein trauriger Zustand, ich weiß.

    Da er unterschiedliche Arbeitszeiten hat, er als Monteur viel unterwegs finde ich ihn morgens meist schlafend vor, klar nach der Menge des Alkohols am Vorabend braucht der Körper es irgendwie. Sollte er schon wach sein, sitzt er vorm PC und da kann man nicht reden weil er einem das Gefühl vermittelt ihn zu stören. Es ist einfach schwer an ihn ran zu kommen. Und ich muss auch gestehen das ich Angst davor hab. Warum ?? Angst der Situation nicht mehr gewachsen zu sein. In mir hat sich mittlerweile so viel angestaut, ich glaube wenn ich erst mal loslege ist alles zu spät. Da sind so viele Emotionen die ich einfach geschluckt habe, und die da in mir begraben sind, wenn ich die rauslasse das könnt ein Inferno geben. Leider….

    Ich hab auch eine Zeit angefangen nur für mich etwas zu tun. Das ging sogar soweit das ich mich allein in ein Café gesetzt hab. Am Nachbartisch saßen einige Leute in meinem Alter, kamen ins Gespräch… und ich glaube ich saß 3 Stunden da und nur am reden ohne darauf zu achten was und wie ich etwas sagen muss. Das war völlig verrückt.

    Es ist ja auch nicht das erste mal das ich mit übermäßigem Alkoholkonsum konfrontiert werde, meine Mutter hat dieses Problem auch. ER weiß es auch, warum ich gerade damit ein Problem hab. Aber was sagte er so schön „Mich interessiert deine Vergangenheit nicht“ Und somit dreh ich mich im Kreis

    Und wieder ist es ein Roman geworden……

    Grüße von
    TiN
    -----------------------------------------
    ich wollte siegen,
    wollte groß sein,
    meine gefühle wollt ich los sein,
    doch jetzt steh ich hier und bin allein

  • Hallo Lilly,

    danke auch Dir für Deine Worte.

    Ja du hast Recht, manchmal kommt mir der Gedanke an allem Schuld zu sein. Egal was ich auch mache, es ist nie genug. Und dann immer wieder die Beschimpfungen die ich dann um die Ohren bekomme. Da frage ich mich was für ein böser Mensch ich doch bin, ich zweifele schon manchmal an mir selbst. Darum auch der Schritt hierher. Anfangs mit mulmigem Gefühl, aber jetzt wo immer mehr Worte in den PC fließen, erst ein mal ein Stück Erleichterung.

    Spuren hinterlässt es in der Tat. Wie weit ich noch gehen kann, da bin ich mir nicht mehr so sicher. Bin schon ziemlich am Limit. Und über kurz oder lang, wenn sich absolut nichts ändert werde ich meine Konsequenzen daraus ziehen. Bin schon so lang von meinen Gefühlen her gefangen, aber so richtig los komme ich nicht. Im Grunde weiß ich das ich stark bin, hab so einiges schon durchgestanden. Nur jetzt hab ich so meine gewissen Schwierigkeiten. Woran das liegt das versuche ich herauszufinden.

    Glückwunsch das Du es für Dich geschafft hast, ich wünschte mir er könnte es auch (Ja Lavendel …. Feen gibt es nicht, ich weiß) Ich glaube in mir ist noch zu viel Hoffnung das alles gut wird

    Gruß
    Teufelchen aus den hohen Norden

    Grüße von
    TiN
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  • Hallo teufelchen

    Du kannst an deinem partner nichts ändern, was er selbst nicht möchte aber du kannst an dir was ändern.
    Dein partner trinkt weil er trinken muss denn sonst würde er nicht mehr funktionieren. Jetzt kommst du und sagst er solle doch aufhören zu trinken. Das weiss er selber aber ihn macht es wütend weil du ihm einen spiegel vorhälst.
    Schon ist streit vorprogrammiert und er hat einen grund weiter zu saufen.
    Alkoholismus ist eine familienkrankheit, denn der eine säuft ihn und der andere hat ihn im kopf.
    Es dreht sich alles um den betroffenen und man versucht mit allen mitteln ihn vom saufen wegzubringen. Wer lässt sich schon gerne was wegnehmen.
    Man übernimmt verantwortung für ihn, und macht dinge die er eigentlich erledigen müsste.
    Man hält alles von ihn fern was ihn belasten könnte. Man nimmt ihn ganz aus der verantwortung.
    Man bettelt, man droht ihn zu verlassen, man macht alles für ihn, man liebt man verflucht ihn, man hasst ihn usw.
    Man steht dem ganzen hilflos gegenüber und ist genauso gefangen in der sucht wie der betroffene
    Denn man hält ja nicht ein was man sagt.
    So wäre der betroffene doch blöd mit dem saufen aufzuhören, denn er denkt es geht ihm doch gut dabei.
    Man hat als angehöriger keine chance den trinkenden von der pulle zu bringen denn das kann er nur selbst.
    Man kommt nur heraus wenn man an sich was ändert. Übernimm keine verantwortung mehr für ihn. Mach das was dir gut tut auch wenn es dir schwer fällt. Sage ihm wie weit er bei dir gehen kann. Zeige ihm seine grenzen. Endschuldige sein verhalten nicht länger. Sage ihm, er könne sich entscheiden zwischen seiner geliebten (alk ) und dir. Sage ihm das dir an ihm was liegt aber ohne alk. Übernimm für dich verantwortung und gehe in eine beratungsstelle und hole dir dort informationen. Gehe in eine SHG, dort wirst du erfahren wie man mit einem alk umgeht.
    Lass los von den gedanken ihn helfen zu wollen, denn das verlängert nur euer leiden.
    Der alkohliker kann sich nur selbst helfen, dafür muss er aber erst tief genug in der sch***se liegen bis er unternimmt.

    Es (das Loslassen) löst uns nicht von den Menschen,
    um den wir uns Sorgen, sondern von der Qual der
    der Verstrickung.


    Es grüsst dich recht herzlich heinrich Alk und CO-Alk

    Der Mensch muss sich verändern wollen.
    Sonst ist jedes Bemühen sinnlos, jedes Wort zuviel und jede Anstrengung vergebens.

  • @ Lilly

    Habe mir gestern noch lange Gedanken über das veränderte Wesen bei ihm und die damit verbundenen Auswirkungen auf mich gemacht. Allein wenn ich die ersten beiden Sätze von Dir lese „Der Alk verändert uns dermaßen, das wir wirklich unausstehlich werden. Wir fühlen uns noch im Recht dabei, sind selber die armen, denen so böse mitgespielt wurde.“ Wenn ich das lese grusele ich mich.

    Kennen gelernt haben wir uns im Internet, durch ein gemeinsames Hobby, das Motorrad fahren .Er hat mich in einer Phase des Lebens kennen gelernt, in der ich eigentlich mit dem Rest so ziemlich abgeschlossen hatte, aufgeräumt und sortiert. Nicht mit dem Leben an sich, aber mit dem, wie es sich so gestaltet. Soll heißen ich hatte beschlossen für mich allein, meinen Weg zu gehen ohne dass ich auf andere Rücksicht nehmen muss. Ohne jegliches Gefühl jemanden gegenüber (mehr Männer betreffend) lebte ich, sicher hinter einer Mauer, die so hart und so kalt war, das sich keiner mehr traute diese einzureißen oder den Mut hatte diese überwinden zu wollen. Ok, ich gebe zu, sobald es einer auch nur versuchte war ich schneller weg als man schauen konnte. Hielt eben immer eine gewisse Distanz. Frei nach dem Motto „lass keine Gefühle zu, dann kann man diese auch nicht verletzen“ Ich wollte eben nie mehr jemanden so nah an mich ranlassen das er mich verletzen kann. So lebte ich drei Jahre. Ich muss sagen es war kein schlechtes Leben an sich, es war halt einfach anders.

    Bei ihm war alles anders, er war der erste, der diese Mauer durchbrach und das verdammt schnell. Wieso das so war. Das erste Treffen so spontan, danach die endlos langen Telefonate (wohnten knapp 120 km auseinander). Nach drei Tagen Dauertelefonaten sagte ich ihm dann, dass er bald mehr über mich wissen würde, als ich über mich. Worüber ich oft geschwiegen habe, sprudelte bei ihm einfach raus, das war schon verrückt. Seine Ganze Art eben und wie es sich eben entwickelte. Die Gespräche mir ihm, das einschlafen und aufwachen mit ihm (so wie wir „eingeknotet“ abends einschliefen, so wachten wir oft morgens auf). Manchmal fanden wir einfach kein Ende mit reden. Zwei, drei Stunden Schlaf die Nacht mussten reichen. Morgens wollt man nicht aufstehen, nicht wegen Müdigkeit, nein wegen dem Gefühl … und dem Kaffee. Wurde richtig zum Ritual das wir oft den Wecker mindestens ne halbe Stunde früher klingeln lassen haben um rechtzeitig zur Arbeit zu kommen. Und da gibt es noch so viele andere Kleinigkeiten, aber das würde jetzt hier zuviel werden.

    Der Alkoholkonsum hat ihn ganz gewaltig verändert. Nicht von jetzt auf gleich, sondern Stück für Stück. Im laufe der Zeit war da immer mehr. Immer mehr ist mir aufgefallen. War er vorher ein liebevoller, zärtlicher Partner, Freund, Vertrauter, kommt er mir heute oftmals kalt, berechnend und abgeklärt vor. Manchmal aber dann auch wieder wie ein kleines Kind, der Mutti alles fragen muss. Wenn ich einst in seine strahlenden Augen sah, wusste ich alles ist gut. Heute sehe ich nur noch trübe Augen, zu sehen ist nichts mehr. So richtig persönliche Dinge besprechen wir fast gar nicht mehr. Eben halt das was man für den Tag braucht. Guten Morgen, Tschüss, Was möchtest essen, Gute Nacht, bis morgen. Vielleicht noch etwas aus dem Tagesgeschehen und dann .war es das fast schon. Ich habe das Gefühl das da eine gewaltige Mauer zwischen uns steht. Denn klar, durch den Alkohol habe auch ich mein Wesen geändert. Ich habe mich immer weiter zurück gezogen, meinen Frust, meine Wut über die Veränderungen einfach geschluckt. Lange habe ich gewartet um ihm zu sagen dass mir das nicht gefällt. Zuerst versuchte ich es mit kleinen Andeutungen, wie z.B. seine verfärbten Augen. Da hab ich es über den Weg versucht das er sich mal checken lassen sollte ob alles in Ordnung ist wegen der Leber. Ich hab ihm NICHT gesagt, was ich zu dem Zeitpunkt bereits ahnte. So entfernten wir uns immer mehr, bzw. ich mich von ihm. Ich habe also wieder angefangen meine eisige Mauer wieder aufzubauen damit man mir nicht mehr wehtun kann, bzw. alles davon abprallt. Und so staut sich sicher von jeder Seite einiges auf. Nicht nur auf meiner, sondern sicherlich auch einiges auf seiner. Jeder hat eben eine andere Sichtweise der Dinge.


    @ klaro

    auch Dir einen lieben Dank für Deine Worte. Erschreckend sitzt Du etwa bei uns im Haus ? So wie Du schreibst könntest Du ein stiller Zuseher sein, quasi ein Spion. Das was Du geschrieben hast trifft 100%ig zu. Erschreckend einfach und da sieht man einfach man ist doch nicht allein. Frage mich grad, warum war ich soooo lang still ? Na ja ist jetzt auch irgendwie egal. Worüber ich schmunzeln musste war die „Geliebte“. Nun in einem Gespräch nannte ich es „dein großer starker Freund“.


    @ elle

    so und bei Dir bedanke ich mich auch für Deine Wortmeldung.

    Vermeidungsstrategie…. Ja die Vermutung hab ich auch. Ich sagte ihm einmal das ich nicht mehr mit ihm reden werde wenn er trinkt, also ist es doch ein einfaches. Flasche auf und ich hab meine Ruhe. Ja so in etwa kann ich es mir gut vorstellen, das der Gedankengang so ist.

    Wahrnehmungs- und Gefühlwelten …. Auch hier bin ich der Meinung dass wir in völlig verschiedenen Welten leben und die zurzeit nicht kompatibel sind. Reden können wir momentan nicht weil ja immer das Bier Begleiter sind.

    ---

    Ich für meinen Teil werde hier wohl noch eine Weile bleiben. Es tut gut hier zu sein und das nach nur so kurzer Zeit. Nach allem was ich gelesen habe werde ich ziemlich radikal einiges ändern müsse. Nun gut dann soll es so sein. Mir fällt grad ein Lied ein, bzw. eine sehr sehr zutreffend Zeile:

    „Ich erinner mich gern an diese Zeit,
    eine Zeit die man nie vergisst,
    doch ich muss mein Leben leben,
    meinen Weg alleine gehen,
    mach’s gut Du schöne Zeit,
    auf Wiedersehen“

    Fakt ist ich muss mein Leben ein klein wenig auf Kopf stellen. Gut das das Frühjahr schon recht nah ist, dann ist Motorrad fahren angesagt, macht unheimlich den kopf frei. Jedenfalls kann man sich sehr ablenken.

    Nachdem ich hier oft etwas unsortiert schreibe, habe ich gestern angefangen so eine Art Tagebuch zu schreiben. Dort die wirren Gedanken zu verfassen. Erstaunlich wie schnell sich Seiten füllen können. ER ist dort indirekt mein Ansprechpartner. Und egal was einmal passieren wird, sollte ich irgendwann gehen, bekommt er es und wenn es doch gut gehen sollte, dann bekommt er es auch. Irgendwann eben. So habe ich erst einmal eine Art mich ihm mitzuteilen und mich doch von ihm fernzuhalten.

    Des Weiteren habe ich einen kleinen Teil von klaro´s Rat befolgt, ich habe mir Selbsthilfegruppen hier in der näheren Umgebung rausgesucht. Für den Anfang rausgesucht, weil im Moment kann ich dort nicht hin. So weit bin ich nicht. Lieber Step by Step. Nicht alles auf einmal. Werde jetzt einfach Stück für Stück mein eigenes Leben wieder leben. Denn auf ihn bauen kann ich jetzt nicht wirklich. Gestern z.B. habe ich ihm einen sehr langen Brief gegeben. Den schrieb ich vor drei Wochen, nachdem er mich mit Vorwürfen bombardiert hat ins Gästezimmer “ausgewandert“ ist. Es waren Erinnerungen an alte Zeiten, wie er einmal war. 14 Seiten lang, nur eine halbe Seite die die bösen Erinnerungen. Es kam eine Mail dann von ihm, genau ein Satz: Deine Zeilen…. Gelesen hab, aber nicht antworten kann.“ Das wars, das war alles was er zu 14 Seiten Text sagen, bzw. schreiben konnte. Aber ich hab´s begriffen, Er ist derjenige der in einer anderen Welt lebt, ich werde nie gut genug sein, weil ER krank ist. Ich muss meinen Weg gehen und er den seinigen und vielleicht, aber auch nur vielleicht finden wir dann einen gemeinsamen Weg.

    Ob es mir gelingen wird mich an meine eigenen Regeln zu halten wird die Zeit zeigen. Bin Realist genug, das es auch schwere Moment geben wird. Sicher auch Schwache. Weiß noch nicht einmal wie ich es im Urlaub machen soll, der da in 3 ½ Wochen ansteht. Eigentlich wollte ich allein fliegen, eine Bekanntschaft aus dem Netz lebt dort hatte anhand meines Schreibens gemerkt das ich nicht gut drauf war und meinte ich solle ab auf die Insel, Kraft tanken. Ok gesagt getan Termin rausgesucht, wo´s klappen könnte. Des Nachts lange wach gelegen und mir überlegt IHN mitzunehmen. Einfach das wir beide gemeinsam mal raus kommen. Eine andere Umgebung, Sonne, Sand und blaues Wasser und 18.000 km weit weg vom Alltagstrott. Zeit einfach mal zu reden, denn auf der kleinen Insel kann er nicht weglaufen.

    Und jetzt nach allem was ich lese, schreibe, weiß ich gar nicht ob das alles richtig bedacht habe. Ich für meinen teil freue mich auf die Reise, schön ist auch das er dabei ist…. Aber wenn ich denke was wenn dann …….

    Und somit schließe ich ein erneutes Kapitel in diesem Roman…..

    …. Dank an alle für die Geduld des lesens

    Dat Teufelchen

    Grüße von
    TiN
    -----------------------------------------
    ich wollte siegen,
    wollte groß sein,
    meine gefühle wollt ich los sein,
    doch jetzt steh ich hier und bin allein

  • Step by Step..... hmmmm was ich mir nicht vorstellen konnte habe ich nun doch getan. Nun noch nicht ganz, ich habe heute zwei Selbsthilfegruppen angeschrieben. Mal schauen wie es da jetzt weitergeht.

    Bis ich Nachricht von denen habe gehe ich soweit vor das ich eben in mein Buch schreibe, hier die Zeilen hinterlasse. Ich versuche mich möglichst wenig bis gar nicht mit IHM zu beschäftigen. Es ist zwar schwer aber es geht irgendwie. Normalerweise wenn er abends in seinem Arbeitszimmer vom PC sitzt, geh ich dann und wann mal zu ihm.

    Die letzten zwei Tage gar nicht ... Stopp ... Montag wollt ich einmal ... hab dann aber nachdem er grad am trinken war, kehrt gemacht.... und gestern nur einmal bei ihm, als er mir was zeigen wollte. Ich versuche ihn im Moment nur als "Mitbewohner" zu sehen und auch so zu behandeln. Irgendwie schon ziemlich schräg, mit dem "Mitbewohner" in einem Bett zu schlafen. Es ist eben nicht einfach eine Distanz aufzubauen um sich letztendlich zu lösen. Aber die kleinen Schritte machen auch den Weg.

    Ich lass ihn jetzt tun und machen, versuche nicht auf seine Trinkerei zu reagieren. Und wenn er wieder raus geht um sich seinen Nachschub zu holen, denke ich an Sonne, Sand und Meer. Leicht ist das nicht und das ist dann der Moment wo ich dann wütend in mein Buch schreibe. Das was ich ihm am liebsten an den Kopf hauen würde.

    Die zwei Wohnungen hab ich mir auch angesehen, was für ein schei*** Gefühl. Damit komme ich noch nicht wirklich klar. Ich sitze hier und frage mich ist es richtig ?????

    Grüße von
    TiN
    -----------------------------------------
    ich wollte siegen,
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    meine gefühle wollt ich los sein,
    doch jetzt steh ich hier und bin allein

  • hallo teufelchen!
    du gehst schon den richtigen weg,aber an sonne und meer zu denken
    wenn er sich nachschub holt bringt dich auch nicht weiter. du bist auch nicht wütend auf ihn sondern auf dich selbst. was macht er denn? er macht das weiter was du schon lange weisst,nähmlich das er säuft. du
    ärgerst dich doch darüber das du es so lange bei ihm ausgehälst und es noch weieter musst und das macht dich wütend.war doch bei mir und meiner frau genauso,als ich noch gesoffen hatte. sie wusste das sie mich nicht davon abhalten konnte und war wütend auf sich das sie es immer noch mitmachte und sich das anschaute. sie wäre auch am liebsten von heute auf morgen gegangen aber die möglichkeit war noch nicht gegeben.
    das stille daneben stehen und sich dabei so hilflos vorkommen das ist es was einen wütend macht.
    man möchte am liebsten an die decke gehen und ist gezwungen doch noch auszuhalten weil man noch keine möglichkeit hat,sich von ihm zu trennen.
    denke lieber daran, das du um eine erfahrung reicher geworden bist.
    denn da sitzt ein kranker mensch der noch nicht anders will oder kann
    um zu funktionieren da sein leidensdruck noch nicht gross genug ist.

    ich habe die erfahrung gemacht,wenn ich wütend werde muss ich bei mir schauen,denn der andere löst durch seine worte nur unangenehme gefühle in mir aus.

    herzlichen gruss heinrich

    Der Mensch muss sich verändern wollen.
    Sonst ist jedes Bemühen sinnlos, jedes Wort zuviel und jede Anstrengung vergebens.

  • hallo teufelchen!
    noch ein zitat: mit ein bischen abstand gesehen,
    sieht alles anders aus. gruss heinrich

    Der Mensch muss sich verändern wollen.
    Sonst ist jedes Bemühen sinnlos, jedes Wort zuviel und jede Anstrengung vergebens.

  • Danke Heinrich für Deine Worte.

    So ich fasse mal kurz zusammen:

    Das Teufelchen macht und tut so ziemlich alles.

    Versucht die Problem die bei ihm sind, nach und nach zu lösen.

    Des Weiteren versucht das Teufelchen ihm jeden Tag, das Leben so leicht wie möglich zu machen, mit den Dingen die so tut.

    Das Teufelchen vergisst bei den ganzen Aktionen auch mal an ihre Bedürfnisse zu denken, Schluck dafür Tag täglich den Frust runter, weil sich so gar nichts ändert.

    Bucht dann noch nen gemeinsamen Urlaub in der Hoffnung, das alles gut wird, wenn man mal ein paar Tage raus ist.

    Sie ebnet ihm quasi den Weg, damit er in Ruhe so weitermachen kann wie bisher.

    Irgendwann wird es dem Teufelchen zuviel. Sie öffnet sich andern und bemerkt, dass sie eigentlich nichts dafür kann. Es wird sich nichts ändern, wenn er keine Grenzen aufgezeigt bekommt.

    Mannomann wie verdreht ist das Teufelchen eigentlich, nicht zu merken was mit ihr passiert. Das ist ein gutes Thema für die SHG und deren Psychologin.
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    Nachdem sich heute eine der SHG´s bei mir gemeldet hat und sehr sehr nett war, fahre ich da gleich hin. Die Dame war echt klasse und möchte sich mit mir erst einmal ganz allein unterhalten. Damit wir mal einiges auseinander nehmen können. Nun bin ich doch schneller da, als ich dachte. Aber es ist eine gute Entscheidung. Wenn ich wieder zurück bin, werde ich mal schauen ob ich dann noch berichten kann.

    Gruß vom Teufelchen

    Grüße von
    TiN
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    wollte groß sein,
    meine gefühle wollt ich los sein,
    doch jetzt steh ich hier und bin allein

  • Gesten habe ich es nicht mehr geschafft zu berichten. War nun gestern bei der SHG. Da es mein erster Besuch war eine sehr nette Psychologin da. Wir haben ziemlich lang und ausführlich gesprochen. Größenteils auch jenes was ich hier schrieb, die Antworten waren ähnlich wie hier. Im Großen und Ganzen war es aber ein gutes Gespräch. Das nächste mal werden wir noch einmal allein reden, bevor ich dann mit in die Gruppe gehe. Zu Hause versuche ich weitestgehend ihn zu meiden. Er merkt das nicht einmal. Er ist so mit sich selber beschäftigt. Aber das ist dann halt so. Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen, was mir aber eben schwer fällt. Aber ich denke das wird sich auch noch legen. Irgendwann …… Falle rad in ein Loch, weil es irgendwie viel auf einmal ist…. Wenn ich hier so auch andere Geschichten lese und ich mir überlege das IHM das auch passieren könnte.

    Grüße von
    TiN
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    meine gefühle wollt ich los sein,
    doch jetzt steh ich hier und bin allein

  • hallo teufelchen,

    gut, das du anfängst, etwas für dich zu tun...

    sag mal, hab ich das richtig verstanden, dass ihr GEMEINSAM in gut drei wochen in den urlaub fliegt und du dir GLEICHZEITIG wohnungen anguckst? datt find ich ja ein bisschen schräg...

    den urlaub möchte ich noch kommentieren. ich hab das im letzten jahr auch so gemacht. hab gedacht, wenn mein freund und ich mal ein bisschen zeit für uns haben, reden können, was anderes sehen, abseits vom alltag, vielleicht ist das gut. wir haben dann für eine woche ein ferienhaus gebucht. und weisst du, wie für mich der urlaub aussah? ich hab mich ständig gefragt, ob ich im falschen film bin. ich hab den tag über gute mine zum bösen spiel gemacht. er hat mittags angefangen zu trinken, dann mittagsschlaf, dann vielleicht noch ein bischen was gemeinsam, dämmerschoppen, essen gehen, weitertrinken, um neun im bett. im anderen zimmer. ich hab mich mit meinem handy unter meiner bettdecke verkrochen und meiner freundin die ohren vollgeheult. so wütend, hilflos und ausgeliefert hab ich mich selten gefühlt im leben. keine möglichkeit wegzulaufen. das war der schlimmste urlaub meines lebens. mein freund erzählt, er hätte ihn richtig schön gefunden :shock:.

    will ich dir nur mal zum nachdenken geben. du wirst nichts damit retten, ganz sicher nicht. willst du dich dem wirklich aussetzen?

    gruß

    lavendel

  • eigentlich sollt ich um die Zeit schlafen, hatte ich auch bis vor einer 1/4 Stunde. Ich hab IHn ins Gästezimmer gebeten dort schläft er jetzt. Ich wollte einfach mal wieder ohne "Kneipengeruuch" und ohne Angst schlafen. Habe die letzten wochen schlecht geschlafen weil es nur ein leichter Schlaf und da hab ich dann seine Atemaussetzter mitbekommen oder wie er nachts das Zittern anfängt.

    Was mich geweckt hat war ein Schei***traum. Klaschnass und sehr verdreht im Bett gelegen. Von ihm geträumt.

    ------------------------------------------------------------------------------------

    @ lavendel

    der urlaub war vor dem Ganzen hier gebucht. Einige Postings vorher schrieb ich ja schon meine Bedenken. Darum ist das die Vorstellung von Urlaub und Wohnung ziemlich verdreht. Bezüglich der Wohnung schrieb ich auch das mit das ziemlich komisch vorkam. Naja das ist das Ding mit den Gefühlen. Die kann man nicht schlagartig ausknipsen.

    So und nun versuch ich wieder zu schlafen.

    Dat Teufelchen

    Grüße von
    TiN
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  • hallo teufelchen,

    Zitat von Teufelchen_im_Norden

    @ lavendel

    der urlaub war vor dem Ganzen hier gebucht. Einige Postings vorher schrieb ich ja schon meine Bedenken. Darum ist das die Vorstellung von Urlaub und Wohnung ziemlich verdreht. Bezüglich der Wohnung schrieb ich auch das mit das ziemlich komisch vorkam. Naja das ist das Ding mit den Gefühlen. Die kann man nicht schlagartig ausknipsen.

    das weiss ich doch.... aber wir hatten hier auch schon fälle, wo eine verlobung NICHT eingegangen wurde, oder eine gemeinsam gemietete wohnung NICHT bezogen wurde. was ich damit sagen will: du sitzt nicht auf einem zug, von dem du nicht abspringen kannst. wenn du mit ihm in den urlaub fahren MÖCHTEST und dich darauf freust wär ich die letzte die sagt "mach das nicht".

    aber das gefühl habe ich bei dir nicht, und eine der aufgaben dieses forums (bei den cos) ist es ja, uns gegenseitig in dem zu bestärken, was WIR möchten, was UNS gut tut. hinzusehen, wenn wir uns schon wieder für den alkoholkranken partner verbiegen, im zuliebe dinge tun, die uns schaden, oder auch oft einfach aus fehlenden mut heraus dinge tun, die nicht gut sind für UNS. und genau das gefühl hab ich bei dir. deshalb hab ich dir geschrieben, ob du deinen urlaub nicht nochmal überdenken möchtest. mir ist klar, dass solch ein gedanke angst macht, aber du bist doch hier, um dich mit dir auseinderzusetzen, oder?

    gruß

    lavendel

  • @ elle

    na ein wenig hab ich dann doch noch geschlafen, mit Unterbrechungen, aber immerhin ein wenig geschlafen. Meine Ruhe werde ich wohl jetzt haben, denn außer ein guten Morgen ist kein Ton gefallen. Als ich letzte Nacht wach geworden bin schrieb ich ihm den Grund warum er ins Gästezimmer sollte. Er hat ja ohne Kommentar zugestimmt. Mir war es aber wichtig das er weiß wie ich mich fühle. Da er aber in seiner „Welt“ lebt, interessiert es ihn nicht, jedenfalls kam keine Reaktion, aber ok so ist das eben.

    @ lavendel

    natürlich bin ich hier um mich damit auseinanderzusetzen, keine Frage. Darum bin ich ja auch bei der SHG. Im Moment habe ich einfach das Gefühl auf dünnem Eis zu stehen und egal in welche Richtung ich laufen will, es wird brechen. So könnte man meinen Momentanen Zustand beschreiben. Gut ich sollte mir vielleicht noch ein klein wenig Zeit geben, ein klein wenig Geduld, denn im Moment stürzt viel auf mich ein. Ich rede ja erst eine Woche quasi mit Außenstehenden darüber. Mir ist klar das ich nicht schnipp schnapp alles ändern kann.

    Ich weiß wo ich hin will und das es auch ein schwieriger Weg werden wird, aber um meiner selbst Willen möchte ich es tun. Ich weiß das ich auf diesem Weg einige Niederlagen einstecken muss, aber am Ende kann ich nur gewinnen.

    @ baggerschen

    oh ja wie recht Du hast, meine Gedanken drehen sich im Kreis. Verpasse auch des Öfteren die Ausfahrt daraus. Ich für meinen Teil werde den Urlaub machen. Notfalls auch allein. Ich bin dabei gute Dinge für mich zu tun, weil ich mich wiederhaben will. So wie ich einst war…. Daran werde ich arbeiten.

    -------------------------------------------------------------------------------------

    Ich habe begriffen das er in seiner eigenen kleinen Welt lebt. Einer Welt in der ich keinen Platz habe, solange er einen so mächtigen Freund wie den Alkohol hat. Und da unserer Welten so verschieden sind muss ich mich auf mich konzentrieren. Seine Welt ist mir einfach zu klein. Danke das ihr da sein, danke das ihr mir „zuhört“. Ich bin eben nicht allein und auch nicht Schuld an allem.

    Dat Teufelchen

    Grüße von
    TiN
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    ich wollte siegen,
    wollte groß sein,
    meine gefühle wollt ich los sein,
    doch jetzt steh ich hier und bin allein

  • Zitat von Teufelchen_im_Norden

    Ich bin eben nicht allein und auch nicht Schuld an allem.

    Dat Teufelchen

    Nein Teufelchen, Du bist nicht allein!

    Wir sind hier und hören Dir zu, wann immer Du uns brauchst!!

    Und Du bist überhaupt nicht Schuld, an gar nichts!!

    Rede Dir sowas gar nicht erst ein! Punkt!!!


    Lieben Gruß
    Speedy

  • Huhu Teufelchen,

    nee, allein biste ganz sicher nicht!
    Nur Betroffene können nachempfinden und vor allem verstehen, was du durchmachst..... so funktioniert der Austausch!

    Mach heute was schönes, ohne ihn und genieße dein Leben.... es ist einfacher gesagt als getan das weiß ich selbst, aber es wird dir helfen!

    Und schuld bist du überhaupt nicht - woran auch? Schiebst du den Einkaufswagen Richtung Bierkisten? Bindest du ihn fest und kippst ihm den Alkohol in den Hals? Nein, also biste auch an nichts schuld!!!

    Grüße
    Heike

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