Hallo zusammen,
eine sehr lange Zeit lese ich hier schon mit. Eigentlich müsste ich nicht schreiben, denn wenn ich die Geschichten hier lese, müsste ich nur die Namen gegen unsere tauschen uns schon ist es irgendwie unsere. Oder vielleicht auch nicht, ich weiß es einfach nicht mehr.
Momentan bin ich innerlich leer, ein Gefühl von Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit macht sich in mir breit. Es ist eine Achterbahn der Gefühle die ich gerade durchlebe.
Hier ein wenig zu meiner Geschichte:
Kennen gelernt habe ich ihn vor knapp zwei Jahren, eben ein lustiger Zufall. Irgendwie passte alles zusammen und so zogen wir ein halbes Jahr später zusammen. Bis zu dem Zeitpunkt war eigentlich alles so wie man es sich wünscht. Es war ein sehr schönes miteinander. Oftmals brauchten wir nicht einmal Worte um uns zu verstehen. Alles lief rundum sorglos, glücklich.
Und dann begann sich irgendwie alles zu ändern. Anfangs dachte ich es läge an der vielen Arbeit (er hatte viel Stress, ich den Stress und dazu unser Heim renovieren, Umzug Stück für Stück). Anfangs merkte ich nicht, dass er mehr als üblich trank.
Als das schlimmste überstanden war, machte sich anderer Stress bemerkbar. Er 3 Kinder von denen er bei zweien mit dem Jugendamt Stress hat und eine ehemalige Selbständigkeit die lange beendet ist und aus der es auch einiges zu regeln gab. Nach und nach hab ich einige Dinge mit ihm regeln können, aber besser geworden ist es dadurch nicht.
In der ganzen Phase muss es dann angefangen haben und nach und nach merkte ich es, schwieg aber ne lange Zeit weil ich mir nicht sicher war. Reden in seinem Zustand wurde für mich immer schwieriger, weil ein falsches Wort, eine falsche Betonung und er war entweder sauer, beleidigt oder hat einen dann völlig ignoriert. Ich hab dann innerlich beschlossen nicht mehr mit ihm wichtige Dinge zu bereden, wenn er etwas getrunken hat. Das hatte zur Folge das wir mittlerweile so gut wie gar nicht mehr reden, weil Tag täglich der Alkohol sein Begleiter ist.
Auf Fragen warum er soviel trinkt, kamen Antworten wie „weil ich Durst hab“, oder „um müde zu werden“ oder „weil es mir dann gut/besser geht“. Alles Antworten die für mich nur schwer zu verstehen sind. Dazu kommen dann ab und wann seine „Ausbrüche“, wo er sehr verletzend wird. Er beschimpft mich dann, dass ich auf seinen Gefühlen rum trete, ihn schlecht behandle, ihn erniedrige, nicht würdige was er tut, ihn demütige usw. usw.
Versucht man mit ihm zu reden läuft es immer darauf hinaus, das er gar keine Probleme hat und ich sie mache. Ein auf und ab eben. Seinem Reden nach bin ich irgendwie an allem Schuld und die Situation wie sie zurzeit ist, hab vermutlich auch ich zu verantworten.
Irgendwann kam der große Knall, Weihnachten, da bin ich dann abgehauen weil er völlig die Kontrolle verlor. Da kam dann eine Nachricht von ihm, das er einsieht das was falsch läuft, er professionelle Hilfe braucht und unter welchen Vorraussetzungen ich wieder Heim komme. Ich schrieb ihm dann, wenn er wirklich Hilfe will, dass er das nicht allein durchstehen muss, dass ich für ihn dann da sein werde. Ein paar Stunden später kam dann ne Nachricht, das ich besser da bleiben solle wo ich bin, zu Hause würde ich nur ein besoffenes abgebrannte Wrack vorfinden. Ich fuhr am nächsten Tag aber doch nach Hause und wir haben eine Weile geredet, was man machen kann usw. Ich sagte ihm dass es mir überhaupt nicht gefällt wenn er jeden Tag trinkt. Wir schlossen dann einen „Deal“ Er wollte für den Anfang während der Woche nichts mehr trinken. Das gelang ihm auch einigermaßen gut. Ich merkte schon, dass es ihm schwer fiel. Schweißausbrüche in der Nacht. Am Wochenende fragte er dann ob er ein Bier trinken dürfte, er trank dann zwei bis drei und gut. Ich lobte ihn für die kleinen Erfolge, sagte ihm das ich stolz drauf sei, das er es einigermaßen im Griff hat Dann gab es mal gab es einen leichten Streit, er sagte mir dann, das er nur wegen mir den Alkohol minimiert, weil ihm etwas an mir liegt. Weil die Auseinandersetzung so was von daneben war, sagte ich ihm dann dass er es nicht wegen mir tun solle, sondern für sich selbst. Da war ich dann in seinem Augen gemein und das das wirft er mir jetzt noch vor.
Ein paar Wochen hatte er sich so unter Kontrolle, doch seit Februar ist es wie es war. Jeden Tag Bier und harte Sachen dazu. Reden können wir kaum noch weil sein Tagesablauf jeden Tag der Gleiche ist. Aufstehen, arbeiten nach Hause kommen, essen, dann ein wenig was tun, PC und dann schlafen. Ab dem Zeitpunkt wo er ein wenig rumwuselt ist Bier im Spiel. Also hab ich ihn pro Tag maximal 30 Minuten wo er nüchtern ist.
Wie ich mich fühle, was ich denke, das muss ich Tag für Tag in mir begraben, ich kann es nicht mehr loswerden. Also ein tägliches „runterschlucken“ der eigenen Bedürfnisse. Leicht ist es wirklich nicht im Moment und ich fühle mich gefangen. Gefangen deswegen, weil er ohne den Alkohol so ein Herzensguter Mensch ist der so viele gute Dinge tut. Und er tut wirklich einiges und dafür liebe ich ihn. Ich weiß auch, dass er mir nie etwas Böses will oder tut.
Wenn ich einen Wunsch frei hätte der mir erfüllt werden könnte…. Ich würde mir den Mann wünschen den ich mich einst lieben lernte, dem ich blind vertraute, den ich ohne Worte verstand, der seine Gefühle zeigte oder sie einen spüren ließ.
Und nun sitze ich hier, mein Verstand sagt GEH, doch mein Herz sagt BLEIB, denn die HOFFNUNG stirbt bekanntlich zuletzt. Ich weiß leider nur nicht wie lange ich die Kraft dafür habe zu hoffen.
Ist ziemlich viel geworden und ich könnte noch so vieles schreiben, aber ich will mal die Lesebereitschaft nicht überstrapazieren.
Danke fürs lesen !