Erstes Gespräch - wie anfangen?

  • Hallo,

    nachdem ich meinen Mann und sein Trinkverhalten jetzt einige Zeit beobachtet habe, möchte ich gerne ein Gespräch mit ihm führen. Das erste!!!!

    Ich habe bereits die Erfahrung gemacht, dass er (wie viele andere hier auch) sofort dicht macht und gereizt reagiert, wenn man auch nur im entferntesten davon spricht, dass er zuviel trinken könnte.

    Ich bin wirklich hin und her gerissen, wie ich so ein Gespräch beginnen sollte. Wie das Gespräch führen?

    Ich will ihm eigentlich einfach nur sagen, dass ich weiß, dass er süchtig ist. Und dass er deshalb jetzt nicht heimlich trinken soll. (Davor habe ich echt Angst). Dass ich immer für ihn da sein werde. Aber dass der Entschluss, nicht zu mehr zu trinken einzig und alleine von ihm aus kommen muss. Aber dann bin ich da und helfe ihm. Ich bin auch absolut bereit, selbst komplett auf Alkohol zu verzichten, obwohl wir immer viel Alkohol im Haus haben (Wein und Sekt) und ich auch sehr gerne mit Alkohol koche.

    Aber wie geht man sowas an? Will er das überhaupt hören? Wird er mir überhaupt zuhören? Oder zieht sich ein "ertappter" Alkoholiker eher komplett zurück?

    Ich denke nicht, dass er findet, dass er ein Alkoholproblem hat. Er trinkt sehr viel Bier. Regelmäßig und jeden Tag. Aber er trinkt das wie Limo. Ich habe ihn in 3 Jahren noch nie angetüttelt gesehen. Welchen Grund hätte er, sich als Alkoholiker zu sehen. Er hat null Nachteile von seinem Bierkonsum.

    Ich ja eigentlich auch nicht, außer dass mein gesunder Menschenverstand merkt, dass sein Trinkverhalten einfach nur noch Sucht ist.

    Habt ihr Tipps für mich?

    Ist es eine gute Idee, es ihm als Brief zu schreiben? Ich kann besser schreiben als reden. Wenn ich jemandem gegenüber sitzte, habe ich oft eine Blokade und kann das, was ich sagen will, kaum ausdrücken.

    Viele Grüße
    Charlotta

  • Hallo Charlotta,

    schön das Du hergefunden hast.

    Wie geht es Dir denn???

    Welche Antwort gibt man Dir am Besten beim "1" Versuch etwas unangenehmes anzusprechen???

    Zitat

    Ich ja eigentlich auch nicht, außer dass mein gesunder Menschenverstand merkt, dass sein Trinkverhalten einfach nur noch Sucht ist.

    Wenn Du erst einmal die sanfte Art in einem Brief möchtest, versuche es.

    Ich bekam darauf damals keine Antwort!

    Bleibe aber bitte am Ball, falls Du keine Antwort bekommst, dann solltest Du ihn damit konfrontieren. Denn Du hast diese Befürchtungen und Ängste, nicht er. Aber er wird dabei abwinken (Alkohol typisch)

    Alkohol ist ein schleichende Krankheit. Aber Sie trifft jeden sehr hart.

    Also viel Kraft für Dich für den ersten Versuch.

    ***Fühl Dich verstanden und gedrückt*** :wink:

    stoffel

    "Schmetterlinge fliegen hoch, aber auch die müssen ersteinmal laufen lernen"

  • Servus Charlotta,

    dann darf ich Dir mal als Alkoholiker antworten: egal, wie Du es mir geschrieben oder gesagt hättest, es wäre immer zur Konfrontation gekommen.
    Ich wusste, dass ich Alkoholiker bis, hätte es aber niemals (egal vor wem) zugegeben.

    Ich bin hier im Forum ja sicher mehr so der "hardliner", aber was soll's (ist der Ruf erst ruiniert...).
    Mein Credo: je eher Du klare Verhältnisse schaffst ("mein lieber Mann, ich fühle mich nicht wohl mit deinem Alkoholkonsum und möchte dich bitten, diesen sofort dauerhaft einzustellen. Andernfalls werde ich mich von Dir trennen. Wenn Du Hilfe benötigst, empfehle ich den Gang zum Hausarzt und zur Suchtberatung."), um so besser für Dich.

    Ich wünsche dir viel Kraft auf diesem Weg, denn er ist mit Sicherheit nicht einfach zu gehen - aber der einzig lohnende...

    LG
    spedi

  • Hallo Charlotta,

    auch von mir herzlich Willkommen im Forum!

    Ich sehe es genau wie Spedi!

    Sprich tacheless mit ihm! Sage ihm, dass Du mit seinem Alkoholkonsum nicht zurecht kommst.

    Und vorallem, rede mit ihm nur, wenn er nüchtern ist. Sonst bringt das nichts!

    Die Reaktion hast Du schon bekommen, er schaltet sofort auf stur und wird wohl ungehalten reagieren!

    Wie Du schreibst, sieht er wohl nicht, dass er ein Problem hat. Und solange die nötige Einsicht fehlt, wird sich auch nichts ändern!

    Du musst sehen, wie Du mit diesem Problem leben kannst, ob es Dir dabei gut geht!

    Einen Brief schreiben? Du kannst es versuchen, aber ob es was bringt?
    Wohl eher nicht!!

    Möchte Dir nicht den Mut nehmen, aber wenn Du Dich hier schon ein wenig eingelesen hast, weisst Du ja, "wie der Hase läuft"!

    Lieben Gruß an Dich
    Speedy

  • Hallo Charlotta1,

    vorweg mal eine ganz andere Frage : Du hast also diagnostiziert, dass Dein Mann "süchtig" ist und stützt diese Diagnose darauf dass Du sagst, er tränke Bier wie Limo.

    Darf man denn mal Mengenangaben erfahren ? Wenn jemand abends mal zwei Bier trinkt ist das ja nun noch kein Suchtverhalten.

    Liebling

  • Hallo ihr Lieben,

    vielen Dank für eure Antworten.

    An sich habe ich mir bis vor kurzem noch gar keine Sorgen gemacht. Ich kenne ihn ja jetzt schon 3 1/2 Jahre und lebe 2 1/2 mit ihm zusammen. Ich sehe also schon länger, dass er sich abends immer sofort ein (bis unendlich) Bier aufmacht, wenn er heimkommt.

    Ich denke, so eine Regelmäßigkeit muss einem erst einmal auffallen. Und wenn man einmal ein Blick dafür hat, fällt einem natürlich auf, dass es einfach unheimlich viel Bier sind und dass er sonst überhaupt nichts anderes trinkt.

    Ich frage mich auch einfach, woher er seine Flüssigkeitszufuhr nimmt. Alkohol darf man doch dazu gar nicht zählen, oder?

    So richtig aufgefallen ist es mir aber er in der letzten Zeit, weil er nachts angefangen hat zu müffeln. Und zwar sehr!

    Eure vielen verschiedenen Meinungen sind sehr interessant, verwirren mich aber noch mehr. Brief ja, Brief nein. Drängen ja und nein. Fordern ja nein...

    Was ich für mich persönlich rausgelesen habe ist, dass er selbst den Wunsch entwickeln muss, den Alkohol zu lassen. Ich denke, je mehr ich drängel, desto weniger wird er da so einen Wunsch entwickeln. Mir würde es jedenfalls so gehen.

    Dass ich ihn anspreche, wenn er nüchtern ist, ist kein Problem. Er ist immer nüchtern. Ich habe ihn noch nie mit Schwips oder so erlebt.

    Und was mache ich, wenn er nichts machen will? Ehrlich gesagt, davon gehe ich sogar aus! Welche Veranlassung hätte er, sofort zu rufen: "Ja, ich bin Alkoholiker und ich gehe morgen zum Arzt" nur weil ich es ihm sage? Meine Intention ist, ihn überhaupt drauf aufmerksam zu machen, dass er weiß, dass ich weiß. Und dass er weiß, dass ich mir Sorgen mache und nur er etwas daran ändern kann. Und dass es immer mehr bei ihm werden wird.

    Mit besserer Lebensqualität kann man ja leider nicht kommen. Wenn man mit Alkohol nett und entspannt leben kann und keine negativen Auswirkungen hat, ist es schon hart, jetzt komplett damit aufzuhören. Kein Sekt mehr auf Geburtstagen, kein Wein mehr zum Essen, Wasser in der Kneipe, nicht mal mehr mit Wein kochen, backen etc. Ich muss gestehen, dass ich selbst schon geschluckt habe, als ich mir bewusst wurde, dass ich dann ja auch mitmachen sollte, um ihn zu unterstützen. Also auch kein Alkohol mehr für mich!

    Ich vergleiche es im Kopf ein bissl mit, wenn mein Mann mich jetzt drängen würde, nie wieder irgendwas mit Zucker zu essen, weil ich in 15 Jahren eventuell Diabetes davon bekomme.

    Ich erwarte von so einem Gespräch also nicht viel. Aber ich hoffe, dass ich ihn zum Nachdenken bringen kann.

    Aber ich kann doch nicht einfach die Augen zumachen und meinen Mann zum harten Alki werden lassen????

    Viele Grüße
    Charlotta

  • Noch etwas:

    Ich habe andererseits total Angst, dass mein Mann nach so einem Gespräch total dicht macht und nur noch heimlich trinkt. Und dann vielleicht sogar eher zu härteren Sachen greift, wenn es wirklich nur um die Alkoholzufuhr geht.

    Kennt das jemand hier?

    Gruß
    Charlotta

  • Hallo Charlotta1,

    liest er denn gerne ? Dann besorge Dir doch das Buch "Alk" von S. Borowiak, dass hier auch als Bücherempfehlung genannt wird. Hier wird das ernste Thema in komischer aber nicht lustiger Weise dargestellt.
    Das Buch würde ich einfach "wie nebensächlich" auf dem Tisch herumliegen lassen. Das könnte den Ansatz zu einem Gespräch bringen.

    Gruß Liebling

  • @elle, das hat sie doch schon geschrieben, was ihre Bedenken sind. Warum fragst Du nochmal nach? Selbst, wenn ihr Freund 'nur alkoholgefährdet ' ist, ist es doch ein berechtigter Grund sich Sorgen zu machen. Je eher desto besser.

  • Hallo Ketch,

    das sehe ich genauso :lol: Unsere Geschichten ähneln sich sehr. Ich habe mich sehr gefreut, als ich deine Postings gefunden habe.

    Ich würde mich sehr freuen, wenn wir in Kontakt bleiben würden!!!

    Ich habe mich jetzt für den Brief entschieden. Ich knobel seit Tagen daran herum. Ich könnte natürlich auch mit ihm sprechen, aber ich heule immer sofort los, wenn es mir zu nahe geht. Und dann fehlen mir die Worte und man versteht nichts mehr. Das ist sehr schwer für mich, da mir dadurch eine Streitkultur völlig fehlt. Heißt aber nicht, dass ich eine schwache Frau bin. Ich würde mich sogar als sehr stark und willensstark bezeichnen. Ich werde also mit dieser Situation fertig werden - egal was passieren wird. Und ich mache, was ich sage - und das weiß auch mein Mann genau. Er sollte mir also glauben, was ich schreibe.

    Ich habe im Moment alle Zeit der Welt, da wir Besuch im Haus haben und es ein völlig bekloppter Augenblick ist. Das nimmt mir Druck und bringt mir andererseits gewaltig Druck.

    Am liebsten würde ich sofort, auf der Stelle, mit ihm reden! Im Moment könnte ich jeden Abend heulen, wenn ich ihn mit einem Bier sehe - was ja den ganzen Abend der Fall ist.

    Aber was Elle geschrieben hat, hat mich sehr nachdenklich gemacht: Habe ich ihn überhaupt schon einmal nüchtern erlebt?

    Und wenn unsere erste Konfrontation nüchtern vonstatten gehen soll, muss ich auf nächstes Wochenende warten.

    Und auch wenn es hier immer heißt "Nimm die Beine in die Hand, das ist die beste Hilfe für Alkoholiker", meine Hoffnung ist noch lange nicht weg. So leicht gebe ich nicht auf und es geht hier immerhin um mein Leben!

    Viele Grüße
    Charlotta

  • Hallo ihr,

    es ist vollbracht. Ich habe ihm am Samstag einen langen Brief gegeben, indem ich ihm meine Gefühle und meine Ängste beschrieben habe. Und meine Bitte um Änderung.

    Die Idee mit dem Brief war gut. Ich habe schon geheult, als ich ihn um ein paar Minuten Zeit bat und habe kaum ein Wort rausgebracht. Allerdings dachte ich, ich hätte ihn noch nüchtern erwischt, es war gerade erst 11 Uhr morgens. Aber er hatte schon ein Bier offen, habe ich hinterher gesehen. Die Biere stehen bei uns ja überall rum.

    Auf jeden Fall hat er mich nach dem Brief in den Arm genommen und ich habe ihm dann Zeit gelassen, es einfach erst mal sacken zu lassen.

    Und es hat sich etwas verändert. Ich kann noch nicht genau sagen, was - aber es hat sich etwas verändert. Er gibt sich große Mühe und ich habe das Gefühl, es geht ihm nicht schlecht dabei. Nicht dass er sofort nichts mehr trinkt, aber er hat am ganzen Pfingstwochenende sehr sehr wenig gegen sonst getrunken. Ich habe es nicht kontrolliert (damit fange ich erst gar nicht an), aber man hat es gerochen. Und er ist die ganze Zeit geschäftig rumgelaufen und hat eine Arbeit nach der anderen erledigt. Sonst ist er sehr gerne lange im Garten und trinkt halt sein Bier und raucht Zigaretten.

    Wie es weitergeht, kann ich noch nicht sagen, aber es ist etwas am passieren. Er sagte mir gestern abend "Ich werde mich bessern".

    Und es war seit ewigen Zeiten die erste Nacht, wo er richtig gut roch. Ich habe seit Monaten wieder richtig Lust auf Schmusen bekommen. Ein Gefühl, was ich kaum noch kenne.

    Ich habe das Gefühl, wir sind auf dem richtigen Weg.

    Liebe Grüße
    Charlotta

  • Hallo Flöckchen,

    lustig, unsere Katze heißt so :)

    Deine Geschichte gleicht meiner ja fast aufs i-Tüpfelchen!

    Was ist nach deinem Brief geschehen? Wie ging es bei euch weiter? Hast du es bei diesem einen Brief gelassen oder hast du ihn öfters angesprochen?

    Wenn du magst, erzählt doch bitte noch ein bissl von euch.

    Liebe Grüße
    Charlotta

  • hallo charlotta!
    das mit dem brief war eine gute idee und ob es ihn wachgerüttelt hat sollte dich nicht so sicher machen. was hälst du davon, ihm den vorschlag zu machen mal gemeinsam eine Shg aufzusuchen. wenn es ihm ernst ist sein trinkverhalten zu ändern, so wird er auch nichts dagegen haben diesen schritt zu gehen. in eine SHG zu gehen heisst nicht gleich, ich bin ein alki aber durch gespräche mit denen die den weg aus der sucht geschafft haben, kann man sich orten ob alki oder alkoholmissbrauch.
    wäre doch einen versuch wert, oder was meinst du. ich schreibe deshalb,das es für beide wichtig ist, da er dir der alk doch als im kopf rumschwirrt. man sagt nicht umsonst eine familienkrankheit bei alkoholmissbrauch, da ihn der eine trinkt und ihn der andere im kopf hat.
    da du schon den ersten schritt gemacht hast und dich ihm gegenüber geöffnet hast, versuche auch den nächsten schritt.

    es grüsst dich recht herzlich heinrich

    Der Mensch muss sich verändern wollen.
    Sonst ist jedes Bemühen sinnlos, jedes Wort zuviel und jede Anstrengung vergebens.

  • Hallo,

    ich wollte mal erzählen, wie es bei uns weiterging.

    Vor zwei Wochen gab ich ihm den Brief und er versprach nach längerem Nachdenken, dass er sich ändern will. Er sagte auch, dass ihn schon viele angesprochen hätten, dass er zu viel trinkt und dass er dass schon ewig so macht.

    Er trank die ersten Tage sehr wenig und dann sogar ein paar Tage gar nichts mehr. Dann am ersten Wochenende trank er ein Bier und mir ist die Kinnlade runtergefallen. Ich kann eigentlich gar nicht sagen, warum. Wir hatten nicht ausgemacht, dass er gar nichts mehr trinkt. Aber irgendwie ist es echt über mich hereingebrochen, als ich ihn dann mit einem Bier gesehen habe. Und wir haben das erste mal endlich miteinander geredet.

    Er sagte, er schränkt es stark ein, aber er gibt es nicht ganz auf. Ich sagte, okay, aber wenn ich sehe, dass es nicht klappt und du dir weiterhin schadest, steige ich auf die Barrikaden.

    Und wirklich, er schränkt es sehr sehr stark ein. Anstelle vorher Literweise Bier an Abend, trank er letzte Woche komplett vielleicht so 2 Stück. Und er ist auf alkoholfreies Bier umgestiegen.

    Ich weiß, hier im Forum geht es nur um komplett aufhören oder komplett trinken.

    Warum fällt es meinem Mann aber so leicht, einfach mal so den Konsum von Hundert auf Ein Prozent runterzufahren? Wenn es wirklich so bleibt, kann ich damit absolut leben, muss ich sagen. Er riecht wieder gut, er macht andere Sachen und hängt nicht nur um seine Bierflaschen rum und und und. Also im Moment ganz normal wie bei "annern Leuten".

    Aber dieses Forum hat auch meine Sinne geschäft, dafür bin ich sehr dankbar. Ich lehne mich nicht entspannt zurück und bin glücklich, sondern ich habe immer noch ein wachsames Auge offen, falls alles nur Show ist.

    Ja, das war soweit meine Geschichte. Hoffentlich läuft es weiterhin so gut. Ich drücke mir einfach mal selbst die Daumen :lol:

    Liebe Grüße
    Charlotta

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