die macht der ohnmacht

  • hallo zusammen,

    heute Mittag habe ich zufällig eine Freundin getroffen. die seit Anfang April im Raum Stuttgart bei einer Langzeit-Therapie sein sollte. Ich bin total erschüttert über ihren derzeitigen Zustand. Von Weihnachten 2006 bis Anfang April 2007 war sie in stationärer ärztlichen Behandlung und anschliessend sollte sie nach Stuttgart zur Langzeit-Therapie, sie hat sich sogar noch bei mir verabschiedet. Sie sagte mir aber immer wieder das sie Angst davor hat und ihren Koffer nicht packen kann. Hilfe beim Packen des Koffers wollte sie nicht annehmen. Auch heute sagte sie, dass es ihr gut geht und sie nichts getrunken hat, alles Selbstbetrug - ich hab den Alkohol gerochen und ihr auch gesagt, dass sie mich anlügt.

    Ich dachte wirklich, dass sie begriffen hat um was es dabei geht, nach der stationären Behandlung, es ist einfach nur traurig. :(

  • Hallo Maria1,

    herzlich Willkommen.

    Da wirst Du wohl auch nicht viel machen können. Was auch immer da passiert ist ,der Alkohol war immernoch stärker als der unbedingte Wille aufzuhören.

    Hast Du eine bestimmte Vorstellung davon wie wir Dir hier helfen können??

    Möchtest Du mehr über Dich schreiben und wie Du damit umgehen kannst ?

    Deiner Freundin können wir leider nicht helfen da Sie selbst zu der Einsicht gelangen muss das Sie Hilfe braucht.
    Und für Dich besteht eben die Gefahr das Du Dich aufreibst wenn Du Dich zu sehr damit beschäftigst.

    Wenn Du Dich im Co-Bereich umschaust wirst Du erkennen was ich meine.

    Viele Grüsse

    White

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • hallo Whitewolf,

    vielen Dank für Deine Antwort.

    Ich lese seit einigen Wochen im Forum. Seit ca. 10 Jahren befasse ich mit der Alkoholsucht und der Co-Abhängigkeit. Trotzdem ist sehr hilfreich für mich, da bei mir vieles vom Bauchgefühl her klar war, aber der Kopf immer wieder ein schlechtes Gewissen machte.

    Hier schreiben Menschen ihre Lebensgeschichte, es sind nicht nur Buchstaben auf einem weissen Blatt Papier wie in Büchern, man kann vieles besser nachvollziehen und verstehen.

    In diesem Zusammenhang bedanke ich mich bei allen, die hier ihre Gefühle, Erfahrungen und Strategien schreiben und anderen damit helfen.

    In meinem nahen Umfeld habe ich mehrere Personen (seit ca. 1 Jahr nicht trinkenden Mann mit Depressionen, hat nie eine Therapie gemacht und will auch keine machen, denn er ist der Meinung keine Problem zu haben und wenn bin ich schuld daran - will mich am liebsten unter eine Käseglocke stellen, damit ich je nach Stimmung und Laune verfügbar bin, Schwester, wirklich gute Freunde) die Alkoholprobleme haben. Teilweise wusste ich nicht wem ich als erstes zu Hilfe eilen sollte :!:

    Jetzt weis ich, dass es richtig ist mich abzugrenzen (ohne schlechtes Gewissen) und zu akzeptieren, gelingt nicht immer, dass es einzig und allein die Entscheidung des Betroffenen ist, wie er sein Leben gestaltet.

    Ich kann wieder, ohne schlechtem Gewissen, am Leben teilhaben, treffe mich mit Freundinnen, gehen zusammen ins Kino usw. Lange Zeit war dies nicht der Fall, da ich immer dachte, "wenn du etwas alleine machst, könnte etwas passieren und du bist schuld".

    Um keinen Rückfall in die Co-Abhängigkeit (die Grenze ist einfach schleichend und manchmal bemerkt man es erst, wenn es fast schon zu spät ist) zu bekommen, werde ich dem Forum treu bleiben.

    liebe Grüße, Maria

  • hallo oxiran,

    mir hilft es sehr, immer wenn ich etwas Zeit habe, im Forum zu lesen. Das Gefühl, mit diesem Problem alleine auf der Welt zu sein, geht weg, der Kopf wird klarer und man ist in der Lage sich, ohne Schuldgefühle, abzugrenzen.

    Bis man aber wirklich erfolgreich damit umgehen kann, ist es ein langer und kraftraubender Weg.

    Ich wünsche Dir viel Kraft und lass Dich von Rückfällen nicht entmutigen.


    liebe Grüße, Maria

  • liebe Leser,

    heute kann ich eine erfreuliche Mitteilung machen. Meine Freundin hat es geschafft, sie war nochmals längere Zeit in stationären Behandlung und so wie sie sich im Moment gibt, anscheinend auch begriffen, dass nur sie alleine für sich verantwortlich ist.

    Ich freue mich sehr darüber.

    liebe Hrüße
    Maria

  • Hallo MAria,
    ich muß sagen ich finde deinen titel auch sehr gut getroffen. besser kann man die Abhängigkeit wohl nicht in andere worte fassen.
    Und darüber hinaus finde ich auch, dass die Macht der Ohnmacht noch viel mehr über den Zustand aussagt. Ich finde es beschreibt es ganz genau, was da abläuft.
    Denn die Ohnmacht des nassen Alkoholikers aufzuhören ist wiederum so mächtig, dass sie dem Alkohol diese Macht verleiht , die ´sicher wie Curlinger schon schrieb vergleichbar ist mit der Macht die er auch auf die Ohnmacht des Coabhängigen ausübt.
    Es ist schon sehr beängstigend wenn man sich das bewußt macht, was diese Brühe für eine Macht auf die Menschen ausübt. Ich mußte diesem teuflischen zeug mein leben lang in die augen schauen. Und ich kann nur sagen, dass man sich besser davon fern hält.

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