• Hallo zusammen,

    hatte ja schon kurz etwas zu meiner Situation im Vorstellungsbereich geschrieben.

    Ich bin 42, als ich 6 war ließen sich meine Eltern scheiden. Ich wuchs bei meinem Vater auf. Der hat schon damals mehr oder weniger viel getrunken, kann mich erinnern das er oft ziemlich voll nach Hause kam.

    Als ich 13 war lernte er seine jetztige Lebensgefährtin kennen. Die hatte damals 2 Kinder fast im gleichen Alter wie ich.
    Nach ca. 1 Jahr sind sie zusammen gezogen.

    Mein Vater trank meist auf Feiern zu viel und hat dann grundlos rumgebrüllt. Die ganze Nachbarschaft hats gehört. Mir war das unendlich peinlich damals. Die kleinste Kleinigkeit reichte aus um ihn zum ausflippen zu bringen.

    Er versprach immer wieder Besserung, hat mal ne Zeit gar nichts getrunken. Dann war er bei Geburtstagsfeiern immer sehr genervt, weil er keinen Alkohl getrunken hat.

    So gingen die Jahre dahin, er trinkt weiter. Mal geht es lange gut aber irgendwann brüllt er wieder rum.

    So war es auch am letzten Wochenende. Der 70. Geb. seiner Lebensgefährtin. Wir waren ab 11 Uhr in einem Restaurant bis ca. 17 Uhr. Da hat er dann schon ordentlich zugelangt. Danach gings nur mit der Familie nach Hause in den Garten. Weiß nicht mehr was genau der Auslöser war, aber er flippte wieder raus. Schrie rum und wurde ausfallend und beleidigend.

    Danach hat sich die Feier dann schnell aufgelöst, ein paar Verwandte blieben da, der Rest ist zu meiner "Schwester" nach Hause gegangen. Muss dazu sagen, dass der größte Teil der Familie von außerhalb war und bei uns die am Ort wohnten, übernachtet hat.

    Bis heute hatte ich keinen Kontakt zu meinem Vater gehabt, wir telefiónieren sonst fast täglich. Heute nachmittag soll ein Aussprche sein.

    Bin mal gespannt auf seinen Vorschlag wie es nun weiter gehen soll.

    Mir reicht es jetzt komplett, kann mir vorstellen, dass nur wieder irgendwelche Versprechungen kommen.

    Das er Alkoholker ist, sieht er natürlich nicht so, das ist alles vor Jahren schonmal diskutiert worden.

    Weiß gleich gar nicht wie ich mich verhalten soll.

  • So war heute nachmittag bei ihm. Er meinte er wäre beim Arzt gewesen und hat dem auch geschildert was er so am Tag alles trinkt. Das geht mit Sekt los, über Bier, Rotwein und zwischendrin ein paar Schnäpse.
    Der Arzt hat ihm geraten NICHT aufzuhören sondern den Konsum auf 2 Fl. Bier am Tag zu beschränken.

    Komische Antwort finde ich.

    Er hat sich dann nachmittags gleich wieder ein Flasche Bier getrunken, sei ja alkoholfrei.

    Aber da ist doch auch Alkohol drin, oder?

    Na ich bin jedenfalls immer noch nicht weiter wie ich mich in Zukunft verhalten soll.

    Werde mal mich nach einer Beratungsstelle in der Nähe umsehen, mal hören was die so sagen.

  • hey funny

    na die antwort vom arzt finde ich etz au sehr komisch. bist du dir sicher, das er auch wirklich war? und das mit dem reduzieren wird meiner meinung nach nicht lange klappen.

    stimmt im alkoholfreien bier is au alkohol drinne, net viel, aber halt doch alkohol.

    frag deinen vater vielleicht mal wie das gespräch genau verlaufen is, vielleicht hat der arzt ihm ja geraten, dass er aufhören soll und sich hilfe suchen soll, aber dein vater hat sich strikt geweigert. daher dann vielleicht der satz, er soll "nur" zwei flaschen bier trinken, is etz aber nur so ne vermutung von mir. der arzt kann halt au nix machen, solang dein vater sich weigert.

    wie gehts dir denn eigentlich selber im moment? möchtest du in die beratungsstelle um dich zu informieren wegen deinem vater oder für dich?

    so das wars etz erstmal von mir...

    liebe grüße

  • Hallo funny,

    vielleicht strebt der Arzt Deines Vaters ja eine Entgiftung an.

    Dann kann und soll er bis dahin, nicht ganz auf Alkohol verzichten!

    Er würde Entzugserscheinungen bekommen und die können sehr gefährlich sein!

    Natürlich ist auch in "alkoholfreiem Bier" Alkohol drin, aber es geht auch um den Geschmack.

    Kein trockener Alkoholiker würde alkoholfreies Bier trinken, denn sein Suchtgedächtnis würde sofort aktiviert werden und er wäre bald wieder dort, wo er war!

    Ich wünsche Dir, dass Eure Aussprache etwas bringt.

    Ansonsten kannst Du Dich wirklich nur von Deinem Vater distanzieren, um Dich selbst zu schützen!

    Denn, wie summerdream schon schrieb, keiner kann etwas für Deinen Vater tun, wenn er es nicht will!

    Aber Du kannst etwas für Dich tun!

    Den Vorschlag, eine Angehörigen-SHG zu besuchen, finde ich sehr gut!

    Sieh zu, dass es Dir gut geht! Denn ihm kannst Du nicht helfen - leider!

    Alles Liebe für Dich und einen herzlichen Gruß
    Speedy

  • hallo funny,

    auch von mir ein herzliches willkommen.

    ja, letztlich kannst du dich nur um dich kümmern. er wird nur aus diesem sumpf herauskommen, wenn er es von sich aus möchte. vielleicht könntest du ihm aber noch sagen, dass "runtertrinken" nicht funktioniert, und das er sich vielleicht doch nochmal an einen anderen arzt wenden soll, wenn er denn ernsthaft aufhören will (was ich im übrigen nicht glaube).

    normalerweise ist eine entgiftung im krankenhaus angesagt, wo man dann auch weitere schritte besprechen kann - aber eben nur, wenn der betreffende will.

    bleib bei dir und kümmere um dich - das ist das einzige, was du tun kannst.

    lieben gruß

    lavendel

  • Hallo zusammen,

    hab ewig nix von mir hören lassen da ich alles irgendwie verdrängen wollte.

    Vater trinkt weiter, ist zwar nicht mehr ausfällig geworden, ich habe mich jedoch etwas distanziert.

    Soweit sogut...

    Vor ca. 3 Wochen musste er in Krankenhaus zur Abklärung seiner Luftnot. Es wurde nix gefunden, jedoch hat er sich dort etwas auffällig verhalten.
    Er hat alles zig Mal gefragt, war total unsicher und unruhig...
    Ich hatte dann ein Gespräch mit der Ärztin die eine beginnende Demenz vermutete.
    Ich habe dann erwähnt, das er Alkoholiker ist.
    Er hat dann was zur Beruhigung bekommen und war dann ne Woche später in der Geriatrie um ein paar Tests zu machen wegen der Demenz.
    Ausser einer Fettleber keine auffälligen Befunde.

    Der Arzt dort meinte auch er solle mal das trinken lassen.

    So, nun ist er wieder zu Hause und trinkt laut Mutters Angaben nur noch alkoholfreies Bier. Mal sehen wie lange.
    Irgendwie scheint sie sich mit der ganzen Lage so abgefunden zu haben.

    Ich aber nicht!
    Durch den Krankenhausaufenthalt und dadurch das ich auch wieder mehr gefordert war, kommt die ganze Sache bei mir auch wieder hoch.

    Ich habe ihm nun einen Brief geschrieben und einige Dinge aus meiner Kindheit berichtet, wie ich mich damals gefühlt hab usw.

    Darauf hin ist er nur laut geworden und hat rumgebrüllt.
    Ich fange dann richtig an zu zittern, hab keine Lust mir son Gebrülle anzuhören.

    Ich war jetzt 3x in einer SHG von Angehörigen von Alkoholikern.
    Das tut mir auch ganz gut mal andere Leute zu hören, denen es auch so geht.

    Nur ich weiß nicht mhr wie ich mich zu Hause verhalten soll.
    Wir wohnen nur ein paar Km auseinander. Am liebsten hätte ich gar keinen Kontakt mehr, zumindest ne Zeitlang.
    Irgendwie fühl ich mich dann aber wie ein kleines Kind und weiß nicht ob ich das durchziehen kann.
    Am letzten Freitag war ich kurz bei meinen Eltern, die ganze Zeit haben wir nur aneinander vorbei geredet bis es zum Schluß dann doch wieder zum Streit kam. Ich habe dann gesagt, das ich zunächst keinen Kontakt mehr möchte.

    Jetzt komt bald wieder Weihnachten.
    Da graut es mir jedes Jahr vor.

    Ich mache natürlich das, was total verkehrt ist.
    Anstatt den Abend zu geniessen wenn die ganze Familie zusammen ist (so ca. 20 Leute), beobachte ich die ganze Zeit meinen Vater, was er trinkt, wie viel, ob einer was sagt was ihm vllt missfallen könnte...

    Ich weiß, dasss das genau verkehrt ist!
    Ich bin nicht für ihn verantwortlich, er ist erwachsen und muss wissen was er tut!
    Nur das umzusetzen ist so schwer.

    Am liebsten würd ich Weihnachten ganz für mich alleine sein.
    Am Heiligabend hab ich wie immer Nachtdienst und am 1. Feiertag ist besagtes Familienfest.
    Meine Tochter freut sich da wohl drauf, ich jedoch hab jetzt schon Bauchschmerzen wenn ich da dran denke.

    Ach, irgendwie hab ich ziemlich durcheinander geschrieben, aber so siehts halt zur Zeit in mir aus.

    Manchmal denke ich in seinem Alter (76 Jahre) wird das eh nix mehr das er nix mehr trinkt.
    Aber sein ständiges brummiges Verhalten, die schlechte Laune die er immer hat, ich hab da echt keinen Bock mehr drauf.
    Er wollte beim Neurologen einen Termin haben, weiß nicht vllt bringt was Stimmungsaufhellendes was, aber das sind lange Wartezeiten.
    Der Hausarzt hatte nun auch Urlaub diese Woche, mal sehen was der nun sagt wenn der wieder da ist.

    puh, nun hab ich mir erstmal so einiges von der Seele geschrieben.
    Lese gerade auch viel, verstehe nun immer mehr warum ich so bin, wie ich bin.
    Kaum Selbstwertgefühl, mit meinen Beziehungen klappt es nicht...gesundheitlich hab ich auch grad Probleme

    Denke es wäre eine Therapie vllt richtig, nur wo finde ich einen geeigneten Therapeuten?

    Vllt weiß einer von euch Rat.

    LG funny

  • Hallo Funny,

    es kommt einzig und allein darauf an, ob DU DIR HELFEN möchtest und versuchen möchtest, zu glauben, dass Du ein schönes Leben verdient hast!!!!
    Ich kann Dich nur von Herzen darin bestärken, Dich um Dich und Dein Wohlbefinden zu kümmern un darum, dass Deine Bedürfnisse befriedigt werden.
    Es kann im Leben der Angehörigen nicht immer nur um den Alkoholkranken gehen!! Dabei vergisst man sich selbst allzu leicht und steckt (gewohnheitsmäßig ?!) seine ganze Kraft in ihn statt in sein eigenes Leben! Ich rede da aus Erfahrung und kann nimmer müde werden zu betonen, dass einem das Leben entgleitet, wenn man es nicht sorgsam behütet und lebt!!

    Liebe Grüße,
    Lavandula

  • Hallo Lavandula,

    natürlich möchte ich das!
    Ist aber nicht so leicht das auch so konsequent umzusetzen.

    Habe jetzt das Buch Familienkrankheit Alkoholismus gelesen. An vielen Stellen finde ich mich selbst wieder.
    Überhaupt habe ich wieder angefangen mehr zu lesen.
    Ist halt ein langer Weg und in dieser düsteren Jahreszeit umso schwieriger.

    Na das nächste Frühjahr kommt bestimmt.

    LG funny

  • Heute bin ich endlich mal für mich aktiv gewesen.

    Habe die letzten Tage bemerkt, das ich immer tiefer in ein Loch falle und da kaum noch alleine raus komme.

    Wartezeiten zur Psychotherapie betragen hier zur Zeit 14 Monate!
    :shock:
    Ja wenn es ganz dringend ist, dann soll ich mich an einen Arzt wenden.
    Termin Ende Januar!

    Nun war ich bei meinem Hausarzt. Der hat sich total viel Zeit genommen und will mir nun versuchen zu helfen.

    Jetzt gehts mir schon etwas besser da sich nun mal was bewegt.
    Meine SHG reicht mir nicht und die treffen sich immer Freitags, da kann ich die nächsten Wochen leider nicht.

    Jetzt bin ich jedenfalls schon mal etwas zuversichtlicher.

    Am Wochenende muss ich arbeiten, das lenkt mich schon mal gut ab.

    Liebe Grüße
    funny

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!