• Hey!
    Nachdem ich mich schon mal im Vorstellungsbereich vorgestellt hab, hier mehr zu mir.
    Mein Vater trinkt. Ich weiß nicht, wie lange schon, wahrscheinlich schon eine halbe Ewigkeit, mit elf oder zwölf habe ich das erst begriffen.
    Er hat auch vier Monate Therapie gemacht, aber hatte mittlerweile zwei "Rückfälle", wobei ich nicht weiß, ob ich es so nennen soll, weil ich eher das Gefühl hatte, er fängt wieder an. Ob er jetzt noch trinkt, weiß ich nicht, weil ich mich von ihm distanziere. Das ist wahrscheinlich auch das Beste, was ich machen kann. Da sich meine Mutter nun mal nicht von ihm trennt, versuche ich mich wenigstens ein bisschen abzugrenzen. Ich rede ihr zwar auch die ganze Zeit ein, dass wir endlich gehen müssen und im Prinzip sieht sie auch ein, dass ich Recht habe, aber irgendwie... man kennt das ja. Sie hofft weiterhin und manchmal raste ich dann auch schon mal aus.
    Vor ein paar Tagen hat sie mal zu mir gesagt "Ja, wenn dem Papa doch was daran liegen würde, dass wir hierblieben, dann könnte er doch mal mit uns reden, oder mich noch mal in den Arm nehmen..." blabla. Da bin ich böse geworden und hab ihr gesagt, dass es Schwachsinn ist, auf so etwas zu hoffen, weil ihre Ehe nun mal kaputt ist und mein Vater ein Säufer. Aber aus irgendeinem Grund hängt sie eben immer noch an ihm.
    Aber ich hab mich jetzt endlich dazu entschieden, einen Therapeuten zu suchen. Ich merke einfach, dass ich insgesamt noch viel zu abhängig von meinem Vater und seiner Abhängigkeit bin und das will ich nicht länger sein.
    Außerdem hab ich wahrscheinlich den ein oder anderen "Knacks" davongetragen, der mich in meinem Leben beeinträchtigt. Ich merke zum Beispiel, dass ich so oft Streit mit meinem Freund habe und nicht mal genau weiß, warum eigentlich. Irgendwann merke ich dann, dass es an mir liegt. Ich bin eifersüchtig, weil ich mich dauernd minderwertig fühle, die anderen Mädchen sind ja doch immer besser als ich , und wenn auch nur, weil sie keinen Alkoholkranken in der Familie haben und nicht so viele Probleme haben wie ich. Ich kann ihm einfach nicht wirklich vertrauen, ich kann ihn nicht trinken sehen und ich fühle mich dauernd einsam, obwohl ich es nicht bin. Also warum sollte ich das weiterhin einfach akzeptieren und mit mir herumtragen, anstatt daran zu arbeiten? Ich hoffe nur, dass es etwas hilft.

  • hey steffi

    herzlich willkommen hier bei uns.

    irgendwie wirkst du auf mich als hättest du dich scho in gewissen maße mit dem thema alkoholkrankheit beschäftigt oder täusche ich mich da?

    deine einstellung bezüglich der distanz finde ich etz absolut in ordnung, du musst auf dich achten, für deinen vater kannst du nix tun, solange er net will.

    eigentlich gilt auch das gleiche für deine mutter, sie ist erwachsen und alleine für ihre entscheidungen verantwortlich. vielleicht hat sie sich schon mit dem leben an der seite deines vaters abgefunden, wer weiß. wie kommt denn deine mutter mit deinem vater aus?

    du ziehst wohl gleich das volle programm durch wie? hier im forum anmelden, therapiegespräch, aller respekt vor deinem mut und deinem tatendrang.

    das du minderwertigkeitsgefühle bezüglich deines freundes hast, i glaub das geht uns allen hier so. ich glaube aber, dass er nicht mit dir zusammenwäre, wenn er dich nicht lieben würde, trotz dem problemen in der familie. wie weit weiß er eigentlich über dich und dein zuhause bescheid?

    wohnst du eigentlich noch daheim? wie alt bist du denn eigentlich?

    liebe grüße

  • noch ganz kurz, hab gerade erst deinen vorstellungsthread gelesen.

    das du dir wegen des buches gedanken machst, kann ich verstehn, hast du doch alles öffentlich gemacht. aber ich denke, dass es mehr leute gibt, denen es hilft es zu lesen als leute die das auf dich und deine familie negativ auslegen.

    ich kenn das buch etz selber zwar net, aber ich finde, wenn es nur einem menschen hilft es zu lesen, dann hat es auf jeden fall seinen dienst getan.

    nicht zu vergessen, dass dir das schreiben selber geholfen hat, was auch sehr wichtig ist!

    grüßle

  • Also, ich bin 19 und wohne noch daheim, das wird sich wohl in nächster Zeit auhc nicht ändern.
    Ich habe mich schon länger mit dem Thema beschäftigt, hab in der Schule meine Facharbeit über das Thema geschrieben, eben weil es mich interessiert hat.
    Meine Mutter ist bezüglich meines Vaters einfach viel zu naiv. Sie versucht dauernd auf ihn zuzugehen, mit ihm zu reden, ihn doch noch zu irgendetwas zu bewegen etc. etc. Momentan ist sie allerdings auch ein bisschen auf Distanz gegangen, vielleicht weil ich ihr immer wieder gesagt habe, wie sehr sie selbst sich damit wahrscheinlich verletzt und wie naiv es von ihr ist, zu glauben, er könne sich ändern. Mal sehen, wie lange der Zustand jetzt anhält. Es war in den letzten Jahren ja doch immer das gleiche. Mein Vater trank und trank und trank, irgendwann ist dann irgendetwas "Schlimmeres" passiert (Beschimpfungen, Sparbuch plündern usw.), es gab einen mords Streit, meine Mutter wollte Ausziehen blablabla, und nach zwei oder drei Tagen wurde dann alles wieder unter den Teppich gekehrt, heile Welt mit Eierkuchen.
    Dass ich mich jetzt dazu entschlossen habe, aktiv zu werden, was mich selbst betrifft, liegt schlicht daran, dass ich anhand des Schreibens bemerkt habe, dass ich allein nicht damit fertig werde und dass ich Hilfe brauche. Außerdem lese ich momentan "Familienkrankheit Alkoholabhängigkeit" und das öffnet einem nun mal wirklich die Augen. Ich will es einfach nicht hinnehmen, dass mein Vater und seine Sucht mein Leben so beeinflussen. Ich bin schließlich immer noch ein selbstbestimmter Mensch...

  • Hey!
    Danke für die Antwort. Ich finde es wirklich wahnsinnig toll, dass es so viele Menschen gibt, denen es wie mir geht. Das baut einen doch gleich ein wenig auf. Aber was tut ihr gegen all das? Gegen die sinnlosen Streits und die Minderwertigkeitsgefühle? Naja, ich war gestern jedenfalls beim Hausarzt und habe mir eine Überweisung zum Psychotherapeuten geholt. Natürlich hab ich beim Hausarzt fast wieder losgeheult. Schrecklich. Dabei hatte ich mir doch genau zurechtgelegt, was ich sagen wollte... Aber jetzt weiß der wenigstens auch, dass mein Vater eben nicht trocken ist.
    Und heute kommt meine Mutter an und erzählt mir ganz verwundert, dass mein Vater sie in den Arm genommen und ihr nen Kuss gegeben hat. Und natürlich konnte sie nicht verbergen, wie toll sie das fand. Ja, okay, ich verstehe sie ja, aber das ist doch Unsinn! Das macht er einmal in drei Monaten, nur damit wir nicht gehen. Weil er genau weiß, dass er dann finanziell am Ende ist und das Haus sowieso abgeben kann... Mann, mann, mann. Wie kann man nur so blind sein?
    Aber irgendwie ist es halt auch schade. Mein Vater könnt so toll sein, wenn er nicht trinken würde. Die letzten Monate, in denen er wirklich trocken war, waren der Wahnsinn, ich hatte einen Vater!!! Und er weiß, dass ich gerne Kreuzworträtsel löse und dann hat er mir gestern eines gegeben und gesagt, ich solle die Lösung schnell rausbekommen. Also, hab ich ihm nen Zettel geschrieben, wo die Lösung draufstand und heut Morgen liegt ein Zettel auf meinem Frühstücksbrettchen "Schätzchen, das hast du super gemacht!". Und dann denk ich auf der einen Seite "Ich bin nicht dein verdammtes Schätzchen!", und auf der anderen Seite gefällt's mir auch wieder. Ich versuche war, wenig mit ihm zu tun zu haben, aber es fällt auch schwer, vor allem nach der schönen Zeit.
    Naja, also zu meinem Buch. Ich hab mich für keinen Verlag entschieden, sondern für Eigenverlag. Es gab zwar einige interessierte Verlage, aber die wollten alle einen Zuschuss haben, oder sollte eine bestimmte Zahl an Exemplaren abnehmen etc. Und ich bin ja nun mal kein Kind reicher Eltern ;-). Die großen Verlage interessieren sich meist eh erst für ein Buch, wenn es auch wirklich schon als Buch erhältlich ist, da hoff ich jetzt noch ein bisschen drauf. Jedenfalls heißt es "Flaschenkind - Wenn Papi säuft..." und ist bisher nur bei lulu.com erhältlich.

  • hi steffi

    was wir dagegen tun? gute frage, ich denk etwa dasselbe wie du. darüber reden is scho mal wichtig, du hast ja auch scho entdeckt, dass es gut tut zu wissen, dass es anderen genauso geht. man wird verstanden, kennt es doch der andere genauso oder ähnlich, oft muss man gar net ganz genau schreiben und der andere weiß wie du dich fühlst.

    minderwertigkeitsgefühle zu verbannen, das is net einfach und erfordert viel arbeit an sich selber. ne therapie is dabei wohl ein guter anfang, man muss wohl auch willens sein, da nebenher an sich zu arbeiten und sich net "nur" in die stunde reinhocken.

    sinnlosen streits geht man am besten aus den weg, so handhab ich des inzwischen, für mich aber auch leichter, da ich nimmi daham wohn. vielleicht hast du ja nen zufluchtsort wo du dich zurückziehn kannst, falls es wieder schlimm wird...

    kann mir richtig vorstellen wie's dir geht, mei mutter war anfang des jahres drei monate trocken und es war echt ein traum. da hatte ich noch die hoffnung, dass sie es schafft, inzwischen hab ich den glauben daran verloren :( irgendwo is das beiderseite denken bei uns wohl häufig, einerseits liebt man die eltern ja und andererseits haßt man sie wegen ihrem alk, wenn ichs mal drastisch ausdrücken darf.

    die beschreibung von deinem buch hört sich net schlecht an, die liefern aber scho auch nach deutschland, irgendwie war der preis nur in dollar oder pfund (weiß etz nimmi genau welches) drangestanden. kriegt man des au mit ner widmung von dir? :wink:
    hab mir etz au vorgenommen eins über alk zu lesen, hab ich bisher no nie gemacht. in der bücherei hier gibts des buch "aufgeben oder nicht" (oder so ähnlich), mal schaun wie des is :)

    liebe grüße

  • So, ich hatte heute meine Probetherapiesitzung, war auch eigentlich ganz in Ordnung. Immerhin habe ich erfahren, dass ich unter Depressionen leide und ich werde dann eine sogenannte "kognitive Verhaltenstherapie" machen. Als ich das gerade nachgeschlagen habe, habe ich gemerkt, dass ich das auch schon kenne. Ich habe mich mal intensiv mit einem Buch beschäftigt, das mein Vater aus der Therapie mitgebracht hat. Es heißt "Gefühle erkennen, Probleme bewältigen", und ich denke, es wird jetzt wohl wieder einen Platz auf meinem Nachttisch finden. Mein Vater braucht es ja sowieso nicht, aber ich möchte ja auch neben den Sitzungen an mir arbeiten. Ich hoffe, dass es tatsächlich funktioniert.
    Ich würd auch schon gerne von zu Hause ausziehen, allein deshalb, damit ich erst gar nicht mehr in Versuchung komme, mit meinem Vater zu reden. Aber irgendwie hoffe ich ja auch immer noch darauf, dass meine Mutter sich endlich mal aufrafft und auf der anderen Seite weiß ich gar nicht, wie ich mir das alles finanzieren sollte. Klar würde ich dann mehr BaFöG bekommen, aber prinzipiell wäre mein Vater ja immer noch unterhaltspflichtig, aber der verschuldet sich ja immer nur weiter.
    Und, summerdream, ich finde es gar nicht zu hart ausgedrückt, wenn man sagt, dass man seine Eltern irgendwo hasst. Bei mir war es jedenfalls immer so. Für mich war mein Vater zwei verschiedene Menschen: Mein Papa, den ich ja lieb hatte und der Alkoholiker, den ich gehasst habe.
    Aber es ist so toll, wenn der Trinker auf einmal trocken ist, oder? Ich hatte endlich einen Vater, das war echt klasse. Und wir haben Dinge unternommen, jeden Morgen zusammen gefrühstückt, es war einfach alles toll. Und jetzt ist wieder alles kaputt und das nagende Gefühl im Bauch, die Angst, ist zurück an ihrem gewohnten Platz.
    Aber das Buch wird schon nach Deutschland geliefert und bei der Bestellung kann man auch die Währung aussuchen, also das geht schon alles. Nur das mit der Widmung könnte natürlich ein Problem werden, ich kann ja nicht eben mal zu dir kommen und mein Namen reinfratzeln. Außerdem käme ich mir dabei wahrscheinlich blöd vor. Ach, hast du mal das Buch "Familienkrankheit Alkoholismus" gelesen? Das ist echt empfehlenswert. Das sagt jeder und deshalb habe ich mir das auch eigentlich erst gekauft, aber das ist wirklich richtig gut.
    Und danke, Eva, dass du mich darin bestärkt hast, eine Therapie zu machen. Ich habe gestern in der Praxis angerufen und der Therapeut wollte mich eigentlich erst auf eine Warteliste setzen, aber ich hab ihm gleich gesagt "ich fange im Oktober mein Studium an und ich weiß, dass ich die Therapie dann bestimmt wieder hinten runter fallen lasse". Dann denke ich wieder "ach, das schaffst du schon alleine", aber das stimmt nicht. Das habe ich lang genug gedacht und mich kurze Zeit später trotzdem wieder einsam, klein und hässlich gefühlt. Aber jetzt will ich die Dinge wirklich in Angriff nehmen. Es kann doch nicht sein, dass mein Vater bzw. seine Alkoholabhängigkeit, mich für den Rest meines Lebens "verschissen" haben.

  • hey steffi

    na das du einerseits ausziehn willst und andererseits doch wieder net, glaub ich dir. das mit dem geld is immer ne sch... situation, informier dich doch mal, vielleicht gibts ja noch weitere möglichkeiten als des bafög. geh mal zur stadt oder frag mal beim jugendamt nach, könnt mir vorstellen das du wohngeld von der stadt bekommst, aber genau kenn ich mich da au net aus. die beste lösung wäre natürlich, wenn du mit deiner mutter zusammen ausziehn könntest.

    du sagst es, es war wirklich toll, wie mei mutter trocken war. wir ham dinge gemacht, die wir vorher nie gemacht ham, zusammen nen film geschaut, sauna, ich war das erste mal mit ihr zum zeitvertreib in nem cafe gehockt, viel geredet, aber naja was will ich machen, das is wohl rum. morgen werd i mit ihr vorhänge kaufen gehn, wundert mich, dass sie mich gefragt hat, aber gut, da ich eh überlegt hab, ob ich in des geschäft geh, gehn wir halt zusammen. wahrscheinli merkt sie, dass ich mich von ihr entferne, aber solang sie net was ändert, wird des auch so bleiben.

    ehrlich gesagt hab ich noch gar kein buch über alkohol gelesen, hab mir etz heute eins aus der bücherei geholt "helfen oder aufgeben" heißt es, hatte aber bisher no net die zeit es anzufangen. danach war i glei im buchladen und hab mich weiter umgesehn, für kinder hatten sie keins da, daher hab ich mir "um die kindheit betrogen" bestellt, kann i montag abholen. hab gehört, dass es gut sein soll, kennst du es? werd dann auf jeden fall drüber berichten...

    ja wir denken immer, das wir es alleine schaffen, aber das is wohl ein trugschluß. auch wir müssen viele hürden überwinden um mit uns klarzukommen und müssen das auch selber in angriff nehmen. find ich klasse das du zu dem therapeuten gesagt hast, du willst das etz machen und net erst irgendwann, wann hast du denn deinen nexten termin?

    kennst du das eigentlich auch? so nen für uns unsichtbaren zettel auf der stirn "seelischen müll bitte bei mir abladen!" ??? also ich schon, das wort NEIN is wohl ein wichtiges wort, dass wir öfter lernen müssen auszusprechen...

    liebe grüße

  • hallo steffi

    wenn die paar kröten vom bafög nicht reichen steht dir wohngeld, kindergeldzuschuß usw zu. die ämter sind oft nicht sehr mitteilsam was das angeht, hier mal ein link wo du verschiedenes zur sozialgesetzgebung findest, unter anderm auch die gesetzestexte, hoffe da ist für dich was dabei.

    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…sozialhilfe.de/

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Danke für den Link, die Seite werde ich mir mal genauer anschauen. Ich hatte mal mit einer Freundin, deren Eltern auch trinken, rumgesponnen, wie es wäre, wenn wir zusammen ausziehen würden und daraus ist dann ein recht ernsthafter Plan geworden. Allerdings hat sie gerade erst ihr Zimmer renoviert, und ich denke kaum, dass sie dann ausziehen will. Ich weiß nicht, wie es wäre, allein zu wohnen. Manchmal würde ich schon gern auf eigenen Beinen stehen, eine eigene Wohnung haben, wo mich niemand stört. Daheim zieh ich mich ja doch immer nur in mein Zimmer zurück, halte mich kaum in "Gemeinschaftszimmern" wie Wohnzimmer oder Küche auf, vor allem seitdem mein Vater wieder trinkt. Wenn da nicht die ganzen ABERS wären... Die Wohnung will ja auch erst mal eingerichtet werden, nur von welchem Geld? Außerdem hab ich kein eigenes Auto und das ist hier auf dem Land leider wirklich nötig... Es gibt so viel, das finanziert und überlegt werden müsste. Und da ich nun mal ein Mensch bin, der alles gerne von vornherein überdacht und durchgeplant hat, lass ich das mit der eigenen Wohnung wahrscheinlich eher sein... Außerdem habe ich Angst allein im Dunkeln. Das ist total lächerlich und peinlich, aber es ist so. Neunzehn Jahre alt und Schiss vor der Nacht. Würde mich mal interessieren, woran so was liegt. Vielleicht findet mein Therapeut es ja raus ;-).
    @ summerdream: Die Bücher, von denen du geschrieben hast, kenne ich nicht. Ich hab bisher auch nur sehr wenige Bücher über Alkoholismus gelesen. Aber sag Bescheid, wie du die Bücher fandest, das würde mich mal interessieren. Man sollte sich vielleicht doch mal so eine kleine Bibliothek zu dem Thema zulegen...
    "Seelischen Müll bitte bei mir abladen". Den Zettel kenne ich nur zu gut. Aber ich finde es auch nicht immer schlimm. Für meine beste Freundin bin ich eh immer da, aber das beruht auch auf Gegenseitigkeit. Dann gab es da mal noch eine ehemalige Freundin, mit der ich nie über irgendetwas reden konnte, aber sie hat sich mal einen ganzen Abend lang bei mir ausgeheult. Und mein Freund kann eigentlich auch immer zu mir kommen, wenn er etwas hat, und ich auch zu ihm. Das stört mich eigentlich alles nicht, wobei im Hintergrund auch immer der Gedanke steht "ich muss ihr/ihm helfen. wenn ich ihr/ihm helfen kann, dann mag sie/er mich mehr". schon komisch. die einzige, bei der ich es überhaupt nicht mag, wenn sie mit mir spricht, ist meine mutter. aber das ist ja oft so, dass der nichttrinkende elternteil dann das älteste kind als ersatzpartner benutzt. tja, so war es wohl auch bei mir. irgendwann hab ich nicht mehr zugehört oder bin einfach aus dem zimmer gegangen. ich hab ihr auch mal gesagt, dass sie mich nicht immer zumüllen soll, aber dann ist sie erst mal beleidigt und fängt hinterher doch wieder an sich auszuheulen, mittlerweile auch bei meiner schwester.
    ja, NEIN sagen fällt schon schwer. man muss schließlich alles für die anderen tun, immer da sein, damit sie einen mögen, nicht wahr? so ein unsinn... ich finde es immer wieder grauenhaft, zu merken, was in einem selbst indirekt alles falsch läuft. total bescheuert.

  • hey steffi

    oje ich wohn au in nem ort, ohne auto kannsts da echt vergessen. kann schon verstehn, dass du das alles planen willst. wie gesagt am besten wärs glaub echt wennd mit deiner mom ausziehn könntest. hast du sie scho mal konkret gefragt, ob sie mit dir ausziehn würde?

    weißt du was, ich wohn ja scho ewig allein, hab damit auch kein problem, aber i hab scho oft von freundinnen gehört "das du des kannst, ich hätt angst allein". also bist du damit net alleine und peinlich finde ich das auch net.

    also helfen oder aufgeben hab i etz zu zwei dritteln durch, is zwar net speziell für kinder, aber echt interessant, man findet sich in vielen wieder.

    meistens stört mich der zettel auch net, wie du sagst, bei deiner besten freundin und deinem freund is gut, allein weil es auch auf gegenseitigkeit beruht. so gehts mir auch bei einigen, aber gibt halt auch leute wo ich mal nein sagen muss, einfach weil sie für mich au net immer da sind.

    liebe grüße

  • Ach, meine Mutter... bei der hab ich die Hoffnung ehrlich gesagt schon fast aufgegeben. Seitdem ich zwölf bin und weiß, dass mein Vater Alkoholiker ist, gibt es alle paar Wochen Zoff und sie will ausziehen, macht es dann aber doch nicht. In letzter Zeit hatte es den Anschein, als ob sie es wirklich wollte, guckt in der Zeitung nach Wohnungen und so weiter. Aber jetzt hat sie auf einmal bei Bekannten gefragt, ob wir denn die Essecke bekommen könnten. Allerdings nicht für die neue Wohnung, sondern für das Haus, in dem wir wohnen. Das ist so ein Scheiß, sie sollte sich mal selbst reden hören! Argh... Wie kann man nur so blöd sein? Wie kann man nur sein eigenes Leben so wegschmeißen?
    Der Wiedererkennungswert ist in einem Buch schon mal auf jeden Fall gut, allerdings war das für mich am Anfang schon sehr schwer. Als ich angefangen habe, im Internet ein bisschen zu recherchieren und mich so oft wiedererkannt hab, da hab ich schon oft geheult.
    Naja, eine eigene Wohnung werd ich mir schon mal überlegen, solang ich im Ort bleibe, könnte ich ja immer mal nach Haus kommen und ein Auto benutzen. Aber genau das wollte ich ja eigentlich nicht: nach Hause kommen. Irgendwie fühle ich mich auch gar nicht zu Hause, ich fühle mich hier nicht wohl, ich kann das Haus nicht mal leiden. Ich will ein eigenes zu Hause, einen Schutzraum, nur für mich, in den mein Vater nicht reinkann. Vielleicht sollte ich Lotto spielen und ein Traumhaus gewinnen ;-). Dann will meine Mutter bestimmt mitkommen - aber das kann sie dann vergessen!

  • lach, das mim lottospielen sagen mandy und ich au immer, aber dann muss man ja noch gewinnen und die chance is doch sehr gering :cry:

    das verhalten deiner mutter hört sich scho ziemlich co. an, wenn sie mit etwas droht, dann sollte sie sich auch sicher sein, dass sie es wenn dann auch durchzieht und das dann auch machen. selbst du nimmst ja deine mutter diesbezüglich nicht mehr ernst, geschweige denn dein vater.

    also i würd mi an deiner stelle auf jeden fall mal informieren, nach wohnung oder vielleicht nach ner wg umschaun, wer weiß vielleicht ergibt sich was. so hast du es wenigstens probiert. und laß deine mutter ruhig mitkriegen, dass du dich umsiehst, vielleicht wird ja ihr interesse doch geweckt mit dir auszuziehn???

    dass es gerade anfangs sehr schwer is sich mit dem thema alkohol auseinanderzusetzen, glaub ich, ging mir net anders. aber das wird nach ner zeit besser, glaubs mir.

    liebe grüße

  • Ja, das mit dem Stipendium wäre gar keine schlechte Idee. Dankeschön dafür, das gucke ich mir doch mal an.
    Also, meine Mutter ist absolut co, aber sie versucht auch nicht, etwas daran zu ändern. Sie ist immer noch diejenige, die zu ihm geht, riecht, ob er was getrunken hat, die mit ihm reden will, die irgendwie noch an ein Happy End glaubt, obwohl das so was von unwahrscheinlich ist.
    Gestern Abend war sie schon wieder hier oben bei meiner Schwester und mir und meinte "Aber er riecht nicht nach Bier, wenn, dann hat er Schnaps getrunken" blablabla. Irgendwann habe ich dann mal wieder zu viel gekriegt und ihr gesagt, dass allein die Tatsache, dass wir uns darüber unterhalten, völlig schwachsinnig ist, dass ich davon nichts mehr hören will, und dass wir uns absolut co verhalten.
    Ich hab sie auch schon gefragt, ob sie wüsste, ob es hier irgendwo eine Zweizimmerwohnung oder so was gäb. Aber irgendwie hab ich das Gefühl, sie würd eher mich ausziehen lassen, als selbst zu gehen, so nach dem Motto "Ja, geh du, lebe dein Leben und befreie dich. Ich bleib hier und versumpfe". Ach mann, das ist doch alles so ein Schwachsinn. Aber das versuche ich ihr ja schon seit Jahren klar zu machen.

  • Hallo Steffi,

    denk an dich, auch deine Mutter muß es selber merken genauso wie der Alkoholiker. Man kann niemanden zu seinem Glück zwingen, auch wenn es weh tut, nur zu zuschauen.
    Deine Kraft brauchst du für dich, und davon wünsche ich dir ganz viel.

    LG
    Elocin

  • hey steffi

    kann elocin da echt nur zustimmen, wenn deine mutter net mag, kannst du auch nix ändern. vielleicht hat sie für sich einfach noch net genug mit deinem vater durchgemacht, i glaub au der co. braucht seinen sprichwörtlichen tiefpunkt um wirklich etwas ändern zu wollen.

    hm... ich les ja im moment "helfen oder aufgeben", vielleicht könntest das ja deiner mutter geben. i finds interessant, au wenn es hauptsächlich für ehegatten und partner geschrieben is und es is net dick, was ja für manche abschreckend wirkt. aber mehr fällt mir etz so net ein.

    gibts eigentlich bei dir in der umgebung ne shg für kinder? bei mir leider net, würde sonst gerne mal hin, vielleicht wär des ja was für dich.

    liebe grüße

  • Vielen Dank euch beiden!

    Bei uns gibt es keine SHG für Kinder, selbst die Angehörigengruppe wurde neulich aufgelöst.
    Aber es könnte sein, dass wir uns hier mittlerweile an dem nötigen Tiefpunkt befinden, auch wenn ich mal wieder nicht zu früh anfangen will zu hoffen. Ich habe heute hier ein bisschen aufgeräumt und dabei einige Flaschen Pils gefunden, die niemand von uns getrunken hat. Ich empfinde es schon als eine Beleidiung, dass mein Vater seine leeren Flaschen so auffällig "versteckt". Wir sind ja schließlich nicht blöd. Er merkt auch mittlerweile, dass ich ihn meide, gestern hat er wohl so eine Bemerkung fallen lassen, "gewisse Leute hier würden ihn ignorieren". Wow, na und?!
    Meine Schwester hat mittlerweile seit fast neun Monaten durchgehend Kopfschmerzen, keiner der tausend Ärzte, bei denen wir schon waren, kann ihr helfen, sie muss in der Schule arbeiten schreiben, bekommt das natürlich nicht hin, weil sie nicht lernen kann und sie weint deshalb ständig. Heute Morgen hat sie wohl am Frühstückstisch gesessen und einfach nur geweint. "Ich kann nicht mehr", hat sie gesagt. Ich glaube mittlerweile, dass ihre Kopfschmerzen auch psychisch bedingt sind. Wenn keine Tablette und keine Spritze hilft, dann ist doch irgendwas anderes.
    Hier im Ort gibt es die perfekte Wohnung, die Ende des Monats frei wird. Allerdings ist sie noch ein bisschen teuer. Meine Mutter rechnet aber schon fleißig durch, sie will nächste Woche wahrscheinlich mal zu einem Anwalt, hat außerdem noch einen Termin bei der Eheberatung und informiert sich mittlerweile auch an ihrer Arbeitsstelle über alles. Vorhin hat sie einfach nur im Wohnzimmer gesessen und ganz bitterlich geweint. Ich fand es grausam, sie da so sitzen zu sehen. Und wenn meine Mutter schon für mich nicht ausgezogen ist, dann macht sie es doch zumindest für meine Schwester.
    Nur mein Bruder macht uns allen noch zu schaffen. Er ist gerade erst 14 geworden und scheint noch nicht richtig zu verstehen. Er will nicht ausziehen und er hält eigentlich immer zu meinem Vater. Er redet kaum noch mit uns, ich weiß nicht mal, ob er überhaupt noch viel redet. Irgendwie kümmert sich auch niemand richtig um ihn, weil er noch so an meinem Vater hängt. Aber meinen Vater finde ich in dem Punkt auch richtig widerlich, weil er meinen Bruder da total mit reinzieht. Die beiden machen eben viel zusammen, weil mein Bruder Fußball spielt, und mein Vater trainiert die Jungs mit. Mein Vater erlaubt meinem Bruder mehr (wobei das wahrscheinlich einfach nur mangelndes Interesse ist), er hat jetzt sogar Karten für ein Dortmund-Spiel gekauft. Er kauft meinen Bruder richtiggehend. Und das finde ich widerlich. Deshalb habe ich mir jetzt mal überlegt, mit meinem Bruder zu reden. Wenn er überhaupt noch auf irgendjemanden in der Familie hört, dann wahrscheinlich auf mich. Und selbst wenn ich ihm dann die widerlichsten Wahrheiten überhaupt an den Kopf knallen muss... Ich will hier einfach nur raus. Mittlerweile glaube ich, dass es uns kaum schlechter gehen könnte. Zumindest psychisch.
    Mein Vater unterdessen verschuldet sich immer mehr, er hat schon wieder einen Kreditantrag auf seinem Schreibtisch liegen, obwohl er noch Kredite abbezahlen muss bis er 83 ist. Lustig, so alt wird er nie im Leben. Er hat die Stromrechnug nicht bezahlt und da liegen noch mehr Rechnungen... Egal, ob wir hier bleiben oder gehen, mein Vater wird sowieso vor die Hunde gehen. Aber wenn wir hier bleiben, dann gehen wir mit. Ich kann nur hoffen, dass meine Mutter das auch endlich einsieht.

    Wow, das hilft wirklich, einfach mal alles loszuwerden.

  • hey steffi

    da kam ich mir auch immer verarscht vor, wenn die flaschen meiner mutter schlecht versteckt waren. früher ham wir ja sogar nach flaschen gesucht, obwohl es gar net schwer war, selbst die schwierigsten verstecke ham wir gefunden, man musste nur dem geruch folgen und wußte grob wo der alk is. ich denke, das es zeiten gibt, wo der alkoholiker entweder zu faul is um sich gute verstecke zu suchen oder vielleicht unbewußt ertappt werden will, aber naja is nur ne vermutung.

    mit deinem bruder solltest du scho mal reden, aber net knallhart. könnte mir vorstellen, dass er vieles net versteht, er is ja no so jung. er sieht es vielleicht so, dass ihr euch vom vater abwendet und er deswegen trinkt, da möchte er dann der liebe sohn sein, der sich um den papa kümmert und mit ihm schöne sachen macht. und vielleicht denkt er auch, dass der papa dann nicht trinkt, wenn er mit ihm was macht. kinder denken so was oft, sie verstehn es net und suchen die schuld bei sich.

    na das mit deiner mutter is ja scho mal was, aber du hast recht, lieber net zuviel hoffnung machen. falls sie es dann durchzieht, kannst dich um so mehr freuen. drück dir ebenfalls ganz fest die daumen!

    mach dir keinen kopf darum, das deine mutter net wegen dir ausgezogen is. der glaube das alles besser wird, wird nach ner zeit immer kleiner, bis er ganz erloschen is, vielleicht war auch der neue kreditantrag deines vaters für sie ein punkt, wo sie für sich gesagt hat, bis hierher und net weiter.

    wegen den kopfschmerzen deiner schwester fällt mir ein, da hab ich ne freundin die hat scho jahrelang täglich kopfschmerzen. sie war scho bei x ärzten, die ham sie von vorne bis hinten durchgecheckt, aber nix gefunden. seit nem halben bis dreiviertel jahr macht sie manuelle therapie (is ne mischung zwischen krankengymnastik und massage), seitdem ist es zwar net ganz weg, aber definitiv besser. vielleicht wär des ja was für dei schwester, probieren kann sie es ja.

    liebe grüße

  • Danke euch beiden für eure Antworten!

    Ich habe gestern mal kurz mit meinem Bruder geredet. Er ist eigentlich den ganzen Tag immer draußen und spielt Fußball. Wahrscheinlich will er hier in dem Laden einfach nicht bleiben. Kann ich ja auch verstehen. Jedenfalls habe ich dann auch bloß erwischt, als ich gerade auf dem Sprung war. Ich hab ihn nur gefragt, wie es ihm geht und ob er sauer ist. Und was mich am meisten überrascht hat, war, dass er gesagt hat, er wäre sauer auf meinen Vater. Sauer, weil er wieder trinken würde. Es kam mir immer so vor, als ob er sauer auf uns war. Aber gut, ich denke, ich werde meinem Bruder mal einen Brief schreiben. Ich kenne uns beide gut genug, um zu wissen, dass ich mich dann leichter ausdrücken kann (und mir mein Geheule meine Ansprache nicht kaputt macht...), und wahrscheinlich ist es dann auch für ihn leichter, seine Gefühle zuzulassen und darauf einzugehen. In unserer Familie wird komischerweise oft per Brief kommuniziert. Gerade bei schwierigen Themen.
    Glücklicherweise hilft mein Vater mir dabei, meine Mutter zum Ausziehen zu bewegen. Er verhält sich von Grund auf arrogant, die Sucht hat ihn definitiv wieder, er kommt da gar nicht mehr raus. Er kann, glaube ich, gar keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er sagt einen Satz, im nächsten widerspricht er sich. Er macht uns nur Vorwürfe, wir wären an allem Schuld, wir wären hinterhältig etc. etc. Ich weiß auch, dass ich das nicht persönlich nehmen muss und das tue ich auch nicht. Er steckt einfach wieder zu tief drin, und ich bestärke meine Mutter einfach nur immer wieder darin, endlich etwas zu unternehmen.
    Krankengymnastik und Massage bekommt meine Schwester auch schon, aber das bringt auch nichts.
    Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende!

  • hey steffi

    holla du nimmst dir was vor und maxt es dann auch gleich, aller respekt.

    in nem brief kann man sich oft besser ausdrücken, da hast du recht. meine schwester handhabt es mir ihrem freund auch immer wieder so, wenn's großen streß gibt, schreibt sie ihm einen brief, da kommt sie auch viel besser an ihn ran. eigentlich is das, was wir hier machen, ja auch ne art briefe schreiben.

    wegen deines bruders wirst du scho recht ham, er wird einfach raus wollen und damit hat er auch recht. mein großer bruder macht das scho etwas länger, mein kleiner fängt es an. und fußball is auch ein tolles hobby :D

    das verhalten deines vaters is wiedermal so typisch und wie du schon sagst, nehm es dir nicht zu herzen, er steckt wohl wirklich mittendrin. aber da muss er selber raus wollen, hoffe nur das deine mutter es diesmal echt durchzieht.

    liebe grüße, drück dich mal ganz dolle

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