Hallo ihr,
der Teppich zu Babel, großartig
Nein, nein, phoenix, du darfst auch ohne Entschuldigung schreiben
Was dieses Therapiegerede angeht, muss ich ehrlich sagen, ich dachte auch irgendwie immer, Therapie is was für Bekloppte Ich bemühe jetz mal als schlechten Vergleich meine Einstellung zu Fitnessstudios. Da dacht ich auch, sind doch nur Muckitypen und Prolls da. Und morgen fang ich dort mal wieder selber an Und wenn ich schon über meine Vergangenheit rede, warum dann nicht mit jemandem, der sich damit auskennt.
Steffi : oh ja, das kenn ich auch, die blöde Kuh, die alle verarscht
Da kann ich doch gleich wieder mit ner aktuellen Geschichte aufwarten. Ebenfalls schüchterner Typ und ich denke auch ehrlich an mir interessiert; trotz aller Selbstzweifel, denn anders kann ich mir eine solche Hartnäckigkeit nicht erklären. Und schwupps war mir gerade das schon wieder zuviel, und ich kam mir da wie du überfordert vor. Erstmal wieder etwas Abstand reingebracht, von wegen: ich mag dich wirklich, aber Beziehung is nich, kann ich einfach nicht. Kurz darauf hatte ich eben dieses Aha-Erlebnis beim Arzt und dank meiner Bücher und hat mich daraufhin erstmal eine Weile mit mir selbst beschäftigt. Zwischendurch haben wir uns nur mit andern zusammen gesehen, sind nicht weiter zum Reden gekommen und ich dachte nur, eigentlich auch schön, erstmal freundschaftlich näher kennen lernen.
Habe die letzten Tage dann aber doch fast schon mit mir gerungen, von wegem ihm irgendwo näher erklären, wo das Problem liegt, und eben nochmal in aller Deutlichkeit sagen, dass da schon mehr sein könnte als Freundschaft, aber ich eben erstmal einiges bei mir selbst sortieren muss. Auf ner Party dann, wo ich ihn vermutet hätte, seinen Kumpel gefragt, wo besagter Typ steckt und erfahren, dass er im Praxissemester is und ne Freundin hat.
Und was denke ich mir daraufhin? Zuerst: "Oh." Und dann: "Mit der hat ers sicher einfacher." - man kann eben nicht aus seiner Haut Aber daraufhin wenigstens: "Pf, der wars dann ja wohl doch nicht wert, dass ich mir deswegen den Kopf zerbrech."
Richtig übel find ich aber, dass der Gute nun nichtmal mehr normale SMS beantworten kann.
Anna : das Buch habe ich schon gelesen, find ich auch empfehlenswert.
Nun aber zu dem, was ich eigentlich wollte:
Ich war heute zu Hause bei meinen Eltern. Wohl gemerkt diesmal kein Wochenende, sondern wirklich nur einen Nachmittag, so hatte ichs mir vorgenommen. Und das war in der Tat weise. Das gleiche Szenario wie eh und je. Mein Vater kommt mir entgegen und ich seh direkt auf die Entfernung von fünf Metern, dass er getrunken hat. Mehr brauch ich gar nicht wissen, um die komplette Situation einschätzen zu können, ich hab das schließlich jahrelang erlebt. Und, richtig, wie nicht anders zu erwarten: die Stimmung, die in der Luft liegt, is richtig böse. Meine Mutter traurig, resigniert, ihm gegenüber stinksauer, eine Angifterei vom Feinsten. Is klar, in so ein Elternhaus kommt man doch immer wieder gern zurück... Wie ich mitbekommen habe war mein Vater gestern in der Bar, erinnert sich offenbar nicht mehr, wie er nach Hause gekommen ist, und hat schon gleich gar keine Ahnung, wo ein paar Sachen abgeblieben sind, die er offenbar im Suff verloren hat.
Zwar ein anderer Zusammenhang, dennoch sehr treffend, der Satz von ihm: du glaubst doch nicht, dass du deinen alten Vater noch ändern kannst. Woraufhin ich nur meinte, das wäre weder meine Aufgabe noch meine Absicht.
Bei diesem Spruch musste ich auch direkt an Alkohol denken, denn ich bin mir sicher, er wird sich nicht mehr ändern, er sieht darin schlicht keine Notwendigkeit.
Und um nochmal auf die andere Geschichte zurückzukommen:
Ich denke auch, meine Mutter WILL es gar nicht bemerken. Ganz nach dem Motto, indem sie es einfach verleugnet, verdrängt, gar nicht erst sieht, ist es nicht passiert.
Liebe Grüße, Loti, die dieses Mal überm Schreiben ihren Tee vergessen hat - und wer jetzt behauptet, nur kalter Kaffee macht schön, hat eben keine Ahnung