Wie ich wurde, wer ich bin

  • Hallo ihr!

    Danke erstmal für die nette Begrüßung :D
    Ich hab im Vorstellungsbereich schon ein bisschen erzählt, hier nochmal die Ultrakurzfassung: Mein Vater ist Alkoholiker, meine Mutter co-abhängig, damit bin ich aufgewachsen. Ach ja, falls das noch von Interesse sein sollte, ich bin 22.

    Und hier die anschließende Langfassung, holt euch ruhig ne Tasse Tee, das kann dauernd ;)

    Mir selbst ist erst vor kurzem aufgegangen, wie sehr mich das geprägt hat. Bis vor einer Weile konnte ich mir mein Verhalten selbst nicht erklären. Ich habe viel über mich nachgedacht, aber zufriedenstellende Antworten habe ich darauf nicht gefunden, da hielt ich mich einfach für seltsam irgendwie.
    Als ich dann zufällig etwas über typische Verhaltensweisen von erwachsenen Kindern von Alkoholikern gelesen habe, fing es langsam an, in meinem Hirn zu routieren. Ich habe mir Bücher zu dem Thema gekauft und war ganz unglaublich erleichtert, als ich gelesen habe, dass ich also doch nicht einfach komisch bin, sondern in Anbetracht der Umstände, unter denen ich aufgewachsen bin, völlig normal reagiert habe.
    Die Erkenntnis hat mich schon ein wahnsinniges Stück weiter gebracht. Ich finde es ungeheuer tröstlich, dass es Anderen geht wie mir. Und ich brauche nicht mehr ständig zu grübeln, warum ich bin, wie ich bin. Weil ich gemerkt habe, dass es eine Erklärung dafür gibt. Und wenn ich erstmal verstehe, warum es ist, wie es ist, kann ich auch versuchen, bestimmte Verhaltensweisen zu ändern.

    Diese Verhaltensweisen, von denen ich spreche, resultieren hauptsächlich aus meinen Schwierigkeiten mit Nähe. Ich habe lange nachgedacht und zu dem Schluss gekommen, dass mein fehlendes Selbstwertgefühl die größte Baustelle ist.
    So lange ich denken kann, habe ich nie viel Bestätigung erfahren. Ich war immer schon in der Schule sehr gut. Das wurde so hingenommen, das war selbstverständlich, schließlich war ich ja ihr Kind, da gehörte sich das ja wohl so, nicht einmal dafür wurde ich gelobt. Auch nie getröstet oder in den Arm genommen, nie haben meine Eltern gesagt, sie wären stolz auf mich, sowas gab es bei uns einfach nicht.
    Man strampelt sich eben so durch. Ich bin älter geworden, habe Freundinnen gefunden und war viel auf Parties unterwegs. Ich wurde relativ häufig angesprochen. Das hat mich erstmals auf den Gedanken gebracht, dass ich - vielleicht - doch nicht so wenig liebenswert bin.
    Aber dieses alte Denken saß noch viel zu tief. Und so habe ich erstmal jeden, der näheres Interesse an mir bekundete, von mir weggestoßen. Weil für mich nach wie vor unvorstellbar war, dass sich jemand für mich hätte interessieren können - warum auch, schließlich hatte ich nichts zu bieten. Ich dachte immer, die Anderen könnten das nicht ernst meinen. Komplimente konnte ich überhaupt nicht annehmen. Sobald ich auch nur dachte, etwas könnte Nähe erfordern, habe ich dicht gemacht, um nicht verletzt zu werden.

    Ich habe es bis heute nicht geschafft, das abzulegen. Rein rational weiß ich, das stimmt nicht. Aber manchmal kommen diese alten Gefühle wieder hoch.
    Dann sage ich mir, das ist Blödsinn, und du weißt das. Du bist jemand und du kannst etwas. Dann rufe ich mir ins Gedächtnis, was mir meine Verabredungen gesagt haben, ich sei eine intelligente, attraktive, witzige Frau. Ich habe eine bewundernswerte Art und Einstellung. In den letzten Jahren hatte ich einige Verabredungen, irgendwas mussten die Herren also an mir finden.
    Solche Dinge halte ich mir vor Augen, um mich selbst davon zu überzeugen, dass ich nicht so schlecht bin, wie ich mich sehe. Und trotzdem merke ich immer wieder, das Misstrauen sitzt zu tief, ich kann nicht glauben, dass die Männer das ernst meinen, ich kann es immer noch nicht richtig annehmen.
    Aber was soll da Vernunft helfen, wenn das Gefühl einfach noch da ist :roll:

    "Durchschaut" hat das bislang noch niemand. Meine Schwester glaubt, ich wäre auf Grund zu hoher Ansprüche an die Männerwelt Single.
    Meine Freunde halten mich einfach für einen überzeugten Single.
    Aber ich wirke auch nicht wie jemand ohne Selbstbewusstsein. Ich bin gerne mit Freunden und Bekannten in der Kneipe, dort bin ich unterhaltsam, schlagfertig, habe keine Probleme, neue Leute anzusprechen und kennen zu lernen. Solange das alles auf einer unverbindlichen Kumpelschiene läuft, ist alles kein Problem. Vor alllem weiteren schrecke ich aber sofort zurück.

    So, Seelenstriptease beendet :)
    Entschuldigt, dass ich hier so zutexte, aber das musste mal raus.
    Ging es jemandem ähnlich? Und wie schafft man es, mit sich ins Reine zu kommen?

    Im Voraus schonmal danke für hoffentlich eintreffende Antworten/ Kommentare/Sonstiges.

    Liebe Grüße, Loti

  • Hallo liebe Loti und danke für deine Offenheit!

    Ich bin zwar genau 10 Jahre älter als du, aber die GEschichte ist ähnlich: Vater alkoholiker, Mutter die typische co-abhängige.

    Für dein Alter hast du schon einen sehr guten Durchblick, Hut ab!
    Du kannst dein Problem sehr klar umfassen.
    Hast du schon mal an eine Therapie gedacht?

    Diese Probleme mit Nähe habe ich ebenfalls...wie gesagt, ich hätte einen großteil deines Postings schreiben können...
    Die Baustelle Selbstwertgefühl ist sicherlich ein persönlicher Postdamer Platz, aber anfangen lohnt sich. Jeder Schritt tut gut, und ist er noch so klein.

    Und veränderst du dich, verändert sich deine Umwelt.

    Ich wünsche dir sehr viel Kraft, geh es an!

  • Hallo phoenix,

    ganz lieben Danke für deine Antwort!

    Schön zu hören, dass du hier Durchblick vermutest :)
    Ich selber vertraue da noch nicht ganz drauf.
    Würde ich das so an jemanden weitergeben, hieß es vermutlich nur: mein Gott, mach nicht so nen Aufriss, alles kannst du auch nicht auf deinen Vater schieben :roll: Aber man kann ihnen kaum einen Vorwurf machen, so weitreichende Konsequenzen sind schwer nachvollziehbar, wenn man nicht selbst so großgeworden ist...

    Ja, ich habe bereits an eine Therapie gedacht. Will sagen, ich habe eine Therapie noch nicht ernsthaft in Erwägung gezogen, weil diese ganzen Zusammenhänge noch ziemlich neu für mich sind, aber überlegt, dass sie wohl hilfreich sein könnte.
    Wahrscheinlich will ich deshalb auch erstmal versuchen, selbst etwas zu ändern. Das heißt ich versuche erstmal, mich mit mir selbst zu arrangieren. Wenn jemand dazu irgendwelche Tipps auf Lager hat, sind sie herzlich willkommen, Erfahrungen mit Therapien sind ebenfalls gern gesehen :)

    Liebe Grüße, Loti

  • Hallo!

    Heute hab ich einen Tee in der Hand, trotzdem versuch ich, mich etwas kürzer zu fassen :D

    Liebe Nelly, dir als erstes vielen Dank für die ausführliche Antwort und erst recht für die netten Worte und die Blumen :)

    Vorweg: Schön, dass keine Verständnisschwierigkeiten aufgetreten sind, wo es doch mein angepeiltes Ziel ist, mich möglichst klar auszudrücken, denn du lagst schon gar nicht schlecht mit deiner Vermutung, aber auf Lehramt :)

    Was die Bewältigung der Vergangenheit mittels Schwarz auf Weiß betrifft: geschrieben habe ich immer schon. Nicht in Foren, sondern für mich, immer wenn mir zuviel durch den Kopf ging und ich etwas Ordnung reinbringen wollte. Das hat mir immer schon geholfen, alles etwas klarer zu sehen.
    Wenn ich dann einen oder mehrere meiner losen A4-Zettel (weil Tagebuchstil liegt mir nicht) später in die Finger bekommen habe, habe ich mir überlegt, und zwar gewollt mit dieser Distanz, was für ein Mensch hinter einem solchen Geschreibsel wohl steckt.
    Das einzige Puzzlestückchen, das mir da lange Zeit gefehlt hat, war der Zusammenhang (wie stark er auch sein mag, er existiert) zu der Alkoholkrankheit meines Vater bzw. deren Auswirkungen auf das ganze Familienleben.

    Zu deiner Frage: ich bin vor drei Jahren ausgezogen, bin aber am Wochenende und in den Semesterferien meist noch dort.
    Früher hing das noch damit zusammen, dass ich zwischen meinen Eltern vermitteln und für meine Mutter dasein wollte.
    Seit mir das klar geworden ist, versuche ich mich von ihnen zu distanzieren. Wohl wissend, dass ich nicht für sie verantwortlich bin und das recht habe, so egoistisch zu sein, mich um meine Belange zu kümmern.

    Über Alkohol gesprochen wurde bei uns noch nie. Ich kann sogar noch viel weiter gehen und sagen: bei uns wurde überhaupt nie wirklich gesprochen, Smalltalk über Belangloses, weiter nichts.
    Als ich zuletzt dort war, habe ich mir überlegt, ob ich das Thema ansprechen soll. Zwei Punkte sind es glaube ich, die mich davon abhalten:
    1. Im Moment läuft es friedlich ab. Damit würde ich wohl erstmal ganz schön was lostreten.
    2. Ich würde ihnen früher oder später Vorwürfe machen. Ruhige Diskussionen sind bei uns gar nicht drin, wenn ich mal irgendetwas Heikles angesprochen habe, eskalierte das schnell, nur noch Geschrei, und irgendwann geht jemand oder spricht einfach gar nicht mehr.
    Dazu kommt, dass meine Mutter ein völlig falsches Bild von der Krankheit selbst hat, sie unterstellt, mein Vater trinke mit Absicht. Oder um sie zu ärgern. Was auch immer. Wurde dann seitens uns Kindern angemerkt, dass sie ihn dabei unterstützt, indem sie Alkohol kauft etc., fasste sie das immer nur als Vorwurf und Schuldzuweisung auf. Sich einfach mal gründlich zu informieren, lehnt sie aber ab.
    Ich habe keinen Hehl daraus gemacht, dass ich Bücher zum Thema gelesen habe (während der Ferien bei meinen Eltern). Ich wurde gefragt, was ich lese und habe meiner Mutter das Buch (über Kinder von Alkoholikern) rübergeschoben. Sie las einige Seiten und ihr einziger Kommentar besagte, dass da nichts stand, was sie nicht schon gewusst hätte. Damit bin ich nicht zurecht gekommen. Ich dachte, ihr wäre nicht klar, wie schlimm das für mich früher war. Aber das?

    Ich habe vor, mich irgendwann mit meinen Eltern darüber zu unterhalten. Aber dazu brauche ich erstmal Abstand, erst muss ich mich um mich kümmern und mir über einiges klar werden. Eine Lawine trete ich damit so oder so los. Aber ich will mir meiner Sache selbst erst sicherer werden, bevor ich das in Angriff nehme.
    Oder was meint ihr?

    Ach, da fällt mir noch ein oft wiederholter Rat meiner Mutter ein: lieber gar kein Mann, als so einer. Lern was, verdien dein eigenes Geld, mach dich nicht abhängig.
    Und: wären wir Kinder nicht, hätte sie sich von ihm getrennt. Für mich fühlte sich das damals schon immer an, als hätte ich Mitschuld, wenn es ihr schlecht ging...

    Ihr seht, wenn man einmal damit anfängt, kommt man nicht mehr zum Ende, sondern vom Hundertsten aufs Tausendste. Mein Tee ist mittlerweile leer ;)

    Nelly, hast du eine Therapie gemacht? Oder schreibst du "nur" hier im Forum?

    Ganz liebe Grüße, Loti

  • hallo loti,

    auch von mir ein herzliches willkommen hier im forum. ich kann mich meinen vorrednerinnen nur anschluessen, für dein 22 lenze bist du schon ganz schön abgeklärt und sortiert, hut ab. ich wünschte, ich wäre in deinem alter schon so weit gewesen....

    ich denke, du sprichst uns allen hier aus der seele, mit dem mangelnden selbstbewusstein. mir gehts genauso, ich denke immer noch manchmal "der oder die können mich doch garnicht meinen" oder "wenn die mich wirklich durchschauen würden, würden sie mich nicht mögen" oder so doofes zeug. mittlerweile kann ich das ganz gut ganz schnell wegwischen, eben auch durch die lektüte entsprechender bücher, durch eine therapie, seelsorgegespräche und das forum hier. aber es ist schwer, das stimmt schon. aber: man kann es trainieren, zuneigung anzunehmen, denke ich. wenn mir früher jemand ein kompliment gemacht hat, hab ich immer abgewieglt, jetzt kann ich sagen "danke schön" oder "ja, find ich auch". das ist schon mal ein schritt.

    tja, und das mit der nähe, den beziehung, da haben wir wohl auch alle ein problem, aber wenn man es erkannt hat, kann man sicher auch anders damit umgehen, als wenn man sich selbst immer fragt "warum handele ich denn jetzt so bekloppt?". freue mich auf den austausch mit dir.

    lieben gruß

    lavendel

  • hey loti

    auch von mir noch herzlich willkommen im kinderbereich, glaub du wirst dich hier wohlfühlen. ich tue es zumindest :wink:

    Zitat

    Ach, da fällt mir noch ein oft wiederholter Rat meiner Mutter ein: lieber gar kein Mann, als so einer. Lern was, verdien dein eigenes Geld, mach dich nicht abhängig.
    Und: wären wir Kinder nicht, hätte sie sich von ihm getrennt. Für mich fühlte sich das damals schon immer an, als hätte ich Mitschuld, wenn es ihr schlecht ging...


    haben wir die gleichen mütter? das sagt meine mutter au ganz gerne, aber wohl mehr in der hinsicht, dass sie dann eben net trinken würde...
    ich denk mir immer wieder, wäre meine mutter net mit mir schwanger gewesen, hätte sie net geheiratet bzw. zumindest net meinen vater und es wäre vielleicht alles anders gekommen.
    aber gut, wenn unsere eltern net verhüten können, können wir ja nix für oder!?!

    Zitat

    Früher hing das noch damit zusammen, dass ich zwischen meinen Eltern vermitteln und für meine Mutter dasein wollte.


    kenn ich auch ganz gut, zwischen meinen eltern und meinen großeltern und meiner mutter. und egal was ich gemacht hab, von irgendeiner seite oder auch von beiden gabs doch wieder vorwürfe, daher hab ich mich da etz ausgeklinkt.

    dein angesprochenes thema mit der nähe, i glaub da ticken wir zwei wohl verdammt gleich.
    kumpel sein ok - hey der is ja ganz süß und nett, der gfällt mir - huch derjenige hat ja auch interesse an mir - beine in die hand und nix wie weg hier
    mal grob zusammengefasst :wink:
    gut, meine ansprüche sind net gering, aber irgendwie such i mir auch immer was, wo mir net passt. muss i no in griff kriegen, aber gut momentan is das etz für mich kein aktuelles thema.

    liebe grüße

  • Hallo ihr Lieben!

    Rege Beteiligung hier - super! :)

    Ich mag das Forum schon jetzt, so nett, wie man hier willkommen geheißen wird :D

    Danke dir, Lavendel. Ich bin ein sehr lebenslustiger Mensch, nur immer mal wieder sehr irritiert von meinem Verhalten, das mich stört. Aus dem Grund versuche ich schon lange, zu sortieren, weil ich wirklich etwas ändern möchte. Darum schön zu hören, dass ihr das auch sortiert findet ;) Nur abgeklärt ist so ein Wort, das für mich immer einen negativen Beigeschmack hat :?
    Ach ja, darf ich fragen, welche Bücher du gelesen hast und was für eine Therapie das war?

    Da wir ja offenbar alle recht ähnliche Schwierigkeiten haben, zwei Fragen an euch:
    1. Sprecht ihr mit euren Freunden über eure Vergangenheit?
    Und 2.: Wenn ich jemanden kennen lerne, habe ich irgendwann manchmal den Eindruck, dass mein Gegenüber von meinem Verhalten irritiert ist. Dann frage ich mich, wie ich mich erklären soll!? Ich will ja nicht gleich meine ganze Lebensgeschichte auspacken, aber alles andere wird schnell als faule Ausrede aus Desinteresse gewertet. Wie geht ihr damit um?

    summerdream, danke auch dir. Du hast völlig recht, was können wir für das, was unsere Eltern getan haben. Aber als Kind zieht man eben solche Schlussfolgerungen :roll:
    Daher auch meine 2. Frage, ich versuche gerade an dem "Hilfe, ich muss weg!"-auf dem Absatz kehrtmachen zu arbeiten ;)

    Ganz liebe Grüße, Loti

  • Hallo Loti!

    ich verstehe was du meinst, "abgeklärt" hört sich für mich auch immer negativ an. Aber ich denke es ist durchweg gemeint, daß du bereits einen ganz guten Durchblick hast. Das ist noch nicht alles, aber ein guter Anfang (Teufel erkannt Teufel gebannt stimmt nicht, aber das eine setzt das andere voraus...).


    zu deinen Fragen:
    1 - ja, meine engen Freunde wissen von meinen Schiwerigkeiten und wissen auch, warum ich diese habe. Ich dosiere das natürlich, weil ich meine Freunde nicht nerven will. Aber es gibt mir ein GEfühl von ...Authentizität, wenn ich mich meinen Freunden im emotionalen Sinne nackt zeige, ohne Fassaden. Das hat ja auch etwas mit Ehrlichkeit zu tun. Dass diese Ehrlichkeit ein großes Vertrauen voraussetzt, muß ich nicht betonen.

    2 - du mußt auch nicht sofort deine gesamte Lebensgeschichte auspacken. Ich kenne diese irritierten Reaktionen, wurde/werde auch oft für distanziert und arrogant gehalten oder einfach nur für verwirrt :D
    Wenn man diese Reaktionen bemerkt, kann man kurz darauf aufmerksam machen, daß man mt gewissen Situationen Probleme hat. Das ist Offenheit. Das heißt nicht, daß du das WARUM breitlatschen mußt.
    Besteht Interesse und Zuneigung der anderen Person, wird diese dich schon darauf ansprechen und mehr wissen wollen.
    Fehlt dieses Interesse total, ist die Frage ob diese Person für dich tiefgehend genug ist...

    Je mehr du hier im Forum liest und mit der Thematik beschäftigst wirst du merken, daß du nicht alleine bist. Das ist sehr erleichternd. Diese GEfühle des überflüssig seins, im Weg stehen, Schuld sein, Angst vor Nähe haben, einsam sein, nirgends dazugehören...sind für viele von uns normal. Vielleicht hilft dir schon mal der GEdanke, daß diese ganzen Mechanismen von deiner Seele zu deinem schutz geschaffen wurden...und nicht um dich zu ärgern :-). Sie hatten also mal einen Sinn und jetzt, wo du in einer stärkeren Position bist, kannst du anfangen, die Erbsen zu sortieren...wie Aschenputtel, die guten in's Töpfchen, die schlechten in's Kröpfchen.

    Kuck auch mal unter Buchempfehlungen, da sind einige sehr gute dabei. Könnte dir z.b. auch das "vergiftete Kindheit" raten.

    Du bist noch sehr jung und ich finde es toll, daß du jetzt schon aktiv daran gehst, dein Leben in die Hand zu nehmen. Um dich mache ich mir keine Sorgen :D

    alles liebe, wir lesen uns
    lydia

  • hallo loti,

    Zitat

    Danke dir, Lavendel. Ich bin ein sehr lebenslustiger Mensch, nur immer mal wieder sehr irritiert von meinem Verhalten, das mich stört. Aus dem Grund versuche ich schon lange, zu sortieren, weil ich wirklich etwas ändern möchte. Darum schön zu hören, dass ihr das auch sortiert findet Winken Nur abgeklärt ist so ein Wort, das für mich immer einen negativen Beigeschmack hat Geschockt Ach ja, darf ich fragen, welche Bücher du gelesen hast und was für eine Therapie das war?

    also: ich finde abgeklärt garnicht so schlimm, im gegenteil :wink:. für mich bedeutet das, ein bisschen über den dingen zu stehen, nicht immer alles gleich so wichtig zu nehmen und hektisch zu werden, auch mal fünfe gerade sein zu lassen uswusw. aber das sieht man vielleicht erst in meinem fortgeschrittenen alter so :wink:.

    als therapie hab ich ne "ganz normale" gesprächstherapie gemacht. anlass war ein ganz anderer, aber ehe ich michs versah, waren wir bei meiner kindheit, und dann purzelten die aha-erlebnisse. ich dachte immer, wunder warum ich so komisch bin, und plötzlich konnte ich eins zu eins zusammenzählen. neben der therapie war ich noch in seelsorgegesprächen bei meinem pfarrer, und was ich da in erster linie geernt habe ist, dass ich meine trinkenden eltern nicht um jeden preis lieben muss, dass ich sie auch hassen darf, wütend sein, dass ich ein recht habe, mein leben zu leben, und das ich das recht habe meine eltern fallen zu lassen, wenn sie mein leben bedrohen. das war für mich mit den ewigen schuldgefühlen wie eine offenbarung.

    gelesen hab ich unter anderem "um die kindheit betrogen", "wenn frauen zu sehr lieben", "familiankrankheit alkoholismus".

    Zitat

    1. Sprecht ihr mit euren Freunden über eure Vergangenheit?

    jetzt ja, früher - in deinem alter - kaum. da hab ich mich (noch) geschämt und gedacht, dass ich nach meinen eltern beurteilt würde. jetzt, wo ich drüber rede stelle ich fest, dass es in fast jeder familie irgendwo einen alki gibt.

    Zitat

    Und 2.: Wenn ich jemanden kennen lerne, habe ich irgendwann manchmal den Eindruck, dass mein Gegenüber von meinem Verhalten irritiert ist. Dann frage ich mich, wie ich mich erklären soll!? Ich will ja nicht gleich meine ganze Lebensgeschichte auspacken, aber alles andere wird schnell als faule Ausrede aus Desinteresse gewertet. Wie geht ihr damit um?

    datt versteh ich jetzt nicht :roll:.

    gruß

    lavendel

  • hey loti

    naja lavendel, ob das mit dem abgeklärt sein mit dem alter zu tun glaube ich etz net. ich verstehe den begriff genauso wie du und da möchte ich auch bald hin, am besten schon gestern :wink:

    also meine engen freunde wissen bescheid, gestern hab ich auch die letzte freundin drüber aufgeklärt. sie verstehn zwar net immer ganz wie's uns geht, da sie es selber net kennen, aber zuhören und trösten können sie auf jeden fall.

    zu deiner zweiten frage: ehrlich gesagt anfangs würde ich es etz net sagen, liegt wohl auch daran, dass ich das einmal gemacht hab und es hinterher bitter bereut habe.
    wie meinste das denn mit deinem verhalten? wie lavendel versteh ich das auch net so ganz...

    liebe grüße

  • Guten Morgen allerseits!

    Schön, dass ihr so fleißige Schreiber seid :)

    Ich arbeite mich mal von den hinteren Beiträgen nach vore, wenns recht ist ;)

    @Nelly: hörst du wohl auf, dich zu entschuldigen! Ich hab schließlich gefragt, und einen Thread nur für mich ganz allein fänd ich auch ziemlich einsam :D

    Und danke, ich hatte einen sehr spaßigen Abend gestern. Was komm ich mir komisch vor, das in nem Alkoholikerforum zu schreiben, aber ich war gestern mit Freunden einen trinken. Nein, eigentlich wars fast schon ne Party und jedenfalls richtig, richtig spaßig 8)

    Und dann noch: ich lag eben fast auf dem Boden vor Lachen, thanks for making my day!! :D Ich hab irgendwann mal mit einer Bekannten auf die Männer dieser Welt geschimpft (geschumpft? geschumpfen? :lol:) und ihr dann spaßeshalber, wos doch grade so schön gepasst hat, einen Wok-Spruch in ihr Onlinegästebuch geschrieben. Das fand sie so großartig, dass wir jetz schon bald nen halben Wok-Club haben :lol:
    (Interessanterweise ist unsere familiäre Situation die gleiche wie ich festgestellt hab.)


    @all: Ich denke doch, dass ich "abgeklärt" richtig aufgenommen habe :) Das war ja mehr ein kleiner Nachtrag von mir, und ich kann mir nicht helfen, für mich hatte dieser Ausdruck immer schon einen negativen Beigeschmack, so ne Spur zuviel "alles schon gesehen" und "mir kann keiner was".
    Ich sehe das auch in meinem wenig fortgeschrittenen Alter wie du, Lavendel ;) - vielleicht is einfach die Frage, wie weit man über den Dingen steht. Und in dem Fall muss ich feststellen, Tatsache, dann bin ich wirklich abgeklärt - ich glaube das war auch mit bewundernswerter Lebenseinstellung gemeint. Faszinierend :)
    Ich vermute, das hängt auch damit zusammen, dass ich reisetechnisch schon ziemlich viel rumgekommen bin. Mitten in der Nacht praktisch verlassen bei einer abartigen Kälte an nem Bahnhof in ner fremden Stadt ohne jede Aussicht auf ein Hotelzimmer zu stehen, während die wenigen Leute, die die Nacht über überhaupt vorbeigelaufen sind, alle sehr zielstrebig nach Hause gelaufen sind, das prägt schon nachhaltig und verleiht einem schnell mal ne ganz neue Perspektive ;)

    Was die Gespräche mit Freunden angeht, sollte das keine Frage zur Entscheidungsfindung sein, sondern rein dem Austausch dienen :)
    Von wirklich Bescheid wissen kann bei meinen Freunden nicht die Rede sein. Die engen Freunde wissen: mein Vater ist Alkoholiker. Was das für unser Familienleben und mich aber bedeutet, davon haben sie keine Vorstellung. Nach "Oje" und vielleicht noch "du Arme" kommt da nicht mehr an Kommentaren. Aber wie gesagt, da kann man ihnen keinen Vorwurf draus machen, ich hab die Tragweite der ganzen Sache ja auch erst spät begriffen. Trösten können Freunde, das ist natürlich richtig, aber für mich gibt es da wenig zu trösten. Es ist, wie es ist, das habe ich akzeptiert, da können Mitleidsbekundungen nichts dran ändern, ich aber kann was an meiner Situation ändern. Ist das jetzt auch wieder abgeklärt? ;)

    Nelly, es ist klasse, dass du jemanden gefunden hast. Ich tu mich da momentan noch schwer, bin aber guter Dinge, dass ich das in den Griff bekomme. Irritiert hat mich sehr lange, dass meine Schwester da völlig anders ist und einige Menschen um mich rum ihr Leben schon recht genau geplant haben, von wegen hier zusammenziehen, da Kind kriegen, dann dieses, dann jenes. Als ich dann - quasi unter Zugzwang ;) - selber mal überlegt und gerechnet habe, habe ich mich praktisch selber unter Zeitdruck gesetzt. Aber das ist nicht mein Ding, und das ist schließlich völlig in Ordnung so. Und wieder: es ist, wies ist, wenns nicht so läuft, läufts halt anders. Aber das muss ja nicht zwangsläufig schlechter sein. Das bringt mich mittlerweile nicht mehr aus der Fassung. Haha, schon wieder abgeklärt :D Meine Pläne sind im Moment erstmal mit mir selber besser zurecht kommen und Studium beenden, der Rest kommt von alleine.

    Ach ja, und sorry, dass ich mich etwas unklar ausgedrückt habe - wenn ich tippe, wie mir was spontan in den Sinn kommt, wird das natürlich etwas wirr :lol:
    Ich meinte, dass ich mich Männern gegenüber etwas zurückhaltender benehme, als das viele Andere tun. Weil ich mich da etwas langsamer und vorsichtiger rantaste, eben weil ich da gerne etwas misstrauisch bin. Und zu vorsichtiges Rantasten wurde auf männlicher Seite häufig als Desinteresse verstanden, offenbar stürzten sich die Damen da sonst immer direkt auf die Herrschaften :lol: Nicht, dass das nicht klarzustellen gewesen wäre - also, als mir das dann erstmal klar war. Aber ich hatte eben den Eindruck, dass das eine etwas diffizile Angelegenheit ist. Joa, das wollt ich wohl sagen ;)

    Nelly, wie wahr, da gibts viiiele Parallelen. Dass ich da tatsächlich nicht alleine mit da stehe, haben mir schon die gewälzten Bücher gezeigt :)
    "Familienkrankheit Alkohol" und "Um die Kindheit betrogen" habe ich schon gelesen - kann jemand noch eines ganz besonders empfehlen?

    So, Kaffee alle :D
    Ich hoffe doch, ich hab das meiste jetzt wieder aufgegriffen, ansonsten gibts mal noch nen Nachtrag ;)

    Schönen Tag euch und liebe Grüße, Loti

    Halt nein, STOP, ich hab phoenix vergessen fällt mir da auf, das kann ja nich angehn.
    Danke, danke, danke für das "Um dich mache ich mir keine Sorgen" - ich glaube sowas hört man schlicht zu selten :)

  • Hallo Loti!

    aber Hallo!!! das will ich aber mal hoffen, daß du mich nicht vergißt :D
    Sonst gibt's a virtuelle watschn ;)
    Nein, natürlich nicht.

    Wenn ich deine Threads so lese habe ich das Gefühl, daß du eben dein Gleichgewicht finden mußt...wie wir alle...zwischen Probleme erkennen und angehen, sich aber davon nicht runterreißen zu lassen bzw. die Problematik zu verdrängen.
    Das ist ja immer so ein Wackelakt, finde ich.
    Wenn es einem gut geht, neigt man ja auch mal dazu, tiefere Probleme kurzzeitig zu verdrängen bis sie einem dann wieder bumerang-artig *wusch* um den Kopf knallen.

    Einen Büchertip hatte ich dir noch gegeben, wäre sicher interessant: vergiftete Kindheit. Steht auch was im Bücherforum drüber.

    bis bald
    lydia

  • hi loti

    hm... bei mir ist es ähnlich wie bei dir, enge freunde wissen, dass mei mutter trinkt, aber wie das alles für mich is, das net. klar sie wissen, dass es schwer is, aber das wars auch scho. und wie bei dir, is mir erst später (eigentlich durch das forum hier) vieles klar geworden.

    na, wenn ich deinen post so lese, wirkst du schon sehr abgeklärt oder sagen wir einfach "sehr weit in deinem wissen und deinem denken"!

    Zitat

    Meine Pläne sind im Moment erstmal mit mir selber besser zurecht kommen und Studium beenden, der Rest kommt von alleine


    wie ich das gelesen hab, musst i erstmal schmunzeln, wir zwei ham wohl die gleichen pläne! schule fertig und dann schaun was kommt bzw. wer :wink:

    also bücher hab ich bisher die gleichen wie du gelesen, das nexte was ich mir vornehmen werde is "wenn frauen zu sehr lieben" - buchtipps von lavendel san immer gut, außerdem hab ich es scho öfters hier im forum positiv erwähnt entdeckt! aber im moment wälz ich erstmal meine geliebten gesetze, dann besorg ich mir das buch.

    liebe grüße

  • Hi ihr!

    Mensch summerdream, du bist ja scheinbar auch so ne Nachteule wie ich :D

    Ne, ne, phoenix, ich würds ja nie wagen, jemanden zu vergessen! Was aber noch lange nicht heißt, dass es nich doch ma passiert, aber nicht wissentlich, das vesprech ich am besten jetzt vorab schonmal, und zwar hoch und heilig :lol:

    Ja, du sagst es, Gleichgewicht finden. Kannst du mir jetzt auch noch verraten, wie? :? Deinen Büchertipp hab ich übrigens auch nicht überlesen, ich wollt nur vorab mal geschaut haben, worums darin geht, bevor ich mich dazu äußer. Und zuviel werden mir die Buchtipps hier sicher nicht, ich hatte die ersten beiden Bücher auch schon in jeweils 1,5 Tagen durch, beim ersten Durchgang. Und jetzt meine ich gelesen zu haben, dass dieses von dir empfohlene Buch gleich n paar Tipps bez. dieses Wackelakts auf Lager hat - und bin gespannt :)

    Ach ja, das hast du wie ich finde sehr treffend ausgedrückt, so wie ich in der letzten Zeit drauf war, is mir ein ziemlich großes Stück Holz an den Kopf geknallt. Hm.

    Genau summerdream, eben weil sies nich wissen, fänd ichs ganz praktisch, wie eben drüben schon geschrieben, ihnen son selbstgeschriebenes Buch in die Hand drücken zu können, quasi ein Loti-Leitfaden :D
    Aber wer weiß, wo ich ja ohnehin so ein Schreiberling bin und hier überall meine mittlerweile sehr vielen Zettel rumfliegen hab, vielleicht pack ich die mal alle auf einen Haufen und mach tatsächlich ein Buch draus...

    Ja Mensch, wie ich das letzte Mal bei meinem Hausarzt war, da bin ich richtig erschrocken. Der hat mich einmal angeguckt und gleich gesagt: Ihnen gehts nicht gut, richtig? Das war um die Zeit, als mir besagter Boomerang ans Haupt gedonnert war. Und dann hat mir der gute Mann Vorträge über Selbstfindung gehalten, und darüber, dass man auf nichts mehr achten muss als auf seine Gesundheit, und man müsse doch darauf achten, seine Prioritäten richtig zu setzen, mit sich selbst ins Reine zu kommen und vor allem, wie in meinem Fall, müsse man dazu aufhören, Raubbau an sich selbst zu betreiben. Na das Ende vom Lied war jedenfalls: Wenn Sie mit sich selbst im Reinen sind, dann wirken Sie auch auf Andere anders und das gibt sich dann alles von selber.
    Das einzige, was daran nicht voll ins Schwarze getroffen hat, war seine Annahme, dass ich auf Andere so wirke, wie ich mich fühle. Weil ausnahmslos keinem aufgefallen is, wie daneben ich war und mehrfach noch meine - ja, ich gewöhne mich langsam an das Wort ;) - abgeklärte Art angesprochen wurde. Hm.
    Jedenfalls summerdream, das is es doch, schaun was kommt, oder auch wer kommt :D

    Mein Arzt hat mich da echt kalt erwischt - ich war dort wegen nem Attest, war dann aber noch sehr viel kränker, als ich je gedacht hätte - also auch rein körperlich, von der Psyche ma ganz abgesehn. Aber die der Mann mit mir gesprochen hat, ich lag wirklich ne halbe Stunde da und hab geheult. Und ich weiß nicht, wann das das letzte Mal vorgekommen ist. Aber wenn man einmal damit anfängt, dann gibts kein Halten mehr, und der Mensch hat mir da wirklich ins Gewissen geredet.
    Noch völlig verheult logischerweise kam ich bei meinen Eltern zu Hause an (das war während meiner Ferien), da meint meine Mutter noch, der müsste mich ja mit irgendeiner Behandlungsmethode sehr schikaniert haben, dass davon die Augen ganz rot werden.
    Und in dem Moment war ich wahnsinnig nah dran, ihr alles, was sich so die letzten zwei Jahrzehnte angesammelt hat, an den Kopf zu werfen. Ich habs nicht getan. Ich war stinksauer und es hätte nur Vorwürfe gehagelt. Und dann wäre die ganze Situation eskaliert. Nein, ich hab sie nur angeschaut und dachte: kann es denn wirklich sein, dass mich jemand, der mich praktisch nicht kennt, so durchschaut, und meine eigene Mutter dagegen, obwohl sie mich noch gemustert hat, rein gar nichts davon merken kann? Wenn ich vor ihr steh, völlig fertig, praktisch nervlich am Ende und völlig verheult?

    Oh weia, ich seh schon, immer, wenn ich hier "nur kurz noch was" tippen will, schreib ich wieder halbe Romane. Wie gut, dass ich grade noch Ferien hab, da kann ich mir das ja um die Uhrzeit noch leisten ;) Auch wenn ich jetz dann demnächst über (auf) der Tastatur eingeschlafen wäre.

    Gute Nacht bzw. da wird dann schon wieder ein: Schönen Tag noch angebracht sein - liebe Grüße jedenfalls, egal zu welcher Tageszeit - Loti

  • Zitat von Loti

    Nein, ich hab sie nur angeschaut und dachte: kann es denn wirklich sein, dass mich jemand, der mich praktisch nicht kennt, so durchschaut, und meine eigene Mutter dagegen, obwohl sie mich noch gemustert hat, rein gar nichts davon merken kann? Wenn ich vor ihr steh, völlig fertig, praktisch nervlich am Ende und völlig verheult?

    Liebe Loti. Als ich das gelesen habe, hat es mir Tränen in die Augen getrieben, ich kenne dieses Gefühl.
    Ich weiß heute noch nicht genau, ob meine Mutter Dinge nicht gesehen hat, aber ich gehe davon aus, daß sie sie nicht sehen WOLLTE. Sie ist die perfekte Co.
    WAr es gut, daß du dich zusammengerissen hast? Ja, vielleicht.
    Vielleicht hilft es aber manchmal auch der Person zu ZEIGEN wie man sich fühlt.

    Dieses abgeklärte...hat auch oft damit zu tun immer stark sein zu müssen. Nach außen wirke ich auch sehr souverän, selbstsicher, habe eine starke Präsenz. Sagen die Leute. Wie es in mir drin aussieht ist etwas ganz anderes, da fühle ich mich oft wie ein kleines, hilfloses Kind.
    ABer auch das ist "normal" in Abetracht der Umstände, an die wir uns anpassen sollten/mußten.

    Eine Freundin sagte mir mal einen Satz: Nicht unser Verhalten ist krank, unser Verhalten hat sich nur an kranke Bedingungen angepaßt.

    Ich weiß nicht wie es dir geht, aber bei mir dauert es noch lange, wirklich Frieden zu schließen.
    Genau diesen Satz, den du oben geschrieben hast, den habe ich so oft gedacht. Auch weil ich, wie du, ärzte gefunden habe, die mich zur Seite genommen haben. Ich freue mich für dich, daß du einen guten gefunden hast. Vielleicht hilft er dir auch in Richtung Therapeutensuche weiter.

    Ohne meine Vertrauensärzte wäre ich wohl heute nicht mehr am Leben. Punkt.

    alles gute weiterhin, bis bald
    lydia

  • Liebe Loti,
    habe nur die letzten beiden Beiträge bewußt und genau gelesen. Den Rest hab ich überflogen, sorry...
    Ich kann Lydia wohl leider nur zustimmen dass unsere lieben Eltern/ Väter/ Mütter nicht sehen WOLLEN wie es uns geht.
    Das Zeigen ist so ´ne Sache, bei mir hat es leider nur zu mehr Frust und Verletztung geführt als ohnehin schon da war. Was jetzt natürlich nicht heißen soll, dass man mit seinen Gefühlen hinterm Berg halten soll. Rauslassen, weinen, schreien... nur überlege dir bei wem!
    Ich stehe noch ganz am Anfang mich zu lösen und habe momentan einen rießen Hänger, daher möchte und kann ich mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen.
    Nur so viel dass auch ich von anderen oft als geradlinig, souverän, selbstsicher, mit beiden Beinen im Leben stehend, manchmal auch als arrogant bezeichnet werde. Arroganz ist übrigens ein Zeichen von sozialer Unsicherheit. Nicht unbedingt die netteste aber wohl die zutreffenste Persönlichkeitsbeschreibung.
    Wenn du Lust hat lies das Buch: "Familienkrankheit Alkoholismus". Hab es gerade durch, sehr heftig, nichts für so zwischendurch, aber seht lehr- und aufschlußreich. Mir hat es einiges Erklären und offenbaren können.
    Ich wünsch dir alles Liebe und viel Kraft!
    Anna

  • Hallo loti!

    Erst mal hallo und willkommen von mir. Als ich gerade deinen Thread durchgelesen hab, ist mir aufgefallen, dass wir - ähnlich wie bei nelly - sehr viel gemeinsam haben. Mein Vater ist auch Alkoholiker, meine Mutter co. Immer gut in der Schule, immer klasse Noten, klar, war ja normal bei mir. Jetzt fang ich an mit dem Studium. Ja, tu ich halt. Ist ja nichts Besonderes. Probleme und Konflikte werden bei uns auch nicht mit all ihren Konsequenzen ausgetragen, na, das wird dann alles irgendwann wieder unter den Teppich gekehrt, und der dürfte mittlerweile schon irgendwo im Weltall hängen, so hoch ist der aufgekehrte Berg.

    Dass du sehr misstrauisch bist im Bezug auf Männer kann ich verstehen. Ich hab früher schon ein paar Beziehungsversuche gestartet. Aber das war irgendwie alles zu viel. Klar, ich fand die Typen schon nett und Gefühle waren anfangs auch da, aber auf einmal wurd alles so erdrückend, und nach spätestens einer Woche hab ich dann ganz schnell wieder zurückgerudert und stand da als die blöde Kuh, die alle verarscht. Stimmte zwar nicht, mir tat das ja auch alles leid, aber was sollte ich schon machen, ich konnt es einfach nicht ertragen! Ja, und dann kam irgendwann einer daher, der war so schüchtern und so ehrlich an mir interessiert und weil ich auch so unsicher und misstrauisch war, hat diese Kennenlernphase ewig gedauert. Und zwar so lang, bis ich ihm wirklich vertrauen konnte. Immer ein kleines Stückchen mehr. Und dann hat es endlich hingehauen mit der Beziehung. Die ersten drei Monate waren zwar noch hart, weil ich mich immer noch ein wenig überfordert fühlte, ich hab ihn auf Distanz gehalten, aber irgendwann konnt ich mich nicht mehr wehren und nun sind wir seit 3 1/2 Jahren zusammen und ich bin verdammt glücklich damit.

    Naja, ich wollt jetzt nicht so viel von mir erzählen, nur zeigen, dass es auch klappen kann. Man MUSS doch nicht unbedingt so schnell auf die Männerwelt zustürzen. Es gibt auch Menschen, die einfach schüchtern sind. Bei denen dürfte es doch ähnlich sein, wie bei uns Misstrauischen. Sich Zeit zu lassen zum Kennenlernen ist doch sehr wichtig. Aber klar sollten wir das auch nicht übertreiben. Irgendwann müssen wir schon lernen, dem anderen auch mal zu vertrauen. Alles andere tut uns ja selbst nicht gut. Aber ich glaube, wenn man sich erst mal freundschaftlich kennenlernt (vielleicht mit dem Beziehungs-Hintergedanken), dann kommt das Vertrauen irgendwann und dann kann man auch eine Beziehung anfangen. Hui, jetzt hab ich wieder viel geschwafelt.

    Meine Freunde wissen mittlerweile eigentlich alle von der Alkoholabhängigkeit meines Vaters. Anfangs wussten es nur die engsten Freunde, die, denen ich wirklich vertraut habe. Aber ich hab die Sache mit dem Buch dann tatsächlich wahr gemacht - und mich furchtbar schlecht dabei gefühlt - und jetzt weiß es meine komplette Jahrgangsstufe und noch einige mehr. Und es ist ja auch nicht schlimm. So muss ich niemandem meine Geschichte aufzwingen, jeder, der sie wissen will, kann sie halt selbst lesen. Und mich besser verstehen.

    Ich hab auch eine Verhaltenstherapie angefangen. Ich hatte erst zwei Sitzungen, aber ich glaub, dass das wirklich helfen kann. Zusätzlich les ich dabei noch "Gefühle verstehen, Probleme bewältigen". So hab ich auch rausgefunden, dass ich unter Depressionen leide etc. Minderwertigkeitsgefühle hab ich ja eh schon ewig, aber die muss ich ja nicht behalten ;-). Da kann man halt ein paar praktische Dinge lernen und vorankommen. Es ist zwar irrsinnig viel Arbeit, aber ich WILL da raus!

    Wie du glaub ich am Anfang schon gesagt hast, im Kopf haben wir mittlerweile schon klar, dass manche Dinge nicht so sind, wie wir immer denken. Dass wir nicht minderwertig sind, dass wir nicht immer für alle verantwortlich sein müssen, dass wir nicht immer alles perfekt machen müssen, ABER das Gefühl stimmt noch nicht. So ist es bei mir auch. Diese schlechten Gefühle kommen immer wieder und es ist unglaublich hart dagegen anzugehen, aber wir müssen es versuchen! Und ich glaub, dieses Forum und eine Therapie sind der richtige Weg.

    So, jetzt aber Schluss. Sonst brauchst du eine ganze Kanne Tee oder Kaffee zum Lesen ;-).

  • hey loti

    grins... noch ne eule :wink:

    Zitat

    Genau summerdream, eben weil sies nich wissen, fänd ichs ganz praktisch, wie eben drüben schon geschrieben, ihnen son selbstgeschriebenes Buch in die Hand drücken zu können, quasi ein Loti-Leitfaden


    ganz ehrlich glaub ich net, dass des viel bringt. sie werden dann vielleicht manches verstehn, aber ich glaub deine gefühle diesbezüglich usw. - das glaube ich net, einfach weil sie es net kennen. besonders ein buch is auch ein ganzer packen auf einmal, ich glaube wenn ich echten freunden nach und nach etwas mehr offenbare, ist es für sie leichter damit umzugehn.

    Zitat

    kann es denn wirklich sein, dass mich jemand, der mich praktisch nicht kennt, so durchschaut, und meine eigene Mutter dagegen, obwohl sie mich noch gemustert hat, rein gar nichts davon merken kann?


    ja das kann sein, die erfahrung hab i au scho gmacht. öfters wird das auch abgewinkt so nach dem motto "laß deine miese laune woanders raus", na herzlichen dank...

    ich glaub auch, dass unsere eltern oft net sehn wollen, wie's uns überhaupt geht. mein vater is da auch ganz gut drin.
    ich weiß noch wie mei mutter auf langzeit fort war, da hab i beim hausarzt angerufen und ihn nach nen guten kinderpsychologen für mei brüder gfragt, er meinte dann er stellt mir eine zusammen ich soll sie abholen. da ich aber net in die stadt zum arzt gekommen bin, aber wußte das mein vater hin muss, hab ich ihn angerufen, ob er die liste mitbringen kann. er: "hä? wegen was sollen die jungs denn zum kinderpsychologen? ne scheidung ist doch heutzutage ganz normal und kein problem für kinder" - unsere mutter hat scho getrunken als sie noch net getrennt waren, er wußte auch das sie auf kur is, aber wie ich ihm gesagt hab, das mir auch um die mutter geht, das hat er net verstanden....

    liebe grüße

  • Zitat von Steffi1301

    na, das wird dann alles irgendwann wieder unter den Teppich gekehrt, und der dürfte mittlerweile schon irgendwo im Weltall hängen, so hoch ist der aufgekehrte Berg.

    :mrgreen: hehe, schönes Bild.
    Der TEppich zu Babel.

    alles liebe
    lydia (die am Abräumen ihres unter-den-Teppich-Gekehrten arbeitet)

  • Zitat

    "hä? wegen was sollen die jungs denn zum kinderpsychologen? ne scheidung ist doch heutzutage ganz normal und kein problem für kinder"


    warum machen mir diese SPrüche immer noch so viel aus? Sorry, ich weiß das ist Lotis Thread, aber sowas trifft mich im Mark, diese Ignoranz.

    Habe meinem Vater auch mal am TElefon gesagt, ich hätte gerade keine Zeit weil ihc gleich einen Termin mit meiner Therapeutin hätte. Er meinte darauf hin: "Wozu brauchst du denn ne Therapie?".
    Wie Loti habe ich nicht viel dazu gesagt, mir fiel auch eigentlich gar nix ein, so verdaddert war ich. HÄtte ich angefangen WARUM, hätte das gespräch wohl 67 Stunden gedauert.

    Aber egal, MÄdels. Wir dröseln das ganze für UNS auf, damit wir nicht die gleichen Fehler machen.

    alles gute, ich reg mich schon wieder ab.

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