mein zweites problem

  • hi,

    ich habe ja schon ein bisschen im bereich der erwachsenen kinder geschrieben. mein zweites problem besteht in meinem partner. ich weiß ja jetzt, dass gerade alki-kinder sich ungute beziehungen, auch alkoholiker, als partner suchen und dann viel zu lange in dieser beziehung verharren.
    mein partner, geselligkeitstrinker, partytyp, schießt sich schon mal gerne ab und wird dann verhaltensauffällig, fällt auf jeden fall in dieses muster.
    hinzu kommen noch einige andere macken, die ich nicht so toll finde, z.B. unzuverlässigkeit.
    ich bin finanziell unabhängig, habe eine eigene wohnung, fahre sogar alleine in den urlaub. allerdings ist er auf emotionaler ebene meine hauptbeziehungsperson.
    im moment fahre ich eine distanzphase, rufe nicht an und nicht zurück. das habe ich in der vergangenheit auch schon getan. daraus haben sich dann aber keine änderungen ergeben. ich möchte, dass das diesmal anders ist.
    bei der arbeit habe ich mich aus einer sechs jahre währenden für mich belastenden bürokonstellation lösen können.
    ich beobachte überrascht, dass ich nun ohne innere wut zur arbeit gehe, was sonst sehr oft der fall gewesen ist.

  • Hej Simmie

    Eigentlich weißt du doch was gut oder schlecht für dich ist.

    Da ist was nicht in Ordnung, das merkst du schon. Brauchst wahrscheinlich nur noch Bestätigung. Dann kann es aber schon zu spät sein, dann hast du vielleicht emotional schon zu weit eingelassen.

    Lass es nicht so weit kommen und folge deinem Instinkt!!!
    Trenn dich, geh ohne Wut ins Büro

    LG

    vergissmeinnicht

  • Guten Morgen Simmie,

    mir ist als Erstes eingefallen, dass du ja weißt, wie du dich aus belastenden Beziehunge lösen kannst. Im Büro hast du es geschafft. Also hast du hier bereits gute Erfahrungen gemacht. Trau dich, sie auch auf dein Privatleben umzusetzen. Wie vergissmeinnicht schon schreibt, das ohne Wut ins Büro zu gehen, lässt sich auch auf dein übriges Leben ausdehnen.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • hallo,

    ja in einer nicht so privaten beziehung habe ich es in der tat geschafft. ich habe gesagt, dass ich das so nicht mehr aushalte. das habe ich vorher nie getan, da habe ich mich eher bemüht, auf die situation angepasste verhaltensweisen zu praktizieren oder überspielen und darüberhinwegsehen. angesprochen hatte ich es zwar auch immer schon, aber nie in der form, dass ich gesagt hätte, dass ich darunter leide.
    in zwei anderen situationen ist mir das ebenfalls gelungen, mich herauszuziehen oder zu artikulieren, was mir missfällt.
    dabei hat mir die therapie geholfen. ansonsten hätte ich weiter wie bisher alles brav erduldet, mit innerem grollen zwar, aber mich aus meiner sicht ins unvermeidliche gefügt.
    seit dem tod meiner mutter und seit ich diese therapie mache, merke ich, dass in solchen belastungssituationen, wenn ich mache, was ich eigentlich nicht möchte, bzw. andere mich in anspruch nehmen mit etwas, was ich eigentlich nicht möchte, bei mir diese massive innere wut entsteht.


    zu meinem partner. das sind jetzt 17 jahre. das ist eine lange zeit. wenn mich jemand fragen würde, wie konntest du das aushalten, wo du doch so darunter leidest, was würde ich sagen?
    ich habe es nicht als leiden gesehen oder wahrgenommen. in erster linie habe ich meine eigenen unzulänglichkeiten gesehen, für die ich mich geschämt habe. eine zeitlang war ich psychisch sehr instabil, meine partner hatten immer die funktion, mir sicherheit und halt zu geben. ich war so mehr oder minder ein nichts, wackelig ohne ende. mein selbstwertgefühl war arg im keller. das hat sich, denke ich, auf jeden fall gebessert.
    mit der loslösung: ich weiß nicht, ob ich das schaffe. ich weiß aber, dass ich mich dafür, sehr auf mich konzentrieren muss und es auch ohne hilfe nicht schaffe.

    grüße
    simmie

  • Hallo Simmie

    Ich glaube du bist genau auf dem richtigen Weg.
    Mach dich auf den Weg!!

    Eigentlich bist du stark, das sind wir alle. Du musst es nur rauslassen!

    17 Jahre sind viel zu lange. Jetzt bist du dran

    Viel Glück

    vergissmeinnicht

  • hi,

    das liest sich lang, aber ich kann das rad nicht zurückdrehen. ich verbringe jetzt das zweite wochenende alleine.
    mit dem alleinsein habe ich echte probleme, ich gerate in einen lähmungszustand, fühle mich stark isoliert, verlassen, erschrecke leicht, habe wahrnehmungsstörungen.
    als ich mit meiner schwester telefonierte, hatte ich teilweise mühe ihren sätzen zu folgen und hatte auf einmal panik, dass ich die wörter nicht richtig ausspreche. das hört sich verrückt an.
    diese phänomene kenne ich schon lange und habe sie hingenommen bzw. mich damit weitestgehend arrangiert.
    jedenfalls muss ich das auch irgendwie in den griff bekommen, wenn es mit der loslösung klappen soll.
    grüße
    simmie

  • hallo,

    nachdem ich ja gestern mehr oder weniger übel drauf war, hat sich das heute gelegt, die schwarze-loch-phase ist kurzfristig vorüber.
    ich habe noch einmal nachgedacht und habe versucht diese liste mit den vorzügen und den nachteilen für meinen partner aufzustellen. ich habe allerdings schnell aufgehört, weil ich gemerkt habe, dass bei den nachteilen und negativen punkten mir insbesondere dinge einfielen, die mit seinem alkoholkonsum in zusammenhang standen.
    ansonsten bin ich, was meine gefühle betrifft, zur zeit eher taub. ich lasse weder geschehene verletzungen noch positive emotionen an mich heran.
    es kommt da wenig an.
    das einzige, was ich wahrnehme ist, dass ein vertrauter mensch im momentan nicht präsent ist.
    bis vor ein oder zwei jahren habe ich den alkoholkonsum auch nicht problematisiert. ich selber habe gerne wein getrunken und war daher tolerant.
    das hat sich jetzt allerdings auch geändert. ich habe meinen konsum zurückgefahren, um einen möglicherweise schleichenden beginn in eine alkoholabhängigkeit zu unterbinden.
    im übrigen ist mir aufgefallen, dass keinen alkohol zu trinken, in meiner familie nicht als erstrebenswertes ziel galt. klingt vielleicht komisch, weil man denkt, wie soll das auch gehen in einer alki-familie. in den auswirkungen heißt das aber, man selbst begreift das leben auch so, als gehöre alkohol dazu und kann sich das anders überhaupt nicht vorstellen.
    ich selbst habe mich auch schon manchmal gefragt, wieso ich eigentlich nicht nichts trinke, bei meiner geschichte.
    kurzum, das heißt, dass ich diesbezüglich bei meinem partner ganz lange sehr blind war.

    grüße
    simmie

  • hallo,

    gestern habe ich meiner therapeutin von meinen trennungsabsichten erzählt. sie war überrascht. bisher war das nicht thema. allerdings hatte ich bereits gesagt, dass mein partner ein alkoholproblem hat.
    jedenfalls hat sie nicht gesagt, dass das die richtige entscheidung ist.
    sie fand, dass ich so ein bisschen schwarz-weiß-denken betreibe, allerdings könnte es sein, dass man in einer beziehung an einem punkt festmacht, dass es nicht mehr geht.
    das irritiert mich jetzt etwas. vielleicht hätte ich meine leidensgeschichte etwas plastischer erzählen sollen. ich weiß es nicht.
    mein punkt ist eher der, dass ich sehe, dass diese partnerschaft auch deshalb besteht, weil es eine vorgeschichte meinerseits, mutter alkoholikerin, gibt. deshalb toleriere ich in einer beziehung weitaus mehr als andere dies tun, lasse mich verletzen, schlucke das herunter und mache dann weiter wie bisher.
    das kann es ja auf lange sicht nicht sein, ich gerade dann immer wieder an dieselben punkte.

  • Hi, Simmie

    Du fällst wahrscheinlich gerne in die alte Opferrolle, weil es dir vertraut ist.

    Wenn du dich leer und ohnmächtig fühlst, dann geh raus und treff dich mit Freunden, oder geh laufen (hat mir geholfen).

    Ich hatte in meiner Beziehung oft Angst, das das was wir leben nur noch Gewohnheit ist und ich verdammt nochmal nicht den Hintern hochgekriegt habe um das zu ändern.
    Aber als wir am Abgrund standen, war ich mir meiner Gefühle plötzlich ganz sicher.
    Wir haben das wieder hingekriegt, bis jetzt (ich klopf auf Holz).
    Wenn das nicht so gewesen wäre, hätte er gehen müssen.

    Man darf nicht das lachen in einer Beziehung verlernen. Ich habe manchmal gemerkt, das ich Tage erlebte an denen ich nicht gelacht hatte.
    So wollte ich nicht mehr leben.

    Du denn??

    Bis dann

    vergismeinnicht

  • hallo vergißmeinnicht,

    stimmt, ich katapultiere mich gerne in die opferrolle.
    das habe ich wohl auch übernommen von meiner familie bzw. meine mutter, die diese opferrolle ja komplett ausgelebt hat.

    ich habe übrigens den kontakt zu meinem partner wieder aufgenommen. es ist wie die therapeutin vorausgesagt hat, ich mag ja meine trennungsabsichten haben, aber wenn er davon nichts weiß, wird er sich nichts böses denken, und so weiter verfahren wie bisher.
    das war auch so. er fand es zwar merkwürdig, ich habe aber keine erklärungen gegeben, nichts gesagt.
    nicht einen ton. schlicht und einfach hatte ich gar nicht das bedürfnis.
    so geht es jedenfalls nicht. mein rückzug bewirkt auf diese weise nichts.
    ich muss mich artikulieren bzw. das tun, was ich möchte.
    klingt jetzt vielleicht konfus und widersprüchlich.

    zum lachen: das habe ich noch nicht verlernt.
    ich lache übrigens gerne und häufig.

    grüße
    simmie

  • Hej, Simmie

    Super wenn du noch lachen kannst!!

    Schreiraus was du nicht möchtest, aber noch lauter was du ,,n i c h t,, möchtest111

    Irgendetwas lähmt dich. Muss es noch schlimmer kommen, gefällt dir dein Leben so?
    Ändere es! Jetzt!
    Eigentlich kannst du nicht viel verlieren. Versuch nicht mehr Opfer zu sein.
    Entdecke dich neu!!!

    Vielleicht entdeckt dein Partner sich auch neu oder versucht es zumindest. Ein Versuch ist es allemal wert.

    Gute Nacht

    vergissmeinnicht

  • hallo vergissmeinnicht,

    lähmung trifft es auch. ich bin innerlich gelähmt. an sich lebe ich ja schon komplett autonom, habe meine eigene wohnung, eigenes einkommen, eigene freunde, wenn auch nicht viele. von außen betrachtet sieht das unproblematisch aus, angepasst, brav, relativ zurückgezogen usw. mein partner dagegen eher das gegenteil, chaotisch, wackelnde existenz, probleme, alkohol, nach dem motto, wir lassen keine party aus.

    hm, ich muss sehen, wo ich da bleibe, zu parties habe ich ohnehin ein gestörtes verhältnis, stehe da häufig neben mir. außerdem ziehe ich es vor, früh schlafen zu gehen, ansonsten wache ich viel zu früh auf und bin unausgeschlafen.

    jedenfalls habe ich moment noch schwierigkeiten meine bedürfnisse und ansprüche zu artikulieren.

    grüße
    simmie

  • Hallo, Simmie

    Erst wenn du dich änderst, wird dein Partner sich vielleicht auch ändern.
    Komm mal aus dir raus. Müssen ja nicht gleich alle Partylöwen sein, aber manchmal hat doch jeder das Bedürfniss, oder?
    Stört dich das alle um dich herum trinken?Allen voran dein Partner?
    Bei mir war das oft so.
    Geh mit Leuten weg, die dir Spass machen! Auch wenn du erst mal alleine bist.

    Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an, aber irgendwie tut ihr euch nicht gut. Zumindest nicht, wenn der Alk im Spiel ist.

    Versuch doch mal lebendiger zu sein, auch wenns schwer fällt. Du wirst sehen es ändert sich was.

    LG

    vergissmeinnicht

  • Hallo,

    wochenende und ich muss mir eine strategie überlegen, veranstaltung + party stehen an, in der hauptsache das ding von meinem partner, ich muss da auch mithelfen, bin aber innerlich eingefroren im moment.
    ich bin auch sonst noch nicht weiter mit der trennung, ich merke nur eine ungeheure innere distanz.
    solche events tun mir dann an sich nicht so gut. außerdem hatte ich eine anstrengende woche und möchte eher nichts tun.
    aber ich fühle mich ja in dem fall verpflichtet. dieses verhalten abzulegen, mehr für andere als für mich zu tun, das fällt so schwer.

    grüße simmie

  • Hallo, Simmie

    Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende!
    Gute Sprichwort für dich, oder?

    Tritt dich mal selber in Hintern. Versuchs, den inneren Schweinehund zu überwinden. Das ist ein bisschen unbequem aber manchmal wacht dadurch aus seinem Dornröschenschlaf auf.

    Also dann

    vergissmeinnicht

  • hallo,

    also wochenende ist de facto vorbei, es war ja alles vorhersagbar, mein partner hat sich vollaufen lassen, er ist dann so dermaßen weggetreten...
    alles unschön.
    ich hab ja nur mal am rotwein genippt und war von daher nüchtern und hatte auch einen nüchternen blick.
    ich merke, dass ich bei ihm genau den blick habe, den ich bei meiner mutter auch hatte, jede kleinigkeit wird wahrgenommen, um das stadium der trunkenheit zu entziffern.
    ich spürte dann auch diese ohnmacht und wut, wundersamerweise habe ich mich dann trotzdem amüsiert und ihn einfach ignoriert.
    am nächsten tag habe ich ihn auch darauf angesprochen, fand er unangenehm und er relativiert auch, nach dem motto alle haben viel getrunken etc.
    jedenfalls habe ich mich schon einmal nicht herunterziehen lassen, ist mir sonst des öfteren passiert, ich habe viel getanzt und gemerkt, dass mir das sehr gut bekommt.

    grüße simmie

    grüße simmie

  • hallo,

    habe vorhin den phoenix beitrag trocken oder tot gesehen, fand ich sehr hart. ich habe, glaube ich, auch zum ersten mal erfasst, dass alkoholismus eine krankheit ist, heißt, man muss sich helfen lassen.
    die krankheit war ja schon so weit fortgeschritten, dass der mann ein pflegefall war. für die angehörigen ein vollzeitjob, der alkoholkranke ist so nicht mehr lebensfähig, die angehörigen haben angst, ihn sich selbst zu überlassen und nehmen alle mühsal in kauf und kümmern sich um alles.
    wie um ein kind.
    aber das nützt ja nichts; ob sie das tun oder nicht, es ändert nichts.
    zu der einsicht muss man aber selbst erst einmal kommen. ohne hilfe schafft man das auch nicht.

    grüße simmie

  • Hallo Simmie

    Mal ehrlich?
    Willst du dich echt weiter damit rumschlagen?

    Du hättest entschieden mehr Lebensqualität ohne ihn.
    Ich denke, das Leben ist zu kurz und zu einmalig, als das man so viele Jahre verschenken könnte!?

    LG

    vergissmeinnicht

  • hallo,

    lebensqualität, ich nehme im moment nicht wahr, was mit mir ist. was ist gut, was ist schlecht?
    ich hatte heute meine therapiesitzung, habe auch gesagt, dass meine trennungsabsichten nur absichten geblieben sind.
    die therapeutin hat das nicht überrascht.
    es ging dann auch noch einmal um meine mutter, ihr trinken und meinen umgang damit. alkohol war für mich bisher ein gespenst. ich war zwar dem ausgesetzt, doch habe ich es beiseite geschoben.

    grüße simmie

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