• Zitat von Ettena

    Besser ist immer Respekt und nie von oben. Es geht auch anders.

    Liebe Ettena,

    wie Spedi an anderer Stelle schreibt, Respekt und Wertschätzung zeigen sich auch darin, wie Erfahrungen, Erlebnisse und die Tatsache, dass sich hier Zeit für dich und dein Anliegen genommen wird, angenommen werden.

    Ich hasse weder "meinen Alki" noch dich, warum sollte ich? Dich kenne ich nicht und er ist mir ein lieber Freund geworden. Das heißt aber nicht, dass ich mich hier auf ein Kuschelniveau einlasse, wenn ich denke, dass ich mit klaren Worten ausdrücken möchte, worauf es bei mir angekommen ist und was mir geholfen hat. Wenn du dies als verbale Backpfeifen empfindest, tut mir das leid. Letztendlich musst du dann aber auch bei dir gucken, warum dies so ist. Ich bin für deine Gefühle nicht verantwortlich. Vielleicht liest du hier nicht immer das, was du lesen möchtest und hast deshalb das "Backpfeifen-Empfinden".

    Und zur Überheblichkeit sage ich nochmal: überheblich war ich zu der Zeit, als ich dachte ich könnte "meinen Alki" retten. Diese Überheblichkeit hege ich dir gegenüber nicht. Wenn du aber Klarheit und Offenheit damit gleichsetzt, werde ich meine Zeit besser anders nutzen.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • hallo ettena,

    hmmm, was soll ich dir jetzt schreiben???

    ich kann beide seiten sooo gut verstehen, dich, die immer noch hoffnung hat, die wenig über den alkoholismus weiss, die manchen illusionen hinterherhängt und hofft/meint/wünscht, dass ihr freund doch so ganz anders ist als all "die" anderen alkoholiker. als ich vor eineinhalb jahren hierher gekommen bin, hab´ ich ganz ähnlich gedacht wie du, und ich hab´ mich ähnlich angegriffen und verletzt gefühlt von beiträgen auf meine fragen wie du. ich war eine mischung aus beleidigt und verletzt, manchmal sicher auch überheblich, kurzum, ich hatte dieses forum hier gesucht und gefunden und war doch unglücklich über die resonanz, die ich hier bekam.

    wenn ich jetzt die beiträge lese von ette, summerdream, ingane, currlinger... kann ich das mit der weiteren erfahrung von eineinhalb jahren einfach nur unterschreiben. kann einfach nur sagen "ja, diejenigen, die mir damals weh getan haben mit ihren ratschlägen, haben wirklich recht gehabt." genau wie die genannten recht haben mit dem, was sie dir schreiben.

    weisst du, was das "gemeine" am alkoholismus ist? dass wirklich fast alle alkoholiker gleich ticken, bis hin zur wortwahl, dem umgang, den anschuldigungen und dem untergang. mein ex war auch der liebste, netteste, tollste mann, den ich je hatte - bis auf das trinken. ich hab´ auch lange gezweifelt, ist er jetzt alki oder nicht, bilde ich mir das ein, interpretiere ich das über...

    und in gewisser weise brauchte ich auch wie du den "beweis". als ich ihn dann bekommen habe - und auch erst da - war ich wirklich bereit, konsequenzen zu ziehen. wenn du "langeweile" hast, kannst du hier ja mal nachlesen: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…ftopic3517.html.

    ich musste ihn auch erstmal "richtig" betrunken sehen, damit im hirn und herz ankommt, was ich schon lange geahnt habe. dennoch kann ich diejenigen verstehen, denen der kamm schwillt, wenn sie sowas lesen, weil sie einfach wissen, wie schlimm es mit einem alki ist/werden kann. ich persönlich kann damit relativ gelassen umgehen, weil ich zwar spät, aber im vergleich immer noch früh genug die bremse gezogen habe, er konnte mich also nicht fast tödlich verletzen, wie das viele hier miterlebt haben.

    ich hab´ dafür die andere "wunde", ich bin kind von alki-eltern, und wenn mir da ein (nasser) alki kommt und versucht etwas zu verharmlosen, nach dem motto "kinder kriegen das ja garnicht so mit", dann könnte ich dem an die gurgel gehen. einfach weil es mein innerstes berührt. so wie dein schreiben wohl ette, ingane... berührt.

    ich kann dir nur wünschen, dass du dich durch die beiträge in deinem threat nicht verscheuchen lässt, sondern dir klarmachst, dass keiner von uns hier überheblich ist, dir was böses will, sich an dir austoben will oder sonstwas. wir sind dir nur einfach schon einen schritt voraus in unserem leid und unseren erfahrungen, und deshalb fällt sicher manches etwas harsch aus, was aber wirklich gut ist - auch wenn du das jetzt noch nicht sehen kannst. wie gesagt, vor eineinhalb jahren war ich da wie du.

    wünsche dir viel kraft auf deinem weg!

    lieben gruß

    lavendel

  • Lieber Markus,

    ich danke Dir und es hat mir sehr gut getan, wei offen Du schreibst und ich bekam eine Gänsehaut. Ich habe heute nichts zustande gebracht und fühlte mich schon völlig ausgegrenzt und unverstanden. Und nur wenig Antworten haben wenigstens ein klitzekleines Verständnis aufgezeigt. Vielleicht bin ich ein besonders hartnäckiger Fall. Um so mehr erfreut es mich, das Du meinen Hilferuf verstanden hast und auch meine Ausdrucksweise.

    Meine Noch-Fernbeziehung lebt 750 km weit weg und wir sehen uns seit 3 Jahren ung. an jedem 2.–3. WE. Meistens kommt er – mit seinem Auto! (Mir ist nie wohl dabei).
    Zwei Tage sind göttlich schön (Ja - ist nun mal so) – am dritten wird es kritisch. Da steht er deutlich unter Strom.
    Ich weiß – das ich für die paar Tage im Jahr den Rest aushalte – ich will aber raus, glaube mir. Weil das Warten, Hoffen und meist doch Alleine sein nicht erträglich ist auf Dauer.

    Ach Markus, ich könnte nur noch heulen, ich hatte mir immer so einen Mann gewünscht wie ihn (Natürlich nicht mit dieser Krankheit). Glaube mir, er ist liebenswert, charmant, kann stundenlang zuhören, es vergeht keine Stunde, wo er mich nicht zumindest in den Arm nimmt, küsst oder permanent das Händchen hält… das hatte ich noch nie! Dann macht er beruflich das Gleiche wie ich, Austausch möglich, wie lieben exakt die gleiche Musik und Kunst und und und… verstehst Du, wie bitter sich das anfühlt? Ja – ich weiß – Du verstehst.

    Was ja nicht heißt, dass mir bewusst ist, das ich mich trennen muss, weil wir keine Zukunft haben werden. Selbst wenn er morgen aufhört zu trinken. Er war 2006 völlig trocken… und trotzdem… gerade in der Zeit hat er mehrfach Schluss gemacht, weil er mit mir angeblich nicht weiter käme.
    Nein, nein, nein – er hat nicht nur gute – sondern auch sehr verletzende Phasen.
    Jetzt, wo ich gerade daran denke, bekomme ich Wut. Er ist halt unberechenbar. Von einer Sekunde zur nächsten ist er wie verwandelt. Auch im nüchternen Zustand! Und ich habe, glaube ich verdrängt, das er in seinem "trockenen" Jahr auch genauso verletzend – ja sogar etwas unterkühlter war.
    Er ist ein lebender Widerspruch. Egal – ob nüchtern oder betrunken.
    Wahrscheinlich hat seine Krankheit sein Wesen schon so verändert.

    Im Eifer um seine Liebe war ich bereit, alles für ihn zu tun, was ich kann.
    Glaube mir, wenn dieser Mann vor Dir steht, er ist ein Sympath.
    Aber was soll´s. Mehr Leid als Freud kann nicht mein Motto sein.

    Mal sehen, wann auch ich endlich die Kraft habe, aufzuhören.
    Ich zittere gerade am ganzen Körper bei der Vorstellung.
    Ich habe halt auch eine Sucht, von der ich mich befreien muss: Ich bin liebessüchtig.
    Und dann tut man auch alles, um an diesen "Stoff" zu kommen.
    Es ist somit kein Wunder, das er mir und ich ihm begegnete. Unsere Muster zogen sich an.

    Ich hoffe, das ich mich irgendwann für einen "gesunden" Mann begeistern kann.

    Alles Gute, bis bald. Danke nochmal und ich hoffe, auch bald "stärkeres" berichten zu können. Ich habe mich sehr über Dein Feetback gefreut.

    Ettena

  • Liebe Lavendel,

    bin Deinem persönlichen Link gefolgt und erst einmal bis Seite 4 gekommen, dann ist die Site zusammengebrochen. Ich lese weiter… es ist wirklich immer das gleiche, kaum zu fassen!

    Muss mir erst einmal etwas zu Essen machen. Ich sitze jetzt schon seit heute mittag ununterbrochen hier. Komme nicht los. Ein Licht nach dem anderen. Auch bei Dir möchte ich mich bedanken dafür, vor allem, das Du beide Seiten verstehst. Man kann mir ruhig klare Worte sagen, aber ich verstehe sie momentan einfach noch besser, wenn man sie auch erklärt.

    Ich bin erst einmal geschafft, mein Freund hat, warum auch immer, sich mal wieder drei Tage nicht gemeldet. Er hatte es schon am Freitag angedeutet, ich würde ihn telefonisch nicht erreichen können, weil er viel und auswärts arbeite. So ein Quatsch. Er hat ein Handy. Und sonst auch mal kurz zwischendurch ein "Hallo" rüber geworfen. Er flüchtet. Vor Fragen. Vor Antwort geben müssen. Vielleicht Absturz?

    Ich habe in meiner letzten Mail an ihn geschrieben, dass ich unsere Situation klären möchte und den Alkohl verantwortlich mache (So ein Quatsch – was kann die Flasche dafür, wenn sie von ihm getrunken wird), na ja, was man dann halt so schreibt in seiner Übervorsicht, damit er weiterliest. Und was unsere Streitereien anbetrifft, uns ein paar Beratungen bei einem Therapeuten vorgeschlagen. Er sagte, das bekommen wir auch alleine hin.

    Natürlich Quatsch, was ich machte. Wenn ich ehrlich bin, wollte ich, dass der Therapeut ihm ins Gewissen redet, damit er aufhört. Was unsere Streitereien betreffen – ich habe die Erfahrung gemacht, dass er auch, als er ein Jahr trocken war, noch widersprüchlich und verletzend war. Also wird er entweder immer so gewesen sein oder der Alkohl (er trinkt seit seit 28 Jahren) hat ihn dauerhaft verändert.

    Ich würde ihm wirklich wünschen, dass er konsequent aufhören kann, für immer – sonst geht er irgendwann kaputt und sein Hirn ist weich. Ganz abgesehen von seinen Kindern und überhaupt allen, die ihn lieben und mitleiden (…würden, wenn sie es wissen würden). Ich soll nichts sagen und ihn verpetzen, dass er wieder angefangen hat.

    Was meinst Du? Ist es ratsam, den Kindern (zwei Töchter: 13 und 17) davon zu erzählen?
    Für die bricht doch eine Welt zusammen. In ihrer Gegenwart trinkt er nicht, wenn sie bei ihm sind und sie fühlen sich wohl mit ihm und suche nständig seine Nähe.
    Oder den alten Eltern (beide 83), bei denen er im Hause lebt – die kippen doch tot um und können das eh nicht mehr begreifen.

    Nein, das kann ich nicht! Das müsste er schon selber machen, was ja gleichbedeutend wäre mit einem neuen Entzug. Ich werde noch einmal auf ihn einreden, egal ob er stinkwütend ist.
    Ob er mir ein Ohr gewährt, das ist eine andere Sache. Es wäre sonst unverantwortlich.

    Bis bald
    Ettena

    ps: Ich werde morgen weiter lesen, bin völlig erschöpft – aber schon gespannt.

  • Hallo Markus, Lavendel, Bärbel und alle anderen…

    nun hatte ich mehrere Tage damit verbracht, über meine Beziehung nachzudenken und dank Euch viele Ratschläge und Informationen erhalten. Mein Kopf war zum Bersten voll, meine Gefühle eher Trauer als Hoffnung. Es waren drei intensive Tage und Nächte mit Euch.
    Das Ganze wurde abgerundet mit einem Anruf von ihm.

    Ich habe es immerhin geschafft, ihm zu sagen, dass ich keine Zukunft für uns sehe, solange er trinkt. Innerlich weiß ich aber auch, das, selbst wenn er erst einmal aufhört, übermorgen vielleicht wieder anfängt. So ist es doch sehr oft. Ein Hin und Her. Mal oben – mal unten.
    Wenn ich ihn auch nie betrunken erlebt habe, so doch zumindest seine Gemütsschwankungen, Depressionen und Widersprüche.
    Letztendlich ist es nicht nur der Alkohol, der unsere Beziehung so schwierig bis fast unmöglich macht. Da kommt eins zum anderen.

    So, nun habe ich die Tage völlig meine Arbeit vernachlässigt und muss jetzt erst einmal aufholen.

    "Ich bin dann mal weg" javascript:emoticon('8)')
    Komme aber wieder…

    Liebe Grüße an Euch
    Ettena

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