Beiträge von Seelchen

    Hallo an alle,

    ich habe alle Eure Beiträge sehr aufmerksam gelesen.
    Den meisten Dingen stimme ich voll und ganz zu.

    Ich bin eindeutig ein EKA.
    Meine Eltern sind tot und der Rest der Familie benimmt sich so krank, dass ich heute nur staune, überhaupt so normal zu sein wie ich zumindest nach aussen hin wirke :twisted:

    Ich bin erst seit kurzem in diesem Forum, habe wahnsinnig viel gelesen und mein Kopf arbeitet permanent.
    Meine Gefühle auch, und als EKA möchte ich nun einfach mal meine Gefühle hier schreiben und bitte Euch, Euch bloß nicht angesprochen zu fühlen!
    Ich kenne niemanden von Euch ich ich weiß sehr gut, dass meine Gefühle nicht immer angebracht sind.

    Doch vielleicht demonstriert dies nochmal das Innere eines EKA:

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    Ich fühle Wut und Überlegenheit zugleich.
    Wut auf alle, die da jammern!
    Ihr habt doch nie gelitten! Ihr wisst doch nicht, was Leiden ist!
    Jammert nicht, sondern steht auf, Ihr Luschen.
    Helft Euch selbst, dann hilft Euch Gott!
    Und gäbe es ihn wirklich, Euren Gott, so wäre sie noch am Leben - meine Mutter, die am Alk elendig verreckt ist.

    Ihr seid Schauspieler!
    Ihr tut so, als wolltet Ihr nur Gutes mit mir!
    Doch ich erkenne Eure Fallen, die Ihr mir baut.
    Nein - ich nehme nichts von Euch an, denn Ihr werdet es mir mein Leben lang vorhalten.
    Nein danke - ich brauche Euch nicht. Niemals!
    Ich komme alleine klar!
    Dann muss ich es auch niemandem danken, dass er sich für mich bemüht hat.

    Lasst Euer Mitleid stecken!
    Ich brauche kein Mitleid!!!
    Bitte - alles, nur kein Mitleid!
    Ihr wisst sowieso NICHTS. Gar nichts von meinem Leben.
    Also könnte Ihr gar kein echtes Mitleid haben.
    Ich will kein Mitleid. Weder echtes, noch falsches.

    Du sagst, Du magst mich ?
    Klar - ich tanze ja auch schön für Dich!
    Doch nun, da ich nicht mehr tanze, weil ich müde bin, KANN es gar nicht sein, dass Du mich noch magst.
    Du magst mich nur so lange ich von Nutzen für Dich bin.
    Warum um alles in der Welt solltest Du mich sonst mögen ?!

    Wie - Du behauptest, das sei nicht wahr ?
    Warum sollte ich Dir glauben ?!
    Du lügst ja doch!
    ........................................................................................

    Ich weiß um den Wahnsinn dieser Gefühle und Gedanken.
    Ich beobachte sie und das hilft mir oft schon weiter.
    Doch wirklich vertrauen kann ich damit natürlich nicht.
    Jedenfalls keinem Menschen.

    Andererseits gibt es noch die genaue Umkehrung:
    .........................................................................................

    Was denn, DU interessierst Dich für MICH ?
    Wer bist Du denn, dass Du Dir einbildest, ich würde mich mit sowas wie Dir abgeben ?!
    .........................................................................................


    Wenn ich so drauf bin, schüttle ich selbst den Kopf über mich!
    Ich glaube, dass ich dieses Muster von meiner Mutter übernommen habe.
    Keiner war gut genug für mich .
    Ich sollte sowas wie die Prinzessin auf der Erbse sein.
    Dabei bettete man mich auf Nagelkissen!

    Ja, manchmal reagiere ich kalt.
    Ich empfinde kaum oder kein Mitleid.
    Aber nur bei erwachsenen Menschen.
    Bei Tieren und Kindern ist es genau umgekehrt.

    Ich glaube, dass ich sehr empathisch bin.
    Oft - SEHR OFT habe ich den Eindruck, das Gefühl, dass mein Gegenüber Theater spielt.
    Wenn z.B. jemand gestorben ist.
    Die Mutter eines Bekannten ... erst vor wenigen Monaten.
    Er klang so "gefasst" und tat so traurig.
    Gefühlt habe ich von alle dem nichts.
    Null Mitleid meinerseits.

    Diese Woche erfuhr ich von einem Freund, dass er einen bösartigen Tumor im Gesicht hat. Ich war schockiert und fühlte einen Ruck in meinem Magen.

    Mal so, mal so. Immer extrem in eine Richtung.
    Kein Mittelmaß.

    Nun höre ich auf zu tippen.
    Das artet ja aus.

    warmherzige Grüße (das meine ich nun ernst!)
    schickt Euch Seelchen

    Wenn du dann UNTER dem eingeklammerten Text weiterschreibst, ist das dann dein blau unterlegter eigener Text.

    Mit der VORSCHAU-Funktion kannst du dir das vorab anschauen, wie es dann nach dem ABENDEN im Forum steht.


    Zitat

    ob das jetzt funktioniert ... ?


    ICH GLAUBE ES NICHT !!!

    ES FUNKTIONIERT.
    NUR HALT ANDERSRUM :?

    Vielen Dank liebe Linde,
    nun bekomme ich es hin... das mit dem Zitat.

    Das mit dem Vertrauen ist in der Tat ein Ding für sich.

    Im Grunde vertraue ich nicht meinem Bauchgefühl.
    Dann analysiert sich mein Kopf etwas zusammen, stellt meinen Bauch als unwissenden Deppen hin und am Ende entscheide ich gegen mein Gefühl.

    MIR vertraue ich nicht.
    Das ist der Haken!

    Vielen Dank,
    ich werde mir in Ruhe den anderen Thread durchlesen.
    Sicher finde ich viele neue Wesenszüge, von denen ich mich nicht freisprechen kann.

    Ganz liebe Grüße,
    Seelchen

    Liebe Linde,

    liebe Caro,

    nun bin ich erst ein paar Tage hier unterwegs, und Ihr Beiden seid mir schon ans Herz gewachsen.

    Danke für Eure Rückmeldungen.

    Wegen des Musters:
    >ich verlasse zuerst, dann kann ich nicht mehr verlassen werden,<
    habe ich mir schon viele Gedanken gemacht.

    Nun ja - ich bin stets auf der hut, nichts entgeht meinem Katastropenwarnsystem.

    Was man(n) mir immer wieder vorwirft ist, dass ich nicht vertraue.
    Und das ist wahr. Das tue ich nicht.

    Das Schema:
    >erst vertrauen, dann schauen,<
    gibt`s bei mir nicht.

    Bei mir läuft`s umgekehrt:
    erst schauen, ob Vertrauen angesagt ist.

    Ich werde mir Deinen Link mal näher anschauen. Danke dafür.


    Nun noch eine banale Frage zur Nutzung dieses Forums:

    Ihr kopiert immer Texte aus Threads in ein weißes Feld...
    wie geht das denn ??
    Bei mir klappt das nie ... habe schon so einiges versucht.

    Oder gibt es hier eine "Gebrauchsanweisung für Hartnäckige" ?

    Danke,
    liebe Grüße,
    Seelchen

    Liebe Caro,

    Deine Texte sind wundervoll.
    Ich danke Dir dafür!
    Du schreibst mir aus der Seele.

    Ich wünsche Dir eine gute Reise!

    Und Du reist nicht alleine.
    Ich glaube, hier reisen viele.
    Jeder zu seinem ganz eigenen Ziel .
    Doch unterwegs sind wir alle.

    Vielleicht ist es gut, nicht ganz alleine unterwegs zu sein, sich hin und wieder mit Weggefährten auszutauschen.

    Reise wohl!

    Seelchen

    Hallo Ihr mutigen Menschen in diesem Forum!

    Ich bin ein EKA und man sagt mir nach, ich sei misstrauisch.

    Und : ja, das bin ich.
    Doch : leider zu oft mit Recht.
    Daher : wenn ich belogen werde, fühle ich mich, als zöge mir jemand den Boden unter den Füßen weg.
    Gerade in einer Partnerschaft halte ich das nicht aus.
    Ich hinterfrage dann alles. Mein Gegenüber wird dann für mich so schwammig und neblig, dass ich es bei diesem Menschen nicht mehr aushalte.
    Ich traue ihm dann alles zu - alles, nur nichts Gutes mehr.

    Es fühlt sich dann an, als lebte ich auf einer Boje bei hohem Seegang.
    Der einzige Ausweg ist dann das Ende der Beziehung.
    Ein Zurück ist nicht möglich, da er ja immer wieder lügen könnte.

    Also schwimmen, bis zu einer einsamen Insel.
    Dort ist der Boden fest.

    Es sind nicht viele Beziehungen, da ich so lange daran fest halte.
    Doch in allen war mein Gegenüber nicht offen und ehrlich.
    Als suchte ich mir gerade diejenigen aus, die mir mein Misstrauen bestätigen ???

    Ich fühle es, wenn man mich belügt.
    Zu selten habe ich mich geirrt.

    Ist Vertrauen nicht die Grundlage einer Beziehung ?
    Ja!
    So unterstellt man(n) MIR immer, dass ICH nicht beziehungsfähig bin, weil ich nicht vertraue.

    Aber:
    Ist Aufrichtigkeit nicht die Grundlage für Vertrauen ?

    Ich glaube, ich habe da einen Fehlerteufel in meinem System, den ich nicht (noch nicht) identifizieren kann.

    Vielleicht hilft mir hier jemand auf die Sprünge ... ?

    Eure feedbacks würden mich sehr interessieren.

    Grüße,
    Seelchen

    Hallo Ihr,

    das Thema dieses Thread heißt:

    "Sterben - Gefasel".

    Der Begriff "Gefasel" gibt schon die Antwort auf Deine Frage, lieber Henning.

    Meine Mutter faselte nicht vom Sterben, sie sagte ganz klar, dass sie bald sterben wird.
    Und dies so oft, dass mich der Chefarzt der Klinik persönlich anrufen musste, um mich zum Hinfahren zu bewegen, als sie wohl tatsächlich fast gestorben wäre ... was sie dann doch wieder nicht tat!
    (Die Entfernung, die ich für meine Mutter mehrmals im Jahr zurück legte, waren 960 km Hinweg! Und sie starb oft ... zu oft!).

    Wenn jemand sterben will, tut er es.
    Da braucht er kein Gefasel. Höchstens noch mehr Fusel.

    Mir sagte mal jemand:
    "bleib bei Dir!"

    Ich verstand nichts!
    Heute weiß ich, was er meinte.

    Alles Gute,
    Seelchen

    Liebe Dagmar,

    liebe Karotte,

    vielen Dank für Eure tollen Zeilen.

    Da steigen mir gleich wieder Tränen in die Augen, doch die tun auch mal gut.
    Weinen tut manchmal auch gut. Auch wenn`s weh tut.

    Es hilft mir sehr zu lesen, dass auch andere ihrem geliebten Tier etwas von sich mitgegeben haben. Etwas ganz besonderes von sich. Nicht "irgendwas".

    Und ja, Dagmar, ich hatte mir sogar einen kleinen Stoffhund gekauft, welcher für meine Hündin steht. Er heiß nun Schnuffel.

    Dann las ich das Buch über die Arbeit mit dem inneren Kind und kaufte mir einen weiteren kleinen Stoffhund, der stellvertretend für mein inneres Kind sein sollte ... laut Buch.
    Doch das funktionierte nicht.

    Ich denke, das innere Kind ist in mir und kann keine Stellvertreter mehr haben.
    Ich rede mit ihm und es ist mir, als würde es eigenständig antworten.
    Verrückt ... aber gut. Es funktioniert!
    Und letzte Nacht bat ich es um Verzeihung wegen Bär und ich habe auch erkannt, dass meine Hündin mehr meinem inneren Kind gehörte als mir.

    Ich könnte das nun alles vertiefen, doch es ist nicht so wichtig.

    Wichtig ist, dass ich gestern Abend einen riesen Sprung machen konnte, Dank Deines Beitrags.

    Dieses Forum ist ein Geschenk des Himmels!!!

    Und ich habe noch viel zu tun ... und finde erstmals Hilfe, die passt.
    Menschen, die verstehen worum es hier geht !
    Genial!

    Ich danke Euch dafür!!!

    Viele Grüße,
    Seelchen

    Damals habe ich die Puppe, die als Kleinkind meine Lieblingspuppe war (gelb von der Sonne und nach über 40 Jahren fast selber hinüber) neu eingekleidet ;) Ich habe etwas "äußerliches" für das Innere Kind getan. Diese Puppe hat leider während der Alkbeziehung ihren Platz gewechselt :( vielleicht habe ich genau dabei mein inneres Kind wieder verloren?


    Liebe Dagmar,

    als ich das mit Deiner Puppe las, brachen die Tränen aus mir heraus.

    Ich hatte meinen "Bär".
    Er war 37 Jahre alt - genau so alt wie ich.
    Und was habe ich mit ihm gemacht ?
    Ich habe ihn begraben!
    Ja - so richtig 1,5 Meter unter der Erde.
    Doch nicht alleine!
    Zusammen mit meiner Hündin.
    Meine Schäferhündin, die mich 13 Jahre lang begleitet hatte.
    Der Schmerz über den Verlust war mir unerträglich und ich wollte sie nicht alleine gehen lassen.
    Also legte ich ihr meinen "Bär" ins Grab.

    Noch heute schmerzt die Trauer über meine Hündin, doch so oft weinte ich um "Bär" und fand mich ziemlich bekloppt deswegen.

    Doch in Deinem Beitrag lese ich nun, was ich da getan habe!!!

    Ich habe mein inneres Kind begraben!!!
    Ach Du Schlande !!!
    Kein Wunder, dass ich ein schlechtes Gewissen hatte... noch immer habe!

    Ich dachte immer, ich hätte meine Kindheit begraben wollen.
    Doch in Wirklichkeit war es mein inneres Kind.

    Ich werde es um Vergebung bitten.
    Es tut mir so leid!

    Irre ... mit ist schlecht vor ... ? Aufregung ?
    Der Wahnsinn!

    Ich danke Dir - Dagmar.

    Ich wünsche Dir und allen hier alles nur erdenklich Gute!

    Seelchen

    Hallo Sonnenstrahl,
    hallo an alle,

    Sonnenstrahl schreibt hier etwas, was mich immer wieder auf die Palme bringt:
    " Mein Vater bekommt die bestmögliche Pflege für seinen kranken Körper. Er rennt von Arzt zu Arzt, lässt seinen gebrochenen Oberschenkel wieder zusammenflicken und ansonsten hat er sich nicht grossartig geändert.
    Wir EKAs haben doch leider noch keine grosse Lobby. Den meisten Menschen ist das Thema doch gar nicht bekannt, dass man als EKA Hilfe zum Leben brauchtl. Und wenn wir ehrlich sind, man schämt sich immer noch, Tochter von einem Alki zu sein. " (Zitiatende)


    Ich rege mich immer unsagbar auf, wenn es um die "armen hilfebedürftigen" Alkoholiker geht.

    Meine Mutter, welche trank, ist nun 18 Jahre tot.
    Doch dass ich nie gelernt habe, wer ich überhaupt bin, das interessiert kein Schwein.
    Mein Leben ist ein Kampf gegen Ängste, Misstrauen und Ichverlust.
    Das Bissien Ich was ich gefunden habe, nach 10 Jahren Therapie, das muss ich mir immer wieder aufbauen und vor allem schützen.

    Auch die Therapie war 7 Jahre lang eine Katastrophe.
    Man stempelte mich als Borderliner ab, weil man von EKA noch nie was gehört hat.
    Die 12 Schritte Gruppen wurden mir als " Jammergruppen" ausgeredet (ich ging dann zum Glück trotzdem hin) und dass der Alkohol in meiner Familie irgendwas mit meinem seelischen Zustand zu tun haben könnte, das lag den Herren Psychologen allzu fern.

    Doch ja, heute bin ich "schon groß" und für mich "selbst verantwortlich".

    Ja - gerne bin ich das! Doch wer bin ich.

    Da kann nicht von Selbstaufgabe die Rede sein, denn MICH gab es nie!

    Da ist erst einmal Selbstfindung angesagt, wenn man 30 Jahre seines Lebens dienen durfte:
    erst der Mutter (und dies in jeglicher Form: als Mittler zwischen ihr und dem Vater, als Schutz vor dem schlagenden Vater, als Dreschplatz für die wütende Mutter, als Krankenschwester für die besoffene Mutter, als Lügnerin für die besoffene Mutter, als Hausfrau für die rauschausschalfende Mutter .... oh je - das wird immer mehr ... wenn dann noch Opa und Vater hinzukommen ... ich lasse es besser...)

    Ja also Selbstfindung.
    Von Aufgabe kann ich da nicht sprechen.

    Und heute ist es so, dass ich noch immer nicht genau weiß, wer ich bin und was ich will.
    Und wenn es um das Thema Partnerschaft geht, ist es ganz vorbei.
    Dann bin "ich" nicht mehr da.

    Nun, da ich darum weiß, versuche ich, mich zu erhalten.

    Doch in dem Moment, wo mein Gegenüber mich übergeht, sein Ego auslebt und mich unterbuttert, mich verletzt, in diesem Moment fühle ich NICHTS!

    Später, Tage oder gar Wochen später, werde ich so wütend auf diesen Menschen ... später eben. Wenn`s längst vorbei ist.

    Ich gebe mich nicht auf.
    Sonst wäre ich nicht in diesem Forum gelandet.

    Ich suche mich.
    Und das kleine ich was ich bislang aufgebaut habe, hat ganz schön zu kämpfen, um am Leben zu bleiben.

    " ... ja ja, der arme Alkoholiker... "

    Mir tut kein Alki mehr leid ...

    Ich wünsche Euch allen ein starkes ICH und passt gut darauf auf :roll:

    Seelchen

    "Ich wünsche mir den Mann zurück, in den ich mich verliebt habe ...."

    Hallo Sanne,

    ich lebte 10 Jahre mit einem Alkoholiker.
    Als ich ihn kennen lernte, war er trocken.
    Nachdem wir fest zusammen waren, trank er wieder mehr und mehr.
    Erst fiel es mir gar nicht auf.

    In den 10 Jahren hat er bestimmt 20 mal aufgehört zu trinken.
    Meine Drohungen, ihn zu verlassen, bewegten ihn dazu.
    Doch wenn er betrunken war, brachte ich ihn nach Hause.
    Wenn er ausfallend wurde, zog ich ihn weg von der Gesellschaft.
    Wenn er vom Stuhl fiel, half ich ihm auf.....
    Ich glaube, dass genau das mein Fehler war.
    Ich hätte ihn liegen lassen sollen ... auf die Schnauze fallen lassen sollen.

    Und irgendwann war meine Drohung, ihn zu verlassen, so schwammig geworden, so unglaubwürdig, weil ich sie schon zu oft sagte.

    Ich habe ihn 1995 verlassen.

    Er trinkt noch heute.

    Und noch heute will er damit aufhören, doch das glaube ich ihm schon lange nicht mehr.

    Es gibt Alkoholiker, die tatsächlich für immer trocken werden.
    Ich habe welche kennen gelernt.
    Doch bei näherer Betrachtung waren diese - wenn auch nur eine Hand voll Menschen - es waren Alkoholiker und ihr Verhalten war das, eines Alkoholikers.
    Und dieses mich verletzende Verhalten finde ich auch bei Menschen, die nie getrunken haben..... :

    Du schreibst, dass er Dich vielleicht liebt, weil Du so geduldig bist.
    Am Anfang schreibst Du jedoch, dass Du dachtest er liebte Dich um Deiner selbst wegen.

    Ich glaube nicht, dass irgendeine Liebe einen anderen zum Trinkenaufhören bewegen kann.

    Meine Mutter liebte mich. Daran zweifle ich heute nicht mehr.
    Ich liebte sie auch - tue dies immer noch, obwohl sie nun schon 18 Jahre tot ist.
    Doch sie hörte nicht auf. Sie brachte sich langsam und qualvoll um mit dem Alk.

    Ich wünsche Dir Kraft und Deinen eigenen Weg, der DIR gut tut!

    Seelchen

    Liebe Luci,

    das mit dem "er tritt nach" kenne ich zu gut, sogar ohne Alkohol.
    Meine Verwandtschaft tritt bei mir nach. Sie trinken nicht, doch ihr Verhalten ist wie das, eines Alkoholikers.

    Vor rd. 2 Jahren kehrte ich meine Reaktion genau um:
    anstatt scharf zurück zu schießen, Anschuldigungen mit Gegenanschuldigungen zu erwidern, sagte ich ganz ehrlich mein Gefühl:
    ich sagte zu meiner Cousine, welche MIR vorwarf, dass MEINE MUTTER eine Alkoholikerin war, also ich sagte ihr ganz ehrlich und ruhig, dass sie mich mit solchen Vorwürfen sehr verletze.

    Ich sagte ihr, dass ich noch heute unter der Sucht meiner lange schon toten Mutter leide und dass sie nun den Finger in eine offene Wunde legt und dass ich sicher keine Schuld an unserem Familiendrama habe.

    Ihre Reaktion war:
    Sie legte noch einen drauf und sagte mir, mein Vater sei ein Nichtsnutz gewesen.

    Dann fragte ich sie, was es ihr bringe, mir zum ersten Hieb nun noch einen zu verpassen und sie sagte mir, ich sei nicht besser als meine versoffenen Eltern.

    Daraufhin beendete ich die Konversation und habe nie wieder Kontakt mit ihr gehabt.

    Ich versuche immer, den Kontakt zu Menschen, die mich so angehen, abzubrechen.
    Doch es ist sooo schwer.
    Dann lerne ich neue Menschen kennen - speziell bei potenziellen Partnern - und finde wieder und wieder dieses Muster.
    Als könnte ich blind in die Masse greifen und genau "ihn" finden.
    Ihn, der MIR die Schuld zuweist, dass etwas nicht klappt, dass wir uns nicht verstehen, dass wir doch keine Beziehung haben können.
    Ihn, der mich in Therapie schickt, ihn, dem alles wichtiger ist als ich, ihn, der mich verletzt, ihn, der meine Bedürfnisse ignoriert.

    Doch in den letzten Jahren finden sich auch neue Muster.
    Neu an mir ist, dass ich auch mal sage, was mich verletzt.
    Neu an Erfahrung ist, dass es tatsächlich Menschen gibt, die dann darauf Rücksicht nehmen und nicht mehr in die Kerbe schlagen.

    Leider ist diese Erfahung noch sehr neu und selten.

    Doch es ist auch selten, dass ich den Mut habe, meine Angst und meine Verletzheit zu zeigen.

    Aber es gibt auch andere Menschen ... ich (und vielleicht geht es Dir und anderen hier ja auch so ) also ich muss sie wohl nur zu erkennen lernen.

    Ich wünsche Dir Kraft und innere Klarheit, um von ihm los zu kommen.

    Seelchen