WARUM gebe ich MICH auf?

  • hallo zusammen!

    auf dem stand auf dem ich HEUT bin WEISS ich das ICH vieles FALSCH gemacht habe...

    heut weiss ich das es nicht "so" kommen muss...

    wenn ICH gegenlenke.

    nur mal so als denkansatz:eine mutter-kind,vater-kindbeziehung darf innig sein.doch darf sie nicht bishin zur selbstaufgabe führen..

    wenn ich mir mal klar und deutlich vor augen halte was ICH freiwillig an gedanken an den trinkenden elternteil gehabt habe!mehr, als gedanken die ich mir um mich machte!!

    das ist definitiv KRANK!

    was hindert mich daran EINZUSEHEN/ZU ERKENNEN/ZU AKZEPTIEREN das NICHT nur der trinkende...sondern AUCH ICH als angehöriger HILFE brauche?

    HEUT ist es mir sooooooo DEUTLICH,das "das"nicht gesund funktionieren/enden KANN...

    hm,vielleicht habt ihr ne meinung dazu?

    wie ist/war es bei euch?

    liebe grüsse caro :wink:

    dem was über mich einstürmt,möchte ich gelassen gegenüber stehen...

  • Liebe Caro,

    interessantes Thema und gar nicht so leicht zu beantworten!

    Wie Du schon sagst, eine Mutter/Vater-Kindbeziehung darf innig sein, darf aber nicht zur Selbstaufgabe werden. Ist dies nicht der Grund warum wir hier sind?! Wir versuchen uns immer mehr zu distanzieren und es gelingt mal besser und mal eben nicht...eben immer Schritt für Schritt, was für manchen sicher nicht so einfach ist!

    Als Beispiel kann ich da nur mich nennen. Allerdings gehe ich mehr oder weniger nur noch zu ihm um nachzusehen, ob er noch lebt. Der Gedanke, ihn irgendwann mal in seiner Wohnung regungslos vorzufinden schnührt mir immer noch die Kehle zu. Das ich an seinem Alk-konsum was ändern kann, na den Gedanken hab ich schon sehr lange aufgegeben.

    Ich bewundere jeden, der einen kompletten Kontaktabbruch hinbekommen hat und irgendwann kann ich das vielleicht auch mal!

    GLG von Katrin

  • Zitat

    was hindert mich daran EINZUSEHEN/ZU ERKENNEN/ZU AKZEPTIEREN das NICHT nur der trinkende...sondern AUCH ICH als angehöriger HILFE brauche?

    Hallo Caro!

    Da wurde mir mein ICH schon mit 4 oder 5 rausgeprügelt, weggefegt, übergangen, ignoriert, vereinnahmt, und das hörte ja nicht auf, wurde immer perfider, jahrelang.

    So ein winziger Kern von meinem ICH blieb irgendwo in meinem malträtierten Körper versteckt, jahrelang, klein, hart wie eine schwarze Eisenkugel, scheinbar tot.

    Aber der Kern war nicht tot. Er hat überlebt.

    Und er brauchte JAHRE, sehr viele Jahre um zu wachsen und lebendig zu werden. Bis ich ICH sein konnte vergingen Jahre.

    Hilferufe jeglicher Art verhallten ungehört. Irgendwann rief ich nicht mehr, sondern nahm mein bissel Energie zum Überleben, einfach nur überleben.


    Wie kann ICH einsehen, daß ich Hilfe brauche, wenn da jahrelang gar kein handlungsfähiges ICH war???

    Wie kann ICH etwas erkennen, wenn mein Hirn auf survival-Modus eingestellt ist?

    Wie kann ICH mir Hilfe holen, wenn meine Füße und Hände nicht frei agieren können, sondern wie bei einer Marionette an den Strippen der Erwachsenen hängen, jahrelang?

    Wir sind da reingewachsen, manipuliert worden von klein auf.

    Es braucht Jahre, bis ein handlungsfähiges ICH sich entwickelt, das GERNE leben will, sein eigenes lebendiges Leben leben will.


    Gruß und Danke für den Thread.

    Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • huhu liebe caro,

    auch ich finde ein sehr interesantes thema, schwer zu beantworten,
    ich kann aus meiner sicht schreiben, das ich gar nicht gemerkt habe wie seltsam ich ticke, es war einfach nur normal für mich, nur für andere da zu sein, seis für den dad, für den mann, für die kinder oder für freunde. genauso wars auch mit der arbeit.
    erst der besuch bei der dame vom ja hat mir gezeigt, das irgendwas bei mir nicht so ist, wie es sein sollte. und erst ab da hab ich angefangen nach meinen eigenen bedürfnissen zu suchen. was ich sehr interesant und hilfreich fand, war als mir skybird mal schrieb, das man lernen muß mitzufühlen und nicht mitzuleiden. diese worte hätten mich aber vor einem jahr gar nicht erreichen können, weil ich da keinen unterschied hät erkennen können.

    ich werd mir noch weiter gedanken machen über dieses sehr tiefgehende thema.

    lg loreen

  • hi caro

    kurze antwort erlaubt?

    es war normal
    und das is mit eins der sachen wo am schlimmsten sind an dem ganzen mist

    woher wissen das was falsch läuft wenn wir's net anders kennen?

    zusätzlich fällt mir noch ein das leichter is zu "akzeptieren" das der alkoholiker krank is... also is er/sie auch die person wo was gegen tun muss :?
    aber als kind? ich trink ja nicht, warum sollte ich dann hilfe suchen?
    für mich wars u.a. auch net leicht zu akzeptieren das die sucht ne familienkrankheit is - jeder is betroffen.

    meine spontanen gedanken zu deinem thread

    lg -Dani- :)

  • hallo enidan!

    ja du hast recht!bei mir war es auch so das ich jahrzehnte NICHT BEWUSST FREIWILLIG nachgedacht habe :cry:
    es war ja "normal"in meiner kleinen alkoholikerfamilie "so"zu leben...
    verdrängung?und NOCH INTENSIVER versucht zu verdrängen?

    AB WANN wusstest DU es auf einmal das DU "verdrängen"musst/willst?

    bei mir fehlt das...ich glaub ich habe nie versucht zu verdrängen.es war mein krankes leben und ich habs einfach mal "so"gelebt...

    hm,es ist zu DEINER persönlichkeit geworden...

    wie und wodurch IST DIR KLAR geworden?

    und

    seid wann musst DU es nicht mehr?

    viele fragen,jedoch interessiert es mich :roll:

    versuche mich und meine vergangenheit etwas besser zu durchleuchten und will mich kennenlernen...auch das was ICH mal WAR

    liebe grüsse caro :wink:

    dem was über mich einstürmt,möchte ich gelassen gegenüber stehen...

  • huhu katrin!

    ja also bei mir ist DAS mit der grund WARUM ich hierbin...ich hab mich irgendwann aufgegeben...

    ich stolper manchmal beim lesen hier und denke:mensch caro!bist du echt son harter brocken?son krasser fall?

    denk dann:warum hab ich das und das denn nicht gemerkt.viele user hier sind mir um einiges in ihrer anfangszeit "vorraus"...haben bemerkt,sich irgendwie zum teil geschützt ect.

    das interessiert mich...

    zu deiner bewunderung..ich krieg es nicht in meinen kopp WIE es angehörige schaffen MIT dem trinkenden elternteil weiter kontakt zu HABEN :roll:

    mir ist es nicht möglich...es hätte mich nicht gesunden lassen!

    meine bewunderung liegt dann also bei denen die es "schaffen" 8) weil es mir unerreichbar bleibt.aus eigenschutz

    liebe grüsse caro :wink:

    dem was über mich einstürmt,möchte ich gelassen gegenüber stehen...

  • hallo linde!

    also dein post hat mir gestern abend "was zum knabbern"mit ins bett gegeben :P

    beim lesen spürte ich tiefe traurigkeit und verbundenheit :cry:
    hätt gestern NICHTS dazu schreiben können und wollen...spürte ich muss nachdenken...

    scheinbar tot

    ich bin erwachsen geworden,ja das bin ich...doch die kleine in mir(dein winziger kern HART wie eine schwarze eisenkugel :cry: )war scheinbar tot

    nicht LEBENSfähig

    du schreibst:einfach nur überleben :cry:
    heut weiss ich das es mir(der erwachsenen)vor zwei jahren auch NURNOCH darum ging...ich wollte nicht sterben und doch wünschte ich mir unzählige male den(meinen)tot.....

    dann kam der entscheidende punkt!

    HILFE annehmen in jeglicher form...
    ca.1 jahr raffte ich es trotzdem NICHT...wollte nicht loslassen von alten verhaltensmustern...

    stück für stück traute ich mich nach und nach "zu versuchen"..."drauf zu hören"..."zu vertrauen"...wildfremden

    das war der knackpunkt!

    das kleine mädchen beteidigte sich sozusagen zaghaft...schaute mit staunenden augen was ICH da LEBTE....nu ja auf dem stand bin ich ja dann jetzt noch :roll:

    liebe linde,ich bin MITTENDRIN meine erziehung ABZULEGEN,nicht alles jedoch den grössten teil davon...

    danke für deinen post,er hat mir "was gegeben"...auch wenn ich noch nicht so ganz genau weiss WAS GENAU 8)

    liebe grüsse caro :wink:

    dem was über mich einstürmt,möchte ich gelassen gegenüber stehen...

  • hallo loreen!

    wie seltsam ICH ticke!?

    sehr gute beschreibung :oops:

    kann ich nur bestätigen!ich erinner mich an mein teenageralter da hat ich schonmal so anwandlungen wie:du tickst doch nicht richtig!die anderen sind ALLE "anders"...

    danach all die jahre "lebte"ich weiter in meinem co-abhängigen eka "dasein..war alles normal,das es jedem um mich rum gut ging...durch mein zutun

    dankbarkeit gegenüber fremden menschen die MIR helfen,empfinde ich sehr stark...denn ohne diese hätt ich`s nicht geschafft!

    lernen MITZUFÜHLEN nicht MITZULEIDEN....toller satz und sehr erstrebenswert..den möcht ich mir merken.danke dafür....

    liebe grüsse caro :wink:

    dem was über mich einstürmt,möchte ich gelassen gegenüber stehen...

  • hallo dani!

    JEDER ist betroffen der mit der familienkrankheit alkoholismus aufgewachsen ist!

    doch DAS zu akzeptieren...erfordert uneingeschränktes "mitsichselbstbeschäftigenwollen"

    wie du schon so schön sagst:jaaaaa der alkoholiker der muss unbedingt "was dagegen tun"...das er das mal sein lässt!

    aber ICH doch nicht :roll:

    nein ich zwäng mich lieber mal weiter ungefragt dem alkoholiker auf und "geb mich immer mehr auf"

    danke,dani....

    liebe grüsse caro :wink:

    dem was über mich einstürmt,möchte ich gelassen gegenüber stehen...

  • Liebe Caro,

    das ist eine total interessante Frage, die Du in den Raum geworfen hast.

    Leider ist unsere Gesellschaft auch so gepolt, dass Alkohol akzepziert und doch auch erwünscht ist. Es ist doch cool bei so vielen Menschen, zu trinken und auch mal betrunken gewesen zu sein. Selbst ein guter Bekannter von mir, der kein Alkoholiker ist, riet mir immer, bei Kummer einen "Reset" durchzuführen, d.h. sich die Birne vollzusaufen, um zu vergessen. Da habe ich jedesmal fast mit ihm gestritten, als ich das immer vehement als keine Option abgelehnt habe.

    Auch Alkoholismus ist mittlerweile als Krankheit anerkannt. Den Alkoholikern wird geholfen, wenn sie wollen. Angehörige haben allerdings keine Berechtigung ihrem Angehörigen helfen zu lassen. Ich erinnere mich, als meine Mutter meinen Vater einweisen lassen wollte - keine Chance. Und der Mitarbeiter von der Suchthilfe riet meiner Mutter, einfach zu beten, dass "ein gnädiger Lastwagenfahrer meinen Vater überfahren und so dem Spuk ein Ende bereiten solle". Toll. Meine Mutter kam am Boden zerstört nach Hause.

    Und wir EKAs? In der Schule wurden mein Bruder und ich verspottet, weil der Vater wieder mal in der Öffentlichkeit auffiel, im Beruf wurde ich gemobbt, weil ich als Tochter vom Alkoholiker wohl kaum im Kundenkontakt tragbar war. In der Kleinstadt kannten ja alle meinen Vater. Dann wurde ich in eine Abteilung gesteckt, deren Chef selber Alkoholiker war und mich jeden Tag blöd angeredet hatte. Mobbing pur über zwei Jahre, bis ich zusammengebrochen bin.

    Als Angehöriger schämt man sich für den Alkoholiker, man verschweigt alles, dass ja niemand etwas erfährt. Man ist der Sensationslust von Verwandten ausgesetzt, die es genossen, wenn der Alki mal wieder besoffen beim Familienfest hingefallen war. Da gab es wieder was zu reden.

    Es war doch für uns überlebenswichtig, nicht aufzufallen. Jeder Tag war ein Kampf, den es wieder ohne grössere Katastrophen rumzubringen galt. Und jeder von uns hatte dafür doch eine Strategie. Bei mir war es einfach, lieb, brav, angepasst, niemals ärgerlich zu werden oder aufzufallen, oder aber krank und hilfsbedürftig zu sein. Ein Kunstmensch ?!Super - und heute?

    Mein Vater bekommt die bestmögliche Pflege für seinen kranken Körper. Er rennt von Arzt zu Arzt, lässt seinen gebrochenen Oberschenkel wieder zusammenflicken und ansonsten hat er sich nicht grossartig geändert.

    Wir EKAs haben doch leider noch keine grosse Lobby. Den meisten Menschen ist das Thema doch gar nicht bekannt, dass man als EKA Hilfe zum Leben brauchtl. Und wenn wir ehrlich sind, man schämt sich immer noch, Tochter von einem Alki zu sein. Ich habe es mittlerweile zwar vielen Leuten erzählt, aber meiner Chefin würde ich es nicht unbedingt erzählen.

    Vielleicht müssen wir einfach mehr in die Öffentlichkeit gehen. Schließlich meistern wir unser Leben doch trotz der ganzen Schwierigkeiten, zum Teil besser als andere "normale Menschen" bei denen alles in Ordnung ist.
    Dann werden auch diejenigen EKAs, die still vor sich hinleiden, darauf aufmerksam, dass sie Hilfe brauchen, und es wird "normal" sich helfen zu lassen.

    Du meine Güte, das war ein Pladoyer, aber ich merke, bei mir hat sich während der letzten Tage einiges angestaut, das raus muss.

    Liebe Grüße und ein schönes langes Wochenende!

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • hallo enidan!

    danke gleichfalls das DU dir mal nen kopp drum gemacht hast 8)

    es hilft mir UNTERSCHIEDE zu erkennen

    wie war es bei DIR...und wie war das bei MIR

    hm,ich hab echt bis zum heutigen tag nicht die leiseste ahnung was sich das kleine kind welches ich mal war gedacht haben mag...die szenen von streitenden elten im suff kenn ich...geräusche machten angst,die stimmen,das WAS PASSIERT da gleich?

    ich hab mich nie "weggebeamt" :cry:

    ich hab mich mitten in der nacht unzählige male angezogen :cry:

    stand da mitten in der nacht im kinderzimmer...gestiefelt und gespornt :cry:

    und hab tapfer gewartet,das sie mich holt und mitnimmt :cry:

    diese "haltung"habe ich mein leben niiiiiiiieeeeeee ablegen können

    immer gewartet,was SIE sagt,macht,tut,nicht tut....und ihr immer halt gegeben....sie brauchte mich doch so sehr....anders kannte ich es bis vor "kurzem"nicht...

    also hab ICH MEIN LEBEN VERDRÄNGT

    ich WUSSTE NICHTS ÜBER ALKOHOLISMUS

    bewusst geworden,ja das ist es mir von tag zu tag in den letzten 2 jahren(das forum,reale shg,therapeutin,ärztin alles menschen die ich um hilfe bat,brachten mich zum BEWUSST SEIN)

    ich freu mich darauf gemeinsam mit euch weiterzulernen...

    nichts mehr zu verdrängen MÜSSEN

    es gibt andere viel gesündere methoden 8)

    liebe grüsse caro :wink:

    dem was über mich einstürmt,möchte ich gelassen gegenüber stehen...

  • Hallo Caro,

    die Frage möchte ich in der Vergangenheitsform formulieren:
    Warum habe ich mich aufgegeben?
    Denn ich bin dabei, mich wieder zu finden. :wink:

    Weil ich meinte, ich könnte meiner Mutter ihr Leben erleichtern.
    Ihr den Schmerz nehmen, der sie so unberechenbar werden ließ.
    Wenn ich die brave Tochter bin, muss sie ja irgendwann glücklich sein. Wenn ich alles tue, was sie will, muss sie mich ja irgendwann beachten und lieben.
    Aber es genügte nicht und so strengte ich mich noch mehr an und da habe ich mich langsam drüber vergessen. Ich lebte das Leben meiner Mutter. Denn ich hatte ja kein eigenes verdient. Ich musste doch dasein für sie. Und das machte ich nicht gut genug, sonst wäre sie doch anders, oder?

    Und natürlich war wesentlich die Angst. Die Angst davor, ich könnte irgendwas verkehrtes tun oder sagen. Ich lag oft im Bett, hörte sie meinen Vater stundenlang anschreien und hatte Todesangst davor, dass sie zu mir kommt und bei mir weitermacht. Und mich dann anschreit. Weil ich irgend was nicht richtig gemacht habe. Was ich dann nicht verstand, ich war doch immer für sie da, wenn sie was brauchte. Ich tat doch alles, was sie wollte.
    Oder sie drohte wieder, sich umzubringen. Sperrte sich stundenlang im Bad ein. Kein Mucks. Was war da drin los? Lauschen an der Tür. Regt sich noch was? Stundenlanges Flehen, komm doch raus. Wir sind auch brav. Gefühle der Hilflosigkeit. Was kann ich noch tun? Nachdenken, sich drüber den Kopf zerbrechen. Aber es fiel mir nichts mehr ein. Ich war doch ein Kind!

    Ich habe ja verdrängt, dass sie trank. Und über die Tablettensucht wurde ich mir auch erst später klar.
    Ich gab meinem Vater die Schuld. Und fühlte mich deswegen schuldig.
    Ich habe gar nicht gemerkt, was da abläuft. Für mich war das normal.
    Ich kannte ja gar nichts anderes.

    Aber ich wurde immer stiller, zog mich immer mehr zurück.

    Erst nach der Scheidung meiner Eltern habe ich ganz langsam realisiert, dass da irgendwas nicht richtig läuft. Als der neue Freund da war (übrigens auch Alkoholiker) und sich am Verhalten meiner Mutter nichts änderte. Es wurde mir immer mehr klar, dass sie nicht so unschuldig ist. Aber immer noch verdrängte ich ihren eigenen Alkohol- und Tablettenkonsum. Sie ging ja schließlich täglich in ihre Arbeit. Stand früh auf, um für uns zu kochen. Sie tat doch auch viel für uns! Da mussten wir doch dankbar sein. Oder nicht?

    Ich wusste nur, ich muss da weg! Eigentlich das erste Mal, dass ich auf meine innere Stimme gehört habe. Wird mir gerade bewusst, als ich das schreibe.

    Aber ich brauchte noch lange, lange Zeit, bis ich endgültig aufgewacht bin und mir dann die Hilfe gesucht habe, die ich auch annehmen konnte.

    Liebe Grüße
    Renate

  • Hallo Sonnenstrahl,
    hallo an alle,

    Sonnenstrahl schreibt hier etwas, was mich immer wieder auf die Palme bringt:
    " Mein Vater bekommt die bestmögliche Pflege für seinen kranken Körper. Er rennt von Arzt zu Arzt, lässt seinen gebrochenen Oberschenkel wieder zusammenflicken und ansonsten hat er sich nicht grossartig geändert.
    Wir EKAs haben doch leider noch keine grosse Lobby. Den meisten Menschen ist das Thema doch gar nicht bekannt, dass man als EKA Hilfe zum Leben brauchtl. Und wenn wir ehrlich sind, man schämt sich immer noch, Tochter von einem Alki zu sein. " (Zitiatende)


    Ich rege mich immer unsagbar auf, wenn es um die "armen hilfebedürftigen" Alkoholiker geht.

    Meine Mutter, welche trank, ist nun 18 Jahre tot.
    Doch dass ich nie gelernt habe, wer ich überhaupt bin, das interessiert kein Schwein.
    Mein Leben ist ein Kampf gegen Ängste, Misstrauen und Ichverlust.
    Das Bissien Ich was ich gefunden habe, nach 10 Jahren Therapie, das muss ich mir immer wieder aufbauen und vor allem schützen.

    Auch die Therapie war 7 Jahre lang eine Katastrophe.
    Man stempelte mich als Borderliner ab, weil man von EKA noch nie was gehört hat.
    Die 12 Schritte Gruppen wurden mir als " Jammergruppen" ausgeredet (ich ging dann zum Glück trotzdem hin) und dass der Alkohol in meiner Familie irgendwas mit meinem seelischen Zustand zu tun haben könnte, das lag den Herren Psychologen allzu fern.

    Doch ja, heute bin ich "schon groß" und für mich "selbst verantwortlich".

    Ja - gerne bin ich das! Doch wer bin ich.

    Da kann nicht von Selbstaufgabe die Rede sein, denn MICH gab es nie!

    Da ist erst einmal Selbstfindung angesagt, wenn man 30 Jahre seines Lebens dienen durfte:
    erst der Mutter (und dies in jeglicher Form: als Mittler zwischen ihr und dem Vater, als Schutz vor dem schlagenden Vater, als Dreschplatz für die wütende Mutter, als Krankenschwester für die besoffene Mutter, als Lügnerin für die besoffene Mutter, als Hausfrau für die rauschausschalfende Mutter .... oh je - das wird immer mehr ... wenn dann noch Opa und Vater hinzukommen ... ich lasse es besser...)

    Ja also Selbstfindung.
    Von Aufgabe kann ich da nicht sprechen.

    Und heute ist es so, dass ich noch immer nicht genau weiß, wer ich bin und was ich will.
    Und wenn es um das Thema Partnerschaft geht, ist es ganz vorbei.
    Dann bin "ich" nicht mehr da.

    Nun, da ich darum weiß, versuche ich, mich zu erhalten.

    Doch in dem Moment, wo mein Gegenüber mich übergeht, sein Ego auslebt und mich unterbuttert, mich verletzt, in diesem Moment fühle ich NICHTS!

    Später, Tage oder gar Wochen später, werde ich so wütend auf diesen Menschen ... später eben. Wenn`s längst vorbei ist.

    Ich gebe mich nicht auf.
    Sonst wäre ich nicht in diesem Forum gelandet.

    Ich suche mich.
    Und das kleine ich was ich bislang aufgebaut habe, hat ganz schön zu kämpfen, um am Leben zu bleiben.

    " ... ja ja, der arme Alkoholiker... "

    Mir tut kein Alki mehr leid ...

    Ich wünsche Euch allen ein starkes ICH und passt gut darauf auf :roll:

    Seelchen

    Accentuate the positive ! (Al Jarreau)

    Gott gebe mir die Gelassenheit ...
    ... manchmal funktioniert`s tatsächlich!

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