Für mich sind Krisen mit der Zeit leichter zu nehmen geworden, solange ich genügend Abstand bewahren kann, um nicht aus dem Auge zu verlieren, dass es eben eine Krise ist und die auch wieder vorbei geht. Klassisch ist z.B. das monatliche Tief (jeder Depp, der einer Frau in dem Moment sagt "ah, bist wieder hysterisch?" hat das Potential der Menstruation nicht einmal im Ansatz verstanden). Mir hat diese monatliche Übung mich meine Gefühlen zu stellen vieles klar gemacht.
Wenn ich darauf gefasst bin und eben weiß, dass ich die Dinge jetzt so sehe, weil ich mich in einer emotionalen Schlagseite befinde, dieses Empfinden aber nicht per se die ganze Wahrheit ist, gehts mir gut damit. Dann kann ich mir die negativen Gedanken in Ruhe ansehen und das ist auch gut so. Denn nur, weil sie nicht die ganze Wahrheit sind, heißt das noch lange nicht, dass sie falsch sind. Es bedeutet nur, dass ich die positiven Aspekte völlig ausschalte, so als wäre ein Spot auf das Schwarze und tief vergrabene gesetzt und der "Positivnebel", der sonst über diesem Loch hängt und es nicht klar sehen lässt zwischenzeitlich an den Rand gedrängt wird. Wenn ich mir also dessen bewußt bin ("Aha, der Spot ist an!"), dann bedroht mich dieses Tief nicht und ich kann die Gelegenheit nutzen mir diese negativen Seiten des Lebens in Ruhe anzusehen, hin und herzuwenden, auszumisten und vor allem: anzusprechen. Das sind dann je nach Problembehandlung die Momente, in denen ich Beziehungs-, Erziehungs-, Berufsprobleme sehr konkret ansprechen kann. Ohne Drama, ohne Tragödie, in der Gewissheit: es ist nur ein Aspekt, aber keiner, der vergessen oder unter den Tisch gekehrt werden darf. Das hat mir schon oft geholfen, Dinge zu bereinigen.
Mit dem nötigen Abstand auch das Licht am Horizont nicht aus dem Auge zu verlieren, kann ich also auch die Chance gut nutzen, Negatives in Positives zu verwandeln.
Und - nur wenn ich fähig bin, mich diesen negativen Gefühlen und Gesichtspunkten voll zu stellen und mich ihnen hinzugeben, ohne mich davon bedroht zu fühlen, kann ich sie auch wieder auflösen.
Doch hin und wieder tapp ich natürlich in die Falle. Da fehlt mir der nötige Abstand und das Loch verschlingt mich. Dann steck ich drin und halte den einseitigen Aspekt für die ganze Wahrheit. In den Momenten brauch ich jemand anderen, der mich am Schopf packt und mir erzählt, wie er die Situation von außen einschätzt. Das können gute Freundinnen sein, Freundinnen, die nicht bewerten, sondern einfach sein lassen können. Oder Plätze, wie dieses Forum.
Krisen und Trauriges ist doch ein Teil des Lebens, der die gleiche Daseinsberechtigung einfordert, wie die schönen und positiven Momente. Und nur, wenn ich die einen auch annehmen kann, bekomm ich auch die anderen geschenkt. Wenn ich heute traurig bin, kämpfe ich nicht mehr dagegen an, dann gönn ich mir orgiastische Heul und Wehklagorgien bis ich erschöpft bin. Und irgendwann ist es wieder vorbei. Und wenns mir gut geht und das Leben schön ist, gönn ich mir dafür auch Momente des kindlichen Übermuts und der völligen Glückseligkeit.
Wie immer - nur meine Sichtweise ...
Alles Liebe,
EuV