Hallo Frank,
leider ist Dein Freund keine Ausnahme; ich kann immer wieder nur staunend zur Kenntnis nehmen, wie wenig bis gar nichts Außenstehende bzw. Nichtbetroffene von unserer Krankheit wissen (oder wissen wollen??)
Freunden oder Bekannten sehe ich das inzwischen ziemlich unberührt nach, aber die Tage hat mich denn doch fast der Schlag getroffen. Ich hatte meiner Mutter eine Woche zu Besuch (wir wohnen 300 km auseinander und sehen uns daher nicht so häufig, telefonieren aber 2x die Woche miteinander). Und was musste ich, als wir naturgemäß auf das Thema Sucht, Therapie etc. kamen, aus dem Mund meiner eigenen Mutter hören?? "DU bist keine Alkoholikerin, DU nicht!"
Ich hatte sie - auf ihren eigenen Wunsch hin - mit in meine reale SHG genommen, wo sie stolz verkündete, dass zwar getrunken worden sei bei gegenseitigen Besuchen, ihre Tochter bei solchen Anlässen aber NIE betrunken gewesen sei... (Ich sollte an dieser Stelle erläuternd hinzufügen, dass ich die letzten beiden Jahre meiner nassen Zeit auf nichts und niemand mehr Rücksicht genommen habe, also auch meiner Mutter zuliebe alkmäßig nicht auf die Bremse getreten bin).
Natürlich finde ich tausend Entschuldigungen für meine Mutter, aber irgendwie haut mich das trotzdem um. Kann man vor lauter Angst, "seinen Erziehungsauftrag nicht erfüllt zu haben" (nichts anderes geistert meiner Mutter im Kopf rum), SO blind sein? Ich bin reichlich entsetzt und muss das erst mal verdauen.
Grüße, Ena