Beiträge von Biene1967

    Hallo Peter,

    dass Du selbst in eine Gesprächstherapie gehst, finde ich einen guten Anfang. Man weiß als Partner ja manchmal selbst nicht mehr, ob man noch "richtig" wahrnimmt oder nicht. Ich habe da noch einen Tipp: Ich hatte zu Zeiten der Gesprächstherapie immer ein kleines Notizbuch parat, da habe ich akute Fragen hineingeschrieben. Das half dann, diesen Gedanken "aufzuschieben" und mir nicht Knoten in´s Hirn zu denken.

    Die Persönlichkeitsveränderung habe ich bei meinem Ex (auch Bierkonsument) auch erlebt. Reizbar, launisch, seine Ruhe haben wollend. Ich knabbere noch heute daran, ob ich der Reizanlass war. Tu Dir den Gefallen, und mache es anders.

    Was hier bereits geschrieben wurde, möchte ich unterstützen:
    Du bist nicht für die Beschaffung von Alkohol und Zigaretten zuständig, da darfst Du konsequent sein. Wenn sie soviel herumhängt daheim. dann kann sie sich alles ohne viel Zeitaufwand selbst beschaffen auf dem Weg.
    Insgesamt kann man Dir nur zu klaren Ansagen mit Konsequenz raten. Darauf kommen, dass es Zuviel ist, das muss sie selbst.
    Ich glaube auch nicht, dass Diskutieren hilfreich ist. Wenn SIE genervt ist, wird es wenig nützen, wenn Du Deinen Unmut entgegenhältst. Ich weiss nicht, wie Du sie wahrnimmst .... ich fand meinen Ex zumindest nicht mehr attraktiv und auf körperliche Annäherung verzichtete ich irgendwann gern. Dies mürrische Gesicht allein war schon nicht zum Küssen ,-(

    Hast Du - parallel zur Gesprächstherapie - schon einmal an den Besuch einer örtlichen SHG für Angehörige gedacht? Auch da ist der persönliche Austausch im Gespräch sicher hilfreich. Denn auch Du bist ja enttäuscht und sicher oft verletzt durch ihre Art des Umganges.

    Liebe Foristen,
    nun ist das Buch von Luca Rohleder angekommen.
    Ich muss mal schauen, ob ich mit dieser Art klarkomme.
    Mich schreckt ehrlichgesagt diese "esoterische" Aufmachung ein wenig ab ...
    Auch die Wortwahl ist gewöhnungsbedürftig: "Wenn Sie erst einmal erwacht sind" und "neu entdeckte innere Göttlichkeit".
    Puh ...
    Ich finde mich gerade viel mehr wieder im Hörbuch von Bärbel Wardetzki, die Sprache ist mir angenehmer.
    Ich schaue natürlich trotzdem hineín

    Hallo Einhorn,

    ich habe schon so viele Bücher gelesen, die sich mit solchen Themen befassen.
    Irgendwann kam immer der Punkt, an dem es auf mehr oder weniger deutliche Weise hieß:
    "Sei anders (als Du bist), dann ist alles besser"
    Genau da bin ich dann wieder im Schuldgefühl. Weil ich so bin, wie ich bin, ist es so kompliziert.
    Und weil ich da dann herauslese, dass erlebte Verletzungen nur auf meine ganz persönliche Wahrnehmung zurückzuführen sind.

    Ich habe gerade ein aktuelles Beispiel: Mit einer Bekannten gehe ich manchmal am Sonntag laufen. Gestern schreibe ich ihr, ob sie heute Zeit hat, und es kommt keine Antwort. Sowas ärgert mich.
    Liegt das wieder an meiner Art? Sie könnte ja auch einfach absagen, das wäre doch kein Problem.

    Ich kann gar nicht mehr unterscheiden, ob ich komisch ticke und alles, was andere tun, lassen oder sagen, angemessen ist.

    Wo liegt die Grenze zwischen meiner Sensibilität und komischem Verhalten der Anderen?
    Ist es denn nicht DAS Totschlagargument gegen Leute wie uns: "Du bist so kompliziert".
    Übersetzt: Sei anders.

    Bin gespannt auf das Buch und werde dann berichten :D

    Bei Spaziergang durch den Regen ist mir da ein Grundthema eingefallen:
    "Ich habe das Gefühl, dass ich störe". Das hindert mich daran, meine Bedürfnisse anzumelden, weil ich beim kleinsten Widerstand aufgebe. Jemand, der ständig genervt oder unberechenbar ist, macht es mir noch schwerer.
    Wobei ich mich gar nicht für besonders anstrengend oder anspruchsvoll halte, vom Wesen her bin ich eher ruhig und zurückhaltend.
    Wenn ich dann also in den eher seltenen Fällen, in denen ich etwas möchte oder einfach angenommen sein will, das Abweisende besonders schmerzhaft finde.
    Um das zu vermeiden, dann eben angepasstes Verhalten und Verzicht.

    Das empfohlene Buch habe ich mir nun bestellt.
    Ich habe ein bisschen Sorge, dass mich dieses Buch in meinem "Schuldgefühl" bestärkt. Die Rezensionen klingen ein wenig danach, dass man eben noch anspruchsloser sein soll.

    Ich bin ein durchaus selbstständiger Mensch, regele gezwungenermaßen alles ganz gut allein. Da ist nur eine riesige Sehnsucht, dass ich auch ein wenig umsorgt werde mal ...
    Das Thema ist gerade bei mir dran. Und deshalb kommt dieses Beziehungsthema eben auch auf. Da war ich auch nie "umsorgt", sondern fühlte mich irgendwann bestenfalls geduldet. Das wurde durch die Unberechenbarkeit des Gegenübers stark angetriggert, dieses Gefühl.

    Liebe Scheiberinnen,

    dass ich vor allem bei mir selbst schauen muss, das ist mir klar. Da gibt es so allerlei zu Üben und umzulenken. Die Beschäftigung mit dem Co-Alkoholismus ist nur einen Facette. Und dort eben die Frage für mich, ob ich da ungewöhnlich mit umgegangen bin. Diese Interaktion war ja irgendwann geradezu automatisiert, mir jedenfalls fehlte irgendwann der objektive Blick in einzelnen Situationen. Ich wollte nur, "das alles wieder gut ist".
    Da fehlte mir jeglicher Mut, auf den Tisch zu hauen oder mit den verbalen Angriffen irgendwie angemessen umzugehen.

    Vielen Dank - Ihr habt sicher recht.
    Das mit der Manipulation habe ich mir auch schon mal überlegt, sozusagen die Manipulation als Ablenkmanöver. Und dann werde ich eben "kompliziert" genannt, wenn ich nicht einfach funktioniere, sondern ungeschmeidig bin. Nicht zahm und fröhlich und gute Laune spendend.
    Es war immer mein ganzer Stolz, wenn ich mal "schaffte", dass er sich freut.
    Dafür habe ich mich angestrengt. Für´s herzliche Freuen.
    Und dabei vergisst man leicht, das wenig zurückkommt.

    Danke!
    PS: PN´s kann ich nicht beantworten, es heißt, ich sei nicht berechtigt. Vielleicht geht das nur im Bezahlforum.

    Ich danke Euch für Eure Antworten und Anregungen - hier und auch per PN.
    Was mich immer noch sehr umtreibt, ist ein Schuldgefühl.
    Ich bin "schuld" an den Launen, weil ich sensibel bin oder eben irgendwann nicht mehr "easy" und locker.
    Das wird durch die Argumentation des Spiegelns fast noch verstärkt.

    Zusammengefasst: Wäre ich anders, hätte man mich nicht so behandelt.
    So ungefähr.
    Oder auch anders erklärt: Ich hätte die schlechte Laune beheben können, wenn ich anders wäre.
    Vielleicht aber auch ein bisschen größenwahnsinnig, wenn man meint, das beeinflussen zu können.
    Oder eben auch eine Facette der Coabhängigkeit: Ich kann etwas tun (lassen), damit es gut wird.

    Danke Sunny!
    Und doch eine Nachfrage: Wie KANN man denn locker und entspannt bleiben, wenn man so wechselhaft behandelt wird? Wenn man sich zeitweise vorkommt, als sei schon die Art zu Atmen eine Zumutung?
    Ich habe das zeitweise als unfair empfunden - der Alkoholkranke benimmt sich schlecht, hat wirklich unangenehme Angewohnheiten (u.a. im Hygienebereich oder beim ungenierten "Entgasen"), ist aber andererseits anspruchsvoll und möchte mit guter Laune belohnt werden.
    Das fällt mir schwer, da sonnig zu bleiben ....
    Wenn der Partner sich benimmt wie ein Pubertier ,-) und man selbst soll fröhlich lächelnd die Laune verbessern.
    Verleugnet man sich da nicht auch?

    Danke Ihr Beiden!

    ideja ,
    es ist auch meine Erfahrung, dass mich mein Gefühl und meine Wahrnehmung nicht trügt. Eine Zeitlang versuche ich, mich einlullen zu lassen und glaube, wenn jemand mir erzählt, ich empfinde etwas falsch. Irgendwann werde ich jedoch bestätigt, dass ich gleich meinem Impuls hätte folgen können. Hätte Zeit und Denken erspart.
    Gerade heute aktuell: Ein eigentlich sachliches Gespräch mit meinem obersten Chef (in meinem Team muss eine Stelle nachbesetzt werden). Irgendwann wurde er komisch, redete endlos um den Brei herum, auf Nachfrage nach einer konkreten Aussage wurde er verdeckt aggressiv. Im Schlusssatz habe ich ihm gesagt, dass ich diese Reaktion auf ein Sachthema aggressiv fand. Tat gut.

    Einhorn ,
    Was meinst Du mit dem Spiegeln des Alkoholikers? Dass man ihn konfrontiert und er deshalb aggressiv wird? Dass man ihn in die Ecke drängt, klar Stellung zu beziehen? Davon bekommt er schlechte Laune? Weil man eben nicht abperlen lässt, sondern darauf eingeht?
    Vielleicht kannst Du noch mal beschreiben, wie Du das meinst.

    Definitiv erspüre ich Stimmungen, die ein Gegenüber verleugnet. Wenn jemand mich scharf ansieht, braucht er mir nicht zu sagen, er sei entspannt. Oder Genervtheit, die rieche ich regelrecht. Wenn jemand das dann SAGEN würde, wäre ich ja zufrieden und könnte damit umgehen.
    Im Übrigen: Sind nicht ganz viele Alkoholiker auch HSP? Diejenigen, die ich kenne, erscheinen mir so. Eher sensible Menschen, die sich vielleicht selbst "therapieren" mit Alkohol. (Das Sensible zog mich an meinem Ex im Übrigen an)

    Hallo Einhorn,

    vielen Dank für Deine Antwort.
    Um auf die von Dir angesprochene Thematik einzugehen:
    Ja, ich gehöre zu den 20 Prozent der hochsensiblen. Das liegt aber eben einfach in meiner Natur und ist ererbt.
    Ich habe aber gut gelernt, damit umzugehen im Alltag und kenne meine Belastungsgrenzen (zu viel Lärm, zu viel Menschen etc.)
    Zur Not lasse ich so was an mir abperlen und gehe zumindest innerlich auf Abstand. Ich arbeite den ganzen Tag im Team und mit Menschen, das klappt recht gut und ich fühle mich zwischen all den Leuten wohl. Ich muss da auch nicht alles "erspüren".
    Diese spezielle Art meine ich aber gar nicht.

    Ich meinte dieses permanente Anpassen an die Wechsellaunen, den Umgang mit Unzuverlässigkeit.

    Wenn ich nie weiß, ob ich nun gerade willkommen bin oder störe, ist das nicht für JEDEN schwierig?
    Was heute gut ist, ist morgen nervig.
    Zuwendung ist mal erwünscht, im nächsten Moment zu viel.
    Eben Unberechenbarkeit, die innerhalb von Minuten wechselt.
    Komm her .... jetzt nicht .... sei locker .... sei anders ... sei fürsorglich .... lass mich in Ruhe

    Also: Macht Unberechenbarkeit etwas mit dem Gegenüber? weil man nie weiß, was einen erwartet?
    Und macht nicht das schon "abhängig", weil man mit Wohlverhalten Verlässlichkeit erzeugen will?

    Liebe Mitleserinnen und Mitleser,

    immer wieder lese ich hier herum und schreibe auch manchmal. Nun beschäftigt mich eine Frage zur Unberechenbarkeit und meinem Umgang damit.

    Von meinem trinkenden Partner bin ich schon eine ganze Weile getrennt, beschäftige mich aber immer noch mit meiner Co-Abhängigkeit oder vielleicht auch Beziehungssucht. Vor ein paar Tagen fiel mir ein Tagebuch in die Hände aus Zeiten der Beziehung, die ich eigentlich als positiv erinnerte.

    Es war ziemlich am Anfang, ich schreibe dort (was mich heute überrascht) von großer Verunsicherung.
    Beschreibe dort diese Stimmungswechsel des Partners, die so wenig einschätzbar sind. Mal schickt er mir selbstgeschriebene Lieder, am nächsten Tag werde ich wegen irgendwas in Frage gestellt. An einem Abend bin ich "wundervoll", dann muss ich wieder erklären, warum ich in den Arm will. Mitten bei einem Spaziergang mit gutem Gespräch schlägt es um in extreme Reizbarkeit.
    Damals im Tagebuch beschäftigt mich das und ich nehme mir vor, geschmeidig, angepasst und duldsam :D zu sein.
    Ist mir über Jahre ganz gut "gelungen". Im Nachhinein eben immer, um die liebevolle Seite abzubekommen und nicht den reizbar-genervten. Wie schon in einem anderen Thread beschrieben: Ich vermied, zu stören.

    Nun meine Frage:
    Wird man automatisch unsicher, tastend, zaghaft, wenn man mit dieser Unberechenbarkeit konfrontiert wird?
    Ist man automatisch gestresst, weil man in hab-acht-Stellung ist?
    Ist das nur bei Co-Abhängigen so oder ist auch ein gesunder Mensch so anfällig für wechselhafte Launen?
    Bin ich selbst "schuld", weil ich verunsichert war?
    Ist der damalige Vorwurf, ich sei (nicht mehr) locker und entspannt berechtigt oder eine angemessene Folge dieser Komm-her-geh-weg-Wechsel?
    Es würde mir wirklich helfen zu verstehen, ob ich zu sensibel bin oder ob meine Sensibilität eine logische Folge war.

    Und: Wird die Co-Abhängigkeit durch dieses Wechselspiel noch gefüttert / verstärkt?

    Für Eure Erfahrungen wäre ich dankbar

    LG Biene

    Ich glaube, das Launische ist "normal". Während der nassen Zeiten konnte der Alkoholiker sich ja mit Alkohol beruhigen. Oft ist der Alkohol ja das selbstgewählte Medikament gegen Stimmungstiefs.
    Deine Frage "Wie verhält man sich richtig" ist viel zu sehr bei ihm. Der Glaube "Wenn ich mich richtig verhalte wird er nett sein" ist irreführend. Sei nett zu Dir, verhalte Dich so, wie es sich für Dich richtig anfühlt. Wenn er keine Interesse hat, dann wirst Du das mit Wohlverhalten nicht ändern.

    Liebe Klaudia,
    vielleicht hilft Dir ein Gedanke:
    Der Mann KANN nicht der wunderbare Mensch sein, in den Du Dich verliebt hast, wenn er trinkt.
    Er WÄRE der wunderbare Mensch - ohne Alkohol.
    Aber er ist es nun einmal nicht. Es gibt die wunderbaren Seiten, gewiss. Nur sind sie eben nur ein Teil von ihm. Du wirst sie nicht so erleben, wie Du es Dir wünschst. Die Co-Abhängigkeit besteht u.A. darin, jenes auszublenden, das nicht wundervoll ist und sich nur auf die Hoffnung zu fokussieren, der gute Teil bliebe dann erhalten.
    Ich war mit einem wunderbaren Mann zusammen. Sensibel, musikalisch, gebildet, reflektiert.
    Er trank. Und für mich begann eine Zeit, in der ich immerzu wartete auf die (wenigen) Momente, in den er dieser wunderbare Mann war. Ich war "artig", bescheiden, stellte meine Bedürfnisse zurück um ab und zu ein wenig zu erhaschen von diesem wunderbaren Mann. Das war meine "Droge", ich war dauerhaft auf Entzug. Ab und zu ein Krümel seiner guten Seiten - eben wie die kleine Dosis einer Droge.
    Und genau dieser Mangel macht süchtig. Es macht süchtig, unzuverlässig Zuwendung zu bekommen. Du weißt nie, wann Dich was erwartet. Du weißt nie, ob und wie er reagiert auf Dich. Seine Sucht macht Dich zu einer Person in Hab-Acht-Stellung. Du wartest, Du hoffst, Du passt Dich an.
    Schlimmstenfalls fühlst Du Dich schuldig, dass er mit Dir nicht so liebevoll umgehst, wie Du es Dir wünschst.

    Ich rate Dir vor Allem zum Besuch einer Selbsthilfegruppe für Angehörige.

    Emmaleah,

    es ist NICHT Deine Schuld.
    Mein XY fragte mich, warum ich ihn so "quäle", wenn ich seine Erniedrigungen verbal abwehrte und wenn ich auf seine körperlichen Annäherungen abweisend reagierte. Dass ich mich schlicht ekelte, habe ich allerdings nicht sagen mögen. Wie soll man jemandem auch sagen, dass man Ekel empfindet? Ich bin wahrlich kein Feger und ganz gewiss nicht perfekt, jedoch deshalb noch lange nicht bereit, als Triebabfuhr zu dienen.
    Mein Rückzug war dann Anlass zu absurdester Kritik an meinem Wesen.

    PS
    Ergänzend zur "Lockerheit", die wohl auch das Sexuelle betrifft:
    Ein Typ, der mit glasigen Augen, nach Bier stinkend und einfach nur noch triebhaft ist, der ist absolut abstoßend und kein bisschen begehrenswert.

    Als ich mal Sehnsucht bekam nach meinem Ex, der jeden Abend Bier trank, habe ich mir eine Szene vor Augen gerufen, die ich mal erlebte.
    Nachts um halb zwei wachte ich auf, das Bett neben mir leer.
    Im Wohnzimmer sitzt Ex betrunken auf dem Sofa, in Jogginghose und beim x-ten Bier. Glasiger Blick. Fernseher laut. Sein Gesicht rot. Er rülpst. Auf dem Tisch eine Bierlache (war wohl eins umgekippt).
    Es sah widerlich aus und ich war weit davon entfernt, das sexy zu finden.
    Stunden später wachte ich davon auf, wie er im Schlafzimmer hinfiel und dann neben mir in das Bett robbte.
    Er stank. Er rülpste. Er pupste. Er war verschwitzt.
    Ich bin aufgestanden und bin in´s Gästezimmer.
    Am nächsten Morgen wurde ich angemotzt, weil ich die Zeitung unordentlich zusammengelegt hatte und mit nassen Füßen auf dem Duschvorleger zwei zwangsläufig nasse Fußabdrücke hinterlassen hatte.

    Und jetzt meine kranke Reaktion:
    Allen Ernstes habe ich eine Zeitlang versucht, die Füße vor dem Verlassen der Dusche abzutrocknen und die Zeitung habe ich nicht mehr angefasst.
    Weil ich dachte, seine Kritik sei angemessen.

    Mach´es besser.


    ... Ich bin nicht so, wie er es sich wünscht, warum ich so ein Theater wegen dem Bier mache... Ich hätte lockerer sein sollen, mehr auf ihn zugehen und so weiter...


    Liebe Emmaleah,
    da wird Dir nun ganz elegant die Verantwortung zugeschoben, weil Du nicht "locker" und entspannt bist.

    Sieh´es mal umgekehrt:
    Deine Grenzen wurden permanent überschritten,
    Deine Bedürfnisse wurden ignoriert,
    Dein Anteil an der Familienarbeit war der größere,
    Deine Toleranz wurde überstrapaziert,
    Du musstest seine Defizite durch Mehrarbeit ausgleichen.
    Wer bleibt da locker, entspannt und easy, wenn es so unausgewogen ist?

    Das Bier ist da (fast) nur die Spitze des Eisberges oder eben das sichtbare Zeichen, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird.
    Seine Bedürfnisse stehen deutlich über Deinen, und das sollst Du locker sehen.

    Habe jetzt nicht 35 Seiten gelesen ...
    Bin EKA (Vater begann zu trinken, als ich etwa 14 war).
    Symptome:
    - versuche, nie negativ aufzufallen (genügsam)
    - Probleme, Grenzen zu setzen (Pubertät mit den typischen Grenzüberschreitungen fiel aus, sh. oben
    - sehr zuverlässig und fleissig
    - anhänglich, auch wenn man nicht so nett zu mir ist
    - ein Partner mit Alkoholproblemen
    - fühle mich dauernd verantwortlich, vor allem für die Laune des Anderen
    - Co-Abhängige Züge
    - extrem anpassungsfähig
    - Wenig Selbstbewusstsein
    - Suche Sicherheit, wo keine ist. Wie ein Kind eben
    - Hochsensibel, bemerke jede Stimmung und versuche auszugleichen

    Und das Schlimmste:
    - Versuche mit Wohlverhalten Anerkennung und Zuneigung zu bekommen

    Liebe Mitleser und -schreiber,
    es ist ein halbes Jahr vergangen.
    Ich lese hier regelmässig, finde mich besonders in den Co-Abhängigen Symptomen erschreckend wieder. Im Moment spüre ich eine regelrechte "Sucht" nach dem alten Leben.

    Angetriggert wird dies durch die bevorstehende Urlaubszeit. Wir sind jeden Sommer campen gefahren mit dem Wohnmobil. In meiner Erinnerung war die Zeit davor das Wunderbarste der Welt: Vorfreude, planen, Vorbereiten. Als geübte Planerin habe ich mich mit Freuden um allerlei gekümmert. Mir schnürt es derzeit die Kehle zu, wenn ich am Outdoorladen vorbeigehe und an die alten Zeiten denke.
    Ich habe damals auch viel genäht und geschraubt für das WoMo. Erstens, weil mir das Spass macht. Und ganz arg vor allem für das WIR-Gefühl. Dieses "für uns" hatte einen sehr hohen Wert.
    Auch wenn mein KOPF versteht, dass da mehr WIR-Illusion war als WIR-Realität, bekommt mein Bauch diese Sehnsucht.

    Seltsam, eigentlich war das Campen gar nicht so toll, enge Campingplätze, relativ unruhig.
    Meist wollte mein Ex lange schlafen (eben viel Alkohol am Abend), erst am frühen Nachmittag kamen wir los, dann irgendwo einkaufen (ich kenne alle europäischen Biersorten ...), spätestens um fünf auf den nächsten Platz und dann kam nicht mehr viel.
    Also, mein Bauch sehnt sich zum Zerreissen nach dem "Wir" der Vorfreude, auch wenn der Kopf es besser weiß.

    Was macht man mit Sehn-SUCHT?
    Habt Ihr Tricks, um die loszuwerden?

    LG Biene


    Darum meine Frage:
    Ist Eurer Meinung nach bei CO-Abhängigkeit immer eine Therapie vonnöten?


    Zumindest hilfreich. Es geht ja darum, die Ursachen zu entdecken und diese anders zu lösen als durch eine Co-Abhängigkeit.
    Ich finde es in der Trauerphase um eine Beziehung ungeheuer schwer, sich allein um seine offenbar fehlgesteuerte Bedürftigkeit zu kümmern.