Liebe Mitleserinnen und Mitleser,
immer wieder lese ich hier herum und schreibe auch manchmal. Nun beschäftigt mich eine Frage zur Unberechenbarkeit und meinem Umgang damit.
Von meinem trinkenden Partner bin ich schon eine ganze Weile getrennt, beschäftige mich aber immer noch mit meiner Co-Abhängigkeit oder vielleicht auch Beziehungssucht. Vor ein paar Tagen fiel mir ein Tagebuch in die Hände aus Zeiten der Beziehung, die ich eigentlich als positiv erinnerte.
Es war ziemlich am Anfang, ich schreibe dort (was mich heute überrascht) von großer Verunsicherung.
Beschreibe dort diese Stimmungswechsel des Partners, die so wenig einschätzbar sind. Mal schickt er mir selbstgeschriebene Lieder, am nächsten Tag werde ich wegen irgendwas in Frage gestellt. An einem Abend bin ich "wundervoll", dann muss ich wieder erklären, warum ich in den Arm will. Mitten bei einem Spaziergang mit gutem Gespräch schlägt es um in extreme Reizbarkeit.
Damals im Tagebuch beschäftigt mich das und ich nehme mir vor, geschmeidig, angepasst und duldsam zu sein.
Ist mir über Jahre ganz gut "gelungen". Im Nachhinein eben immer, um die liebevolle Seite abzubekommen und nicht den reizbar-genervten. Wie schon in einem anderen Thread beschrieben: Ich vermied, zu stören.
Nun meine Frage:
Wird man automatisch unsicher, tastend, zaghaft, wenn man mit dieser Unberechenbarkeit konfrontiert wird?
Ist man automatisch gestresst, weil man in hab-acht-Stellung ist?
Ist das nur bei Co-Abhängigen so oder ist auch ein gesunder Mensch so anfällig für wechselhafte Launen?
Bin ich selbst "schuld", weil ich verunsichert war?
Ist der damalige Vorwurf, ich sei (nicht mehr) locker und entspannt berechtigt oder eine angemessene Folge dieser Komm-her-geh-weg-Wechsel?
Es würde mir wirklich helfen zu verstehen, ob ich zu sensibel bin oder ob meine Sensibilität eine logische Folge war.
Und: Wird die Co-Abhängigkeit durch dieses Wechselspiel noch gefüttert / verstärkt?
Für Eure Erfahrungen wäre ich dankbar
LG Biene