.. stell Dir vor, ich stand schon an den Zuggeleisen, einmal auf der Klippe wo's 100 meter runter ging, einmal auf der Brücke. Ich habe es wegen meiner Tochter jedoch nicht gemacht. Und wegen eines Restfunken an Hoffnung.
Ich war lange Jahre aufgrund von schweren Depressionen in Kliniken, weiss gar nicht mehr wie oft überhaupt, mit und ohne Pillen, oft in Betreuung. Ich fand mein Leben so richtig scheisse. Ich kenne mich mit diesem Abgrund besser aus als mir lieb ist. Und ich habe herausgefunden.
Ob ich das aus Gründen der Provokation so geschrieben habe.. möglich. Ich provoziere damit die direkte Verbindung zwischen Rauchen und Selbstmord in Kleinst-Etappen. Das ist eine unumstössliche Tatsache, dass Rauchen tötet. Wie das Saufen auch.
Klar, kann man jetzt hin gehen, und meine Aussage als Beweggrund (Legitimation?) verwenden, sich so richtig von der Sogwirkung der Depression einlullen zu lassen, sogar mit eben jenem tragischen Ende. Aber es ist wie beim Gründe finden für die Sauferei: Der Grund ist ersetzbar.
Es wäre schlicht und einfach ein offenkundiger Missbrauch meiner Aussage für "eigene Zwecke", und aus dem Kontext gegriffen. Ich glaube nicht, dass hier jemand so plump ist, dass er vor sich selbst hiermit durchkommt, und sich deswegen die Legitimation für 'nen Freitod erteilt.
Und sowieso (offtopic): Als ehemals stark Betroffener, und Beobachter von anderen Betroffenen stelle ich (für mich) folgende Dinge fest, im Zusammenhang mit Depression oder Selbstmordgedanken:
- Depression ist die Bereitschaft, sich selbst durch die Scheisse waten zu lassen, wobei ein längerer Aufenthalt in der zum Halse reichenden Scheisse dem zügigen Hindurchwaten zwecks rascher Lösungsfindung vorgezogen wird.
- Depression ist abhängig davon, dass sie von anderen bemerkt wird.
- Depression gibt Verantwortung ab.
- Depression ist die Folge einer Überlebensstrategie, welche man sich früher mal zugelegt hat, und sie nicht wieder los geworden ist.
- Der Weg daraus besteht nicht darin, "die zündende Idee" zu erdenken. Sie hat mit "Handeln" zu tun. Also genau jenes Ding, welches man andauernd versucht zu vermeiden.
Ich bin mir alles andere als sicher, ob ich jetzt auf "Antworten" drücken soll/darf. Denn eigentlich nützt es herzlich wenig, einem depressiven Menschen dies vor den Latz zu knallen. Denn er würde - analog zu vielen anderen Gegebenheiten oder Situationen des Lebens - dies als weiterer Grund anführen, warum er...
.. ganz arm und missverstanden ist.
.. es für ihn sowieso keine Lösung gebe...
.. das Leben jetzt erst recht scheisse ist.
Ich gebe zu, dass dieser Text unsensibel, hartherzig und ein klein wenig böse ist.
Aber: Das Böse darin ist der Frust, dass ich selber beinahe zwei Jahrzehnte mit dieser Opferhaltung verschwendet habe.
Das Unsensible daran entspringt der Erkenntnis, dass es keinen Weg ausser den persönlichen, eigenen Arschtritt gibt, gepaart mit dem Willen, diesem äusserst toxischen Cocktail von körpereigenen Drogen ein Ende zu setzen, und sich zu entwöhnen.
Das Hartherzige daran ist: Im Grunde nicht wirklich vorhanden. Das sieht nur so aus grad.
Diese Worte sind völlig off-topic, müssen verstanden werden wollen, und sollten nicht dazu missbraucht werden, Gründe zu finden, um sich noch schlechter fühlen zu dürfen als vorher.
[Edit: Da ich hier über mein eigenes Leben schreibe, gestehe ich hier offen ein, dass ich selber damals so war. Ob das für andere auch gilt, sei ihnen überlassen. Mein Therapeut gab mir recht. Mit dem Hinweis, dass man dies jedoch so einem depressiven Menschen nicht sagen könne, da er es niemals so verstünde wie es gemeint ist. Sorry wenn's falsch rüberkommt]