Nur war es ja bei mir nicht so schlimm wie bei einem ‚richtigen‘ Alkoholiker…..dachte ich. Ich funktionierte (meistens), zumindest nach außen, hatte Arbeit, keine Schulden, stand nicht mit ner Schnapsflasche hinter‘m Bahnhof…
Da ich jetzt schon öfters mal diesen Vergleich gelesen habe, möchte ich mal etwas anmerken: Was hier beschrieben wird, ist der klassische Obdachlose, der steht meist wirklich mit der Schnapsflasche am Bahnhof und der kann - muss aber nicht zwangsläufig - Alkoholiker sein. Ich habe auch schon welche kennen gelernt, die trotz akuter Wohnungslosigkeit alles getan haben um halbwegs manierlich auszusehen und wenig bis keinen Alkohol getrunken haben. Es ist folglich ein Klischee.
Wenn man diese Begriffe allerdings so vermengt, dann ist es kein Wunder, wenn man sich nicht als Alkoholiker bezeichnen möchte, denn das ist ja - überspitzt formuliert - den Bahnhofspenner vorbehalten.
Die Bezeichnung Alkoholiker wird für Alkoholkranke Menschen verwendet, für Süchtige. Ich empfinde es als so wenig abwertend, wie ich die Bezeichnung Drogensüchtiger für einen solchen als abwertend empfinde. Da bräuchte es dann schon das Wort "Junkie", dessen abwertende Intention außer Frage steht, da es eine Ableitung von "Junk" also Müll ist.
Kann es folglich sein, dass bei manchen ein Problem mit dem Begriff Alkoholiker entsteht, weil die Trennschärfe fehlt, eine gewöhnliche Krankheitsbezeichnung unabhängig von der jeweiligen Lebenssituation zu sehen? Das ist zumindest der Eindruck, der bei mir des öfteren entsteht und eine nicht unproblematische herangehensweise, den sie verstellt den Blick auf die tatsächliche Faktenlage. Man kann auch als auf Lebenszeit abgesicherter Multimillionär Alkoholiker sein, alles schon gesehen und die landen Erfahrungsgemäß selten bis nie an den Bahnhöfen der Nation.