Beiträge von renoo

    KT wird hier im Forum nicht diskutiert, weil ein Alkoholiker nicht kontrollieren kann. Das Merkaml des Kontrollverlusts ist das klassische Kennzeichen eines Alkoholikers.

    Das sehe ich genauso, wenn du als Alkoholiker versuchst, kontrolliert zu trinken, kannst du auch gleich weiter "richtig" trinken. Da kannst du dir viel Zeit, Nerven, Mühe und Selbstzweifel sparen.

    Ich kann dich da sehr gut verstehen und mir geht es mitunter ganz ähnlich.

    Meiner Ansicht muss man wirklich sehr aufpassen, was man indem Falle nicht oral, sondern "Ohr"ral einnimmt und welche Stimmung das eventuell erzeugen könnte.

    Ich merke aber auch für mich, dass ich viele ehemlige "Lieblingslieder", die meine damalige Stimmung wiedergespiegelt haben (eher düster/ melancholisch), wo ich mich zusagen mit genug Alk-Pegel selbst bemitleiden konnte, nicht mehr hören möchte.

    Sie gefallen mir einfach nicht mehr.

    Auf der anderen Seite gibts natürlich auch Lieder, die habe ich gehört, als ich noch getrunken habe und höre sie jetzt auch wieder gerne.

    Es ist aber auch so, dass man jetzt z.B. ganz andere Facetten heraushört (in Text oder Melodie), weil man wieder eine viel feinere, umfänglichere Wahrnehmung hat.

    Als ich noch trank, habe ich immer meine 2-3 Standardalben gehört und mir dazu ein Bier nach dem anderen aufgeklickt, mich in meinem Nebel selbst bemitleidet/ den Rausch gesucht (der Rausch war zu der Zeit, das Beste, was ich hatte. Platz für wirklich gute Sachen, echte Freude und Enspannung war da nicht)

    Ich habe irgendwie gedacht, so ist es nun, so muss es nun sein.

    Ich merke aber immer mehr für mich, dass es nämlich überhaupt nicht so sein muss.

    Nee, danke :)

    Wie gesagt, ich bin ohnehin Theoretikerin

    und weiß an sich alles rund um die Alkoholsucht. Meine Frage wäre also: Wie kann ich es erreichen, dass

    es sich in meinem Kopf wirklich innig verankert. Ich bin ehrlich etwas ratlos.

    Mir hilft es wirklich sehr, das ich meine Nüchterheit nicht als einen Verlust sehe, sondern als einen riesigen Gewinn. Etwas, was mich im Leben wirklich weiterbringt und ich bin so froh, diesen Rucksack, aus Trinken müssen, Scham-Und Schuld losgeworden bin.

    Und das ich ohne Alkohol zu dem Mensch werde, da ich wirklich bin.

    Und das eigene Gewissen gibt mir da zumindestens recht. Ist vielleicht auch bei jedem anders.

    Ich meine damit auch nicht die Vernunft, denke das Einsehen hat ja jeder Trinker, dass ihm Alkohol nicht guttut.

    Und wenn da nur nicht das Suchtgedächtnis/ Belohnungszentrum wäre, dass der Vernunft entgegenspielt, wäre ja alles schick bzw. ganz einfach.

    Für mich ist es wichtig, dem Belohnungszentrum neue, bessere Alternativen anzubieten.

    Und ich meine damit nicht dieses positive Denken, wo ich mir sage, mir geht es gut, obwohl es mir schlecht geht. Davon halte ich nicht viel.

    Für mich sind das vor allem echte erlebbare Dinge, z.B. wie die eigene mentale und körperliche Gesundheit zurückehrt, ich Sachen ohne Alk durchstehe, die ich vorher so nie durchgestanden habe. Wie es mit mir vorangeht, wie ich "positiv" wachse ,wie ich die Welt wieder ohne Verzerrung wahrnehme, früh ohne Kater aufstehe, Situationen gut durchstehe und nüchtern ins Bett gehe.

    Ich zelebriere das teilweise richtig.

    Ich versuche sozusagen das Loch mit echten positiven Erlebnissen/ Erfahrungen zu stopfen.

    Vor allem versuche ich, nicht dem Alkohol hinterherzutrauern. Ich hatte schon mal das Beispiel mit dem Expartner'in gebracht, der man jahrelang hinterhertrauert und in einem Moment der Klarheit merkt, dass man nur verarscht wurde und sie/ihn eigentlich nie gebraucht hatte/mir nie gut getan hat.

    Und so ist es m. A. nach auch mit dem Alkohol und wenn diese Erkenntnis "sackt", geht alles deutlich leicher.

    Schönes WE

    Ist mir schwer gefallen meiner Mutter von der Alkohol - Problematik zu erzählen. Habe es gemacht. Glaube Mütter machen sich schnell unbegründet Vorwürfe. Oder, wie war das bei euch?

    Ich habe mich auch recht schwer getan, meiner Mutter, wie eigentlich auch bei allen nahen Verwandten/ Bekannten, von meinem "Problem" zu erzählen.

    Ich denke, meine Mutter wollte es auch nicht richtig wahrhaben, weil es ja eigentlich (in unbegründeter Weise) vielleicht auch auf sie zurückfallen könnte. Zumindestens glaube ich, dass sie das teilweise so sieht.

    Und sie sieht mich auch nicht als richtigen Alkoholiker (das sind ja nur die, die 1 Flasche Schnaps am Tag brauchen)

    Ich hatte vor Jahren eine recht schlimme Phase (nenne das immer meine Kamikazezeit), danach hatte ich eine jahrelange "Trinkpause" und habe dann mit dem irrwitzigen Versuch des kontrollierten Trinkens wieder angefangen.

    Als ich nach meiner Trinkpause wieder angefangen habe, hatte ich den Eindruck, dass meiner Mutter das lieber war, als die komplette Abstinenz.

    Sie sagte damals zu mir, du hast ja jetzt Familie und Verantwortung, nach dem Motto: Du hast ja jetzt dein Leben stabil und alles im Griff".

    Naja, hatte ich auch gehofft und bin mit den besten Absichten in diesen "Versuch" gegangen. Aber der Pegel hatte sich über die Jahre wieder recht schnell erhöht und es kam der Punkt, wo ich wieder selber vor mir Angst bekommen hatte.

    Für mich ist die komplette Abstinenz (auch keine anderen Drogen oder Nikotin) der einfachste Weg. Im Rückblick war das kontrollierte Trinken (was es ja nie war) deutlich anstrengender und nie zu schaffen und hat bei mir nur Verzweiflung ausgelöst.

    Was auch seltsam ist, ich werde z.B. von meiner Mutter oder Oma nie weiter gefragt, wie es mir geht (ohne Alkohol). Sonst wird auch wegen jedem Schnupfen oder jedem kleinen Wehwehchen gefragt.

    Ich glaube, sie verdrängen das irgendwie. (Da ich die letzten 4 Jahre heimlich Spiegel getrunken habe, bin ich ja auch nicht wie früher mit meinem Kamikazemodus aufgefallen)

    Aber vermutlich ist ihnen das Ganze irgendwie "peinlich" bzw. wissen nicht, wie sie reagieren sollen.

    Ich würde mir da manchmal seitens meiner Familie einen offeneren Umgang damit wünschen.

    Bei einer überstandenen Grippe oder einem Rauchstop würde bestimmt eher positiv nachgefragt werden.

    Aber Alkohol ist eben so eine Sache, eigentlich wird von dir verlangt, mitzutrinken...aber wehe du trinkst zuviel/ hast dich nicht unter Kontrolle.

    Selbst von meiner Frau würde ich mir manchmal mehr ein öfteres "wie gehts dir gerade damit, hast du aber gut gemacht" wünschen.

    Also ich bekomme ab und zu schon ein Lob, aber es geht oft im normalen Familienalltag unter.

    Naja, in der Familie ist's wie auf Arbeit. Wenn du etwas gut gemacht hast, bist du immer wieder dran und es gibt selten Anerkennung ;)

    Aber was sehr positiv ist, seit ich nicht mehr trinke, wird auch auf kleineren Familienfeiern deutlich weniger bis nichts getrunken. (Bis auf meinen Bruder, der reisst sich aber auch zusammen, weil er da auch nicht so auffallen will)

    Ist wahrscheinlich eine Gruppendynamik....

    Hallo buntesleben,

    ich habe deinen Thread und nebenbei auch noch einen anderen Thread, der sich ebenfalls mit deiner Problematik beschäftigt hat, mitverfolgt.

    Deine Geschichte erinnert mich teilweise an meine Geschichte, also ich war damals der aktive Part, wie dein Mann.

    Ich hatte vor x Jahren den Alkohol für mich entdeckt, meine damalige Freundin hatte mich auch trinkend kennengelernt bzw. wusste sie, dass ich gerne mal einen trinke.

    Mit den Jahren ist das Alkoholthema Streitgrund Nr.1 geworden, welcher dann auch zum größten Teil für die Trennung verantwortlich war.

    Aus damaliger Sicht hatte der Alkohol und meine Freundin eine gleiche Wertigkeit bzw. wollte ich weiter trinken UND auch meine Freundin behalten. Mit der Zeit und durch viele anderen Baustellen, war mir es dann teilweise egal geworden, was aus unserer Beziehung wird, zumal meine Freundin meinen Alkolkonsum als Waffe gegen mich eingesetzt hatte.

    Wie gesagt, ich weiß damals nicht, ob ich den Alkohol hergegeben hätte. Im Nachhinein betrachtet hätte ich mir gewünscht, das meine Freundin auf mich zugegangen wäre, nach dem Motto "wir gehen Wege, wir versuchen das miteinander zu schaffen", als mich nur permanent unter Druck zu setzen, aufzupassen, mitzuzählen, Vorhaltungen machen.

    Aber da diese Situation nie eingetreten ist, kann ich dir auch nicht sagen, wie sie ausgegangen wäre.

    Meiner Ansicht nach, ist Hauptgrundlage für einen eventuellen Erfolg, dass er es von sich selber aus will/ nicht dir zu liebe macht.

    Ich habe übrigens Jahre gebraucht, um mir überhaupt erstmal einzugestehen, dass ich Alkoholiker bin, dass will man auch nicht wahrhaben, versucht es mit Willenskraft/ weniger zu trinken, was man eben alles erstmal in seiner Verzweiflung probiert und der nichtrinkende Part hofft eben immer, dass sich etwas ändert, was vielleicht nie der Fall sein wird.

    Ich kenne euch nicht, ich finde aber, dass ihr noch relativ am Anfang der Geschichte seid und da ist es meiner Ansicht nach das Wichtigste, dass man erstmal miteinander redet, Wege geht und nicht sofort ein Grundmisstrauen enstehen lässt, mögen auch die Erfahrung einiger User'innen' hier so gewesen sein.

    Bei mir bewegen solche Aussagen auch das Gegenteil und du hast dich ja schon gefragt, ob dass hier überhaupt das richtige Forum für dich ist.

    Ich denke es ist wichtig, die Sache auf keinen Fall zu blauäugig zu sehen und auch realistisch, dass die Sache wirklich nicht gut ausgehen kann, er (heimlich) weitertrinkt und du in eine Co Abhängigkeit geraten kannst.

    Das ist meine Meinung dazu und die ich aufgrund meiner Erfahrung teile.

    Vielleicht ist mein Rat auch genau der, der dich in die Co-Abhängigkeit treiben könnte, das weiß ich nicht.

    Aber mir war es wichtig, dir auch nochmal meine Sicht der Dinge mitzuteilen.

    Und ich werde mich hier jetzt wieder rausnehmen, wril das nicht meine Baustelle ist

    Alles Gute

    René

    Ich habe mich in letzter Zeit ein paar mal dabei erwischt, dass ich beim Einkauf sehr eindrucksvoll absichtlich

    das Weinregal mit meinem Blicken umgangen bin. Nicht, weil ich es meiden wollte aufgrund eines Suchtgedanken.

    Nein, weil ich mich schäme und total verlegen bin, dass es vor nicht allzu langer Zeit viele Tage gab, in denen ich

    nur dieses Regal wegen überhaupt den Laden betreten habe. :? Ich war richtig beschämt und verlegen in diesem

    Moment, wirklich ein seltsames Gefühl.

    Kann ich gut nachvollziehen,

    bei mir kamen früher an der Kasse auch noch Schuld/Schamgefühle dazu, die ich versucht habe, zu überspielen.

    Beim Ausladen der Bierkästen zu Hause, habe ich immer gehofft, dass mich kein Bekannter sieht. (Obwohl bekannt war, dass ich regelmäßig trinke)

    Neulich hatte ich den Korb voll mit alkoholfreien Getränken und da kamen Gedanken auf, hoffentlich merkt die Verkäuferin nicht, dass ich früher immer nur Alkohol gekauft habe und jetzt keinen mehr. (Der Verkäuferin wird das ziemlich egal gewesen sein, sind halt so die eigenen Kopfsachen)

    Ist schon manchmal seltsam, was man da selbst noch im nüchternen Zustand "posttraumatisch" noch am Schuh klebt.

    Ich gehe jetzt immer in den Laden und suche mir bewusst was aus, was ich früher keines Blickes gewürdigt habe und das schmeckt auch noch gut.

    Also es wird besser :)

    renoo , sehr informativer Beitrag, aus der anderen Sichtweise. Danke.

    Ja informativ vielleicht, aber so richtig weiterhelfen wird es wohl auch nicht.

    Das Perfide daran ist eben, dass man als aktiver Profi eine verzerrte Wahrnehmung von sich selber und seinem Umfeld hat/ beratungsresistent ist und sein Problem im wahrsten Sinne des Wortes nicht "nüchtern" betrachten will bzw. kann.

    Und der klassische Expertenrat wird wohl immer lauten, wenn sich die Person nicht helfen lassen will, dann diese Person gehen zu lassen und sich quasi selber retten.

    Ich kann das aber auch total verstehen, dass man einen vertrauten Menschen nicht einfach gehen lassen will. (Zumal sich die Krankheit ja auch schleichend entwickelt/ wächst und man nicht sofort auf der Parkbank landet)

    Ich hatte die Thematik vor kurzem auch nochmal mit meiner Frau besprochen, sie meinte, dass ist ähnlich wie mit einer Depression, dort musst du auch mit ansehen, wie sich ein geliebter Mensch zugrunde richtet und du kannst nichts machen.

    Und beim Alk ist es so, so lange du ihm noch im Entferntesten eine positive Eigenschaft zusprichtst/ wehmütige Erinnerungen an ihn hast, ist die Gefahr groß, wieder in die Falle zu tappen.

    Deshalb ist es auch so schwer bis unmöglich, für jemanden Anderen zuliebe aufzuhören.

    Die Entscheidung muss von sich selber und für sich selber kommen.

    Ich finde auch krass, wie mich der Alkohol nach 9 Jahren wieder "überreden" konnte, ob wir es nicht doch nochmal miteinander versuchen.

    Hätte ich nicht auf meinen sogenannten Erfahrungschatz, will heißen Zerbruch, vergeudete Jahre und Chaos, zurückgreifen können, wäre es vielleicht ähnlich gelaufen, wie beim ersten "Date".

    Und selbst bei einem ruhigeren Angehen der Beziehung (heimliches Spiegeltrinken statt Kamikaze) fängt dieser nervige Typ sofort wieder an zu klammern und du wirst den ganz schwer wieder los.

    Und um das mal positiv abzuschließen, ich bin so froh, dass ich beim 2. Mal gerade noch so den Schuss gehört habe und ich erlebe gerade, dass es möglich ist, ein zufriedenes und sogar besseres Leben ohne diesen sogenannten Freund zu führen.

    Und das Forum ist ja im Prinzip voll von Menschen, die es geschafft haben, sonst würde ja keiner aus dem ehemaligen Profilager hier schreiben :)

    Ich wünsch dir und auch nochmal Schratte alles Gute.

    Ich kenne das. Bei mir war es so. Ich war eben noch nicht so weit. Ich hatte äußerlichen Druck als Anlass genommen, weiter zu saufen. Heute kannst du ja auch mit umgehen, oder verbindest du es wieder mit deiner Nüchternheit.?

    Hallo Schratte,

    ich habe auch nochmal lange darüber nachdenken müssen, wie es damals bei mir war.

    Bei mir hatte damals der Alk die gleiche Wertigkeit, wie die Beziehung zu meiner damaligen Freundin.

    Oder anders gesagt, ich wollte trinken UND eben diese Beziehung/ mein Leben haben, wie es zu dem Zeitpunkt war.

    Wie gesagt, es gab damals auch noch andere Baustellen, aber der Hauptgrund war das Trinken.

    Sie hatte damals auch meinen Konsum permanent als Waffe gegen mich eingesetzt. Gegendruck erzeugt.

    Sie war eben auch mit dieser Situation überfordert, hat eben keinen anderen Ausweg gewusst, als auf ihre Art damit zurechtzukommen.

    Und das war letztlich das Aus für unsere Beziehung.

    Zum Schluss endete es immer in Vorhaltungen, sie hatte aufgepasst und mitgezählt/ mir meinen Konsum vorgeworfen.

    Das hat eigentlich bei mir nur das Gegenteil erreicht und letztendlich mein Pensum noch erhöht. Ich hatte sozusagen Stress damit, dass sie mir "mein" Trinken wegnehmen, mir dort reinreden wollte.

    Zum Schluss waren bei mir dann schon solche Gedanken, "dann soll die doch gehen, dann kann ich mich endlich in Ruhe wegballern, aber sowas von". Mir war in dem Moment der Alkohol wichtiger geworden, als der Partner, der aus meiner damaligen Sicht sowieso nur Stress gemacht hat.

    Man muss aber auch sagen, dass es damals um "weniger"/ kontrolliertes Trinken ging (was ich ja nie geschafft habe/ schaffen konnte).

    Das die einzige Lösung für mich nur völlige Abstinenz bedeuten würde, hatte weder sie noch ich damals auf Schirm. Da habe ich noch ein paar Jährchen+Zerbruch gebraucht, um das bitter zu lernen.

    Mich hatten damals auch Freunde von uns angesprochen, ich habe das vollkommen abgewehrt und relativiert, nach dem Motto "ich trinke halt mal ganz gerne einen übern Durst, kuckt euch lieber mal den und den an, der trinkt doch viel mehr".

    Ich war damals noch weit weg von der Einsicht, dass das bei mir die Krankheit mit dem bösen "A" sein könnte, die niemand gerne hat/ über die nie gerne jemand redet.

    Dann doch lieber etwas "Klassisches" wie z.B. Rückenschmerzen, da findest du überall einen Zuhörer, mit dem man sich gegenseitig sein großes Leid klagen kann;)

    Ich muss aber auch sagen, da bei mir damals die Krankheitseinsicht gefehlt hat, ich überhaupt nicht bereit gewesen wäre, den Alkohol aufzugeben.

    Meine Hoffnung war immer, es irgendwie zu schaffen, "weniger" zu trinken. Was aber nicht funktionieren konnte, weil eben die Krankheit mit "A".

    Unterm Strich hätte mir damals vielleicht mehr ein ehrlicherer, liebevollerer Umgang ihrerseits geholfen, als das "mitzählen" und Vorhaltungen machen.

    Aber ich weiß es auch nicht, ob das wirklich geholfen hätte, weil ich damals noch meilenweit von der echten Krankheitseinsicht entfernt war.

    Ich denke, dass Einzige was man in dieser Situation machen kann, ist mit dem Partner ehrlich reden. Dass man sich Sorgen macht, ihn nicht (an den Alkohol) verlieren möchte, Angst davor hat, wie es weitergehen soll.

    (das machst du ja auch alles schon, wie ich das rausgelesen habe)

    Aber aus meiner Sicht, muss die (Krankheits)einsicht/ die Entscheidung von einem selber kommen, alles andere funktioniert meiner Meinung nach nicht. Zumindestens nicht langfristig.

    Das sind zumindestens meine Erfahrungen.

    Ich wünsch euch alles Gute.

    René

    Es waren Beiträge dabei, die mich auf die Palme gebracht haben, die ich absolut nicht verstanden bzw. missverstanden habe. Meine Einstellung war die, mit meinem Latein bin ich am Ende, ich brauche Hilfe, also probier ich mal etwas von dem aus, was andere zu einem zufriedenen Leben geführt hat. Einiges hat sich bewährt, anderes nicht - so ist das Leben. Ich möchte mit meinem Weg, meinen Erfahrungen was zurück geben. Es ist ein Angebot, dass angenommen oder abgelehnt werden kann.

    Hallo Lütte,

    ich habe mir eigentlich vorgenommen, mich aus diesen Grundsatzdiskussionen herauszuhalten.

    Und ja, die meisten, die hier auftauchen, sind mit ihrem Latein am Ende und suchen Hilfe.

    Aber ich denke auch, dass allerletzte, was es da noch braucht, ist eine "Bratpanne" der gesamten Userschaft. (ich rede hier nicht von Kuscheln und Schulterklopfen)

    Und vieles braucht auch erstmal Zeit um zu sacken und ein "Nachbohren" einer Thematik, die der Delinquent bereits gestanden hat, ist meiner Ansicht nach nicht besonders hilfreich.

    Bei mir erzeugt Druck oft "Gegendruck", was übrigens auch jahrelang meine Nüchterheit verhindert hat.

    Und du schreibst ja oben auch, dass du von deinem Weg/ deinen Erfahrungen etwas zurückgeben möchstest und das dieses Angebot angenommen oder abgelehnt werden kann.

    Das sehe ich genauso und das ist ja auch der Sinn eines Austausches.

    Und bei vielen Beiträgen anderer User kann ich gut mitgehen und ich denke, sie sind auch eine Hilfe für z.B. Schratte.

    Aber ich funktioniere eben besser, wenn mir immer noch eine "Entscheidung" gelassen wird, mag die richtig oder falsch sein.

    Und ich nehme mich jetzt aus der Grundsatzdiskussion zurück und ich wollte auch niemandem persönlich angreifen. Aber da dass ein Austausch ist, sollte mir meine Meinung ja auch gestattet sein.

    Euch noch einen schönen sonnigen Samstag.

    Das ist bei dem einen oder auch anderen Teilnehmer auch deutlich zu merken. "Ich mache mir die Mühe, Dir zu antworten......" etc., etc., etc. Dabei ist das keine Mühe, sondern offensichtlich ein Hobby. Die durch die Decke gehenden Beitragszahlen lassen das vermuten. Ihr eigenes Problem, deswegen sie hier einst aufgeschlagen sind, ist längst obsolet.

    Ein Schelm, wer so etwas behauptet :wink:

    Ich habe Dir jetzt ziemlich ausführlich geantwortet, obwohl Deine Fragen meinem Gefühl nach schon einen fast inquisitorischen Charakter haben. Das hat mit Anteilnahme oder Beratung nichts zu tun, wohl aber mit der Suche nach Bestätigung für vorgefasste Meinungen.

    Ich sehe das ähnlich wie Schratte und bin auch der Ansicht, dass sich viele hier nur ein Podium verschaffen wollen, um unter dem Deckmantel "wir wollen dir doch nur helfen, aber du willst ja nicht hören!" eigentlich nur mit dem Finger zeigen.

    Und manchmal sogar die jeweiligen Ansichten einiger Personen sich wieder drehen.

    Und ich verstehe hier eigentlich nur noch "Bratpfanne", wird wohl auch als "Bratpfannenaffäre" in die Analen des Forums eingehen.

    Ich denke, Schratte hat es auch trotz Androhung einer "Bratpfanne" (hier im Forum) langsam verstanden und ich wundere, wie ruhig und sachlich er die wohlgemeinten, (aber meiner Ansicht nach, nicht zielführenen) "Ratschläge" über sich ergehen lässt.

    Meiner Ansicht nach, hat er mehrmals und deutlich zum Ausdruck gebracht, dass er nicht glücklich über die Aktion "Bratpanne" ist und irgenwann muss doch auch mal gut sein.

    Es ist so komisch, dass man Alkohol als dazugehörigen Teil der Gesellschaft voll akzeptiert und das nicht mit dem elenden Dahinsiechen eines AlkoholikerInnen-Daseins verknüpft bekommt.

    Sehe ich genauso.

    Es ist auch vollkommen ok, dir auf sämtlichen Veranstaltungen ein übermäßiges Prosit auf die Gemütlichkeit anzustimmen, aber wenn du sagst, du trinkst nicht mehr, wird es für alle seltsam.

    Es sind die Steuereinnahmen, die unseren Staat zuallererst interessieren. Darüber vergisst er sofort seine Fürsorgepflicht gegenüber seinen Bürgern.

    Bin mir nicht ganz sicher, aber ich meine gehört zu haben, dass der Staat das 10fache für Behandlungen/ Kosten/ Folgeschäden ausgeben muss.

    Das macht es irgendwie alles nur noch merkwürdiger.

    Falls es hier noch jemanden gibt, der auch an der Diagnose Soziale Phobie in Kombi mit Sucht leidet und darüber schreiben mag, würde mich das freuen. 😊

    Hallo Maeron,

    nur mal so als Gedankenexperiment und das klingt vielleicht etwas weird.

    Mir hilft das manchmal, wenn mich in Momenten, z.B. auch unter Leuten klein oder ängstlich fühle, dass ich meine Nüchternheit als "positive Superkraft/ klare Superdroge" betrachte.

    Klingt verückt, aber ist es nicht genauso verrückt, wenn ich mich ein halbes Leben mit der Sucht herumgeschlagen habe und meine Hoffnung auf Alk/ Drogen gesetzt habe.

    Mit dem Alk hat dass ja auch nicht so wirklich geklappt.

    Dosierung schwer, Wirkungen teiweise unvorhersehbar, Toleranzentwicklung und Nebenwirkungen enorm.

    Einziger Vorteil, keine Beschaffungskriminalität, überall legal und jederzeit erhältlich ;)

    Ich erinnere mich gerade an den Roman "Schöne Neue Welt" von A. Huxley.

    Dort hat die neue Menschheit eine Droge namens Soma, durch welche die Bevölkerung glücklich ist und ruhig gestellt wird. (Alkohol wird nur noch in den Reservaten getrunken, mit den entsprechenden Auswirkungen)

    Und es gab eine Zeit bei mir, da hätte ich etwas darum gegeben, wenn es so eine legale Droge ohne Nebenwirkungen gegeben hätte bzw. Gedanken, "könnt ihr mich nicht alle mal mit euren gesellschaftlichen Konventionen zufrieden lassen, ich will mich doch nur in Ruhe wegballern/ mich sedieren, ich tue doch keinem was". Teilweise habe ich sogar versucht, meine Schuld-/Schamgefühle nach dem Rausch wegzudenken.

    Wie gesagt, ich setze jetzt alles auf die legale und gesunde "Droge" Nüchternheit.

    Und ist es nicht eigentlich so, dass zum Leben alles gehört, Freude und Trauer, Schmerz und Erlösung, Ärger/ Anspannung und Entspannung/Erlösung?

    Und wenn man mal darüber nachdenkt bzw. du das auf dich runterbrichst, ist es doch wirklich eine riesen Leistung wie lange schon bei dir (bzw. bei jedem von uns) die Reise ohne Alkohol geht?

    Ich hatte auch schon früher nüchterne Phasen, habe mich da aber immer versteckt mit "meinem Problem". (nach dem Motto, ich fühle mich sowieso schon klein, wie kann ich da jetzt noch zugeben, das ich ein Alkoholproblem habe bzw. nichts mehr trinke) und in Verbindung mit der SehnSUCHT nach Alk war das meistens nur ein Aushalten/ Verzicht geworden.

    Mittlerweile ist's mir auch egal, ob ich mich als Alkoholiker oute (klar, das ist für Ausstehende teilweise mit Stigma behaftet und ich merke auch, wie schwer es meiner Familie fällt, mich als Alkoholiker zu sehen)

    Für mich persönlich passt auch das Bild besser: Frei/Erlöst vom Alkohol.

    Aber wer da die Nase rümpft, soll erstmal den ganzen Zirkus mitgemacht haben.

    Und ich sehe diesen ganzen Rucksack, den man sein halbes Leben mit sich rumtragen musste, mittlerweile nicht mehr als ein Versagen meinerseits an, sondern einen Weg, durch den ich immer mehr zu dem Mensch finde, der ich wirklich bin.

    So, ich wollte eigentlich noch schreiben, dass ich jetzt gleich mein rotes Cape umhänge und davonfliege ;)

    Aber ich weiß auch, wenn man zur Zeit selber nicht so ganz mit der Euphorie des Anderen mitgehen kann, es manchmal schwerfällt den Anderen zu verstehen.

    Ich hoffe, du kannst vielleicht trotzdem was für dich rauslesen.

    Und finde es richtig gut, dass du das alles auch in der ambulanten Therapie angehst :thumbup:

    Ja da trennt sich echt die Spreu vom Weizen.

    Ein Großteil meines Bekanntenkreises waren früher alkolbasierende Freundschaften, sofern man da überhaupt von Freundschaften reden kann. Damals hatte ich aber auch einen harten Cut machen müssen und mich von vielen diesen "Freunden" getrennt. Und das bereue ich bis heute nicht, teilweise sind durch den Alkohol auch zwischenmenschlich Abhängigkeiten enstanden. Beispielsweise wurde manchmal richtig "dumm" getan, wenn man nicht mitgegangen ist/ mitgetrunken hat.

    In den letzten Jahren meiner "gesitteten, aber heimlichen Spiegeltrinkerzeit" war es dann eher anders.

    Im Bekanntenkreis waren auch Leute, für die Trinken keine bzw. nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat.

    Ich war dort der Einzige, der am liebsten die ganze Flasche für sich gehabt hätte, aber nur 1 - 2 Gläser "zugeteilt" bekam. Nicht als Böswilligkeit der Gastgeber, sondern weil es für sie eben normal war, wenig bis gar nichts zu trinken. Wenn es eine Möglichkeit gab, hatte ich an solchen Abenden auch ganz gerne mal "vorgeglüht" oder im Vorfeld schon abgesagt, weil zu anstrengend.

    Anderseits gingen mir in letzter Zeit auch die Abende, wo man in Gesellschaft trinken konnte, auf den Wecker.

    Ich war innerlich total zerrissen, mich hat das ganze Trinken angeödet, anderseits hat ein Teil von mir immer nach mehr gegiert.

    Wenn man darüber nachdenkt, hat man sich sein ganzes Leben vom Alkohol diktieren lassen. Die Sucht an sich, den Bekanntenkreis und die ganze Beschaffungskrise.

    So oder so, ich bin so froh, von diesen ganzen Abhängigkeiten und Verstrickungen frei zu sein und mein Leben ohne Alkohol zu meistern.

    Es fühlt sich echter an und diese Klarheit will ich nicht mehr hergeben.

    Und so, wie früher eben der Focus auf Trinken/ trinkender Bekanntenkreis lag, richtet sich der Blickwinkel jetzt mehr und mehr auf Leute und Aktivitäten, bei denen Alkohol keine Rolle spielt.

    Man merkt auch, wie die Interessen beginnen, sich zu verlagern, Gespräche ohne Alkohol auf einmal interessant werden (das hätte ich mir früher nie vorstellen können) und man auf eine andere Art witzig sein kann.

    Es ist auch ein gutes Gefühl, wenn man merkt, dass man Situationen jetzt ohne Alkohol locker meistert und sogar Spaß daran hat.

    z.B. hätte ich mir früher nie einen Theaterbesuch oder einen Grillabend ohne angetüdelt zu sein, vorstellen können.

    ...upps, vielleicht etwas vom Thema abgekommen, aber es ging ja eigentlich um Beziehungen.

    Und ja ich finde auch, ein wirklich guter Freund ist jemand, mit dem man sich auch ohne Alkohol gut unterhalten kann bzw. der nicht den Alkohol als Basis der Freundschaft verlangt.

    Hallo Brettman,

    Und warum müssen andere darum nich saufen? Für die ist es vielleicht auch gerade nicht so toll? Also, nicht mehr grübeln und nicht philosophieren oder gar psychologisieren

    genau, einfach Schritt für Schritt und Blick nach vorn, es gibt eben solche und solche Tage.

    Wahrscheinlich gibt's die sogar bei der nichttrinkenden Bevölkerung, die haben aber das Glück, nicht zusätzlich noch täglich ihre Befindlichkeit regulieren zu müssen oder sich mit ihren Jieper herumärgern.

    Wie zur Zeit gerade im Urlaub: Regenwetter, kleine Ferienwohnung, Kinder auch nicht tiefenentspannt, man hockt halt auf kleinem Raum aufeinander...halt kein Bacardi-Feeling mit lauem Sommerabend und lateinamerikanischen Klängen.

    Früher eine Situation, die ohne einen gewissen Grundpegel nicht vorstellbar war oder noch schlimmer die Angst, dass in so einer Situation der Alk für den Abend nicht reichen könnte.

    Jetzt ist es wirklich so, dass mich das nicht groß kratzt (muss ja auch mal regnen :wink:)

    Nee im Ernst, in die Erinnerung will sich der Alk immer als DER Wohlfühler reinschleichen, den ich für die und die Situation unbedingt gebraucht habe, womit alles schöner bzw. erträglicher wurde.

    In Wahrheit bin ich durch die Trinkerei immer dünnhäutiger geworden und habe immer mehr Pegel gebraucht, um eine Situation halbwegs "normal" zu finden.

    Es fällt unglaublich viel Stress von einem ab und das ist sehr befreiend, gar erlösend.

    Ich sehe das genauso, als eine Befreiung/ Erlösung nicht mehr trinken zu "müssen" und diesen ganzen Stress und Kollateralschäden nicht mehr an der Backe zu haben.

    Ja, das muss einem täglich erneut bewusst werden, leider. Es wäre nämlich viel schöner, wenn das einfach nur vollkommen normal wäre. Aber da ist der Sucht-Zug wohl abgefahren.

    Meine Hoffnung ist, dass mich mit der Zeit die ganze Sache zumindest oberflächlich nicht mehr groß beschäftigt und dass ein Leben ohne Alkohol ganz "normal" ist

    Klar, am Anfang drehen sich halt sehr viele Gedanken um das Trinken und es kommen immer wieder Situationen, aber es ist vielleicht auch entscheidend, wie man darüber denkt:

    Entweder trauert man "der guten alten Zeit" nach und empfindet alles als einen Verlust, sozusagen "alle anderen dürfen weiter trinken, nur ich kann/darf nicht mehr" oder ich sehe als eine Befreiung/ Erlösung an, weg von dem ganzen Mist zu sein (auch wenn es ab und zu mal regnet :wink: )

    VG

    Du musst dich auch nicht, als der allwissenden Regulator hier aufspielen, du kannst dich beruhigt deiner Trockenheit widmen.

    Lieber Hartmut, warum denn so gereizt?

    Keine Angst, ich lasse dir den Posten als allwissender Regulator.

    Dachte nur, weil du ja auch alles hinterfragst und mit dem Maß deiner Erfahrung misst, hätte ich auch das Recht, Gelesenes zu hinterfragen.

    Du hattest mich doch unlängst selber einmal darauf hingewiesen, dass das Forum keine Einbahnstraße ist und auf Austausch basiert.

    Wahrscheinlich haben wir uns nur wieder einmal falsch verstanden.

    Aber ich bin ehrlich gesagt etwas verunsichert, weil du einerseits implizierst, dass durch einen Notfallpass die Verantwortung abgegeben wird:

    Ich selbst fände es auch nicht gut, irgendjemand meine Verantwortung zu überlassen.

    und andererseits behauptest, du brauchst die Info um Trockenarbeit leisten:

    Und wenn ich aufhöre etwas, was angeblich Sinn macht, infrage zu stellen, habe ich aufgehört Trockenarbeit zu leisten.

    Also für mich echt zu hoch...

    Könnte es vielleicht doch ein ganz klein wenig sein, dass du vielleicht einfach nur mal wieder "deine Erfahrung" mitteilen wolltest und eben wieder mal sagen wolltest, wie es zu laufen hat? :/

    Ich frage mich immer wieder mal, wenn ich das lese, inwieweit es mir etwas bringt sowas dabei zu haben.

    Ich frage mich immer wieder mal, wenn ich das

    lese, inwieweit es etwas bringt,

    solche Fragen zu stellen.

    Wenn jemand ein paar Telefonnummern + Notizen/ Tips in der Geldbörse hat, bedeutet es doch für denjenigen in erster Linie Sicherheit und von "irgendjemand die eigene Verantwortung zu überlassen" kann doch keine Rede sein.

    Und wenn jemand seinen Therapeuten, Freund oder Pfarrer (vielleicht nicht unbedingt den ehemaligen Getränkehändler) anruft (oder vielleicht damit nur die Möglichkeit weiß, dass er anrufen könnte) und damit eine eventuelle Situation entschärft, hat er doch alles richtig gemacht und es kann doch selbst für einen Langzeittrocken eine gute Strategie sein, damit umzugehen.

    Für mich ganz klar Eigenverantwortung und gehört in jeden gutbestückten Notfallkoffer.

    …nö, keine Fortschritte. Ich bin jetzt seit 33 Tagen nüchtern und das Leben fängt nach der üblichen Euphorie (wieder) an, echt öde zu werden. Es beginnt also die vermutlich sehr bekannte und von mir auch so genannte "leere" Phase, in der ich mich nur darauf konzentrieren kann und muss, nicht zu trinken.

    Ich kenne das auch.

    Die erste Euphorie ist vorbei, man hat seinen Entzug recht gut überstanden bzw. vergessen, der Körper hat sich in den letzten Wochen auch wieder ganz gut erholt und man fragt sich, warum man den eigentlich aufgehört hat und wie man die "leere" Phase durchstehen soll.

    Die Gedanken drehen sich um das Trinken, natürlich nicht um den ganzen Irrsinn, Kater und Verzweiflung danach, sondern wie schön man sich doch früher jederzeit aus dieser Leere rausballern konnte und es doch irgendwie möglich sein müsste, mal wieder ein paar Bierchen vernünftig zu genießen.

    Es kommen halt die ganzen "guten" Erinnerung hoch

    Die "legalen" Wohlfühler (Sport, Sauna, Werkeln... oder was eben da jeder außer Trinken gerne gemacht hat) waren da auch nur bedingt hilfreich und alles wirkte insgesamt recht fade.

    Mir hat es manchmal recht gut geholfen, den momentanen Zustand zu akzeptieren, nach dem Motto: "ist halt jetzt gerade so, fühlst dich im Moment gerade nicht so doll und die Welt wirkt zur Zeit auch etwas strange, aber wenigstens werde ich nicht zur Flasche greifen, damit ist es ja auch noch nie besser geworden und morgen (oder übermorgen) sieht die Welt vielleicht wieder ganz anders aus"

    In dem Sinne kann man das sogar als eine Art Selbstaufgabe (bzw. Aufgeben des Egos) bezeichnen.

    (Und wenn man genau darüber nachdenkt, war ja immer mit Alkohol&Co. der Versuch der Selbstoptmierung und Befindlichkeitsverbesserung einhergehend)

    Klar, wenn man sich gut fühlt/ in der anfänglichen Euphorie fällt es eben relativ leicht, Nüchtern zu sein.

    Aber in Momenten der "Leere" ist die Verknüpfung ans Wegballern/ alles wieder Einreißen schon noch da und es fällt deutlich schwerer.

    Aber ich denke, wenn man gerade solche Momente, Tage...Wochen ;) geschafft hat, macht das innerlich stärker und man lernt auch, dem Drang nicht mehr nachgeben zu müssen bzw. das sich die Situation auch anders regulieren kann.

    Aus meiner Sicht verblassen die positiven alkoholverknüpften Erinnerunen immer mehr und das Nüchternsein wird immer "realer"/ positiver empfunden.

    Klingt vielleicht nach Durchhalten/ Aushalten, ist aber damit überhaupt nicht gemeint und hat mir bis jetzt recht gut geholfen.

    Hallo Maeron,

    schön dass du deinen ersten Urlaub ohne Alkohol genossen hast.

    Ich finde, gerade im Urlaub ist es erstmal eine große Umstellung.

    Mein Bild von früheren Urlauben/wie auch Wochenenden war:

    Woche/Arbeit geschafft, jetzt kannste dich endlich ohne Angst vorm nächsten Morgen, mal so richtig wegballern.

    Auch waren bei mir die meisten abendlichen Unternehmungen im Urlaub mit Alkohol verknüpft, da braucht's manchmal auch etwas Zeit, um zu erkennen, dass der Abend auch ohne Alkohol richtig gut werden kann.

    Ich hatte vor ein paar Jahren auch schon mal eine längere mehrjährige "Trinkpause" gehabt.

    Habe damals konsequent alles Weggelassen was irgendwie mit Alkohol zu tun haben könnte, selbst irgendwelche Schokolade mit Rumaroma und alkoholfreies Bier.

    Irgendwann habe ich nach Jahren aber wieder angefangen, alkoholfreies Bier zu trinken, weil ich den "Biergeschmack" vermisst habe. (Wenn ich darüber nachdenke, hat mir im Jugendalter zumindestens mein erstes Bier nicht geschmeckt, das war eher bitter und man hat sich es reingequält, naja war vielleicht auch bei jedem anders)

    Naja, aber wieder alkoholfreies Bier getrunken, dazu kam später erst sporadisch, dann täglich [ein schmerzstillendes/ entspanndendes Medikament].

    Ich wollte mir sozusagen ein "alkoholfreies High mit Biergeschmack auf Medikamentenbasis" verpassen.

    Wenn man dass jetzt so liest, klingt das ganz schön schräg. Aber eigentlich ist es ein Zeichen dafür, wie die "Sucht sich zu verlagern versucht".

    Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, aber meine gehört zu haben, dass Alkohol in ganz kleinen Mengen unbewusst getrunken (wie z.B. in Kefir) unerkannt durch System geschleust werden kann. (klar, wenn man es weiß und haut sich dann 5 Liter Kefir hinter Binde, ist das eine andere Geschichte bzw. kann man sich dann die Frage stellen, trinke ich überhaupt z.B. Kefir)

    Aber meiner Erfahrung nach, war damals das alkohofreie Bier wieder ein Wegbereiter für das "echte" Bier bzw. hat die Grenzen wieder aufgeweicht.

    Und meiner Ansicht triggert man sich auf Langzeit unbewusst schon ganz ordentlich damit.

    Das System bekommt die Info:

    Hier kommt was rein, was so riecht und schmeckt wie Bier...da war doch damals mal was. Alles bereit machen zur gezielten Verarbeitung. Und dann kommt da NICHTS, was annähernd die Oktanzahl hat.

    Also Hoffnung geweckt und geschickt wieder verworfen ;)

    Klar vielleicht kann bei dem einem oder oder anderem das System auch mit den Jahren wieder lernen, dass Biergeschmack = nicht unbedingt Rausch gleichzusetzen ist (vielleicht je nach Intensität und wie lange man vorher getrunken hat)

    Und ich werde bestimmt auch gleich darauf hingewiesen, dass das Suchtgedächtnis nur schlummert und darauf wartet, wieder aktiviert zu werden. Was ich übrigens auch absolut bejahe.

    Aber in dem Punkt wäre mir der Kosten - Nutzen - Faktor bzw. das Risiko zu hoch.

    Und ehrlich gesagt, schmeckt alkoholfreies Bier nicht wirklich, zumindestens mir.

    Nochmal kurz zur Suchtverlagerung:

    Ich habe bei mir gemerkt, dass ich immer versuche, mit Ersatzstoffen dass Loch zu füllen. Ich hatte auch schonmal vor x Jahren, als ich noch geraucht hatte, versucht mit dem Trinken aufzuhören. Habe daraufhin geraucht wie ein Schlot und war total depressiv/ ein nervliches Wrack. Ich habe damals für mich die Entscheidung getroffen, wieder weiter zu trinken, aus der damaligen Sicht war das so auch kein Leben.

    Aber auch später als Nichtraucher hatte ich dann versucht, den Alkokol mit o.g. Medikamenten und in der letzten Zeit mit Opioiden zu ersetzen.

    Ich meide jetzt konsequent alles, was eine psychoaktive Wirkung haben könnte/ an die Sucht erinnert. (selbst Nikotin, gut darauf hätte ich überhaupt kein Verlangen, aber ich hätte Angst, dass es bei mir noch mit Sucht nach Alkohol verknüpft sein könnte.

    Ich versuche jetzt alle Situationen nüchtern und ohne Hilfsmittel zu bewältigen und man ist total froh, wenn merkt, die und die Situation easy in Klarheit durchgestanden zu haben.

    Das kann bestimmt bei jedem auch ganz anders aussehen, aber das ist mein Weg, der bei mir bis jetzt super funktioniert hat.

    VG