Schratte - Vorstellung Schratte

  • Also, eines wird mir mehr und mehr klar, wenn ich diesen Thread hier von Schratte und auch von Fred lese und das ist ein Punkt, den ich noch nie so auf den Schirm hatte:

    Die komplette Hilflosigkeit als Angehöriger. Das man auf Gedeih und Verderb zusehen muss, wie sich ein lieber Menschen "hinrichtet" und man eigentlich nichts tun kann.

    Außer zu hoffen, dass sich die Person besinnt. Und man versucht mit allen Mitteln, die Person "zu Sinnen" zu bekommen, aber egal was man macht, es funktioniert einfach nicht. Im Gegenteil, mit jedem Streit, jeder Diskussion, verliert man den Menschen immer mehr.

    Mir ist da ein Satz von Theresa Enke im Kopf, die sagte, als ihr Mann sich wegen Depressionen umgebracht hatte...."wir haben es mit Liebe probiert, es hat nicht funktioniert"

    Und ich denke, es ist genau das selbe beim Alkohol.

    Ich habe in einem meiner Beträge gesagt, ich bin sehr froh darüber, dass meine Frau mich hat machen lassen und mich nicht unter Druck gesetzt hat. Und ich weiß auch mittlerweile, meine Frau wäre gegangen, wenn ich nicht den Ausstieg gefunden hätte.

    Auf den äußeren Druck meiner Familie, hätte ich mehr und mehr getrunken. Weil es für mich die einzige Lösung gewesen wäre. Aus dem Grund, dass ich ein schlechtes Gewissen habe, selber weiss oder wußte, wie schwach ich eigentlich war.

    Ich bin mir mittlerweile sehr sicher, es hätte nicht mehr viel gefehlt und ich hätte mein Leben weggeworfen. Das wird mir immer klarer wenn ich Eure Beiträge hier lese. Und ich verstehe mittlerweile, wie brutal das ist, einen Menschen gehen lassen müssen um sich und dem Alkoholiker zu helfen.

    Druck erzeugt Gegendruck. Suchtdruck. Scheiss Spirale.

  • Hallo Schratte.

    Es gibt hier eben Leute, die sehen sich in ihrem selbstgebauten Spezialistentum sofort bedroht, wenn man selbstbewusst eine eigene Meinung hat

    Meinst Du damit Dich?

    Weil Du einige selbstbewusste Meinungen zu Deiner Situation gehört hast?

    Ich habe jedenfalls nicht das Gefühl, dass Dir jemand etwas Böses wollte. Ich hatte eher das Gefühl, dass Dir vor Augen geführt werden wollte, dass es nur exakt zwei Möglichkeiten gibt:

    Akzeptanz der Situation, weil alles so bleibt wie es

    oder

    Veränderung der Situation, die nur durch DEIN eigenes Handeln erfolgen kann.

    Das Handeln Deiner Frau wirst Du nicht beeinflussen können.

    LG Cadda

  • Auf den äußeren Druck meiner Familie, hätte ich mehr und mehr getrunken. Weil es für mich die einzige Lösung gewesen

    Ich habe in einem meiner Beträge gesagt, ich bin sehr froh darüber, dass meine Frau mich hat machen lassen und mich nicht unter Druck gesetzt hat.

    Das kannst Du aber nicht verallgemeinern, Honk. Das war bei Dir so. Vielleicht weil Du tief im inneren schon den Wunsch hattest, auszusteigen.

    Ich kann Dir aber aus eigener Erfahrung sagen, dass es auch Alkoholiker gibt, die ihre Sucht für sich so hinnehmen und nicht aufhören wollen. Die sind dann heilfroh, dass sie keinen Druck bekommen. Nicht weil sie dadurch von selbst aussteigen, sondern weil sie froh sind, dass sie ohne Druck in Ruhe weiter saufen können.

    Auch hier liegt der Einfluss nicht beim Verhalten des Angehörigen.

    Nur der Alkoholiker hat es in der Hand, ob er saufen will/muss oder nicht.

  • Ich kann Dir aber aus eigener Erfahrung sagen, dass es auch Alkoholiker gibt, die ihre Sucht für sich so hinnehmen und nicht aufhören wollen. Die sind dann heilfroh, dass sie keinen Druck bekommen. Nicht weil sie dadurch von selbst aussteigen, sondern weil sie froh sind, dass sie ohne Druck in Ruhe weiter saufen können.

    Genau das meine ich doch. Nichts anderes. Das hat nichts mit mir zu tun. Außer, dass ich genau auf dem selben Pfad gewesen bin. Ich fühle das genau nach.

  • Ok, das hatte ich falsch verstanden. Es kam bei mir so an, als ob es besser wäre, keinen Druck zu machen.

    Das ist eben der springende Punkt, es ist egal, die Energie verpufft in der Luft.

    Alkoholiker sind Energieräuber.

  • Alkoholiker sind Energieräuber.

    Co-abhängige auch 😉 Retter und Opfer sind in einer Endlosschleife von Energieklau gefangen, bis nichts mehr übrig bleibt. Oder einer aussteigt.

    So oder so. Ich kann nur auf mich schauen und mich selbst im System bewegen, sonst bleibt es wie es ist. Die Zeit erledigt das zwar auch, aber eigenmächtige Entscheidungen sind dann nicht mehr möglich.

    Schratte , wenn du einen Wunsch frei hättest, was würdest du dir wünschen?

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Ich würde mir wünschen, dass meine Frau mit dem Trinken aufhörte.

    Schratte

    Hast Du das als Herzenswunsch mal ausformuliert? Wäre ja evtl. ein Versuch wert, evtl. hast Du das ja auch schon und ich habe es überlesen.

    Wenn ich das richtig verstanden habe ist sie sich Ihrer Sucht auch noch nicht richtig bewusst, sondern trinkt einfach nur sehr viel?

    Wenn Du sie fragst würdest warum sie das eigentlich tut, was käme dann wohl für eine Antwort? Weil es eben schmeckt z. b. ?

    Wieweit lässt sie Dich an das Thema heran?

    Die Kunst ist ja wohl durch Gespräche darüber keine größeren Schäden anzurichten. Meine ich bei Dir Anfangs irgendwo gelesen zu haben.

    Was sagt eigentlich ein Gesundheitscheck zu der Situation? Da müsste sich doch bei den Mengen auch etwas zeigen? Oder sind Ärzte eher tabu?

    Gruss WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Wenn ich das richtig verstanden habe ist sie sich Ihrer Sucht auch noch nicht richtig bewusst, sondern trinkt einfach nur sehr viel?

    Ja, ich glaube, dass es so ist. Genau weiß ich das allerdings noch nicht. Unsere Gespräche über das Thema fangen jetzt erst an.

    Ihre beiden Brüder trinken Alkohol. Ob in bedenklichen Mengen, kann ich nicht sagen. Ihre Eltern, mittlerweile beide nicht mehr am Leben, waren jedoch beide Alkoholiker. Die ganze Familie hatte immer eine ziemliche Affinität zum Alkohol, auch zu härteren Dingen wie z. B. Cognac.

    Schratte

  • Es gibt noch den Jellinek-Test.

    Den kannst du auch recht einfach im Netz finden.

    Beide ( AUDIT und Jellinek ) sind aus fachlicher Sicht zu empfehlen.

    Möchtest du diesen mit deiner Frau machen ?

    Liebe Grüße,

    M.

  • Ich habe natürlich diesen AUDIT-Test schon x-mal ausgefüllt - praktisch so, als wäre ich sie. Weiterführende Erkenntnisse als die, die ich sowieso schon hatte, hat mir das nicht verschafft.

    Ich finde es bemerkenswert, dass es bei diesem Riesenthema anscheinend nur einen Test gibt, den so ziemlich alle benutzen. Dabei steigert Konkurrenz eigentlich das Niveau.

    Der J.-Test ist anscheinend ausführlicher.

    Schratte

  • Es gibt den sicher hier bekannten Alkoholikertest mit den zehn Fragen. Fast alle Websites bzw. die Betreiber nutzen ihn.

    Hat sie es von dir verlangt?

    Ich hatte mal von einer Partnerin so einen Test in den Anfängen vorgelegt bekommen. War immer zu meinen Gunsten. ;)

    Übrigens, kein Alkoholiker braucht so einen Test. Ein Alkoholiker weiß, dass er einer ist. Dem muss man es nicht sagen. Nicht beweisen oder belegen.

    Solche Test können für jemand, der mal sein Trinkverhalten überprüfen will, hilfreich sein oder auch als Maßstab gelten weiter zu saufen. Sich heranzusaufen. Sich vormachen "Ist ja noch nicht so schlimm"

    Wie bei der Promille grenze. Ich komme noch aus dem Zeitalter da war 1. 1 Promille, da haben wir uns ran gesoffen. Ausgerechnet, wie viel Bier noch herein zuschütten ist.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hat sie es von verlangt?

    Nein. So wie ich meine Frau kenne, findet sie so einen Test sicher nicht so toll. Ich schätze, sie hat keinen Bock auf klare Aussagen über das Problem.

    Solche Test können für jemand, der mal sein Trinkverhalten überprüfen will, hilfreich sein oder auch als Maßstab gelten weiter zu saufen.

    Tja, das denke ich auch. Solange noch Luft nach unten ist........

    Schratte

  • Hallo Schratte,

    Die ganze Familie hatte immer eine ziemliche Affinität zum Alkohol, auch zu härteren Dingen wie z. B. Cognac.

    Zuerst mal zum Verständnis, Alkohol ist eine Droge, er ist ein Nervengift. Egal in welcher Form. Ob Bier, Sekt, Mixgetränke, teurer Cognac oder 100jähriger Wein. In Medikamenten oder Klosterfrau. Es gibt kein härter oder weicher. Der Alkoholgehalt ist unterschiedlich. Bier hat weniger als Rum, z. B. Darum steigen Alkoholiker im Laufe der Zeit von Wein oder Bier auf Schnaps um. Da ist einfach die Wirkung schneller. Um nicht in den Entzug zu kommen müssten irgendwann so viel Bier z. B. trinken, dass es garnicht möglich wäre für den Körper. Von der Flüssigkeitsmenge.

    Ich kannte mal einen, der hatte zum Frühstück schon fast eine Pulle Kräuterschnaps intus...

    Die ganze Familie hat Alkoholprobleme. Das ist sehr häufig so. Eine genaue wissenschaftliche Erklärung gibt es noch nicht. Ob es genetisch bedingt ist. Aber Kinder leben sehr oft nach, was Eltern und Umfeld vorgelebt haben. Wer aus solchen Familien kommt wird sehr oft selber zum Alkoholiker oder coabhängig.

    In meiner Urfamilie sieht man das sehr deutlich. Meine Mutter hatte 11 Geschwister. Alle hatten eine Suchtproblematik. Mein Opa hat im Krieg alles für Zigaretten gegeben, ihm war egal, ob die Kinder was zu essen hatten. Meine Onkel waren, bis auf 1, alle alkoholabhängig, nikotinabhängig, spielsüchtig oder coabhängig, meine Tanten auch. Meine Mutter war zum Glück auch nicht abhängig, hat aber bei Gelegenheiten alle unter den Tisch gesoffen.

    Meine Cousins und Cousinen sind bzw waren auch co- oder alkoholabhängig, spielsüchtig, starke Raucher. Ich selbst war coabhängig und habe auch gut gesoffen. Den Absprung hab ich gerade noch rechtzeitig geschafft.

    So, schon wieder eine Kurzgeschichte von mir :oops: .

    Lieber Gruß Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Schratte,

    im Netz habe ich eigentlich schon viele Tests gefunden. Die Fragen sind praktisch alle sehr ähnlich.

    Manchmal mache ich zum Spaß einen und gebe die Antworten, die ich vor zwei Jahren gegeben hätte.

    Und jedes Mal kann ich nicht glauben, dass ich mir sicher war, dass ich nicht wirklich Alkoholiker bin.

    Man hätte mich an einen Lügendetektor anschließen können. Ich habe mich so gut belogen, dass ich es selbst geglaubt habe.

    Ich dachte, meine Frau will mich einfach nur nerven.

    Da ist ein Beitrag, der schon etwas länger her ist. Aber mir ist dazu auch noch etwas eingefallen.

    Ich mache manchmal Sanitätsdienste. Auch auf Festen. Das Erste, was ich gelernt habe. Nimm einem Betrunkenen niemals den Alkohol weg. Da können die, wie die Wahnsinnigen, ausflippen.

    Du hast jetzt unglaublich viel Input. Lass das mal sacken.

    Bei mir war es so. Wenn einem erst mal klar ist, was Sache ist, muss sich etwas ändern. Das hat sich dann einfach ergeben. Auch aus den Situationen heraus. Weil ich musste. Es war einfach nicht mehr auszuhalten.

    Ich bin froh, dass Du da bist. Dein Thread hat mir viel gegeben.

  • Ich bin froh, dass Du da bist. Dein Thread hat mir viel gegeben.

    Das freut mich, zu hören - Edit

    Und jedes Mal kann ich nicht glauben, dass ich mir sicher war, dass ich nicht wirklich Alkoholiker bin.
    Man hätte mich an einen Lügendetektor anschließen können. Ich habe mich so gut belogen, dass ich es selbst geglaubt habe.
    Ich dachte, meine Frau will mich einfach nur nerven.

    Das sind wohl die gängigen Reaktionen. Wer hört schon gerne, dass er fortwährend Mist baut. Ich nehme 'mal an, dass das sich bei Dir mittlerweile geändert hat - gratuliere. Sonst hätte es sicher keinen erfolgreichen Wechsel gegeben.

    Nimm einem Betrunkenen niemals den Alkohol weg. Da können die, wie die Wahnsinnigen, ausflippen.

    Ja, das habe ich vor drei Tagen gelernt. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, was daraus passieren kann.

    Mittlerweile macht mich Bierwerbung nur noch wütend. Vermutlich ist ein guter Teil der jeweiligen Chefetagen alkoholabhängig - würden das aber natürlich weit von sich weisen. Man sollte sie zwingen, auf den Etiketten der Flaschen Bilder von dem schon zitierten Berliner Entertainer im Vollrausch abzudrucken.

    Schratte

    3 Mal editiert, zuletzt von Hartmut (18. August 2023 um 11:41) aus folgendem Grund: edit-- Keine pauschale Beleidigungen gegenüber User, die sich die Mühe machen dir zu antworten. Danke.

  • Mittlerweile macht mich Bierwerbung nur noch wütend.

    Das finde ich auch ein ganz interessantes Thema,Schratte. Es ist so komisch, dass man Alkohol als dazugehörigen Teil der Gesellschaft voll akzeptiert und das nicht mit dem elenden Dahinsiechen eines AlkoholikerInnen-Daseins verknüpft bekommt.

    Dabei sind es doch ein und derselbe Stoff.

    Ich glaube, das ist ein großes Problem, auch beim erkennen des eigenen Alkoholismus.

    Jeder trinkt doch Alkohol…ICH bin doch keine Alkoholikerin. Die Abgrenzung zwischen Raucher- oder Nicht-Raucher z.B ist ja viel eindeutiger.

    Dass das Feierabendbierchen oder das Sektchen zum anstossen,selbst der Kater hinterher irgendwie lustig zelebriert werden können.

    Und wenn ich an die letzten 3 Jahre denke,bevor ich aufgehört habe zu trinken…da war kein Kater,kein Entzug und nicht mal mehr ein Getränk ansatzweise lustig.

    Das ist eine seltsame Sache.

  • . Es ist so komisch, dass man Alkohol als dazugehörigen Teil der Gesellschaft voll akzeptiert und das nicht mit dem elenden Dahinsiechen eines AlkoholikerInnen-Daseins verknüpft bekommt.

    Dabei sind es doch ein und derselbe Stoff.

    Es sind die Steuereinnahmen, die unseren Staat zuallererst interessieren. Darüber vergisst er sofort seine Fürsorgepflicht gegenüber seinen Bürgern. Bei den Zigaretten ist es genau dasselbe.

    Da kann man zum Zyniker werden. Ich glaube, ich bin es schon.

    Schratte

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