Beiträge von hyrophania

    Sooo, und da ich dieses Forum ja auch ein wenig als Tagebuchersatz nutzen möchte, berichte ich von meinem Eindruck der heutigen Al-Anon-Gruppe.

    Auch hier waren viele Betroffene, die aber gleichzeitig auch Angehörige sind.

    Das Korsett des Treffens sagte mir nicht zu: das Vorlesen der 12 Schritte, das Gesprächsverhalten, die häufig ausgedrückte tiefe Dankbarkeit für die Gruppe.

    Ich verstehe, dass AA etc. für viele Menschen ein Anker darstellt. Aber es war mir nicht organisch genug. Zu wenig Austausch. Zu viel Form, zu wenig Inhalt.

    Ich bin nicht abgeneigt, noch ein weiteres Treffen von Al-Anon zu besuchen. An einem anderen Tag, mit einer anderen Zusammensetzung.

    Aber faktisch habe ich mich viel wohler in der Betroffenengruppe gefunden, da hier eine rege Diskussion erwünscht und zugelassen wurde.

    Ich werde sehen.

    Was ich gelernt habe ist, dass mir meine Ausbildung überhaupt nichts genützt hat, trotz des ganzen Wissens.

    Wenn es um Alkoholismus und COabhängigkeit geht, und ich selbst Knietief darin verwickelt bin, nützt mir die beste Ausbildung nichts.

    Da sprichst Du mir aus der Seele. Diese Verquickung zwischen Profession und Privatem ist, wie ich in meinem Eingangspost erwähnt habe, toxisch.

    Ich glaube, ein sehr gutes Wissen über suchttherapeutische Ansätze zu haben. Habe in dem Bereich bereits gearbeitet. Wenn ich meinen Partner vor mir sehe, sehe ich auch immer diverse Klienten (und vice versa).

    Nur wenn es dann um mich als Angehörige geht, Grenzsetzung, Selbstfürsorge, radikale Akzeptanz und eben auch einen (Schluß-) Strich setzen, dann bin ich in diesem Netz gefangen.

    Ich habe mich gerade begonnen, da ein wenig rauszubewegen...ich erwarte nicht, dass es schnell gehen wird.

    Viele Grüße,

    hyrophania

    Cadda

    Dann kannst Du (ein wenig) nachempfinden, wie es mir geht.

    Im Moment benötige ich Unterstützung für Teile des Weges, den ich eingeschlagen habe.

    Natürlich kann man andere Teile des Weges auch kritisieren oder die Handlungen in der Vergangenheit in Frage stellen.

    Nur Letzteres ändert nichts an meinen früheren Entscheidungen.

    Und durchgängige Kritik erzeugt Widerstand.

    Viele Grüße,

    hyrophania

    Dieses junge Mädchen lasst ihr beide sträflich im Stich!


    Das Kind, dass bereits da und schutzbedürftig ist fällt bei der ganzen verzwickten Situation hinten über

    Es mag von außen nicht so aussehen, aber ich versuche momentan wirklich auf die Gefühle und Bedürfnisse der Tochter einzugehen.

    Im Vorfeld war wohl schon einmal ein Gespräch zwischen der Tochter, der Kindsmutter und meinem Partner geplant. Auch hier sollte es um seinen Alkoholkonsum gehen. Das Gespräch fand nicht statt, da es, so die Tochter, "vergessen" wurde.

    Der Termin bei der Paartherapeutin war der Versuch, seiner Tochter und ihrem Anliegen Raum zu geben, die beiden ins Gespräch kommen zu lassen. Auch, ihm vor Augen zu führen, welche Auswirkungen sein Verhalten hat.

    Dieser Versuch ist gescheitert.

    Mit der Mutter redet sie nicht, da diese momentan anderweitig belastet ist. So bin ich die einzige, mit der die Tochter offen spricht. Und in den letzten Wochen redet die Tochter immer offener mit mir.

    Und auch hier vermischen sich wieder meine Rollen: Ansprechpartnerin der Tochter und gleichzeitig Partnerin mit dysfunktionalen Beziehungsmustern.

    Die Lösung, die ich sehe, ist mit der Kindsmutter zu sprechen.

    Und weiterhin für die Tochter da zu sein, auch wenn ich die Partnerschaft verlasse.

    Ich wünsche dir den Mut, dich nicht nur auf deinen rationalen Gedanken aus zu ruhen, sondern auch den emotionalen Teil mit zu nehmen.

    Würde ich das machen, dann würde ich nicht in Erwägung ziehen zu gehen. Denn es sind die Emotionen, Verstrickungen und emotionalen Abhängigkeiten, die mich bleiben lassen.

    Rational gibt es keinen anderen Weg als zu gehen.

    Für mich bleibt ein großes sehr irritierendes „Häää und sie ist sogar vom Fach“ als Nachgeschmack hängen.

    Ich finde Morgenrot hat die Situation in ihrem Post sehr gut zusammengefasst.

    Viele Grüße,

    hyrophania

    Eine Therapie bei einem nassen Alkoholiker macht keinen Sinn.

    Ich stimme Dir zu. Habe aber auch nie etwas anderes behauptet. Vor der Therapie steht die Entgiftung. Auch bei meinem Partner. Es ist seine Aufgabe, hierüber mit seinem Hausarzt zu sprechen.

    Deshalb kann ich Dir sagen, dass ich schon Jahre lang aufhören "wollte" zu trinken. Aber solange ich immer noch gedacht habe "Ab dann trinke ich nichts mehr, ab dann trinke ich weniger, ab dann trinke ich nur noch Alster, ab dann trinke ich nur noch zwei Mal die Woche, ab dann trinke ich erstmal ein Jahr lang nichts........" ist es nicht genug WOLLEN, um aufzuhören.

    Auch hier stimme ich Dir zu. Und ja, es fällt mir sehr schwer, anzunehmen, dass meine Wünsche, und die meines Partners nicht übereinstimmen. Dass mir die Hände gebunden sind.

    Das ist erstaunlich, wenn er Dir bereits vor 20 Jahren erzählt hat, dass er den Alkohol auf der Arbeit verdünnt (also Konsum verheimlicht). Ist man da nicht automatisch die nächsten 20 Jahre ein wenig hellhöriger, um es mal vorsichtig auszudrücken?

    Vor 20 Jahren führten wir eine Beziehung über 3 Monate hinweg. Die Beziehung war nie für einen längeren Zeitraum geplant. Da war es einfach über Dinge hinwegzusehen.

    Bei dem zweiten Beziehungsversuch war ich so sehr mit mir selbst beschäftigt (damals verübte ein Ex-Freund von mir, dem ich weiterhin sehr nahe stand, einen erweiterten Suizidversuch [er überlebte, sein Opfer nicht]), dass der Alkoholkonsum ein geringeres Übel war. Auch hier erkannte ich die Tragweite erst später.

    Beim dritten Mal nun, achtete ich schon auf seinen Alkoholkonsum. In den Zeiten, in denen wir uns sahen, konsumierte er zumeist nicht. Und wenn, dann nicht exzessiv. Da habe ich mich in Sicherheit gewogen. Und die Augen vor der Realität verschlossen, als ich eine Veränderung im Konsumverhalten bemerkte.

    Ich glaube, dass Du vorher den Ernst der Lage nicht ganz so erkannt hast oder erkennen wolltest, liegt an der Co-Abhängigkeit, denn das Schön-Reden oder Klein-Reden ist ein typisches Merkmal von Menschen, die sich in der Beziehung emotional abhängig gemacht haben.

    Auch hier stimme ich Dir zu.

    Wenn die Trennungen zuvor nichts mit dem Alkohol zu tun haben, dann sollte es doch noch klarer auf der Hand liegen, dass es nicht passt.

    Ich habe in einem meiner vorherigen Posts versucht die verschiedenen Beziehungsversuche zu beschreiben. Möchte aber an dieser Stelle nicht weiter ins Detail gehen. Das würde den Rahmen sprengen.

    Wichtig ist, dass Du Dich selbst analysierst, warum DU Dich weiterhin in dieser Situation befindest.

    Der Teil mag nicht deutlich geworden sein. Aber daran arbeite ich, wenn auch parallel.

    Ich gehe zu SHGs, habe heute einen Termin mit der Paartherapeutin um die momemtane Situation zu ordnen und bemühe seit letzter Woche eine Einzeltherapeutin, die mich mehrjährig kennt, meine Situation einschätzen kann und mit mir an dem "Loslassen" und "gehen können" arbeitet.

    Glaub mir, ich bin durch ein langes Tal der Tränen gegangen. Ich dachte tatsächlich, ich könne nicht mehr so richtig glücklich werden.


    Und doch, das bin ich. Und ich frage mich im Nachhinein, jetzt wo mein Kopf wieder klar tickt, wie ich mir dieses ganze Drama so unendlich lange schön reden konnte..

    Und das freut mich für Dich. Was Du beschreibst, hört sich nach einem langen Leidensweg an. Aber Pauschalurteile wie "Du wirst wieder glücklich" empfinde ich momentan nicht als hilfreich. Das hat auch viel mit meinem Bindungsverhalten zu tun. Und wie gesagt, daran arbeite ich.

    Viele Grüße,

    hyrophania

    Hilf diesem Kind und hilf dir selbst, in dem du nach 20 Jahren endlich aussteigst und den Weg frei machst, für eine ehrliche und aufrichtige Liebe, für eine Liebe die dich nährt anstatt dich aus zu saugen.

    Welchen Weg würdest Du diesbezüglich einschlagen? Ich meine bezogen auf seine Tochter!

    Du scheinst konkrete Schritte im Kopf zu haben, vielleicht möchtest Du diese mit mir teilen?

    Viele Grüße,

    hyrophania

    Ich denke du wirst deine ganze Kraft brauchen um für Dich und eventuell auch die Tochter eine gute Lösung zu finden.

    Bezüglich seiner Tochter habe ich wenig Handhabe. Sie verbringt ihre Wochenenden beim Vater, den Rest der Zeit bei der Mutter.

    Allerdings haben wir (sie und ich) besprochen, dass wir mit ihrer Mutter ein Dreiergespräch führen werden, sollte ich gehen.

    Da die Tochter nicht (mehr) mit ihrer Mutter über das Thema spricht, sollte jemand anderes diesen Part übernehmen. Denke ich.

    Gleichzeitig löst dieses Vorgehen Unbehagen in mir aus, da ich natürlich auch meinem Partner gegenüber Loyalitäten verspüre und die Konsequenzen nicht abschätzen kann.

    Viele Grüße,

    hyrophania

    P.S.: Danke für Deine Einschätzung, DSE.

    Whitewolf

    wenn ich das richtig verstanden habe, dann hast Du ja bald mehrere Wochen Luft und ziehst sogar eine räumliche Trennung ( WG ? ) in Erwägung.

    Mein Partner fliegt am 17.07.2023 in sein Heimatland. Am 24.08.2023 kommt er zurück.

    Zum momentanen Zeitpunkt möchte ich nicht mit ihm bis zum 15.09.2023 zusammenleben. Ich möchte keine Zeit mit ihm verbringen, wenn er alkoholisiert ist. Und auch nicht "den Tag danach". Ich habe mir die hiesigen Zimmerangebote angeguckt, finanziell ist das machbar.

    Daher überlege ich mir, ihm zu seiner Rückkehr einen Brief zu schreiben und ihm darin meinen zeitweisen Auszug zu erklären. Ein direktes Gespräch würde höchstwahrscheinlich in einer Auseinandersetzung enden.

    Auch muss ich überlegen, ob ich überhaupt wieder einziehen möchte, solange er lediglich auf meinen Druck hin versuchen wird, abstinent zu leben.

    Aber wie bereits erwähnt, an der konkreten Umsetzung hapert es. Ideen habe ich viele.

    Welche Rolle spielt eigentlich die Tochter in Deinen Entscheidungen? Wie ist Eure Beziehung?

    Seine Tochter ist ein wunderbares Wesen, und wenn ich gehe, dann verliere ich nicht nur ihn, sondern auch sie. (Wobei die Frage ja auch lautet, ob man etwas verlieren kann, wenn es einem nie gehört hat.) Es war die Tochter, die das Gespräch bei der Paartherapeutin angeregt hat. Wäre die Idee von mir gekommen, hätte er nicht zugestimmt.

    Ich sehe wie die Situation sie belastet. Oder anders: welche Schutzmechanismen sie nutzt, damit die Situation nicht zu belastend wird. Bezüglich ihres Vaters bin ich, so sagt sie, ihre einzige Ansprechpartnerin. Sie spielt gerne über Bande, weil sie sich bei ihrem Vater nicht gehört fühlt. So erzählt sie mir ihre Wünsche und Sorgen und bittet mich, diese ihrem Vater mitzuteilen. Das ist zwar eine Stärkung meiner Rolle im System, aber auch sehr dysfunktional. Daher auch der gemeinsame Besuch bei der Therapeutin, um das Muster aufzubrechen.

    Ich möchte seine Tochter schützen. Sie ist 13 Jahre und kann somit selbst entscheiden, ob sie ihren Vater an den Wochenenden sehen will. Bisher entscheidet sie sich für diese Besuche.

    Ich bin mir nicht sicher, ob ich Deine Frage ausreichend beantwortet habe. Für die Tochter habe ich keine klaren Lösungswege, die ich verfolgen kann. Vielleicht gibt es hier ja Tipps?!

    Viele Grüße,

    hyrophania

    Cadda

    Ein Kind ist kein Grund mit dem Trinken aufzuhören, denn nicht eine fehlende Zufriedenheit, ein fehlendes Glück lässt einen Alkoholiker trinken, sondern die Sucht lässt einen Alkoholiker trinken.

    Mit dem Kind hast Du Recht.

    Bezüglich der Aussage über die Sucht stellt sich die Frage wie Du Sucht und deren Entstehung definierst. Letztendlich geht es sowohl um neurologische Veränderungen (Suchtgedächtnis, Beeinflussung des dopaminergen Systems) als auch Verhaltensprogrammierung durch operante und klassische Konditionierung sowie Habituierung. Aber eben auch zumeist um Emotionsregulation. Daher wird ja in der Therapie so viel Wert auf das Erlernen alternativer Problemlösestrategien und der Auseinandersetzung mit als unangenehm empfundenen Emotionen gelegt.

    Hättest Du da wirklich noch Hoffnung auf Besserung?

    Ich arbeite u. A. in meinem Beruf, eben weil ich daran glaube, dass Menschen sich verändrrn können. Daran glaube ich auch im Privaten.

    Wichtig ist mir der Prozess der Abwägung, wieviel ich erleiden kann und will.

    Hast Du nicht etwas Besseres verdient? Eine ruhige Beziehung ohne Sucht?

    Ja, habe ich. Aber wenn ich wieder auf die Suche gehen sollte, muss das was ist, erst abgeschlossen werden. In die ein oder andere Richtung.

    Ich befürchte, dass Du immer noch -vermutlich wenig stabil- im ne Treibsand steckst.

    Das sehe ich, zeitweise, ähnlich. Meine Emotionen fluktuieren sehr stark. Gleichzeitig unternehme ich Schritte um mich zu stabilisieren.

    Ich bin so sehr direkt, weil ich sehe, wie krass lange Du schon in der Situation steckst und befürchte, dass Dich „Anstubser“ nicht nach vorne bringen.

    Weniger als 3 Monate ist es her, dass ich meinen Partner das erste Mal als Alkoholiker bezeichnet habe. In den Beziehungsversuchen zuvor war Alkohol nicht der Grund für die jeweilige Trennung oder Konflikte.

    Liebeskummer vergeht übrigens wirklich. Ich hatte so starken, dass ich dachte, ich werde nie wieder richtig glücklich. Und wie ich das jetzt bin!!! Das wirst Du auch werden.

    Ich weiss, dass Du mir Mut zusprechen möchtest, und danke Dir hierfür.

    Aber es ist für mich sinnvoller realistisch die Situation zu betrachten. Und das bedeutet, dass ich durch ein Tal der Tränen gehen werde. Für Monate, ggf. Jahre. Und vielleicht werde ich danach glücklich werden. Vielleicht aber auch nicht. Aber erträglicher soll es werden.

    Viele Grüße,

    hyrophania

    Linde66

    Wenn das der dritte Beziehungsversuch ist, dann scheint bei dir tiefe Skepsis vorhanden zu sein. Die ist ja auch mehr als angebracht.

    Die vorherigen Trennungen hatten nichts mit seinem Alkoholkonsum zu tun.

    Das erste Mal (vor 20 Jahren) trennte ich mich, da ich nach dreimonatiger Beziehung sein Heimatland verließ und wieder nach Deutschland ging.

    Das zweite Mal in 2014 (nach einjähriger Beziehung) trennte er sich, weil er mit seinem Leben zutiefst unglücklich war und erkannte, dass wir nicht gut füreinander waren.

    In den letzten 2+ Jahren haben wir beide jeweils an unseren Bindungsstilen (er ambivalent, ich ängstlich) gearbeitet und viele persönliche Fortschritte gemacht.

    Die Massivität des Alkoholkonsums ist mir tatsächlich erst nach meinem Einzug klar geworden, auch wenn es natürlich bereits vorher Anzeichen gab, die ich geflissentlich entschieden habe zu übersehen. Diese Verantwortung muss ich tragen.

    Das wird doch nicht besser mit dem Zusammenziehen oder gar der Aufnahme eines - weiteren - Kindes. Macht das auf gar keinen Fall. Ihr Erwachsene könnt euch noch jahrelang weiter im Kreis drehen, aber bitte nicht ein Kind da mit reinziehen.

    Mit der Empfehlung bezüglich des Zusammenziehens, kommst Du zu spät...

    Bezüglich des Pflegekindes habe ich den Prozess auf Eis gelegt. Wir brauchen nicht über ein Pflegekind zu sprechen, wenn mein Partner nicht mehrjährig abstinent ist.

    Gegebenenfalls wird es zukünftig um die Aufnahme eines Pflegekindes als Alleinstehende gehen. Allerdings bezweifel ich das, da ich mir die Aufnahme eines ggf. bindungsgestörten Kindes mit multiplen Risikofaktoren alleine nicht vorstellen kann. Somit wird wohl ein Teil meiner therapeutischen Arbeit eher aus diesbezüglicher Trauerarbeit bestehen.

    Wenn außer Absichtserklärungen und Hinhalten von ihm nichts an wirklich konkreten Lebensveränderungen kommt, wie lange willst du dann noch warten?

    In dem momentanen Prozess befinde ich mich seit dem 20. April 2023. Da habe ich zum ersten mal ausgesprochen, dass mein Partner ein Alkoholiker ist.

    Wie lange der Prozess dauern wird, kann ich Dir nicht sagen. Ich weiss nur, dass ich momentan nicht in der Lage bin, zu gehen.

    Wenn er es wirklich ernst meinen würde, würde er morgen zum Hausarzt gehen und nach einer Entgiftung usw. fragen.

    Weil er es eben nicht ernst meint.

    Ich habe bereits geschrieben, dass es ein gewisses Problembewusstsein, nicht aber eine Krankheitseinsicht gibt. Das Problembewusstsein ist Resultat der Interventionen durch seine Tochter und mich. Einen Abstinenzentschluss hat er jedoch nicht getroffen. Zu viel gibt ihm der Alkohol. Zu viel nimmt ihm die Abstinenz.

    Gleichzeitig ist Motivationsarbeit ein weitreichender Teil der Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen. Mehr noch als bei anderen psychischen Erkrankungen. Aus diesem Grund werden auch Suchterkrankte, die fremdmotiviert sind, nicht vom therapeutischen Angebot ausgeschlossen.

    Ich bin der Meinung, dass wir den nun eingeschlagenen Weg einmalig gehen müssen. Denn dann habe ich mein Wort gehalten. Und er hatte die Chance begleitet den Weg zu gehen.

    Ob er das macht, liegt in seiner Verantwortung.

    Viele Grüße,

    hyrophania

    P.S.: Ach ja, so tough bin ich nicht. Wie die meisten, die hier schreiben, habe auch ich unterschiedliche Anteile.

    Momentan schreibt hier nicht der verzweifelte Anteil. Aber den gibt es auch.

    Whitewolf

    Das Trinkverhalten nach dem 15. September ist zwar wichtig, allerdings ist das Verhalten kurz vor Ablauf der Deadline zu beobachten .

    Damit hast Du sicherlich Recht. Ich gehe davon aus, dass er "vortrinken" wird. So würde ich es nennen, was er vor der Therapiesitzung gemacht hat. Eigentlich hat er auch damit schon angefangen.

    In einer Woche fliegt er in sein Heimatland und bleibt dort 5 1/2 Wochen. Das wird mir Luft zum Atmen geben.

    Für die Zeit nach seiner Rückkehr bis zum 15. September überlege ich mir, ein Zimmer zu nehmen. Das abendliche Warten auf ihn ist für mich ungesund. Selbst wenn ich mich ablenke, laufen die Gedanken an ihn ständig im Hinterkopf ab. Das ist auch für meine Arbeit, dir recht verantwortungsvoll ist, abträglich.

    das klingt als wärest Du gut gerüstet.

    Ach, das sieht nur so aus. Ich kenne den Weg. Theoretisch. Ihn zu bestreiten, da brauche ich Unterstützung.

    Bei unserer letzten Trennung, war es als würde ich in Treibsand versinken. Ich habe ewig gebraucht, um mich wieder stabil aufzustellen.

    Das wird dieses Mal nicht anders sein. Das ängstigt mich.

    Viele Grüße,

    hyrophania

    Hallo Whitewolf,

    danke für Deine Worte.

    Ich gehe nicht davon aus, dass es mein Partner alleine schafft, langfristig abstinent zu leben. Daher gehe ich zwar davon aus, dass er ab dem 15. September einige Tage - vielleicht auch Wochen - abstinent leben, dann aber rückfällig werden wird.

    Sollte er dann sich weigern, professionelle Hilfe anzunehmen, möchte ich gehen.

    Sollte er professionelle Hilfe annehmen, dies aber nur halbherzig machen, möchte ich gehen.

    Sollte er professionelle Hilfe annehmen und wirklich an sich arbeiten, bin ich bereit zu bleiben. Und zu versuchen, den Weg gemeinsam zu gehen.

    Ich schreibe "möchte ich gehen", da ich heute hierzu noch nicht in der Lage bin. Vor 2 Wochen plante ich ihm ein Ultimatum zu stellen, und musste einsehen, dass ich einknicken würde. Daher machte ich es nicht.

    Er weiss, dass seine Suchterkrankung beziehungsschädigend ist. Für uns, aber auch in der Beziehung zu seiner Tochter. Ich habe ihm bisher keine konkreten Konsequenzen angedroht. Er ist klug genug um zu wissen, dass es um ein "uns" geht. Und dass, so habe ich es ihm gegenüber formuliert, ich keine Dreierbeziehung mit ihm und dem Alkohol führen werde.

    Konkret heisst das: Auszug meinerseits (zunächst ein Airbnb, dann eine eigene Wohnung oder WG) . Ggf. Kontaktabbruch zu ihm (da hadere ich noch). Angebot an die Tochter, sich mit dieser regelmäßig zu treffen (wir sind recht eng). Ggf. Gespräch mit der Kindsmutter (sofern die Tochter damit einverstanden ist, da ich glaube, dass das Thema in seiner Drastik nicht thematisiert wird).

    Aber zu diesen Schritten werde ich viel Kraft brauchen. Die habe ich noch nicht.

    Ich ringe mich gerade dazu durch, beim Hausarzt tatsächlich ehrlich zu sein, ohne das mit dem Partner abzusprechen. Letztendlich geht es um Informierung und Sicherstellung, dass ich bei einer Trennung ohne große Probleme einen Krankenschein bekomme. Aus Erfahrung weiss ich, wie sehr mich partnerschaftliche Trennungen mitnehmen...

    Viele Grüße,

    hyrophania

    Hallo Bolle,

    ich sehe das ähnlich. Es ist ein Freifahrtsschein, den er nutzen wird (und bereits nutzt). Aber wir haben eine Abmachung, und der möchte ich gerecht werden.

    Bezüglich einer Therapiemotivation. Gerade im Abhängigkeitsbereich sind die Klienten, die sich in Therapie befinden, oft zunächst fremdmotiviert. So beschreibt es ja auch mein Partner. Abstinenz ist zunächst erstrebenswert damit seine Tochter und insbesondere ich nicht mehr nerven. Ohne uns würde er über eine Abstinenz nicht nachdenken. Auch weil, neben des gesundheitlichen Aspekts, den er nicht wirklich ernst nimmt, er bisher keine negativen Konsequenzen hatte.

    Wenn diese Überzeugung anhält, gebe ich Dir recht, dann verschwende ich meine Zeit. Aber das ist alles kognitiv. Emotional ist das viel schwerer greif- und umsetzbar.

    Gleichzeitig glaube ich, dass es zumindest eine Art von Problembewusstsein bei ihm gibt. Krankheitseinsicht ist höchstwahrscheinlich zu viel gesagt, da er den Krankheitsbegriff mit Schwäche gleichsetzen wird.

    Gegebenenfalls wird er in der Lage sein, auf dieses Problembewusstsein im therapeutischen Rahmen einzugehen. Gegebenenfalls nicht.

    Und dann muss ich Konsequenzen ziehen (lernen). Aber dafür bin ich ja hier.

    Viele Grüße,

    hyrophania

    Moin moin,

    ich (43 Jahre) bin vor 3 Monaten mit meinem Partner (47 Jahre) zusammengezogen. Zuvor hatten wir eine fast 2 1/2 jährige Fernbeziehung und haben uns alle 2 bis 3 Wochenenden gesehen.

    Die Fernbeziehung war...herausfordernd für uns beide, weil wir beide in unserem Beziehungserleben und Kommunikationsverhalten viel Konfliktpotential haben. Allerdings war für uns beide die Beziehung wichtig genug, sie jeweils aufrecht zu erhalten.

    Hinzu kommt, dass wir beide uns seit 20+ Jahren kennen und dies der dritte Beziehungsversuch ist. Uns scheinen also langlebige und tiefe Gefühle füreinander zu verbinden.

    Nun bin ich Anfang April in seiner Stadt, mit ihm zusammengezogen und habe einen neuen Job angenommen.

    Vor Ort habe ich kaum ein soziales Netz und meine engen Freunde leben alle weiter weg. Wobei ich auch eher der Typ für sporadische, enge Kontakte bin, sodass ich eigentlich niemanden habe, bei dem ich mich spontan mit meinen Problemen melden könnte (zumindest erscheint es mir so...). Finanziell bin ich unabhängig.

    Dass mein Partner missbräuchlich (bei Frustration oder Kränkung, etc.) Alkohol konsumiert, war mir bereits vor meinem Umzug klar.

    Darüber hinaus begleitet ihn eine Alkoholproblematik seit Jahrzehnten.

    So berichtete er mir bereits vor 20 Jahren, dass er einen seiner Jobs (damals Koch) verloren habe, da er den Alkohol mit Wasser vermischt habe, um seinen eigenen Konsum zu verdecken. Damals trank er auch ab und an (und konsumierte Kokain) aber es beeinflusste unsere Beziehung nicht.

    Während unseres zweiten Beziehungsablaufs in 2013, waren wir wiederum in einer Fernbeziehung. Die Wochenenden, die ich anwesend war, konsumierte er massiv. Was dazu führte, dass ich mich, wenn ich vor Ort war, um seine Tochter (damals 4 Jahre, heute 13 Jahre) kümmerte. Ich kann mich nicht daran erinnern, dies mit ihm thematisiert zu haben. Aber mir war klar, dass sein Verhalten äußerst problematisch (und potentiell fremdgefährdend für die Tochter) war. Und ich glaube mich zu erinnern, dass ich, als ein gemeinsamer Kinderwunsch im Raum stand, ich mich dagegen entschied, da sein Konsumverhalten ihn zu einem schädlichen Rollenbild machte.

    Während unserer jetzigen Beziehung schien sein Alkoholkosum, zumindest am Anfang, sehr viel geringer als früher. Im Nachhinein scheint hier auch Corona zu einem geringeren Kosum beigetragen haben. Denn mein Partner nutzt zwar Alkohol als eine Problemlösestrategie, jedoch ist er auch ein Gesellschaftstrinker und alle seine Freunde sind dem Alkohol eher zugetan. Mit Ende der Corona-Restriktionen erlebte ich ihn dann wieder öfter betrunken. Dabei wurde das Thema durch mich, und auch seine Tochter des Öfteren thematisiert, sodass er teilweise den Alkoholkonsum vor uns versteckte. Einmalig hat er, auf Bitten der Tochter, mehrere Wochen auf Alkohol verzichtet, ist jedoch schnell wieder in alte Konsummuster (2 - 4 Mal wöchentlich, teilweise massiver Konsum) verfallen.

    Und auch wenn alles, was ich gerade beschreibe ganz klar auf eine Abhängigkeitsproblematik hinweist, habe ich mich an der Diagnose des missbräuchlichen Konsums festgehalten.

    Von Alkoholismus spreche ich erst seit drei Wochen nach meinem Einzug. Da ich erst da das oben beschriebene Konsummuster wirklich wahrnahm.

    In Woche vier meines Einzugs sind seine Tochter, er und ich zu einer Paartherapeutin gegangen, da ein Kinderwunsch meinerseits im Raum steht und wir uns (altersbedingt) auf die Aufnahme eines Pflegekindes verständigt haben. Die Tochter hatte jedoch gefordert, dass er abstinent leben muss, damit die Aufnahme eines Pflegekindes duch sie "gestattet" wird. Während dieses Termins hatte die Tochter die Möglichkeit, ihrem Vater die Auswirkungen seines Alkoholkonsums darzustellen.

    Bereits im Vorfeld kündigte er mir gegenüber an, ab dem Termin keinen Alkohol mehr zu konsumieren. Mein Hinweis auf die Notwendigkeit von professioneller Unterstützung, wurde von ihm als Misstrauensvotum meinerseits verstanden. Er schaffe das alleine!

    Nach dem Termin war er 4 bzw. 6 Wochen alkoholabstinent. Er sagt 6. Seine Tochter 4.

    Vor spätestens 4 Wochen wurde er dann rückfällig, sodass auch ich es mitbekam. Danach folgte ein ausführliches Beziehungsgespräch. Er weigerte sich jedoch weiterhin, sich Unterstützung zu holen.

    Eine Woche später gab es dann einen massiven Rückfall, und seit spätestens diesen Freitag sind wir wieder in einem identischen Konsummuster wie vor der Abstinenzphase.

    Unser Zusammenleben gestaltet sich problematisch. Er zieht sich teilweise zurück, ist lustlos, schlecht gelaunt, und die einzigen Aktivitäten, denen er nachgeht haben mit Konsum (Freunde treffen) zu tun. Intimität sucht er seit dem massiven Rückfall kaum. Gleichzeitig sucht er schon das Gespräch mit mir bei anderen Themen und kümmert sich ums Essen etc.

    Seine Tochter ist desillisioniert und sagt, dass sie mit ihm "nicht mehr diskutieren" wolle, beobachtet aber seinen Konsum sehr genau.

    Ich bin traurig, enttäuscht, wütend. Und versuche immer wieder das Gespräch zu suchen. Da ich studierte Psychologin bin, vermischen sich in solchen Gesprächen auch die Rollen (Partnerin vs. Therapeutin), was kontraproduktiv ist. Gleichzeitig schäme ich mich für meine Hilflosigkeit.

    Letzte Woche nun haben wir einen "Deal" gemacht. Da er mir immer wieder mitteilte, dass er keine Hilfe benötige und bisher immer alles alleine in seinem Leben geschafft habe, habe ich ihm gesagt, dass er dies weiterhin versuchen soll. Jedoch nur bis zu einem bestimmten Datum. Sollte er es bis dahin nicht schaffen, alleine abstinent zu sein, so werden wir den Weg der professionellen Hilfe einschlagen. Was er aus dem Deal gemacht hat ist, dass er ab dem 15. September versuchen wird abstinent zu leben. Bis dahin darf er trinken. Ohne, dass ich etwas sage. Und bei einem Rückfall nach dem 15. September hat er, zumindest momentan, eingewilligt, zur Suchtberatung zu gehen und auch im Anschluss eine Entwöhnungstherapie (ambulant) zu machen. Allerdings hat er sich über Entwöhnungstherapien noch nicht ausreichend informiert, sodass ich mir vorstellen kann, dass da später noch Einwände kommen. Ganz zu schweigen von den Versuchen, heimlich zu trinken.

    Es ist ein fauler Deal, dass weiss ich. Und es ist ein Deal, bei dem ich wieder ins Machen komme, statt ihm.

    Er selbst sagt, dass er wisse, dass er ein Alkoholproblem habe. Erklärt aber auch, dass er dies erst seit dem Besuch bei der Paarberatung erkannt habe. Er empfindet mich als zu fordernd. Die Gespräche mit mir, sind ihm äußerst unangenehm (mir übrigens auch). Seine Motivation abstinent zu leben ist, so seine Aussage, zu 60 %, dass die Gespräche aufhören und zu 40 %, für ihn selbst. Hier wird er aber wenig konkret. Dabei hatte er bereits zweimalig eine Krebsverdachtsdiagnose. Gleichzeitig beschreibt er gut die Funktion von Alkohol auf emotional unangenehme Situationen (ausschalten) und in seinem Sozialleben. Hier formuliert er auch, dass insbesondere Letzteres ein Problem darstellen wird. (Ich tippe da eher auf Ersteres.)

    Ich selbst war vor 2 Wochen bei einer Angehörigengruppe, die sich als Betroffenengruppe entpuppte, wo man mich aber freundlich und unterstützend empfing. Ich suche weiter nach einer Angehörigengruppe.

    Auch habe ich mir therapeutische Unterstützung gesichert (Einzeltherapie) und gehe morgen nochmalig zu der Paartherapeutin. Auch plane ich, zum einen für Angehörigengespräche zur Suchtberatung zu gehen sowie mich dort über das hiesige therapeutische Angebot fpr Suchtkranke zu erkundigen.

    In meinem Umfeld versuche ich, so offen mit dem Problem umzugehen wie möglich. Auch überlege ich mit unserem Hausarzt zu sprechen und hier zu sensibilisieren. Hier bin ich jedoch aus Loyalitätsgründen noch unschlüssig.

    Letztendlich weiss ich, dass ich mit meinem Partner nicht zusammenbleiben kann und will, wenn er nicht abstinent lebt. Ich möchte nicht mit der ständigen Unruhe leben, ob er alkoholisiert nach Hause kommt. Ich möchte die Konflikte nicht, die darauf folgen. Ich möchte dieses Schwanken zwischen Hoffnung und Enttäuschung nicht. Ich möchte nicht mit einem lustlosen, schlecht gelaunten und persönlichkeitsveränderten Partner umgehen. Und ich möchte mich nicht um seine Gesundheit sorgen.

    Gleichzeitig liebe ich ihn sehr...und hoffe natürlich inständig, dass er einsieht, dass er Unterstützung benötigt, diese annimmt und auch umsetzt.

    Die Überlegung, (bald) ein Pflegekind aufzunehemen, habe ich nun erst einmal begraben.

    Im therapeutischen Rahmen darf nicht die Rettung der Beziehung, sondern mein Wohlergehen im Mittelpunkt stehen: Ich möchte lernen, zu gehen wenn ich muss bzw. möchte. Hierfür möchte ich das Forum nutzen.

    Gleichzeitig weiss ich, dass ein schwerer Weg vor mir liegt, und dessen Ausgang und Länge ist noch unklar.

    Das war jetzt sehr lang. Danke fürs Lesen!!!